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Johanne» Koch hier. Anmeldung der Forderungen bis zum 31. Mai 1901. Wahl eines Gläubiger-Ausschusses am 24. Mai 1901, Vormittags '/,12 Uhr. Prüfung der angemeldeten Forderungen am 13. Juni 1901, Vormittags '/,12 Uhr. — Die Walpurgisnacht giebt dem April den Ab schied. Sie bedeutet nach den natursinnigen Anschau ungen der alten Deutschen und Slaven die nunmehrige Ueberwindung der schlechten Jahreszeit. Als Symbol brannte man Feuer auf den Höhen an, womit man ver meintlich die Hexen verbrannte, welche das Wetter ver hexten. In der Gegend vor Czerneboh bei Bautzen be steht bei den Wenden dieser Gebrauch heute noch. In Norddeutschland erzählt die Fabel, daß die Hexen sich von weit und breit in der Maiennacht auf dem Brocken versammeln und ihre Zaubertränke bereiten. Auf Besen reitend gehtS dann wieder den Berg hinab. Und da die Hexen auf diesem unheimlichen Ritt durch die nebelige Nacht großes Unheil anrichten, Vieh und Felder behexen sollen, so knallen in den gastlichen Räumen des Brockenhotels aus fröhlicher Runde heraus die Pfropfen der Flaschen, ertönt fröhlicher Gesang und heiteres Scherzen, um die Hexen sammt ihrem Zauber spuk zu vertreiben. Demselben Zwecke dienen die Feuer, die man altem Brauche gemäß in vielen Gegenden aus alten znsammengetragenen Besenstümpfen entzündet; alle bösen Geister, die während des Winters ihr Wesen ge- trieben haben, sollen ausgetrieben und verbrannt werden. Eine solche Maifeier besteht in fast allen Ländern, überall knüpft sie an das große Frühling-fest unserer heidnischen Vorfahren an. Diese feierten dem Gotte Donar und der Siegesgöttin Ostern zu Ehren den Walpurgistag durch Opfer und festliche Gelage. Die christliche Kirche aber machte später aus den heidnischen Göttern und Göttinnen Teufel und Hexen, und was früher geheiligt war, das galt von da ab als verrufen. Seitdem spukt es zur ersten Maiennacht an allen Ecken und allen Hcxentanzplätzen auf hohen Bergeskuppen, sei es auf dem Brocken, sei es in Mecklenburg oder Ostpreußen, in Tyrol, Schweden Norwegen Italien oder in Spanien. Ueberall leuchten Feuerscheine in die stille Nacht hinein, giebt es gewaltigen Spektakel mit Glocken, Schellen, Töpfen und Pfannen, und zahlreiche andere Sitten und Gebräuche, sowie der tollste Aberglaube haben sich aus der germanischen Vorzeit her bis heute im Volke zu behaupten gewußt. — Uhren. Die Ausgaben, die uns unsere Taschen uhr durch ihre Reinigung und Instandsetzung aufer- legt, dünken uns in der Regel als zu lästige und kost spielige. Bei näherer Betrachtung zeigt sich aber, daß diese kleine Maschine im Verhältniß zu ihrer erstaunlichen Leistungsfähigkeit ganz geringen Aufwand bei ihrer Unterhaltung macht. Die bei uns in Gebrauch stehenden Taschenuhren machen gewöhnlich in der Sekunde fünf Unruheschwingungen, das sind in dec Minute 300, in der Stunde 18000, für den ganzen Tag 432 000 und für das Jahr nicht weniger als 157 680 000 Schwing ungen. Der Durchmesser der Unruhe einer gewöhnlichen Herrenankeruhr ist durchschnittlich 18 Millimeter, der Umfang 36,5 Millimeter. Wenn man nun für jede Schwingung nur eine Umdrehung der Unruhe berechnet — sie beträgt bei guten Uhren bis 1'/, Umdrehung — und wenn man sich die Schwingungen statt hin- und hergehend stets in einer Richtung fortrollend denkt, so legt die Unruhe einer Taschenuhr in der Sekunde 28,25 Centimeter, in der Minute 16,95 Meter, in der Stunde 1,17 Kilometer, im Tage 24,407 Kilometer, und im Jahre 8 908,92 Kilometer zurück. Nimmt man nun den Erdumfang zu rund 40 000 Kilometer an, so würde die Taschenuhr die Reise um die Welt in uicht ganz 4'/, Jahren zurücklegen. Wenn man bedenkt, daß dir Achsen der Unruhe nur ein Zehntel Millimeter dick sind und daß eine Uhr jahraus, jahrein, Tag für Tag, im Gange erhalten wird, so erhält man erst einen Begriff davon, welche außerordentliche