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Händedrücke wechselte, die als eine Verabschiedung auf gefaßt wurden. Nach Schluß der kurzen, kaum 10 Min. in Anspruch nehmenden Sitzung blieben mehrere Abge ordnete in angeregter Unterhaltung zurück. Man sah unter ihnen auch den Reichstagspräsidenten Grafen Ballestrem, Frciherrn v. Wangenheim, Herrn v. Kröcher, Freiherrn von Zedlitz-Neukirch u. A. m. — In Anbetracht der günstigen Entwickelung der Verhältnisse in Peking ist es möglich, daß der General- Feldmarschall Graf Waldersee Mitte Juni in die Heimath zurückkehrt. Bis dahin würde er auf dem Lazarethschiff „Gera" verweilen, das hierfür eingerichtet werden soll. — Gegen Kriegsmüdigkeit der Buren sprechen die Thatsachen. Die Stadt Zeerust war am 29. April immer noch von den Buren eingeschlossen, es war jedoch, wie sehr stolz nach London berichtet wird, der Garnison gelungen, sich bedeutender Mengen frischen Fleisches zu bemächtigen. Aber fest sitzt sie noch. Ein Buren- kommando bemächtigte sich im Kapland am 30. April der Station Paauwpan, 65 Kilometer von De Aar ent fernt. Der Bahnverkehr war infolgedessen den ganzen Tag unterbrochen. Daily Mail meldet aus Brüssel: Präsident Krüger habe eine Mittheilung aus Lowrenzo Marques erhalten, nach welcher der Aufstand im Norden der Capcolonie an Ausdehnung gewinnt. 1000 Holländer sollen sich wieder den Buren ongeschlossen haben. Endlich wird auch von amtlicher militärischer Seite aus England eingeräumt, was erst sehr entrüstet bestritten wurde: „Daß die Rückkehr des Generals French keine freiwillige ist, sondern von den Buren erzwungen wurde. Die vor einige» Tagen ausgetauchte Meldung, daß French auf seinem letzten Zuge durch das östliche Transvaal in einen Hinterhalt gecathen und von den Buren gefangen ge nommen war, beruhte auf Wahrheit. Ec war darauf entlassen worden, nachdem er sich unter Verpfändung seines Ehrenwortes verpflichtet hatte, nicht mehr gegen die Buren zu kämpfen." Da haben wir's ja! Und das nennt man dann in England eine „Säuberung des Ostens von Transvaal". — Gegenüber den Meldungen von einer Wieder aufnahme der Friedensverhandlungen zwischen Lord Kitchener und Louis Botha berichtet der Correspondent der „Times" aus Pretoria unter dem 3. Mai: „Der Umstand, daß Frau Botha neuerdings die Erlaubniß erhalten hat, ihren Gatten zu besuchen, hat zu dem Ge rücht Anlaß gegeben, daß die Verhandlungen mit Botha wieder eröffnet worden seien. Ich bin zu der Erklärung ermächtigt, daß dies nicht der Fall ist, und daß kein? Absicht besteht, auf die Sache zurückzukommen." Wie groß indeß das Friedensbedürfniß der Engländer ist, zeigt recht deutlich die folgende Meldung aus London: Einflußreiche hiesige und südafrikanische Finanzkreise, sowie Mineninteressenten sind angestrengt bemüht und wahrscheinlich nicht erfolglos, ein Compromiß herbeizu führen, um den Friedensschluß zwecks schleunigen Wieder eröffnung der Gruben zu ermöglichen. Rhodes räth dringendst weitgehende Concessioncn an, weil die Feind seligkeit der Capholländer stetig anwächst und die Ge- sammtlage täglich aussichtsloser wird. Italien. Rom, 5. Mai. Der berüchtigte Raubmörder Mussolino, welcher die ganze Umgebung während mehrerer Tage unsicher machte und den Tod mehrerer Personen auf dem Gewissen hat, wurde gestern bei Roccaforte von Gendarmen umzingelt und erschossen. OerMchrZ Sächsischem. Hohenstein-Ernstthal, den 6. Mai. — Im Schützenhaus Neustadt feierte am Sonntag Abend der Gesangverein „Liederhain" sein 7. Stiftungs fest. Die sehr zahlreich erschienenen Gäste und Ange hörige der Mitglieder des Vereins — der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt — spendeten den Vorträgen den verdienten lautesten Beifall, namentlich nach dem Männerchor von Kempter: „Waldstimmen", und nach dem Baßsolo: „Der