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Gräfin Roma Mariani hatte sie Italien, Oesterreich, Deutschland und Holland besucht und überall eine große Zahl von Verehrern an sich gefesselt. Zuletzt hielt sie sich in Brüssel auf; dort verstand sie es, einen allen Generalstabsofficier an sich zu locken, dem seine kurze Bekanntschaft mit der Abenteuerin die Summe von 10 000 Francs kostete. Als ihr der Boden in der belgischen Hauptstadt zu heiß wurde, wandte sie sich wieder nach Paris zurück. Hier schloß sie mit dem Sohn eines bekannten Abgeordneten Freund schaft, und in wenigen Tagen hatte sie ihn um 7000 Francs erleichtert. Als sich dieser nun von seiner allzu „theuren" Freundin losmachen wollte, glaubte die Pseudogräfin doch noch Ansprüche an ihren Galan zu haben. Sie wandte sich deshalb an einen Pariser Advokaten, der ihre Sache führen sollte. Inzwischen hatte aber der Deputirtensohn über die Vergangenheit der Gräfin durch einen Polizeicommissar nähere Er kundigungen einziehen lassen. Diesem gelang es denn auch bald, die wahre Herkunft der Pseudozräfin fest zustellen, und bevor noch in der Klagsache gegen ihren ehemaligen Liebhaber Termin anstand, saß die schöne Abenteuerin bereits — iw Pariser Untersuchungsge- fängniß. Haudels-Nachrichten. 3«rll», 27. März. (Wechsel-Cours), liank- Diskont Mark Amsterdam .... 8 T 3 /. 2M 168,50 G per 100 fl. b. 167,80 G Brüssel und Antwerpen gi/ 8 T 3M 60,95 G vr. 100 Francs. 80,35 G Italienische Plätze - 10 T 76,85 G pr. WO Lire ' 2M — Schweiz. Pt. 100 Irc. 4'/, 10 T 80,90 G London 8 T 20,42 G pr. I Lstrl. 4 3M 20,21 G Madrid und Barcelona 5 14T — pr. 100 Pesetas V 2M — Paris -z 8T 81,05 G pr 100 Franc 3M 80,50 G Petersburg 5„, 8 T — pr. wo Rubel — Warschau 100 Rubel 5'/, 8 T — Wien . 8T 84,95 G per 100 Kr. ö W. 3M 84,— G Reichsbank IV»"/», Lomb.-Z.-F. 5'/,°/». vvrUo, 27. März. Spiritus 70er loco ohne Faß 44,50M Umsatz: 8 000 Liter. 50er —M. Umsatz Liter. Uuxäoboro:. 27. Mürz. Kornzucker cxci. 88 "/» Rendement 0,90 bis 10,10. Nachprodmte excl. 75"/» Rendement 7,40 bis 7,80. Stimmung: Ruhig. Krystallzucker l mit Sack 28,95. Brodrnffinade ! ohne Faß 29,20. Gear. Raffinade mit Faß 28,95. Gem. Melis l mit Faß 28,45. Rohzucker 1. Product Trausito f. a B. Hamburg per März 9,05 Gd., 9,12 Br., per April 9,05 Gd , 9,10'/, Br., per Mai 9,12'/, Gd., 9,15 Br, per Aug. 9,82'/, Gd., 9,35'/, Br., per Okt.-Dez. 8,95 Gd., 9,02'/, Br. Stimmung: Ruhig. itumdur--, 27. März. Weizen stetig, Holsteiner loco 156 bis 162, La Plata 136—138. — Roggen fest, südruss. cif. Hamburg <08 Ho, do. loco 110 bis II2, Mecklenburgischer 142 bis 150. Mars fest, loco 109, La Plata 84. Hafer fest, Gerste fest. Wetter: Veränderlich. Kremen, 27. März. (Baumwolle-. Tendenz: Ruhig. Upl. middl. loco 42"/« Psg. Liverpool. 27. März. (Baumwolle.) Muthmaßlicher Umsatz: 800i> Ballen. Stimmung: Ruhig. Import: 4000 Ballen. Preise unverändert bis '/«« niedriger. Umsatz: 8000 Ballen, davon für Spekulation und Export 500 Ballen verkauft. Amerikaner anziehend, '/>» höher, Ostindische stetig. Middl. amerikanische Lieferungen. März-April 4"/,« Verkäufer, Mai- Juni 4""/«« do., Juli-Äug. 4^,«« Werth, Sept. 4"°/»« Verkäufer. Zahlungseinstellungen: Alphons Reichenberger, Maschinensabrikant, Aachen. Georg Hoffritz, Maschinenfabrik und Eisengießerei, Gefrees-Berneck. Curt Clemens Edek, Gast- holspachter, Hiwersdorf-Chemmtz. Friedr. Wangclin, Handels gesellschaft, Dresden. Carl Schmidt, Rcstaur. und Flaschen- bierhündler, Gera. Bernhard Jacob, Kaufmann, Hirschberg. Willy Blümke, Kaufmann, Landsberg a. W. Paul Adalbert Berliß, Kaufmann, Lübeck. Friedrich Biegel, Schuhwaaren- händler, Mohrungen. Max Wolff, Kausm., Neustadt W. Pr. F. W. P. Senger, Kaufmann, Pr.