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in 6 sör Wmltk-Sriillttl, 8dtrl»ftitz, 8nsSors, Lugau, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Hernrsdorf, Bemsdorf, Lmrgenberg, Falken, Meinsdorf n. s-^ 28. Jahrgang Freitag, den 29. März 1901 Nr. 74 Redaction und Expedition: Bahnstratze 3 (nahe dem K. Amtsgericht). Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohenstein-Ernstthal. Insertion sgeb uhren: die funsgespaltene Lo 12 Pf»- Raum für den Verbreitnngsbezirk 10 Pfg-, Rabatt. Reclame 25 Pfg. Bei mehrmaliger Ausg Annahme der Inserate für die folgende ^"/'""erbeten. 1« Uhr. Größere Anzeigen Abendsvoryer^^^^^^ Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich Nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Austräger, sowie alle Postanstalten. Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich 1 Mk. 2S Pfg. incl. der illustrirten Sonntagsbeilage. Bürger- und 1. Bezirksschule Hohenstein-Ernstthal. Die Aufnahme der mit Ostern d. I schulpflichtig werdenden Kinder findet Montag, den 1. April, nachmittags 2 Uhr im Schulsaale statt. Die feierliche Entlassung der Konfirmanden ersolgt Freitag, den 28. März, nachmittags 5 Uhr. Wir beehren uns hierzu ergebenst einzuladen. Hohenstein-Ernstthal, am 28. März 1901. Das Lehrerkollegium. F. Dietze, Direktor. Bekanntmachung. . .,Reitraqs- Nachdem die Ergebnisse der hiesigen EinkommensteuerernschM pflichtigen bekannt gemacht worden sind, werden in Gemäßheit oe i welche im in z/s d-s «E-nsi-u°rg-s°tz«S °°m S4.JU» IM0 » P--s«^ hich«m Ort- ihr- St-n-r,flicht zu erfüllen haben, denen aber der S>r»e^ An, hat behändigt werden können, hiermit aufgefordert, wegen 8 schätzungsergebnisses sich bei der hiesigen Ortssteuereinnahme zu meioen. Gersdorf (Bez. Chemnitz), den 26. März 1901. Der Gemeindevorstand. Göhler. T a g e s g e s ch i ch t c. Deinstes ReiÄ — Zum Schutze der Person des Kaisers soll in Zukunft bei den Ausfahrten des Monarchen in Berlin und in der näheren Umgebung der Reichshauplstadt die kaiserliche Equipage von vier radfahrenden Leibgendarmen begleitet werden. Gegenwärtig werden Unter den Linden und im Thiergarten Probe-Ausfahrten mit einem kaiseo lichen Gepäckwagen unternommen, der von dem be kannten Schnnmelgespann in raschem Tempo gefahren und von vier zur Seile des Wagens radelnden Gendarmen begleitet wird. Diese Probe-Ausfahrten werden von einem Adjutanten des Kaisers geleitet. Ferner ist an geregt worden, die Kutscher und Diener des kaiserlichen Wagens mit Revolvern bei den Ausfahrten aurzurüsten. Jedoch sind irgend welche Aenderuugen in dem Ueber wachungSdienst, soweit ihn die Polizeiorgane ausüben, bisher weder vorgenommen, noch in Vorschlag gebracht worden. — Dem Reichstags ist die endgültige Ueberstcht der Einnahmen und Ausgaben des ostafcikanischen Schutz gebietes pro 1899 zugegangen. Es sind ausgegeden worden 1 849 993 Mk. nach der vorläufigen Haushalts- Uebersicht, 5 810 851 Mk. ferner bis zum endgültigen Abschlusse der Rechnung, überhaupt 7 660 844 Mk. Die Jsteinnahme beträgt 1 849 993 Mk. nach der vor läufigen HauShalis-Uebersicht, 4 340159 Mk. ferner bis zum endgültigen Abschlusse der Rechnung, überhaupt 6190052 Mark. Es ergiebt sich mithin ein Fehlbe trag von 1 470 692 Mark, der mit 1470 692 Mk. in den Entwurf zum Etat des Auswärtigen Amtes pro 1902 unter Kapitel 2u Titel 9 der einmaligen Aus gaben eingestellt werden soll. — Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Um den Ab- schluß der Erörterungen über die mit den chinesischen Wirren zusammenhängenden Entschädigungssragen mög lichst zu