Anforderungen an diese kleinste aller Maschinen gestellt werden und wie unrecht es ist, ihr nicht durch rechtzeitiges Reinigen und Oelen die nöthige Pflege angedeihen zu lassen. Keiner anderen Maschme, und hätte sie hundert von Pferdekräften, wird zugemuthet, unausgesetzt Jahre lang ohne andere Pflege als Kraftersetzung durch das Ausziehen, fortwährend in Bewegung zu bleiben. — Donnerstag Vormittag hatte der Schieferdecker- meister Hoh in Oelsnitz i. E. das Unglück, vom Dache eines Neubaues zu stürzen und verletzte sich dabei am Gesicht und am rechten Arm. Herr Hoh mußte sich sofort in ärztliche Behandlung begeben und wird einige Zeit unfähig sein, dem Berufe nachzugehen. — Auf den stattlichen Zeitraum einer 25jährigen gesegneten Lehrerthätigkeit an der Volksschule in Glauchau konnte Herr Meley daselbst am 25. d. M. zurückblicken. Mehrfache Glückwünsche und Anerkennungen sind aus diesem Anlässe dem Juhilqr, besonders aus dem Kreise seiner Collegen zu Theil geworden. Dresden, 30. April. Der bekannte sächsische Reitergeneral Senfft von Pilsach feierte gestern seinen 80. Geburtstag in seiner auf Gönnsdorfer Flur gelegenen Besitzung, welche er von Sr. Majestät dem König als Geschenk erhielt. Die Kapelle des Gardereiter Regiments stellte früh 6 Uhr im Kasernenhofe und begab sich dann zu Pferde nach Gönnsdorf, um dem General ein Morgen ständchen darzubringen, worüber Herr Senfft von Pilsach sehr erfreut war. Der Jubilar diente als Rittmeister bei den Garderelteru und fein Sohn ist jetzt Commandeur dieses Regiments. — Die Dresdner Lehrerschaft nahm folgende Resolution an: „AuS sprachlichen, nationalen und pädagogischen GründenM für die deutschen Schulen in den Hauptpunkten eine einheitliche Aussprache des Hoch- deutschen zu erstreben. Der Dresdner Lehrer-Verein setzt einen Ausschuß ein, welcher die Punkte in der Bühnenaussprache von Sielos zusammenstellt, die in der Schule Geltung erlangen können." Chemnitz Unsere Stadt hat Aussicht, in nächster Zeit ein Artillerie Regiment in Garnison zu bekommen. Das Kriegsministerium sucht in Chemnitz oder einem Vororte Bau- und Exerciergelände für Artillerie. Zwickau. Zwei Kohlenkleinhändler hier hatten die Kohlennoth benutzt, minderwerthige Kohlen zu ver kaufen. Darin erblickte das hiesige Landgericht Betrug und verurtheilte den einen zu sechs, den anderen zu drei Monaten Gefängniß und zu je drei Jahren Ehrenrechts verlust. — Die Vorortgemeinde Niederplanitz hat einen Raths-Musikdirektor angestellt und 500 Mk. für Spielen der Platzmusiken an den Sonn- und Festtagen bewilligt. Crimmitschau. Der Betrieb der in der Nacht zum Freitag eingeäscherten Buckskinfabrik von Albert Preller wird bereits wieder weitergeführt und zwar in der gegenüberliegenden Wagner'scben Fabrik, deren Betrieb seiner Zeit in Folge Concurses eingestellt wurde. In den letzten Tagen sind unter großen Mühen auch die von dem Brandnnglück her stehen gebliebenen hohen Mauern niedergelegt worden. Die während des Brandes einstürzenden Mauermassen richteten an den Nachbar häusern beträchtlichen Schaden an; so wurden z. B. in der Julius Schmidt'schen Fabrik mehrere Fenster zer trümmert und eine Anzahl Krempeln demolirt, so daß der Betrieb theilweise ruhen mußte. Die nördliche Giebclwand durchschlug das Dach des Döhler'schen Wohnhauses und beschädigte es derart, daß die oberen Räume vorläufig unbewohnbar sind. Meerane. Die ca. 9jährige Tochter eines An wohners der Cortenlaiderstraße klagte schon seit 4 Jahren, daß sich in der Nase irgend ein kleiner Gegenstand be fände, der ihr beim Riechen und Athmen hinderlich wäre. Trotz aller Bemühung der Aerzte war es nicht gelungen, die Entfernung des Gegenstandes herbei zuführen, Jetzt endlich, ist es gelungen, das Kind von seinem Leiden zu befreien, denn ein hiesiger Arzt, zu welchem das Mädchen gelegentlich des Besuchs ihrer kranken Mutter mitging, hat es von seinem Leiden