-Stargard. Acker u. Schule- mann, Gußwerk, Königshofen-Straßburg. Hennig u. Bour dcnux, Münchenbernsdorf Weida. Fritz u. Ferd. Dietrich, Bau unternehmer, Werden (Ruhr.) Notirnngen der Produkten - Börse zu Chemnitz, am 27. März 1901, Mittags »/.1 Uhr. Witterung: Schön. Tendenz: Fest. 180—188 Mk. 162—168 „ 146-150 „ 152 — 155 „ 153-156 „ 170—190 155—165 „ 130—155 , 150-156 118-120 „ 129—134 „ 142—148 „ 190—220 „ 160—165 „ 104—106 „ 98—100 „ Obige Preise verstehen sich für Quantitäten von 10000 Kilo an Getreide. Weizen, fremder do. sächsischer Roggen, hiesiger do. niederländisch-sächs. u. preuß. do. fremder Gerste, Brauwaare, fremde do. Brauwaare, sächsische do. Mahl- und Futterivaare Hafer, preußischer und sächsischer, neuer Mais, grobkörnig do. mittel do. Cinquantin Erbsen, Kochwaare do. Mahl- und Futterivaare Roggenkleie Weizenkleie, grob Alles pr. 1000 Kilo netto. Mehl. Kaiser-Auszug Mk. 30,00 Weizenmehl 00 „ 25,— bis 26,— do. 0 „ 23,50 „ 24,50 Roggenmehl 0 „ 23,75 ,, 24,— do. l „ 21,75 „ 22,— ' pro 100 lrg. netto. Chemnitzer Marktpreise vom 27. März 1901. Weizen, sächs. 8 Roggen, - 7 Hafer - 7 Strob 3 Heu 3 Kartoffeln, 2 Futtergerste 6 Butter. 1 Kilo 2 pro 50 Kilo M. 10 Pf. bis 8 M. 40 Pf. - 60 - - 7 - 75 - - 50 - - 7 - 80 - - 50 - - 3 . 60 - . 80 - - 4 - - - - 50 - - 2 - SO - - 50 - - 7 - 75 - - 40 - - 2 - 70 - Comteß Kathrein. Roman von B. v. d. Lancken. 51. Fortsetzung. Sie schob ihren Stuhl zurück; Elisabeth sah von ihrer Zeitung auf. „Gehst Du fort?" ,'Wohin?" „Wegen einer Stellung." „Stellung? was soll das heißen," rief die Andere sichtlich nicht angenehm berührt, „ich denke Du willst Stunden geben — dauernd." „Nein — ich habe mich anders besonnen." „Und Erich?" Kath'rin' richtete sich kampfbereit auf. „Bist Du denn nicht da? Du mußt dann eben mehr zu Hause bleiben, und vielleicht hier Privat stunden geben." Im ersten Moment hat es den Anschein, als ob Elisabeth eine heftige Entgegnung auf der Zunge schwebe, aber sie besann sich. „Gut," sagte sie „es wird sich einrichten lassen." Die dauernde Trennung von dem Kinde bereitete Kath'rin' ein neues Weh, aber in diesem Moment deuchte ihr ein Weiterleben neben jener Frau und ein wahrscheinliches häufiges Zusammentreffen mit Frobe nius so unmöglich, daß sie trotzdem bei ihrem Ent schluß beharrte. „Kath'rin', wohin gehst Du, nimm mich mit," bat der Knabe, als sie in ihrem kleinen gemeinsamen Schlafzimmer sich den einfachen Filzhut aufsetzte und nach ihrem Paletot griff. „Du kannst heute nicht mitkommen, Liebling, Du bleibst bei Frau Hiesler und spielst mit Deinen Blei soldaten." Das Kind war's zufrieden und Kath'rin' ging noch einmal in die Küche, der Aufwärterin einige An weisungen zu geben. Sie war zwar die Herrin, aber doch die Lernende, denn sie stand gänzlich hülflos und unwissend den Ansorderungen gegenüber, die das Leben jetzt an sie stellte. Sie war ja nicht dafür erzogen, Niemand hatte sie in der Häuslichkeit angeleitet und wenn auch ein natürlicher Blick für das Praktische und ein intelligentes Denken ihr zu Hilfe kamen, es war doch schwer, sehr schwer für die kleine Comtesse und sie mußte täglich und stündlich lernen — aber sie lernte, weil sie mußte und weil sie den guten Willen