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soll auch in Wilkau und Werdau Uhrendiedstähle be gangen haben. Seine Ergreifung ist noch nicht gelungen. — Die Mutter des KindeS, welches vor einigen Tagen im Bahnhöfe Oel Snitz i. V. entseelt aufge- fundcn wurde, dürfte in der Person einer Böhmin er mittelt worden sein, die von Eger nach OelSnitz gekomnien war und sich einige Tage zwecklos dort aufgehalten hat. Von dort hat sich die Peison, Glier mit Namen, nach Werdau begeben, wo sie am Sonnabend verhaftet worden ist. Vermischtes. * Der Goldonkel in Amerika. Seit zwei Jahren war ein junger Fischer von Ancona mit einer Fischerin auS derselben Seestadt verlobt. Da beide blutarm waren, hatten sie wenig Aussicht auf Erfüllung ihrer Sehnsucht nach einem trauten Eheheim. Da erinnerte sich eines Tages das Mädchen, nachden sie wieder einmal inbrünstig die Madonna um Hilfe angefleht hatte, dgß sie einen Onkel in Amerika besäße, dec sehr reich sei. Sie wandte sich also in ihrer Herzensangst an diesen und erhielt eines Tages in der That einen Brief, in welchem sich der gute Qnkel gern bereit er klärte, etwas zu ihrem Glücke beizutragen — vorläufig süge er beifolgenden Check auf 150 000 Mark bei. Das Glück der Liebenden war vollständig und die Legende von Goldonkel in Amerika hat wieder in ganz Italien Gläubige gefunden. Handeln-Nachrichten. Norlin, 21. April. (Wechsel-Cours). üanlc- Vkvont Mark Amsterdam 3'. 8 T 168,70 G per 100 fl. iu " ' 2M 167,80 G Brüssel und Antwerpen 3>/, 6 T 80,95 G pr. li-O Francs. "3M 80,30 G Italienische Plätze . 10T 76,90 G pr. 100 Lire ° 2M — Schweiz. Pl. rOO Frc. 4'/, 10 T 60,90 G London 8 T 20,40 G pr. I Lstrl. 4 3M 20,22 G Madrid und Barcelona 5 "T — pr. 100 Pesetas 2M — Paris 8 T 81,05 G pr 100 Franc 3M 80,55 G Perersburg -> 8 T — pr. 100 Rubel " " 3M — Warschau 100 Rubel 5'/- 8 T — Wien , 8T 84,90 G per 100 Kr. ö W. 4 3M 84,25 G Reichsbank 4'/,°/« Lomb.-k --F. b'/.°/». Nvrllo, 21. April. Spiritus 70er loco ohne Faß 44,20 M Umsatz: 15 000 Liter. 50er —,— M. Umsatz Liter. 2 . April. Kornpicker cxcl. 88 Rendement 0,80 bi-'- 10,05. Nachprodmte excl. 75°/« Rendemenl 7,l0 bis 7,70. Stimmung: Ruhig. Krystallzucker I mit Sack 28,95. Brodrafflnade 1 ohne Faß 29,20. Gem. Raffinade mit Faß 28.95 Gem. Melis l mit Faß 28,45. Rohzucker I. Product Transits f. a B Hamburg »er April 9,(2'/, Gd., 9,10 Br., »er Mai 9,02'/, Gd., 9,05 Br., per Juni 9,07'/. Gd., 9,10 Br., per Aug. 9,22h, erd., 9,25 Br., per Okt.-Dez. 8,82'/. Gd., 8,90 Br. Stimmung: Stetig. llxmbur,-!, 21. April. Weizen höher. Holsteiner loco >58 bis 167, La Plata 186—138. — Roggen fest, südruss. cif. Hamburg 106—110, do. loco >09 bis 114, Mecklenburgischer 143 bis 150. Mais fest, loco 112, La Plata —. Hafer fest. Gerste ruhig. — Wetter: Prachtvoll. liremeu, 21. April. (Baumwolle). Tendenz: Matt. Upl. middl. loco 43 h« Pfg. Liverpool, 21. April. (Baumwolle.) Muthmaßlicher Umsatz: 8000 Ballen. Stimmung: Ruhig. Jmvort: — Ballen. Preise '/««niedriger. Umsatz: 8000 Ballen, davon für Speculation und Export 5(0 Ballen verkauft. Amerikaner ruhig, Vs, niedriger, Ostindische ruhig. Middling amerikan. Lieferungen. April-Mai 4°'/«« Verkäufer, Juni-Juli "/«« do., Aug.-Sept. 4"/«« Käufer, Oktober 4">/«« do. Zahlungseinstellungen: Kaufm. Richard Gold berg, Eidelstedt-Altona. Erich Blaut, Berlin. Kaufleute Herm. Schaffert u. Otto Insel, Brandenburg. I. Gevekoth und Voß, Buxtehude. Ingenieur Robert Uhlmann, Charlotten burg. Kaufm. Gustav Protze, Charlottenburg. Eisenw.