beschleunigen, ist der Direktor der Kolonialab- theilung Dr. Stübel, der als ehemaliger Generalkonsul in Schanghai mit den einschlägigen Verhältnissen be sonders vertraut ist, im Auftrag des Reichskanzlers gestern nach London abgereist. Gleichzeitig ist Dr. Stübel beauftragt, den Botschafter in London bei der Erledigung der noch schwebenden Reklamationen deutscher Staats angehöriger aus Südafrika zu unterstützen. — Gegenüber Erörterungen über den Dreibund schreibt offiziös die „Nordd. Allg. Ztg.": „Der Drei- bund ist, namentlich in der Pariser Presse, in letzter Zeit zum Gegenstand vieler, aber meist unzutreffender Erörterungen gemacht worden. Zunächst kann konstatirt werden, daß die Verbündeten Italiens zu keiner Zeit diesem Bedingungen oder auch nur Wünsche wegen der Verwendung der italienischen Armee auferlegt haben. Ferner läßt der Dreibundsvertrag allen drei Verbündeten volle Freiheit hinsichtlich der Festsetzung ihrer Land- und Seestreitkräfte. Falls einer der Verbündeten eine Ver- Minderung seiner Armee durch seine eigenen Interessen sür geboten hielte, würde dies weder dem Geist noch dem Buchstaben der Vertrages widersprechen. Jeder der drei Theilnchmer am Dreibunde Hal, sowohl für sich, wie auch für die beiden Verbündeten, an dem Grundsätze festgeholten, daß die Bestimmung der HeereS- stärke lediglich eine innere Angelegenheit de« betreffenden Staates ist. Es ist zeitgemäß, auch diese Thatsache her vorzuheben gegenüber der von manchen Seiten geflissent lich verbreiteten Legende, daß die finanziellen Schwierig keiten Italiens mit den vom Dreibunde auferlegten Ver pflichtungen zusammenhängen. Solche Verpflichtungen gießt es nicht" Der erste Punkt dieser Erklärung richtet sich gegen die Behauptung französischer Blätter, das; Italien in Folge geheimer Bestimmungen zum Drei- bundsoerlrag verpflichtet sei, im Falle eines Angriffs auf die deutschen Grenzen durch Frankreich Truppen- kontingente über den Brenner durch Tirol nach Deutsch land zu senden, um den dreibundfeindlichen Heeren ent- geaenzutreten. Die offiziöse Erklärung der „Nordd. Allg. Ztg." übergeht aber den sür Deutschland wichtig sten Punkt der Erörterungen über den Dreibund, näm- Irch die Erklärung des ttalienischen Ministerpräsidenten Zanardelli, daß Italien die Erneuerung des Dreibundes abhängig machen werde von der vorherigen Regelung der Handelrverträge. — Für die deutsche Rechtschreibung soll in der That etwas geschehen. In der Kammer der Abgeordneten zu Stuttgart Hal der würltembergische Kultusminister auf eine Anfrage der Abg. Hieber erklärt, die vom Reichs kanzler angeregte Konferenz zur Einführung einer ein heitlichen deutschen Rechtschreibung trete noch in diesem Sommer zusammen. Die Grundlage werde wohl die Puttkamersche Rechtschreibung unter Abstreifung der Differenzen der einzelnen Staaten bilden. Oesterreich-Ungarn. Wien, 27. März. In einer Interpellation hatte der Abgeordnete Klofac Beschwerde darüber geführt, daß der dein; 22. Jägerbataillon dienende Wenzel Zilak, als er während des Excercirens stolperte, von einem Oberleutnant durch Säbelhiebe verwundet wurde, was Klofac eine bestialische That nannte. Darauf erhielt Klofac von Osftcieren des Bataillons einen Brief, worin dargelegt wird, der Soldat sei rein zufällig verletzt worden. Klofac wöge diese Thatsache im Reichsrathe richtig stellen oder seine Zeugen nennen. Heute erschienen zwei Osficiere im Abgeordnetenhause, was als nicht zu lässig angesehen wird. Klofac ließ den Officieren durch zwei czechische Zeugen mittheilen, daß ihnen die Pflicht des Beweises dafür