er löst, indem er mittels elektrischen Heilverfahrens aus der Nase einen kleinen „Knopf" entfernte. Das Mäd chen hatte den letzteren jedenfalls früher beim Spielen in das Riechorgan gebracht und wußte sich später natürlich nicht mehr zu erinnern, was für ein Gegen stand sie in der Nase belästige. Sebnitz. Dieser Tage flößte ein in Hertigswalde wohnhafter Fabrikarbeiter P. seinem vierwöchentlichen Kinde Salzsäure ein, um es umzubringen. Durch die Dazwischenkunft der Mutter des Kindes wurde die Thal zum Theil verhindert. Da das Kind nicht sofort die ätzende Flüssigkeit geschluckt hat, ist nur der Mund in- und auswendig verbrannt. Der Vater, ein Tscheche, ist geflüchtet. — Auf einem Platze bei Brießnitz fanden Knaben das Nest einer Haubenlerche mit halbslüggen Jungen. Sie wurden von den Knaben in grausamer Weise getödtet. Als dies der alte Vogel sah, flog das sonst als scheu bekannte Thier auf den Kopf eine» der Vogelmörder und brachte ihm durch Schnabelhiebe blutende Verletzungen am Auge bei. Schöneck, 29. April. Das erste Gewitter dieses Jahres richtete großen Schaden an. Hier traf am Sonntag Nachmittag 5 Uhr ein Blitzstrahl eine Scheune und äscherte diese, jomie das Nachbargebäude ein. Bei Tirpersdorf ging ein Wolkenbruch nieder, der von den abschüssigen Feldern das gute Land nebst der Saat weg- schwcmmte und im Dorfe selbst an Gärten und Gebäuden argen Schaden anrichtete. In Kottengrün ging zur gleichen Zeit ein schweres Hagelwetter nieder. Radebeul, 27. April. Eine aufregende Scene ereignete sich am Donnerstag Abend in Radebeul. Gegen '/,9 Uhr kam, wie das „Radeb. Tagebl." be richtet, ein dort in einem Grundstück der Louisenstraße wohnender Productenhändler auf die Polizeiwache und bat im Namen mehrerer Hausbewohner um polizeiliche Hilfe. Er gab an, auf dem Treppenflur des betreffenden Hauses befände sich ein Mann, der zu seinem in der selben Etage wohnenden Bruder, einem Kaufmann Schneider, wolle. Da er aber keinen Einlaß finde, störe er durch Schlagen an die Thür seines Bruders fortgesetzt die Ruhe im Hause. Infolge dieser Angaben begab sich ein Polizeibeamter nach dem Grundstück und traf dort auch auf dem Flur des zweiten Stockwerks den Ruhestörer an. Auf die Frage des Beamten, was er hier wolle, antwortete Schneider, auf die Thür weisend, er beabsichtige seinen Bruder zu besuchen. Der Polizeibeamte klingelte, die Wohnung wurde jedoch nicht geöffnet, dagegen rief der Wohnungsinhaber von innen, der Beamte möchte sich erst überzeugen, ob sein Bruder im Besitze von Waffen sei. Der Außenstehende gab die Erklärung ab, keine Waffen zu besitzen. Trotzdem schritt der Polizeibeamte zur Visitation deS Schneider. Nach dem er mehrere Taschen erfolglos durchsucht hatte und die Brusttasche deS JacketS einer Prüfung unterziehen wollte, machte Schneider eine plötzliche Bewegung, zog aus dieser Tasche eine kleine 6 Millimeter-Pistole und schoß sich damit eine Kugel in die Brust. Er brach darauf zusammen und verlor das Bewußtsein. Ein herbeigerufener Arzt stellte fest, daß die Kugel in die Brust eingedrungen sei und die Lunge verletzt habe. Nachdem dem Verwundeten ein Nothverband angelegt war, wurde Schneider nach dem hiesigen Stadtkranken hause gebracht. Der Schwerverwundete ist am 29. Dezember 1873 in Großröhrsdorf geboren und will Journalist sein, ist gegenwärtig aber arbeits- und wohnungslos. Er ist verheirathet und lebt von seiner Familie getrennt. Er hat seit zwei Jahren von den Unterstützungen seiner Verwandten gelebt und befand sich zuletzt in vollständiger körperlicher Zerrüttung, woran er aber selbst die Schuld tragen soll- Schneider ist schon zuvor in der Wohnung seines Bruders gewesen und hat im Flur einen Schrecklichen Schuß abgegeben. Deshalb hat ihn sein Bruder nicht wieder in die Wohnung ge lassen, weil er mit Recht ein Unglück befürchten mußte. Zittau, 28. April. Die „Zitt. Nachr." erfahren folgende