-Ge schäft August Waldmann, Düsseldorf. Kaufm. Paul Samson, Potsdam. Kaufm. Alfred Meißner, Striegau. Verfehlte Ehe». Von Hans Senden. (Nachdr. verb.) 12. Fortsetzung. Sie waren bis jetzt fast ununterbrochen unterwegs gewesen, in Hamburg nur einen Tag geblieben, da der „Kong Inge" an demselben Abend abging. Heinz hatte eine geradezu krankhafte Eile gehabt, den deutschen Boden zu Verlusten. Es war, als ob er dort keine Ruhe Halle und nicht genug Naum zwischen sich und die alle Heimath legen könnte. Aber auch hier schien er an ein behagliche« Reiseleben noch nicht zu denken. Alles und jedes mußte er jeden, e« schien ihn ein fieberhaftes Interesse zu beherrschen, da« ober nie lange bei einer Sache blieb, sondern immer neue« erforderte. Er eilte von einer Sehenswürdigkeit zur andern, ohne zu einem ruhigen Genuß zu kommen. Er machte massenhaft Notizen, aller durcheinander, auch neue Ent würfe, aber ohne Sammlung, flüchtig und ungenau. In drei Tagen hatte er alle« durcheilt, was Christiania und Umgebung bot, war bis Blulaget den Bündesjord hinaufgesahren, hatte die Hovestue, die alten Bauernhäuser mit ihrer gut erhaltenen Einrichtung sich besehen und nun trieb es ihn weiter nach Norden, vorläufig nach Drontheim. Ilse wäre gern noch ge» blieben, denn ihr gefiel Christiania. Aber die schöne Fahrt am reizenden Njösensee vorüber bis Hamar söhnte sie mit der eiligen Weiterreise bald aus. Auf die Frage, weshalb sie denn so eilten, hatte Heinz nur ungeduldig die Achseln gezuckt unk geäußert, wenn man etwas von der Welt sehen wolle, dürfe man nicht an einem Fleck kleben bleiben. Von seinem inneren Leben sprach er nie und ver trug auch keinerlei Bemerkungen über seine Stimmung. Einmal hatte er auf eine solche hin Ilse geantwortet: Wenn Du mir einen Gefallen erweisen willst, dann beobachte nicht ängstlich meine Laune, sondern nimm sie so, wie sie gerade ist. Du würdest sie sonst nur verschlechtern." Das hatte sich Ilse gemerkt und be folgt, wenn sie auch heimliche Thränen vergossen, daß er sich so ganz vor ihr verschloß. Aber sie fühlte lange, daß sie ihm nicht genügte. Er war zwar immer freund lich und zuvorkommend gegen sie, mehr als er es früher gewesen, schalt und zankte nicht mehr mit ihr, aber gerade in dieser ruhigen, gleichmäßigen Güte lag eine solche Gleichgültigkeit, daß sie sich fast nach den Szenen von ehedem zurücksehnte, die doch wenigstens großes Interesse an ihr bekundet hatten. Sie bemühte sich jetzt, seinen Wünschen zuvorzukommen und für nie manden außer ihm zu leben, aber er schien es kaum zu bemerken. Als sie sich Drontheim näherten, war es taghell, trotzdem es mitten in der Nacht war. Diese Helle wirkte auf die Dauer unerträglich. Heinz zog die Vor hänge noch fester zu und hing einen Reiseshawl davor, um überhaupt schlafen zu können, denn dieses ewige, grelle Frühlicht hatte eine geradezu beunruhigende Wirkung auf seine erregten Nerven. „Heinz, willst Du Dich nicht an mich anlehnen, so schliefst Du früher immer am besten?" Ilse erröthete bei dieser Frage über und über, wenn sie an dieses „früher" an die Hochzeitsreise dachte. Damals hatte Heinz viel an ihr auszusetzen gehabt, aber auch so viel Liebe und Zärtlichkeit für sie. Hätte sie doch so sein können, wie er es sich wünschte, weich gegen ihn und hart gegen die Außenwelt. Aber ihr kindlich unfertiger Charakter und der Einfluß ihrer ganzen, verzärtelten, verhätschelten Kivd/eit hatte hindernd vor diesem Ziele