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siir Hiheilslciii-EnisllPi, LdnluDitz, 8eMst, Lugau, Wüstenbrand, Urspnmg,. Mittelbach, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf u. s. w. Dieses Blatl erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich Nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Austräger, soivie alle Postanstalten. Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich 1 Mk. 25 Pfg. incl. der illustrirten Sonntagsbeilage. Redaction und Expedition: Bahnstrastc 3 (nahe dem K. Amtsgericht). Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohenstein-Ernstthal. Insertion sgebühren: die fünfgespaltene Corpuszeile oder deren Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg., Reclame 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Annahme der Inserate für die folgende Nummer bis Vorm. 1V Uhr. Größere Anzeigen Abends vorher erbeten. Nr. 111. Dienstag, den 14. Mai 1901. 28. Jahrgang. TZ« g e H g § s H r ch t c. Deutsches Reich. Berlin, 11. Mai. Reichstag. Als Vorlage neu eingegangen sind die Akten von der Haager Konferenz im Juli 1899. Der Antrag des Reichskanzlers wegen Vertagung des Reichstags bis zum 26. November d. I. wird debattelos angenommen. Gleichfalls debattelos werden in erster und zweiter Lesung der Nachtragsetal für das Bufsichtsamt über das Privatversicherungswesen und die Novelle zum Gesetz betr. das Flaqgenrecht der Kauffahrteischiffe angenommen. — Es folgt die erste Berathung der Vorlage, betr. Verlängerung des Handels provisoriums mit England bis Ende des Jahres 1903, also um weitere 2'/, Jahre, bis zum Ablauf der Handels verträge. Abg. v. Levetzow (kons.): Ich habe Namens meiner Freunde zu erkläre», daß wir der Vorlage zu stimmen werden. Wir sind zwar nicht ganz ohne Be denken, wollen diese aber im gegenwärtigen Augenblick unterdrücken und die Vorlage annehmeu. — Abg. Münch- Ferber (nat.-lib.): Auch ich habe Namens meiner Partei zu erklären, daß wir der Vorlage, welche die Vollmacht des Bundesraths bis zum Ablauf der Handelsverträge verlängern will, znstimmen. — Die Abgeordneten Bachem (Centr.), Pachnicke (freis. Ver ), v. Tiedemann (Reichsp.) und Müller-Sagan (freis. Volksp.) erklären die Zustimm ung ihrer Parteien. Die Vorlage wird in erster und zweiter Lesung angenommen. Ohne Debatte wird schließ lich in erster und zweiter Berathung die kaiserliche Ver ordnung, betr. Zollzuschläge auf Cacao, Kaffee und Blauholz aus Haiti zugestimmt. — Montag 1 Uhr: Dritte Lesung des Nachtragsetats für das Aussichtsamt über Privatversicherungswesen und der Flaqgenrechts- novelle, zweite Lesung der Branntweinsteuernovelle, dritte Lesung der Gewcrbegerichtsnovelle. — Angenehme Aussichten hat jüngst in der Commission für die Schaumweinsteuer Herr Staatssccretär Freiherr v. Thielmann eröffnet, indem er dem Beschlusse, die auf Grund des Gesetzentwurfs veranschlagten Einnahmen um etwa Millionen Mark zu vermindern, die bereits erwähnte Erklärung entgegensetzte, auch solche verhältniß- mäßig unbedeutende Summen könnten nicht entbehrt werden. Die Reichskasse brauche jeden Pfennig; denn im nächsten Etatsjahre werde sich ein Fehlbetrag von mindestens 70 bis 80 Millionen ergeben. In den Bundesstaaten war man schon längst darüber unterrichtet, daß das nächste Etatsjahr recht üble Einwirkungen auf die einzelstaatlichen Finanzen ausüben werde. Ist auch die Meldung von einer thüringischen Ministerconferenz dementirt worden, so werden doch die Finanzminister der Bundesstaaten, namentlich der kleineren unter ihnen, dieser üblen Entwickelung der Reichsfiuanzen nicht gleich- giltig zusehen, sondern darauf dringen müssen, daß dem Zurückgreifen des Reiches in die Kassen der Bundes staaten im Falle eines Deficits ein Ziel gesetzt werde. Die Verwirklichung der angestrebten Reichsfinanzreform, wonach dem Reiche die Pflicht auferlegt werden soll, für die Deckung seines Deficits selbst zu sorgen, wird nicht länger zu umgehen sein. — Die Wirkung der Zollerhöhung in der