dazu hatte. Draußen pfiff ein scharfer Wind, es war schon empfindlich kalt und Kath'rin' fröstelte; die Dame, welche ein junges Mädchen zur englischen und fran zösischen Conversation und zur „Gesellschaft" suchte, wohnte in der stillen, vornehmen Voßstraße. Als Kath'rin' über den „Ziethenplatz" beim Kaiserhof vor beiging, mußte sie schnell zur Seite treten, um sich vor dem lieberfahrenwerden zu schützen. Es war ein tief hängender, eleganter Halbwagen; sie kannte die schönen Rappen, die Livröe, sie kannte die breitschultrige ge drungene Gestalt mit dem über die Maßen hochmüthigen Ausdruck ans dem Gesicht. Philipp Egloffstein; ein klein wenig Bitterkeit regte sich doch in ihr, als sie dem Wagen nachjah, nicht daß sie das alles freiwillig aufgegeben, that ihr leid, aber der, für den sie es ge- than, der erschien ihr seit gestern ebenso gering, wie Jener, über den sie ihn so hoch empor gehoben. Er stand aber eigentlich gar nicht höher, im Gegentheil und daß er das nicht mehr that, daß sie nicht mehr zu ihm emporsehen konnte, das schmerzte, und daß sie ihn trotz alledem immer und immer noch liebte und immerfort nach einer Entschuldigung für ihn suchte, darin begriff sie sich zunächst selbst nicht, aber es war so und echt weiblich konzentrirte ihr Zorn sich aus die glückliche Nebenbuhlerin. Mit der Stellung in dem Hause ist es nichts. Eine Gräfin — nein unter keinen. Umständen : schon ein adliges Mädchen — da würde man sich besonnen haben, aber eine Gräfin, unmöglich. Man sagt das auch ganz offen; Kath'rin' macht noch zwei vergebliche Besuche, und kehrt müde, frierend, todesinatl heim. Sie ist sehr cntmuthigt und sehr unglücklich: es bleibt ihr eben Zeit, ihr frugales Mittagessen einzunehmen. Elisabeth ist fort, wie meist — dann muß sie auch wieder gehen. Sie hat eine französische Stunde zu geben. Die ganze Misöre und das abhetzende, ab mattende Leben, des um seinen Erwerb ringenden Mädchens tritt an sie heran und sie ist nicht daran gewöhnt, nicht dagegen gestählt, sie empfindet all' die kleinen und großen Häuslichkeiten, die damit verknüpft, tiefer und peinlicher, sie, mit ihrer von Reichthum und Sorgfalt umhegten Kindheit und Jugend; und jetzt doppelt mit ihrem verwundeten, stolzen Herzen. XI. Die berühmte Tragödin sitzt in ihrem Boudoir, dessen Wände mit riesigen Lorbeerkränzen, Widmungs schleifen und Photographien zeitgemäßer Künstler und Künstlerinnen dekoriert sind, dle Fünfzigjährige ist noch immer eine schöne Frau von königlicher Haltung mit einem feinen Rassekopf, dessen stolz geschnittene Züge vielleicht nur etwas zu scharf erscheinen; neben ihr auf einem Sessel hat Elisabeth Mangold Platz ge nommen, ihre Blicke hingen mit fragendem, fast be gierigen Ausdruck an dem Munde der Schauspielerin: „Ich will den Versuch mit Ihnen machen, Liebste," sagte diese, „aber ich kann Ihnen heute noch keine, gar keine Hoffnungen erwecken. Sie bringen zunächst für den Beruf, denn Sie sich widmen wollen, eine schöne Erscheinung und ein angenehmes Organ mit, das ist viel, aber längst nicht Alles, um etwas Großes zu leisten, auch denken Sie sich den Weg, den Sie gehen wollen, nicht leicht. Werden Sie den moralischen Muth und die Ausdauer haben, ihn unbeirrt zu ver folgen?" „Ich glaube, ja, gnädige Frau," entgegnet sie fest. „Gut, so wollen wir den Anfang machen; schon im Verlauf des Unterrichts werden Sie ja Gelegenheit haben, sich noch eingehend zu prüfen. Leben Sie wohl und auf Wiedersehen." Sie