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1694 ^ 45, 2i. Februar 1902. Nichtamtlicher Teil. sagt das Urteil, für jeden normalen Menschen grob unzüchtig. — Gegen das Urteil hatte der Angeklagte Gardau Revision ein gelegt. Er suchte in der Rechtfertigungsschrist nachzuweisen, daß das Gericht den Begriff des Unzüchtigen verkannt habe, indem es auf den fcstgestcllten Thatbestand den Z 184,1 anwandte. Das Reichsgericht erkannte jedoch in der Verhandlung vom 21. Februar gemäß dem Anträge des Reichsanwalts auf Verwerfung der Revision, da das Urteil keinerlei Rechtsirrtum erkennen lasse. Recht der Zeugnisverweigerung. — Nach einer Mit teilung der Zeitschrift -Das Recht- (Hannover, Helming) hat das Reichsgericht zur Frage des Rechts der Zeugnisverweigerung folgende Rechtssätze aufgestellt: 1. Für ein kaufmännisches Geschäft können außer den Bezugsquellen auch die Bedingungen des Be zuges zu den Gegenständen gehören, deren Geheimhaltung ein berechtigtes Interesse des Geschäfts erfordert. 2. Anvertraut sind nicht nur die Thatsachcn, von denen der Beamte durch Mitteilung des Geschäftsinhabers Kenntnis erhalten hat, sondern auch die, mit denen er überhaupt vermöge der ihm anvertrauten Stellung bekannt geworden ist. Vereinigte Staaten von Amerika. — Dem Hause der Repräsentanten der Vereinigten Staaten von Amerika sind kürzlich zwei fast gleichlautende Gesetzcsvorschläge unterbreitet worden, die die Einführung des metrischen Systems für Maße und Gewichte in den Vereinigten Staaten von Amerika zum Gegen stände haben. Die Vorlagen enthalten beide die Bestimmung, daß zu einem bestimmten Termin sämtliche Verwaltungsbehörden der Vereinigten Staaten angewiesen werden sollen, in allen staatlichen Betrieben für Maße und Gewichte, mit Ausnahme bei den öffent lichen Landvermessungsarbeiten, das metrische System einzuführen, sowie, daß von einem weiteren Zeitpunkte ab allgemein metrische Maße und Gewichte in den Vereinigten Staaten gelten sollen. Der Unterschied der beiden Vorschläge beruht nur in der Verschieden heit der Einführungstermine. (Nach KIsvtrioal IVorld and KnMnssr.) Joseph Sattler-Ausstellung. — Im Lichthofe des Kunst gewerbe-Museums in Berlin ist eine große Zahl von Handzeich nungen des bekannten Künstlers Joseph Sattler ausgestellt, die Originale der Abbildungen zu dem Werke »Geschichte der rheinischen Städtekultur- von Heinrich Boos. Freiherr Heyl zu Herrnsheim, der zu Ehren seiner Vaterstadt Worms dieses schöne Werk hat schaffen lassen, hat die Originalzeichnungen Sattlers aus seinem Besitz für die Ausstellung hergeliehen. (D. Reichs-Anz.) Münchener Künstlervereingung für graphische Kunst. — Diese neue Vereinigung, deren Gründung in Nr. 40 d. Bl. gemeldet wurde, wird sich an der diesjährigen Ausstellung im Glaspalast zu München beteiligen. Der Vereinigung wurde vom Vorstand der Künstlergenossenichast ein eigener Raum zugesagt zu freier Verfügung, also mit dem Rechte eigener Juryausübung. Ein Anschluß anderer Künstler an die Ausstellung dieser Gruppe kann nicht erfolgen. Die Vereinigung gedenkt, bet dieser Gelegen- legenheit in kleinem Rahmen ein möglichst klares Bild der von ihr angestrebten künstlerischen Ziele zu geben, und zwar auf dem Gebiete des Buchschmuckes, der Illustration, der Lithographie und Radierung, sowie der Plakatkunst. Schwäbischer Schillerverein. — In Berlin fand am 19. Februar die Gründung eines Berliner Zweigvereins des Schwäbischen Schillervereins statt. Zuin Vorsitzenden wurde der Königlich württembergische Gesandte Freiherr von Varnbüler, zu seinem Stellvertreter der Regierungs-Baumeister Stapf gewählt. Außerdem traten in den Vorstand ein die Herren Ludwig Fulda, Grub, Fritz Jonas (der Herausgeber von Schillers Briefen), Ge heimer Hosrath I)r. Lauser und Professor Erich Schmidt. I. Internationale Ausstellung für moderne deko rative Kunst in Turin. — Die Eröffnung dieser Ausstellung erfolgt am 26. April d. I. Die Zahl der für die Abteilung der modernen dekorativen Kunst bewirkten Anmeldungen aus Italien, Deutschland, Frankreich, Holland, Amerika und Japan beträgt jetzt schon mehr als 1500. Der Vorstand des Verbandes deutscher Kunstgewerbe-Vereine, bestehend aus Professor Friedrich v. Thiersch, Hosjuwelier Paul Merk und Direktor Hans Welzel aus München, sowie der Architekt Bruno Möhring aus