schlesische Zecher und der Wald teufel". Auch für die Heiterkeit sorgten einige Couplets und am Schluß ein Gesammtspiel, dem sich der Ball unter reger Betheiligung anschloß. — Gestern beging das Webermester Karl Ferdinand Mann'sche Ehepaar an der Lungwitzerstraße hier das Fest der goldenen Hochzeit. — Aus Anlaß der begonnenen Baumblüthe ist eine Warnung vor Beschädigung der Bäume und Sträucher durch Abbrechen von Zweigen und Aesten am Platze. Das Beschädigen der Bäume und Sträucher kann mit einer Geldstrafe bis zu 1000 Mark oder mit Gefängniß bis zu zwei Jahren bestraft werden. — Im Pleißaer Walde unweit der Tannenmühle brannte am Sonnabend ein größerer Flächenraum Holz bestand nieder. Oberlungwitz. Der nnter dem Protektorate Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich August, Herzog zu Sachsen, stehende, über das ganze Sachsen land verbreitete Wohlthätigkeits-Verein „Sächsische Fecht schule" ist in den 19 Jahren seines Bestehens zu hoher Blüthe gelaugt und zählt gegenwärtig 115 selbstständige Verbände sowie eine große Anzahl Direktorial- und Verbandsfilialen in den verschiedensten Orten Sachsens mit nahezu 50000 Mitgliedern. Der am 1. Oktober 1881 gegründete Verein bezweckt durch Sammlung von Geldern und Naturalgaben Hilfsbedürftige überhaupt, und durch elamentare Unglücksfälle (Feuer- und Wasser schäden) Betroffene insbesondere, innerhalb des Landes thunlichst bald zu unterstützen. Seit ihrem Bestehen bis Ende 1899 hat die „Sächsische Fechtschule" 292 115 Mk. 15 Pf. in 24859 Fällen für Unterstützung aufge wendet; davon entfallen auf das Geschäftsjahr 1899 allein 32 925 Mk. 93 Pf. an 3 030 Familien. Am 1. Januar 1900 betrug der Gesammt-Kassenbestand des Vereins 58 790 Mk. 12 Pf. Für das verflossene Ge schäftsjahr ist der Rechenschaftsbericht zwar noch nicht abgeschlossen, doch können wir schon heute berichten, daß abermals viele Noth gelindert und manche Thräne getrocknet wurde. Unterstützungsgesuche für Hilfsbe dürftige aus allen Orten Sachsens, ganz besonders aus solchen wo sich Mitglieder befinden, werden jederzeit angenommen und nach Lage der Verhältnisse berück sichtigt. Die Mitglieder genießen in verschiedenen Orten zahlreiche Vergünstigungen, welche zum Theil auf den Mitgliedskarten verzeichnet sind, anderntheils aber in dem am 1. und 15. jeden Monats erscheinenden Vereins organ „Sächsische Fechtzeitung" von Zeit zu Zeit ver öffentlicht werden. Schon bei nur geringer Benutzung dieser Vergünstigungen wird ein Vortheil erlangt, der den Mitglieds beitrag weit übersteigt. Angesichts der erfreulichen Erfolge, welche der Verein aufzuweisen hat, ist demselben ferneres stetes Blühen und Gedeihen zu wünschen. Das Motto der „Sächsischen Fechtschule" lautet: „Gemeinsames Wirken für edles Ziel Macht Kleines zu Großem, Wenig zu Viel, Wer andere Menschen zum Guten bewegt, Der hat ein gut Kapital angelegt!" Mögen selbst aus dem kleinsten Dörfchen unseres Sachsenlandes Herren und Damen aller Stände sich diesem Wohlthätigkeits-VereinealsMitglieder anschlichen, um dadurch das edle Werk der christlichen Nächstenliebe fördern zu helfen. Mitgliedskarten für das lausende Jahr sind für Oberlungwitz und Umgegend bei Herrn Gustav Barth, Besitzer des Gasthofes „Deutscher Kaiser" hier, welchem die Leitung einer Direktorial filiale übertragen wurde, zu haben. Außer Zahlung des geringen Jahresbeitrages von nur 50 Pf. habeu die Mitglieder keinerlei Verpflichtungen noch sonstige Dienstleistungen zu erfüllen. Die Mitgliedschaft erlischt am Ende jeden Jahres ohne Weiteres, wenn keine neue Mitgliedskarte für das kommende Jahr gelöst wird. Auf Wunsch werden auch Mitgliedskarten auf Lebenszeit gegen einmalige Zahlung von 5 Mk. für jede Karte ausgefertigt. . Hoh n d or f, 3. Mai. Heute nachmittag in der 4. Stunde verunglückte auf einem'hiesigen