gestanden. Er mar stärker gewesen als sie und Heinz' schroffe Art hatte den gegenteilige» Erfolg gehabt. Jetzt sah sie fragend zu ihm auf. „Es nützt doch nichts, diele gräßliche Helligkeit, ich werde lieber auf Schlaf verzichten und unsere Tour von Drontheim im Bädecker nachsehen und bestimmen." Damit zog er die eine Gardine wieder zurück und lehnte sich in die Ecke. Das Licht schien Ilse gerade ins Gesicht, aber sie sagte nichts, denn es war ihr erstes Bemühen, ihm nie lästig zu sein oder Zwang auszuerlegen, wodurch seine natürliche Rücksichtslosig keit sich immer mehr auswuchs. Er dachte gar nicht daran, daß Ilse nun auch nicht schlafen könne, blätterte mißmulhig in seinem Buch und schrieb Bemerkungen auf einen Zettel. Ilse wurde die Zeit sehr lang. „Wann sind wir in Drontheim, Heinz?" „Störe mich jetzt 'mal nicht." Er hatte kaum hin gehört und la« eifrig weiter. Ilse schwieg. Nach einer halben Stunde klappte er das Buch wieder zu. „Was wolltest Du misten, Ilse? Du mußt mich nicht stören, wenn Du siehst, daß ich beschäftigt bin. Das ist rücksichtslos." Ilse ließ den Vorwurf ruhig über sich ergehen und wiederholte nur ihre Frage. „In Drontbeim sind wir gegen 8 Uhr." „Wie lange ist das noch?" „I tzt ist es 5." „Die Zeit wird mir so lang, Heinz, und ich habe Kopfschmerzen," klagte sie. „Ja, Kind, Eisenbahnfahrten sind für niemanden eine Annehmlichkeit. „Wie lange reisen wir eigentlich, Heinz?" „Das weiß ich noch nicht." „So ungefähr?" In Heinz' Gesicht zuckte es nervös. „Wenn Du jetzt schon anfangen willst, mich mit der Heimreise zu guälen, hättest Du gleich zu Hause bleiben sollen." „So war es nicht gemeint, Heinz, Papa fragte in seinem Briefe danach, deshalb wollte ich es misten. Er meinte, so lange reisen wäre doch sehr kostspielig und —" „Bezahlt er die Reise? Sonst soll er sich um sich bekümmern. Ich verbitte mir die Einmischungen ein für allemal und wenn sie nicht unterbleiben, verbiete ich Dir den Briefwechsel. Ich habe keine Lust, mich über derartige Aufwiegeleien zu ärgern. Ja, wenn Du Dich nicht von jedem Hanswurst beeinflussen ließest, wäre es mir gleichgültig, aber Deine Frage zeigt schon wieder die Angst vor dem, was die zu Hause sagen könnten. Also wir reisen vielleicht einen Monat, viel- leichr ein Jahr, oder auch, zehn Jahre. Das schreibe ihnen, dann misten sie iS ja. Schluß." „Aber, Heinz, es war doch nur eine —" „Schluß! habe ich gesagt. Ich will mich nicht mehr ärgern." Ilse standen die Thränen in den Augen. „Lieber Heinz, sei doch nicht gleich so böse." „Wenn Du noch ein Wort über diese Sache äußerst, gehe ich nebenan ins Rauchkoupee unk lasse Dich hier allein." Ilse sagte nichts mehr, aber ihre Gedanken konnte sie nicht von dem eben gehörten losreißen und ein schmerzliches Heimweh erfüllte sie, wenn sie sich die ganz unbestimmte Dauer dieser Reise vorstellte. Sie seufzte ganz leise vor sich hin und ihr Auge ruhte eine Weile auf Heinz' Gesicht, der zum Fenster hinaussah, wo schon der Thurm der alten Kathedrale Drontheim» sichtbar wurde und die Stadt mit Geschwindigket immer näher rückte. „Dort drüben ist die alte Festung, jenseits des Nidels. Dort müssen wir am Nachmittag 'mal hinauf klettern, um die schönste Aussicht auf Stadt und Um gebung zu haben." Heinz deutete auf einen Punkt, auf dem altes Ge- mäuer aufragte und schien seinen Aerger beim Anblick ihres neuen Reiseziels ganz vergeßen zu haben. (Fortsetzung folgt.) Telegraphische Nachrichten vom 23. April. (Hirsch's