obliege, daß, was er behauptet, un richtig sei, und daß er, da sie diesen Beweis nicht an träten, die Angelegenheit für erledigt betrachte. Die Zeugen lehnten jede Genugthuung ab und beriefen sich auf die Immunität der Abgeordneten. Rußland. — Die Studentenunruhen beschränken sich nicht auf Petersburg, sondern auch in Moskau, Odessa, Kiew, Dorpat, Riga usw. haben die Studenten beschlossen, den Besuch der Vorlesungen einzustellen. Auch nicht auf die studentischen Kreise allein beschränkt sich die revolutionäre Bewegung. In einigen Städten sind Hunderte von Personen verhaftet worden. Welchen hohen Grad die verhindern. England. Erregung in Rußland erreicht hat, geht fache hervor, daß eine Anzahl Professoren und jn es wagt, mit einer für russische Verhältnisse 8 scharf gehaltenen Eingabe an den „Eine schwere Gleichgültigkeit" (— so Meßt . gäbe, welche auf die Knebelung der öffentlichen M g in Rußland hinweist und betont, daß die Zay Unterschriften eine sehr viel größere wäre, wenn n cy viele durch die Rücksicht auf die unangenehmen Folgen abgehalten würden «fliegt über jedermann, va Interesse sür öffentliche Thätigkeit ist geschwunden, un in allen Schichten der Regierung und der Gesellschaft fühlt man den Mangel an Männern. Machen Sie durch eine großherzige That diesem Drucke ein Ende, Sire. Zeigen Cie Vertrauen in Ihre ehrerbietigen Unterthanen und gestatten Sie uns, die Stimme der öffentlichen Meinung hören zu lasten, die jetzt geknebelt ist. Die Bewegung unter den Studenten wird von selbst auf hören, die jungen Leute werden ruhig zu ihren Arbeiten zurückkehren, sobald sie sehen, daß sie ihre Studien be enden und einen freien und nützlichen Antheil an den Angelegenheiten ihres Vaterlandes nehmen können." Holland. Haag, 27. März. Infolge deS vom Präsidenten Krüger bei den Mächten erhobenen Einspruches bezüglich der Verschickung von Burengefangenen nach Indien soll demnächst eine Abänderung der Haager Friedensakte dahin stattfinden, daß Gefangene nach verseuchten Gegenden nicht gebracht werden dürfen. Auch andere Punkte der Friedensakte sollen abgeändert werden, um Mißstände, die in Südafrika zutage getreten sind, in Zukunft zu — Der Ausgang des Chamberlain-Prozesses wird in der Londoner Presse begreiflicherweise lebhaft kom- mentirt. Dabei wiegt in den oppositionellen Blättern der Gedanke vor, daß die geringe Schadenersatzsumme, zu der die beklagten Blätter verurtheilt wurden, charak- teristisch sei. Auch wird Chamberlain nicht der Vorhalt erspart, daß sich seine im Parlament abgegebene Er- klärung, er sei an Lieferungen für die Regierung nicht materiell interessirt, als unrichtig erwiesen hat. Morning Leader erklärt: Wenn Arthur Chamberlain mit der un- beträchtlichen Summe, welche die Jury ihm zusprach nicht zufrieden sei, so vergesse er, daß in den inkrimi- nirten Artikeln wiederholt jeder Vorwurf gegen seine Unbescholtenheit zurückgewiesen wurde. Die Blätter hätten nur als Axiom niedergelegt, daß ein Minister der Krone anständigerweise kein Interesse an Regierungs konirakten haben dürfe. Wenn hierauf irgend eine Ant- wort als die einzig denkbare möglich sei dann sei es die, daß die Corruption in der englischen Politik aller- dings weit fortgeschritten sei. Daily News sagt- Hütte die Jury geglaubt daß Arthur Chamberlain Unrecht geschehen so hatte sie ihm dreißig Mal höheren Schaden ersatz zuerkannt. Die Beweisaufnahme und das wunder bar gerechte Resumö des Lord Oberrichter« beseitig» endgilt,g die Leugnung des Kolonialminister« daß er keine direkten oder indirekten Interessen an den Regierung«.