Kohlenwerke der Häuer Rich. Müller aus Hohndorf. Derselbe war vor Ort mit Kohlehacken beschäftigt, als sich plötzlich ein Stück Dachgebirge löste, welches Müller an der rechten Halsseite eine fingerlange ziemlich tiefe Fleisch wunde beibrachte, außerdem erhielt er eine Wunde über den rechten Zeigefinger und oberhalb des rechten Kniees. Die schwerste Verletzung ist am rechten Fuß, wo es ihm mehrere Zehen arg zerschmiß, sodaß mehrere zer splitterte Knochen sichtbar waren. Der hinzugezogene Arzt, welcher die verletzten Stellen verband, glaubt kaum, daß die Zehen erhalten werden können. Der Verletzte, welcher mittelst Geschirr in seine Wohnung transportirt wurde, wird wohl längere Zeit ans Krankenlager ge fesselt sein. — Herr Branddirektor Lothar Weigand in Chemnitz begeht am 8. Mai sein 25jähriges Jubiläum als Brand direktor der Stadt. Aus Anlaß dieser Festlichkeit werden die vereinigten freiwilligen Feuerwehren von Chemnitz einen Fnckelzug Veranstaltei!. — Die Einnahme der Stadt Zwickau aus den Kohlenzehnten im vergangenen Jahre übersteigt den Vor anschlag (175 000 Mark) um 64 000 Mark. — Gestern Nachmittag erfolgte in Wölkau bei Nossen in schlichter Weise die Weihe deS Denkmals, das Se. Königl. Hoheit Prinzen Georg für den am 16. Sept, dort tödtlich verunglückten Prinzen Albert hat errichten lassen. Der Feier wohnten die Prinzen und Prinzessinnen des Königl. Hauses bei. Leipzig. Die Unglückliche, die sich mit ihren drei Kindern in der Nähe des Kettensteges ins Wasser ge stürzt hat, aber lebend wieder herausgezogen wurde, während die drei Ki. dec den Tod im Wasser gefunden haben, ist eine Fabrikarbeitersehefrau Mader, am 23. Juni 1870 in Leipzig geboren. Die Frau leidet seit einiger Zeit an Wahnideen und Hal die schreckliche That zweifellos in einem Anfalle geistiger Störung ausgeführt. Glauchau. Die neuerdings aufgetauchte Ge pflogenheit, kurz vor Ostern den Eltern von der Schule aus sogenannte vertrauliche Fragebogen über körperliche, geistige und sittliche Eigenthümlichkeitcn der zur Auf nahme gelangenden Kleinen zu schriftlicher Beantwortung zuzuschicken, hat am 2. Mai auch die hier tagende aus 20 Mitgliedern bestehende Schuldirektoren-Konferenz be schäftigt. Auf Grund zweier ausführlicher Vorträge und einer eingehenden Aussprache gelangte die Konferenz zu dem einhelligen Beschluß, von der Empfehlung deS hier und da über Gebühr angepriesenen Verfahrens Abstand zu nehmen. Wohl aber beschloß man, die ablehnende Haltung auch nach außen hin kund zu geben. Nossen. „Nicht auf den Boden spucken!" Plakate mit dieser Aufschrift hat auch der hiesige Stadtrath an allen öffentlichen Plätzen anbringen lassen, aber zugleich die Nichtbefolgung dieser Vorschrift mit Geldstrafe bis zu 150 Mk. oder entsprechender Haft bedroht! Auerbach. Das hiesige Stadtverordnetenkollegium hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, gegen Herrn Bürger meister Kretzschmar bei der Königl. Kreishauptmannschaft Zwickau Beschwerde zu führen, weil er einen Antrag auf Anberaumung einer gemeinschaftlichen Sitzung beider städtischen Kollegien nicht zur Ausführung gebracht habe. Lengenfeld i. V. Der Bau der normalspurigen Nebenbahn von hier nach Mylau, im Göltzschthale ent- lang, wird jetzt in Angriff genommen. DaS Enteignungs verfahren, welches die Fluren der Gemeinden Obermylau, Mylau, Netzschkau, Lambzig, Rothschau, Lauschgrün und Schneidenbach betrifft, hat begonnen. — Die vogt ländischen Weißwaarenfabrikanten haben sich mit einer Petition an den Reichstag gewendet, den Antrag einer Gruppe von Reichötagsadgeordneten, betreffend die Be seitigung der Heimarbeit, abzulehnen Sie führen aus, daß die Heimarbeit für die hiesige Industrie bei dem Mangel der Arbeitskräfte und bei der Art der Arbeit nöthig und nicht schädlich sei — Der Weberstreik in Cunewalde nimmt weitere Ausdehnung an. Die Meister und Werkführer der Firma Grosse legten die Arbeit nieder; voraussichtlich werden die Meister anderer Fabriken nachfolgen. Teplitz, 5. Mai. Im Fürst Clary'schen Reviere in Eichwald wüthet ein ungeheurer Waldbrand. 