steht auf und reicht der jungen Frau die Hand. Die kurze Unterredung ist zu Ende und während Elisa beth die teppichbelegten Treppen hinabsteigt, und auf die Straße tritt, hat sie ein Gefühl, als ob die Thür hinter der Vergangenheit sich schließt und ein neues, unbekanntes Land, umleuchtet vom Sonnenglanz der Phantasie steigt vor ihrem Geist empor. Ruhm, Glanz, Erfolg, Bewunderung und zu Ende die Misere, die sie immer so gefürchtet und die nun doch wieder die dürre, knöcherne Hand nach ihr ausstreckt. Kath'rin' nimmt die Mittheilung dieses Entschlusses schweigend entgegen; sie hat nichts dafür, und nichts dawider zu sagen, es ist ihr Alles gleich, sie geht nur still den einsamen Weg ihrer Pflicht, auf den kein Sonnenstrahl fällt als die dankbare Liebe und das kindlich harmlose Lachen des kleinen Bruders. Sie hat nun doch einige Stunden bekommen und jeden Vor- und Nachmittag ist sie vom Hause fern, geht sie tapfer durch Kälte, Schnee und Sturm ihrem Beruf nach und verdient so viel, daß sie bescheiden, ganz be scheiden leben können. Frobenius kommt nicht mehr; einmal nach jenem unglückseligen Abend ist er noch dagewesen. Es war kurz vor Weihnachten, am Nach mittag, klein Erich hatte ihm geöffnet und in's Wohn- zimmer geführt. Elisabeth war fort und Kath'rin' saß über eine Ausbesserarbeit gebeugt, am Tisch. „Sie finden Frau Mangold nicht zu Haus, Herr Doctor," sagte sie kurz, fast hart, nach der ersten Be grüßung, sich erhebend. „Ich suche nicht Frau Mangold, Comtesse, ich komme Ihretwegen." „Meinetwegen?" Sie mißt ihn mit einem unendlich stolzen, kalten Blick. „Jawohl, gnädigste Gräfin, Ihretwegen," entgegnet er unbeirrt. ,^Wir sind uns verschiedentlich auf der Straße begegnet, das Auge des Arztes sieht scharf, ich möchte Ihnen die Bitte aussprechen, möchte die Frage an Sie richten, können Sie Ihre anstrengende Thätig- leit nicht ein wenig einschränken? Ich fürchte, es geht über Ihre Kräfte. —" Seine Fürsorge erfüllt sie minutenlang mit einem freudigen, glückseligen Erschrecken, aber ein häßliches Bild, eine böse, schmerzliche Erinnerung drängt sich dazwischen. Was konnte ihr dieser Mann noch sein? Alle Erbitterung und alles Weh, was sie in jener Minute empfunden, da sie ihm in Elisabeths Armen gesehen, gährt in ihr auf. „Ich danke Ihnen, Herr Doctor Frobenius," ent gegnete sie stolz, „wenn ich eines ärztlichen Rathes bedarf, werde ich einen solchen nachsuchen." „Coinlesse Neyschütz, Comtrsse Kath'rin'," stößt er leidenschaftlich erregt hervor; sein Herz klopft stürmisch, jede Fiber in ihm bebt, seine Blicke hängen an ihr mit Bewunderung und Liebe, sie erscheint ihm wie eine Heilige in ihrer herben Keuschheit, in ihrem Stolz mit dem 'Leidenszug in dem bleichen Antlitz. (Fortsetzung folgt.) Telegraphische Nachrichten vom 28. März. (Hirsch's Telegr. Bureau.) Berlin. Dem „Vorwärts" zufolge hat der Kriegs minister gegen den verantwortlichen Redakteur des „Vorwärts" Strafantrag wegen einer Mittheilung vom 5. Dezember vorigen Jahres gestellt, wonach bei einem Streifzuge der Kolonne Ketteler 22 Boxer zum Tode verurtheilt worden seien. Rom. Auf der Consulta wird versichert, daß der Minister des Auswärtigen Prinetti, trotz der Sympathieen, welche die öffentliche Meinung in Italien einer An näherung an Frankreich entgegenbringt, oon der Noth wendigkeit der Erneuerung des Dreibundes überzeugt ist. Italien würde bei einem Anschluß am den Zweibund durchaus nichts profitiren, würde vielmehr dadurch einer