heitere Episode aus dem Künstlerwallen: Das Montag im hiesigen Stadttheater gastirende Operetten- Ensemble hatte über Großschönau die Garderobenwagen zum Gastspiel nach Zittau dirigirt. Das k. k. öster reichische Zollamt in Großschönau verweigerte aber die Durchfahrt mit der Begründung, selbst ein nicht zoll pflichtiges Umzuggut müsse ordnungsgemäß Stück für Stück deklarirt sein. Allen Einwendungen, daß es sich hier nicht um eineu Umzug, sondern um ein Gastspiel in Zittau handele und nach Mitternacht die Sachen wieder über die Grenze kämen, nützten nichts. Und so standen di: Wagen mit den rathlosen Kutschern vor den Zollschranken. Stunde auf Stunde verging. Schon war die Gefahr nahe, daß durch diesen Zwischenfall das Zittauer Gastspiel ausfallen müsse. Endlich, auf den Rath eines die Grenze durchfahrenden Großindustriellen, welcher die komische Situation, aber auch die für das Ensemble drohende Gefahr in ihrem Erwerbe übersah, wurde ein Zollbeamter den Wagen initgcgeben, unter dessen persönlicher Aufsicht die Kisten geöffnet und nach der Vorstellung wieder eingepackt und die Schlüssel in sein Gewahrsam bis zur Grenze übergeben werden mußten. In liebenswürdigster Weise von der Direktion kingeladen, auch die Vorstellung mit seiner Gegenwart zu beehren, hat der treue Diener des Gesetzes Folge ge leistet und soll sich sogar auch über die sehr gelungene Aufführung der „Geisha" „recht lobend" ausge sprochen haben. — Fortuna hat ihr Füllhorn über die Stadt Göß nitz ausgeschüttet, in dem sie durch den Telegraph dem dortigen Lotterie-Einnehmer Herrn A. Diener die Kunde zukommen ließ, daß die Nr. 22,904 der Thür.-Anh. Staatslotlerie mit dem großen Loos im Betrag von 200,000 Mark gezogen worden ist. Gerichtsverhandlungen. tz Das Landgericht zu Dresden verhandelte als Be rufungsinstanz gegen den 51 Jahre alten in Meißen wohnenden Schankwirth Klemm wegen Gestattung von Glücksspielen. Der Angeklagte ist Inhaber der Schank- wirthschaft „zum Erlanger Hof". Daselbst ist seit Frühjahr vorigen Jahres mindestens an acht ver schiedenen Sonnabenden bis 4 Uhr des nächsten Tages in einem verschlossenen Zimmer des ersten Stockwerkes „Meine Tante, Deine Tante" gespielt worden. Die Thür wurde nur auf ein verabredetes Zeichen geöffnet. An jenem Glücksspiele nahmen jedesmal sechs bis acht Herren Theil. Klemm hat selbst manchmal mit gesetzt. Die einzelnen Einsätze der Spieler beliefen sich auf 3 M., 5 M., 10 M. und 20 M. Es wurden an den Angeklagten jedesmal 10 Mark Kartengeld gezahlt. Während der Nacht zum 23. September vorigen Jahres wurde die Spielergesellschaft durch vier Dresdner Kriminalbeamte überrumpelt. Das Schöffengericht Meißen verurtheilte Klemm weg^n Gestattung des Glückspiels zu 500 Mark Geldstrafe eventuell 50 Tagen Gefängniß. Trotz seiner bisherigen Unbescholtenheit hielt man nach Lage der Sache eine empfindliche Ahndung für geboten. Der Angeklagte legte Berufung ein, da ihm die Sache zu hoch sei. Das Rechtsmittel wurde als unbegründet kostenpflichtig verworfen, dem nach das schöffengerichtliche Urtheil bestätigt. Vermischtes. * Londoner Wahrsager. Auch die Weltstadt London hat ihre Wahrsager und Schicksalsdeuter, nur daß diese sich den dort billigen Titel „Professor" oder „Professorin" zulegen. Der fashionable Westend weicht von dem Osten nur dadurch ab, daß hier der „Zukunfts-Künstler" oft in einer ärmlichen Stube, dort jedoch in Salons und förmlichen Palästen seine Mitmenschen „beglückt". Man trieb es schließlich darin so arg, daß die Polizei sich der Sache annahm und den Beglückern und Be- glückerinnen einen nicht mißzuverstehenden Wink ertheilte. Seitdem hat man eine andere Politik befolgt : Man bietet den Kunden und Kundinnen „Unterrichtsstunden im Wahrsagen" an. Eine Dame, die kürzlich bei einem solchen Professor, der ihr von befreundeter Seite empfohlen worden war, vorsprach, erhielt den Bescheid, daß nach