Berlin wurden vor kurzem in der Angelegenheit der Beteiligung Deutschlands an der Ausstellung von dem Reichskanzler Graf v. Bülow und dem Staatssekretär Graf v. Posadowsky in längeren Audienzen empfangen, wobei die Pläne für die deutsche Abteilung oorgelcgt wurden. Graf v. Bülow und Graf v. Posadowsky nahmen von den Vorträgen mit lebhaftem Interesse Kenntnis und sagten jede nützliche Förderung der Bestrebungen auf eine würdige Vertretung des deutschen Kunstgewerbes in Turin zu. Neue Bücher, Kataloge re. für Buchhändler. Kars, llistorieo-ns-turalis et watbswakies, (ssparatiw s »Ksbora,- toriuw st Nussuw-). UrsA. von XV7 ckuulc in Lsriin XIV. 5. XII. 6. a, Kinns. 4". 4 8. XstaloA dos rsiollbaltchsn uncl vvsrtvolls» LüobsrlsAsrs von 8. Ksnds in IVisn. IV. XbtlrsiiunA: IVsrlcs aus allsn Wisssns- rvveixsn. KutoZ'rspbsn und bistorisobs Urirundsn. Vsrlagswsrlrs. 8". 108 8. 2700 Xumwsrn. VsrstoigMunA: OonnsrstaA, äsn 27. Ksbruar unck dis kolAsudsn IsAg. Ungarn mit den insorporisrtsu und dsn Xsobbariändsrn in IVort und Lild. Kins rsiobs 8awwlung alter und nsusr Lüobsr, 8tädtsbildsr, Karten, Kortraits sto. Knti'qu.-Katalog Xo. XK1 von X. Kobraobsr's Antiquariat in Kisnr (Dirol). 8". 66 8. 1865 Xrn. Katbolisebs Dbsoiogis. Kntiqu. - Katalog Xo. XI,II von K. Kobraobsr's Antiquariat in Kisar (Virol). 16". 15 8. 85 Xrn. Kustriaoa und 8ungariva. Kntiqu.-Katalog Xo. Xlllll von K. Kobraobsr's Antiquariat in Insnr (Mrol). 16". 16 8. 81 Xrn. Libliotbsea Oatbolico - Mrsologioa: 8oriptura saera. Kxsgess. katrologis und katristilr. Ois Lonoiiisn. Oogwatilr. Kutiqu.- Katalog Xo. XKIV. von K Kobraobor's Antiquariat in Insnr (Mrol). 8". 65 8. 1800 Xrn. Schenkung. — Herr Theodor Demuth (Firma Gerold L Co.), der am 6. Dezember v. I. in Wien verstorben ist, hat außer den in den Nrn. 25 und 82 d. Bl. erwähnten Stiftungen auch dem -Untcrstützungsvcrein Deutscher Buchhändler und Buch- handlungsgehülfen- ein Legat von 1000 ^ vermacht. Der Vorstand dieses Vereins dankt in der heutigen Nummer d. Bl. für dieses hochherzige Geschenk. Künstlerischer Wandschmuck für Schule und Haus (B. G. Teubner und R. Voigtländers Verlag) in Leipzig. — Das König!. Preußische Ministerium für geistliche, Unterrichts- und Medizinal - Angelegenheiten hat eine größere Anzahl der Wand bilder angekauft, um sie durch Vermittelung der Provinzial- Schulkollegien und Regierungen höheren Lehranstalten und Lehrer seminaren zu überweisen. Betrügereien. — In der Person des Reisenden Franz Kulle in Berlin ist derjenige Schwindler dingfest gemacht wor den, durch den eine große Anzahl von Firmen in Moabit und Charlottenburg, die sich mit dem Vertrieb von Ansichls-Postkarten befassen, in empfindlicher Weise geschädigt worden sind. Der Ge nannte gab sich nach der -Nat.-Ztg.- als Reisender einer ange sehenen Ansichtskarten - Engrosfirma aus und erklärte sich bereit, nicht gangbare Sorten zurückzunehmen. Auf diese Weise setzte er sich in den Besitz größerer Posten Karten, die er dann anderweitig an den Mann brachte. Da ihm dies Manöver anscheinend nicht genug abwarf, hat K. auch noch einen zweiten Tric mit größerem Erfolge zur Ausführung gebracht. Er suchte die Gattinen von Professoren und Gymnasiallehrern auf und überbrachte wissen schaftliche Werke, Landkarten rc., welche der Ehemann angeblich in einer Buchhandlung bestellt hätte. Er erhielt dann in fast allen Fällen für zum Teil ganz minderwertige Bücher, u. a. auch für ein Paket mit Makulatur, recht erhebliche Beträge. In 19 Fällen ist K. geständig, er dürste aber wahrscheinlich noch andere Schwin deleien ausgeführt haben. Bußtag in Sachsen. — Auf den Bußtag in Sachsen am Mittwoch den 26. Februar 1902 sei für den Verkehr mit Leipzig hiermit aufmerksam gemacht. Personaluachrichten. Hoftitel. - Dem Musikalienhändler Herrn Heinrich Hothan in Halle a/S. ist vom Herzog von Meiningen das Prädikat -Her zoglicher Hofmusikalienhändler- verliehen worden. Eduard von Hartmann. — Der berühmte Philosoph Eduard von Hartmann, der Verfasser der bereits in zehnter Auf lage erschienenen -Philosophie des Unbewußten-, konnte am 28. Februar seinen sechzigsten Geburtstag feiern. Der noch außer ordentlich thätige Gelehrte lebt in Groß-Lichterfelde bei Berlin. Seine Werke sind auch in einer billigen Gesamt-Ausgabe von 13 Bänden (Hermann Haacke in Leipzig) erschienen.