Milte des vergangenen Jahres läßt sich sür das erste Vierteljahr 1901 besonders genau feststellen. Bei der Beliebtheit des Pilsener Bieres glaubte man, daß die Steigerung des Eingangszolles wohl eine den Import hemmende Wirkung ausüben würde, die jedoch nicht von langer Dauer wäre. Bisher hat sich allerdings diese Ansicht nicht bestätigt, denn es betrug die deutsche Biereinsuhr aus Oesterreich-Ungarn im ersten Vierteljahr 1901 nur 131870 Doppelcentner gegen 170 403 Doppelcentner in den ersten drei Monaten 1900. Es bedeutet dies einen Verlust von über >/, Mill. Mk., so daß der Jahres verlust ein recht beträchtlicher werden kann. Der Import österreichischen Bieres hatte in den letzten Jahren einen Werth von 8—9 Mill. Mk — Auf „sparsamere Wirthschaft" im Reiche drängt der Landtag von Coburg-Gotha. In seiner letzten Sitzung ersuchte der Landtag von Coburg-Gotha die Regierung, in der Erwägung, daß die Steuerkraft des Landes bereits bis auf's Aeußerste angespannt ist, den Bevollmächtigten zum Bundesrath anzuweisen, im Bundesrath der weiteren Erhöhung der Reichsausgaben entgegenzutreten, insoweit solche nicht durch wichtige, dem Volkswohl dienende Aufgaben erfordert wird, auch auf jede Ersparniß an den bisherigen Ausgaben Bedacht zu nehmen, die unbeschadet des nothwendigen Cultur- fortschritts möglich ist. In der Debatte wurde kein Zweifel darüber gelassen, daß die Bestrebungen der Thüringer Regierungen, neue Steuerquellen zu schaffen, um die Erhöhung der Matrikularbeiträge durch eine Mehrung der Ueberweisungen aus der Reichskasse aus zugleichen, im Landtag aus keine Unterstützung rechnen könnten, daß sie vielmehr aus eine Einschränkung der Reichsausgaben im Bundesrath hinwirken sollten. In derselben Sitzung ersuchte der Landtag die Regierung auch, ihren Bundesraths-Bevollmächtigten anzuweisen, sür den Diätenantrag des Reichstages seine Stimme abzugeben. Der Führer der Socialdemokraten Abgeord neter Bock erklärte, daß seine Partei der Regierung unter den obwaltenden Verhältnissen keine Schwierig keiten bereiten und in ihren Bestrebungen nicht über Gesetz und Verfassung hinausgehen werde. — Beim Empfang des Landtagspräsidiums äußerte sich der Regierungsverweser, er habe die bedeutungsvolle Be rathung über die Wirthschaftspolitik im gemeinschaft lichen Landtag mit besonderem Interesse verfolgt und daraus ersehen, daß die gemeinsamen Bestrebungen, in der Förderung der Landeswohlfahrt zum Ziele zu ge langen, über viele vorhandene Schwierigkeiten hinweg hülfen. — Deutschlands Ausfuhr nach den Kriegsschauplatz- gebielen 1900. Die „A. M. C." giebt eine Zusammen stellung, aus der bervorgeht, von welchem Einfluß die Kriegswirren in Südafrika, aus den Philippinen und in Ostasien auf unseren Handel 1900 gewesen sind. Es kommt hier namentlich der deutsche Export in Betracht und dieser stellte sich im Jahre 1900 nach Transvaal auf 1,6 Mill. Mk.; 1899 hatte er 11,4 Mill. Mk. be- tragen gegen 9,1 Mill. Mk. in 1898, 12,1 Mill. Mk. in 1897 und der Höchstsumme von 13,7 Mill. Mk. im Jahre 1896. Ueberraschen. kann der Rückgang unseres VersandiS nach Transvaal bei der Lage der Burensache natürlich nicht, man kann sich höchstens darüber wundern, daß die Ausfuhr nach Capland (1900: 12,5 gegen 1899: 11,3 Mill. Mark) zugenommen hat. Wesentlich bester steht es mit dem deutschen Export nach den Philippinen; er ist nämlich von 1899: 2,7 Mill. Mk. auf 1900: 6,3 Mill. Mk. gewachsen. Jahrelang hatte er Werthe von 2—3 Mill. Mk. behauptet, bis plötzlich im Vorjahre die Ausfuhrsumme so kräftig emporschnellte. Daß auch der Versandt nach China gestiegen ist, wird sicherlich allgemeine Genugthuung erwecken. Die dentsche Ausfuhr nach China beziffert sich 1890 auf 29,9 Mill. Mk., 1899 auf 50,6 Mill. Mk. und 1900 auf 52,9 Mill. Mk.; der Import von dort war demgegenüber von 29 auf 36 Mill. Mk. in die Höhe gegangen. Wenn wir übrigens ein wenig weiter greifen dürfen und von deut scher Verschickung nach Ostasien reden, so fällt die Steigerung, welche der Export nach Japan erfahren hat, bei ziemlich gleicher Einfuhr angenehm auf. Im Jahre 1898 konnte Deutschland für 43 Mill. Mk. an Waaren nach Japan senden, 1899 nur für 40,9 Mill. Mk., da unter dem Einfluß der Anfang 1899 in Kraft getretenen Zollerhöhungen der Waarenbezug sich ver minderte. Im Jahre 1900 aber war der deutsche Export nach Japan auf 70,4 Mill. Mk. gestiegen. An theil an dieser Exporterhöhung hatten namentlich folgende Artikel: raffinirter Zucker, Wollzuge (1900: 11107 D.