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»EL'" Lugau, Wüstenbrand, Urspnmg, Mittelbach, Hermsdorf, Bernsdorf, 28. Jahrgang Dienstag, den 26. März 1901 Nr. 71 « 31. März 1901 Redaction und Expedition: Bahnstratze 3 (nahe dem K. Amtsgericht). Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohenstein-Crnstthal. Bekanntmachung. Der am 15. März 1901 fällig gewesene 1. Termin Gemeindeanlagen ist bis zum Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich Nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Austräger, sowie alle Postanstalten. Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich 1 Mk. 25 Pfg. incl. der illustrirten Sonntagsbeilage. in"dieÄelt"hinaus- Namen will erstehlen^ ^r Krieg zu Ende ruft, daß tue Republiken besieg o verbanden ist, daß nur hier und d« noch kle.m F^st und das Land durch retfen d'e f ^it fortzusetzen — SL LL"'h°k. « ^nen Theil unserer Bürger in die Kapkolome entsalz, um Repressalien zu üben, wie d'-- bereit« m.t den Am Kulanzen geschehen. Wir warnen daher alle englischen Offiziere vor ferneren Verwüstungen in unseren Landern, widrigenfalls wir genöthigt sind, unsere Vergeltung an dem Befitzthum der englischen Bevölkerung m der Kolonie zu üben, gleichzeitig erklären wir, daß deren Frauen und Kinder von uns nicht belästigt werden sollen, ob gleich der Feind die mistigen nicht respektirte. Wir be anspruchen nichts von unseren Brüdern in der Kolonie, aber bitten Sie, wie die civilisirte Welt, uns zu helfen, um der barbarischen Kriegführung unserer Feinde em Ziel zu setzen. Unser Gebet zu Gott geht stets dahin, daß er uns in diesem ungerechten Kriege nicht ver lassen möge." Stuttgart, 23. März. Mit größter Bestimmt heit tritt hier das Gerücht auf, daß sich der beurlaubte Ministerpräsident Kriegsminister Schottenstein heute in Ulm erschossen hat. Oesterreich-Ungarn. — Eine sonderbare Fälschung bei einer Hinrichtung berichten Wiener Blätter. Ein österreichischer Soldat, Namens Balzer, der wegen Mordes zum Tode verur- theilt war, ist am Mittwoch in Krakau hingerichtet worden. Diese Hinrichtung nun war der Anlaß zu einer sonderbaren Affrire, die große Aufregung in der Stadt hervorrief. Gleich nach dem traurigen Akte ver- breitete sich in der ganzen Stadt das Gerücht, daß um 6 Uhr früh telegraphisch die Verfügung der Begnadigung des Mörders eingetroffen sei, daß sie aber durch eine Fahrlässigkeit der Post den Gerichtsbehörden erst einge- händigt wurde, als e« bereit« zu spät war. Dem Ge- rücht lag ein thatsächlicher Vorfall zu Grunde: Es war um 6 Uhr wirklich aus Troppau ein Telegramm de« obenbezerchneten Inhaltes eingetroffen, das sich auf eine Wiener Verfügung berief. Die Fassung der Depesche erregte berm Staatsanwalt jedoch Mißtrauen, und er wendete sich an dre Troppauer Behörden um schleunigste Aufklärung. Aus Troppau — da« militärisch Krakau Abien^ die Nachricht ein, daß der de» Telegramm« ernirt worden sei und daß a Individuum stamme, das der ¬ gleichen Streiche schon wiederholt ausgeführt habe und 'm begründeten Verdachte geistiger Störung stehe. Oertliche» und Sächsische». Hohenstein-Ernstthal, den 25 März — Gute Aussichten für die Buren. Mau schreibt aus London: Der südafrikanische Winter steht jetzt wieder vor der Thür und damit haben die britischen Soldaten wieder eine mehrmonatliche Periode schwerster Strapazen