Telegr. Bureau.) Berlin. Wie verlautet, gab gestern die bayerische Regierung die Erklärung ab, daß namentlich die Er höhung der Getreidezölle einer längeren Prüfung be darf. Sie wird daher den neuen Zolltarif mit Sach verständigen berathen, werde sich aber kaum vor Ende des Jahres darüber äußern können. Berlin. Ueber eine Dampfer Katastrophe wird aus Hamburg depeschirt: An Bord Ke» Dampfers ..Rosaona" fand auf der Fahrt nach Fraser-River eine Keffel- cxplosion statt, wodurch das Schiff leck wu de. 10 Personen sind getödtet, eine große Anzahl theils schwer verletzt. — Aus authentischer Quelle wird dem Petersburger Korrespondenten des „Lok. Anz." mitgetheilt: E» ist die Nachricht eingelroffen, daß in Urga, der Hauptstadt der Mongolei vollkommene Ruhe herrscht. Prinz Tuan ist dort eingetroffen, aber es ist ihm nicht gelungen, einen anderen Zustand herbeizuführen. Kutuchka, den die Mongolen gleich einer Gottheit verehren und der in einem Kloster bei Urga lebt, erklärt, falls Kompli kationen in der Mandschurei entständen, trete die Mongolei auf Seiten Rußlands. Braunschweig Die „Br. N Nachr." melden: Heute Morgen traten die Angestellten der hiesigen elccirischen Straßenbahn in den Ausstand, weil ihrer Forderung, Wiedereinstellung entlaßener Arbeiter, von der Direction nicht Folge gegeben wurde. Um 7 Uhr früh verkehrten auf jeder Linie nur 2 Wagen. . Paris. Aus Petersburg wird gemeldet: Delcassö ist hier eingetrossen und hatte gestern Nachmittag eine einstündige Unterredung mit dem Grafen Lambsdorf. In hiesigen politischen Kreisen, wie auch in der Presse kommt die Zufriedenheit über diesen Besuch zum Ausdruck. London. Nach einer Kopenhagener Meldung habe der Zar der englischen Spezialniiision lungeiheilt, daß er beabsichtige i-n Spätsommer oder im Frühherbst in Kopenhagen einen Kongreß aller europäischen Monarchen abzuhallen, behufs persönlicher Rücksprache über ver schiedene internationale Fragen. London. Aus Peking wird gemeldet, Li-hung-schang hat ein kaiserliches Edikt erhalten, worin er getadelt wird, weil er die deutsche Expedition nicht verhindert hat; während die Franzosen und die meisten übrigen Mächte sich verpflichtet haben, gewisse Grenzen des chinesischen Reiches nicht zu überschreiten. Li-hung-tschang wird weiter getadelt, weil er die Meinung der ihm zu- getheilten chinesischen Friedensvermittler außer Acht ge lassen. Er wird im Edikt aufgefordert, in Zukunft keine wichtigen politischen Fragen, ohne die Meinung der übrigen chinesischen Friedensvermittler anzuhören, zu erledigen. London. „Daily Mail" meldet aus Prätoria: Lord Kitchener wird den Feldzug energisch weiter führen, derselbe wird jedenfalls nicht vor Ende kommenden Winters beendet sein. Die Gattin Louis Bothas ist vom Besuch ihres Gatten zurückgekehrt und hofft immer noch, ihn zu überreden, Frieden zu schließen. Sie be- giebt sich zu Kitchener, um ihn über den Besuch bei ihrem Manne zu berichten. New-Aork. Der New-Jork Herald berichtet aus Peking: Die Verlreler Frankreichs, Englands, Amerikas, Hollands und Belgiens, welche beauftragt sind, über die Frage der Bestrafung der chinesischen Beamten zu berathen, haben ihren Bericht dem diplomatischen Corps unterbreitet. Sie fordern die Hinrichtung oder die Verbannung von 80 weiteren Beamten. Diese Forder ung ist den chinesischen Friedensvermittlern zugestellt worden. Bibliothek der Inneren Mission. 2. Bezirksschule, Zimmer Nr. 8. Bücher werden an jedem Wochentage Mittags 12 Uhr aus gegeben.