-C. gegen 1899: 5 608 D.-C im Werthe von 4 Mill. Mk.) Wollengarn (5534 gegen 2638 D.-C) Eisendraht, Eisenbahnschienen (38 094 gegen 2314 D.-C.), grobe Eisenwaaren, Druckpapier, Zink, rohes und gestrecktes, u. s. w. Ein Kriegsschauplatz bliebe uns noch zu be sprechen, auf dem allerdings nur mit wirthschaftlichen Waffen gekämpft wird, nämlich Haiti. Hier ist aber ein Zollkrieg entbrannt, weil diese Republik Zollbe günstigungen, welche Frankreich zugebilligt waren, nicht ohne Weiteres Deutschland nach dem Recht der Meist begünstigung zuerkenncn wollte. Unsere Waffe ist hiergegen ein 20proc. Werthzoll auf Einfuhr von Blau holz und ein Zollzuschlag von 100 Proc. auf Kaffee und Cacao aus der Republik Haiti. Der Zollstreit dürfte allerdings eine einschneidende Wirkung kaum äußern, da unser Import von Haiti kaum 5 Mill. Mk. beträgt, der übrigens leicht anderweitig gedeckt werden kann, während unser Export nach der Republik, der bis 1899 nur auf '/, Mill. Mk. werthete, allerdings über eine Million Mark betrug. — Die Zustände in Johannesburg werden von englischer Seite — zu welchem Zwecke, mag dahinge stellt sein — auffallend rosenfarbig geschildert. Das „Reut. Bur." meldet von dort: Trotz der fortgesetzten Kleinkriegtactik der Buren in den verschiedenen Theilen des Landes beginnt die Stadt ihr normales Aussehen wieder anzunehmen; die meisten Läden sind wieder ge öffnet worden. In den Robinson- und Tveasury- Minen hat der Betrieb heute wieder officiell begonnen; vier weitere Minen sind für die Betriebswrederaufnahme nahezu bereit. — Frau Botha scheint thatsächlich ihre Eurovareise anlreten zu wollen. Aus Pretoria wird berichtet, daß Frau Botha abgereist ist. Sie soll den hartnäckigen Präsidenten Krüger zu einer Einwirkung auf ihren ebenso hartnäckigen Gemahl im Sinne des Friedens veranlaßen. Ganz England verfolgt die Reise mit dem Interesse eines im höchsten Grade kriegsmüden Kämpfers. Man bringt ihr dort, nach den Auslassungen Londoner Blätter zu schließen, eine besondere Achtung entgegen, weil sie im Gegensätze zu den Gemahlinnen anderer hervorragender Buren in Manieren, Toiletten und Bildungsart mehr dem Begriffe entspricht, den man jenseits des Kanals von einer Lady hegt. Sie ist zudem, wenn auch nicht Engländerin, so doch Britin von Abstammung, denn in ihren Adern fließt irisches Blut. Daraus folgt aller dings, daß bei ihr von einer besonderen Euglandfreund- lichkeit nicht die Rede sein kann. Verfolgt sie also wirklich den Zweck, Frieden zu stiften, so kann die Trieb feder dazu nur Menschenliebe sein und der Abscheu vor den von ihr aus nächster Nähe beobachteten Greueln des Krieges. Frankreich. — In Frankreich steht man seit geraumer Zeit mit einem neuen Infanterie-Gewehr in eingehenden Versuchen, die augenblicklich zu einem gewissen Abschluß gekommen zu sein scheinen, wenigstens hat man dasselbe vor Kurzem zur Erprobung in großen Verhältnissen dem in Algier stehenden neunzehnten Armeecorps überwiesen. Die Presse, die sich bisher einer gewissen Zurückhaltung be- fleißigte und nur hin und wieder kurze Hindeutungen auf das Gewehr brachte, giebt neuerdings Näheres. Die Waffe ist jedenfalls gezeitigt durch den Wunsch, hinter dem Fortschritt, welchen man in Deutschland durch Abänderung des im Gebrauch befindlichen Infanterie- Gewehres machte, nicht zurückzubleiben. Als Constructeur wird ei» Uhrmacher Roch Lamacchia genannt, der augenblicklich beschäftigt sein soll, einige vom Kriegs- Ministerium für nothwendig befundene Abänderungen