und Leiden vor sich, welcher sie jedenfalls nur mit größtem Widerwillen entgegengehen. Die Anzeichen von der totalen Erschöpfung und der weitgehenden KriegS- müdigkeit fast sämmtlicher auf dem Kriegsschauplätze vor handenen englischen Truppen mehren sich mit jedem Tage, und selbst schwere Insubordinationen scheinen an der Tagesordnung zu sein. In dem Privalbriefe eines Offiziers, der seinen Verwandten in Irland von Pretoria aus schreibt, wird ausdrücklich daraus hingewiesen, daß „die Mannschaften nur zu ost mit Murren und wider spenstigen Worten ihrer Pflicht nachkommen und in vielen Fällen entweder den Geborsam direkt verweigern oder gegebene Befehle einfach stillschweigend unausgeführt lassen." Derartige Reußerungen und Folgen der Kriegs« Müdigkeit können umsoweniger verwundern, als selbst in Pretoria die Verpflegung der Soldaten meistens eine mangelhafte und nothdürftige ist, und wenn Tommy Alkins nicht reichlich zu essm und zu trinken hat, dann übt er sein Handwerk nur sehr widerwillig ans. Wie gut dagegen die Buren mit allem Kriegsmaterial versehen sind, zeigt folgende Mitt Heilung: Bei dem Ueberschreiten des Elands ließen die Buren 70 Pferde im Stich. Farmer aus der Umgegend geben die Gesammtverluste der Buren am 17. auf 40 an. Ein von den Buren gefangen genommener und wieder freigelassener britischer Offizier theilt mit, daß Kritzingers Commando prächtig beritten ist und daß alle Leute mit Lee-MctsordS und Lee Enfields bewaffnet und hinreichend mit Munition versehen sind. Ihre ganze Ausrüstung, Wassen, Kleidung und Pferde, sei früher Eigenthum der kritischen Regierung und britischer Unterthanen gewesen. 24 Mann von dem Colonial-VettheidigungS-Corps ritten am Freitag bei Winterberg arglos in eine Abtheilung Buren hinein und wurden prompt gefangen genommen, nachdem zwei verwundet waren und die übrigen ihre Waffen nieder- geworsen hatten. Unter Zurücklassung ihrer Waffen und Pferde und nach Ablegung ihres Ehrenwortes, sich weiteren Kampfes zu enthalten, wurden sie freigelassen. — Steijn und Dewet haben ein Manifest unter dem 28. Februar erlassen, das erst jetzt bekannt wird und in dem es heißt: „Es wird hiermit bekannt ge macht, daß der Krieg, den die englische Regierung uns aufgezwungen, noch immer im vollen Gange ist, und daß weder die Gebräuche civilisirter Kriegsroutine, noch die Konventionen von Genf und Haag beobachtet worden sind. Der Feind hat zu keiner Zeit Anstand genommen, im Gegensatz zu den bestehenden und an erkannten elementaren Regeln der Kriegszucht und ent gegen den heiligen Abmachungen im Haag neutrale Bürger zu verhaften und in's Ausland zu schicken. Seine Soldaten wurden kommandirt, zu plündern, zu verbrennen und das Privateigenthum unserer Bürger, wo nur immer möglich, zu schädigen. Ja er ging noch weiter, indem er die Kaffern und Eingeborenen be waffnete und gegen uns in's Feld schickte. Er machte es sich ferner zur Aufgabe, Frauen, Kinder, Greise und Kranke gefangen zu nehmen. Der Tod vieler Frauen, die selbst im Krankenbett von unserem christ lichen Feinde nicht geschont wurden, ist hierbei zu be klagen. Ehrbare Frauen und schwächliche Kinder wur den von den Soldaten auf Befehl ihrer Osficiere miß handelt. Es genügt ihm nicht, uns unseren Besitzstand Mlauf dieser Frist vor- <m d>- hichg- s-m-md-k»sst b-i V--m-iduns d-r " ch zunehmenden