3000 qm Hochwald sind bereits vernichtet. Gerichtsverhandlungen. tz Eine empfindliche Strafe verhängte die 141. Ab- theilung des Schöffengerichts in Berlin über die Kranken pflegerin Karoline Meier, welche von dem Kauf mann B. wegen verleumderischer Beleidigung zur Ver- antworuniq gezogen worden war. Die Verhandlung, zu der viele Zeugen geladen waren, fand unter Ausschluß der Oeffeutlichkeit statt. Aus der Urtheilsverkündigung ging hervor, daß die Beklagte in der Familie des Klägers wiederholt Dienste als Krankenpflegerin geleistet hatte und hierfür nicht nur ausreichend bezahlt worden war, sondern auch mancherlei Wohlthaten genossen halte. Als Dank halte sie dann die Familie des Herrn B. und ihn selbst in der unerhörten Weise verklatscht und Dinge von ihnen erzählt, die sich nicht wiedergeben lassen. Herr B. hat es schließlich vorgezogen, seine Wohnung nach einer anderen Gegend zu verlegen. Der Gerichtshof war der Ansicht, daß das von überaus niedriger Gesinnung zeugende Verhalten des Beklagten nur mit einer Freiheilsslrasezu ahnden sei, und crlannle aus sechs Wocheu Gefängniß. Schutz der Reben. Der „Landmirlhschaftl. Zeitgeist" (Straßburg i. Els) schreibt unter obiger Neberschrift: Zu den Kullurqewüchsen, die am häufigsten von ge fährlichen Pilzkrankheiten heimgesucht werden, gehören unstreitig die Reben. Es ist hier nicht der Ort, die verschiedenen Ursachen dieser auffälligen Erscheinung zu ergründen; viel mehr interessirt uns die Lösung der Frage, auf welche Weise unsere Weinstöcke am erfolg reichsten gegeu die Angriffe derartiger Schädlinge zu schützen seien. Die Praxis giebl uns da schon gleich befriedigende Auskunft: Gegen den falschen Mehlthau, die Blattfallkrankheit rc. dient Kupfer, gegen den echten Mehlthau Schwefel als bewährtes Bekämpsungsmittel, und unter der großen Reihe der Präparate, die auf Grund dieser Erkenntnis) zusammengestellt wurden, sind die von der Chemischen Fabrik Heufeld (Oberbayern) in den Handel gebrachten Mittel: „Heuselder Kupfer soda" und „Heufelder Kupsersodaschwefel" iu allererster Linie zu nenne«. Besonders auch die Zusammenstell ung der Kupfersoda mit Schwefel hat für den Winzer eine weitgehende Bedeutung insofern, als sie gestattet, in einer Arbeit einen ausgezeichneten Schutz der Reben, sowohl gegen den falschen, wie auch gegen den echten Mehlthau zu schaffen. Die großen Vortheile dieses Mittels in ökonomischer Hinsicht liegen somit klar zu Tag. Allerdings würde diesen Vorzügen keinerlei Werth inne wohnen, wenn die Wirkungen der Kupfer sodalösungen (mit oder ohne Schwefel) in irgend einer Beziehung zu wünschen übrig ließen, das heißt hinter denen anderer Kupferpräparate zurückstehen müßten. Das ist nun aber nicht der Fall; im Gegentheile darf man der Heufelder Kupfersoda das Zeugniß einer in jeder Hinsicht ausgezeichneten Wirksam keit ausstellen. Insbesondere ist darauf aufmerk sam zu machen, daß dieselbe in der Lösung vollkommen neutral und reagirt und nach allen bisher gemachten Erfahrungen den meisten Kupferkalklösungen weit überlegen ist; unangenehme Folgen, wie Verbrennen der Blätter rc. wurden noch niemals beobachtet. Die selben sind bei Verwendung der Henfelder Kupfersoda überhaupt ein Ding der Unmöglichkeit. Haben wir somit in der Heufelder Kupfersoda ein probates Mittel gegen den falschen Mehltau, so steht uns gegen den echten Mehltau der Schwefel zur Verfügung, über dessen Wirksamkeit jeder Winzer genügend orientirt sein dürfte. Beide Substanzen vereinigt, müssen demnach ein äußerst erfolgreiches Bekämpfungsmittel gegen die