Zwangsmittel abzufüyre . GM-r. - sir .HOBm-AMilal, LbnkiiMh, GerMs, Deutsches Reich. Berlin, 24. März. Wegen schweren Dienst vergehens wurde, wie das „Kl. Journ." berichtet, ein Vicefeldwebel der in China stationirten deutschen Truppen mit dem gestern Abend von Ostasien im Hamburger Hafen eingetroffenen Packetdampfer „Ham burg" nach Deutschland befördert und von einer Pa trouille noch gestern Abend, nachdem der Dampfer am Quai verstaut morden war, voll Bord geholt, um der Militärbehörde zur Aburtheilung zugeführt zu werden. Gleichzeitig wurde an Bord des Dampfers ein Matrose, der sich schwer gegen die Seemannsordnung vergangen haben soll, in Haft genommen. — Den geheimen Sicherheitsdienst beim Kaiser ver steht die sogenannte politische Abtheilung der Polizei, die im Polizer-P-äsidium ihren Sitz hat. Wie die Deutsche Warte millheill, hat infolge des Vorfalls in Bremen eine Verstärkung der genannten Abtheilung, die aus 120 Kriminalbeamten ausschließlich dec höheren Beamten besteht, an Kopfzahl nicht staitgefunden. Da- gegen wird der Jnstrukli ms ienst desto eifriger gehand habt unä es werden Hebungen aller Art vorgenommen, die hauptsächlich auf einem äußerst scharfen U-ber- wachiingsdienst der Umgebung und speziell der Person des Kaisers basiren. Die Beamten, welche nur ganz unauffällig in Civil Ihätig sein können, dürfen den Kaiser nie aus dem Auge verlieren und müssen gleichzeitig das Publikum scharf beobachten. Derartige Uebungen. bei denen z. B. eine Person den Kaiser darstellt und aller hand unvermulhete Zwischenfälle markirt werden, finden unausgesetzt stall; die intimen Einzelheiten solcher In struktionen werten selbstverständlich geheim gehalten. Eine weitere Folge des letzten Ereignisses ist, daß in Zukunft mehr Beamte den Kaiser auf seinen Reisen be gleiten werden als bisher; es würden dann also mehr wie 60 Köpfe den Sicherheitsdienst ausüben. Die Hanse- städte hallen sich bisher erboten, den Sicherheitsdienst allein zu übernehmen, was in Zukunft ausgeschlossen ist. — Generalfeldmarschall Graf Waldersee meldet aus Peking: Die Zurückziehung der englischen und russischen Wachen in Tientsin hat in vereinbarter Wei,e stattge sunden. — Der Gesundheitszustand im Expeditionscorps ist vortrefflich — Amerikanische Locomotiven für bayerische Staats bahnen. Wie die „Tägl. Rundsch." einer Börsennotiz entnimmt, sind kürzlich von der Verwaltung der bayerischen Staatsbahnen abermals einige Schnellzugs- locomotiven aus den Baldwin-Locomotivfabriken in Amerika bezogen worden und bereits in München ein getroffen, wo sie gegenwärtig unter Leitung amerika nischer Ingenieure in den Centralwerkstätten zusammen gesetzt werden. Ihre Schnelligkeit soll mit normaler Zugbelastung etwa 120 Kilometer in der Stunde be tragen können. Man hat schon im vorigen Jahre mit Befremden von solchen Bestellungen Kenntniß nehmen müssen. Sollte Deutschland wirklich in dieser Be ziehung nicht leistungsfähig genug sein oder spielt da wieder der leidige Particularismus eine traurige Rolle? Und wenn Bayern was kaum glaublich erscheint, wirk lich der Industrie in Preußen ihre Aufträge nicht hätte geben wollen, so hätte sie immer noch nicht in die Ferne zu schweifen brauchen. In Chemnitz sind erst vor Kurzen mehrere Schnellzugslocomotiven vor züglichster Qualität fertig gestellt und abgeliefert worden.