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Vermischtes. * Der Rector der zweiten Volksschule in Forst i. d. Lausitz, Reichard, ist wegen Verdachts, SittlichkeitSver- breche» an Schulkindern verübt zu haben, verhaftet worden. * Ein Geschenk der Königin von Italien. Königin Helene von Italien, die einem freudigen Familienereigniß entgegcnsieht, hat 100 Wiegen sammt vollständiger, Prächtiger Kinderwäsche als Geschenk für solche Kinder armer italienischer Eltern bestellt, die am selben Tage zur Welt kommen wie der zukünftige Sprößling des italienischen Königspaares. * Ein tapferer Krieger. Ein von den wenigen preußischen Ossizieren, die aus dem Unterosfizierstande hervorgingen und wegen ihres tapferen Verhaltens im Kriege zum Leutnant befördert worden sind, Oberleutnant a. D. Hinzmann, ist kürzlich in Görlitz verstorben. Er war im Jahre 1853 beim 24. Infanterie-Regiment ein getreten, wurde im Jahre 1864 im Kriege gegen Däne- mark, nachdem er schon vorher das militärische Ehren zeichen erster und zweiter Klasse und die österreichische Tapferkeitsmedaille erster Klasse sowie da» Mecklenburger Verdienstkreuz erhalten hatte, wegen seiner Tapferkeit beim Uebergange nach Alsen zum Offizier befördert. Bis Oktober 1870 blieb er beim Regiment und wurde dann pensionirt. Später trat er in den Postdienst ein und war zuletzt Postdirettor. * König Eduard von England, der ein passionirter Raucher ist, zahlt durchschnittlich 7000 Mark für 1000 Stück Cigarren. Sie werden in der enormen Länge von 7 Zoll für ihn angefertigt. * Die Fortschritte der Frauen-Emancipation haben in einer Häuslichkeit in Chicago eine ebenso curiose wie eigenartige Erfindung gezeigt. Ein „geplagter Papa", ein Jngenier, erfand einen Apparat, der, mit einem Dynamo verbunden, eine Wiege in Bewegung setzt, und zur selben Zeit einen Phonographen laufen läßt, der das Lieblingslied seines holden Sprößlings heruntersingt. Haude^-Nachrichten. lioril», 14. März. (Wechsel-Cours). ttaiitr- Umewn Mark Amsterdam 8 T 169,35 B per 100 fl. k. ' 2M 168,25 G Brüssel end Antwerpen 4 ST 81,05 G pr. 100 Francs. 3M 80,45 G Italienische Plätze . 10 T 77,00 G pr 100 Liere 2M — Schwerz. Pl. rOO Frc. 5 WT 81,95 G London 8T 20,45 G pr. I Lstrl. 4 3M 20,24 G Mad id und Barcelona 14 T — pr. 100 Pesetas " 2M — Pari.» ., 8 T 81,05 G pr 100 Franc 3M 80,50 G Petersburg 5',d T — pr. loo Rubel '3M — Warschau 100 Rubel 5'/, 8 T — Wien 8 T 85,05 G per 100 Kr. ö W. ''3M 84,15 G Reichsbank 4',"/» Lomb.-- .-6-. 5'/-0/o. verttn, 14. März. Spiritus 70er loco ohne Faß 44,20 M Umsatz: 12 000 Liter. 50er —,— M. Umsatz Liter. 14. März. Kornzuckec cxc!. 88 "/» Rendemenl 0,80 bis 10.02'/,. Nachproducte excl. 75°/« Rcndement 7,45 bis 7,80. Stimmung: Muhig. Krystallzucker I mit Sack 28,95. Brodrafsinade '< ohne Faß 29,20. Gem Raffinade mit Sack 28.95 Gem. Melis 1 mit Sack 28,45. Rohzucker l. Product Transito f. a B. Hamburg per März 8,90 Gd, 9,oO Br., ver April 8,95 Gd., 9,00 Br., per Mai 9,07'/, bez., /9,05 Gd, per August 9,27'/, bez., 9,25 Gd., per Okt.-Dez. 8,95 Gd., 9,00 Br. Stimmung: Ruhig. llamkur.. 14. März. Weizen ruhig, Holsteiner loco l54 bis 160, La Plata 134—136. — Roggen ruhig, südruss. cif. Hamburg 107 bis 110, do loco I09 bis 112, Mecklenburgischer 140 bis 147. Mais stctig, loco 106, La Plata 83'/,. Hascr ruhig, Gerste ruhig. Wetter: Schön. Oleinen, 14. März. (Baumwolle). Tendenz: Matt. Upl. middl. loco 46 Pfg. I.ivvi p»»I, 14. März. (Baumwolle.) Muthmaßlicher Umsatz: 10000 Ballen. Stimmung: Ruhig. Import: 15 000 Ballen. Preise unverändert bis '/,« höher. Umsatz: 12000 Ballen, davon für Speculation u. Export 10: 0 Ballen verkauft. Amerik. schwächer, '/», niedriger, Ostindischc träge, Egypter unregel mäßig. Middling amerikanische Lieferungen. März-April 4°°/«« Käufer, Mai-Juni 4°'/», do., Juli-Aug. 4"°/«« Verkäufer, Sept.-Oct. 4"/,« do. Z a h l u n g s e i n st e l l u ng e n: Freie Bäckereigenossen schaft f. Berlin, e. G. m. b. H., Berlin Kaufmann Oscar Kulse, Breslau. Materialwaärenhändler Carl Friedr. Aug. Schreiner, Chemnitz. Werkzeugmaschinenfabrik Langer u. Orlamünder, Chemnitz. Banguier Carl Elling, Eberswalde. Fahrradhändler August Meyer jun., Gütersloh. Kaufmann Carl Steen, Lange: Kaufm. Joh. Otto Esser, M.-Gladbach. Rheinhessische Cognacbrennerei und Weingroßhandlung H. Beckmann, Gau-Algesheim-Ober-Jngelheim' Kaufmann Rob. Hübener, Schweidnitz. Comtetz K a t h r e i n. Roman von B. v. d. Lancle n. 41. Fortsetzung. „Er ist kein schmachtender Jüngling mehr, Kath'- rin', Du kannst nicht von ihm ein liebegirrendes Cour machen erwarten. Große Präliminarien wird er Dir nicht machen, aber heirathen wird er Dich, und das genügt." „Er wird mich heirathen? erlaube Papa, da wird er zunächst wohl um meine Hand bitten müssen und — die Antwort mir überlassen," sagte sie stolz. Mangold knirschte leise mit den Zähnen. „Zum Teufel niit Deinem Hochmuth," zischelte er, „der ist nicht mehr am Platz, durchaus nicht — verstanden?" Sie zitterte; „nein Papa — ich — ich weiß nicht, was Du meinst." „Entweder Du heirathest den Fürsten," flüsterte er, sich dicht an ihr Ohr neigend, „oder das Haus Mangold bricht zusammen. Ich stehe vor dem Ruin!" Die zarte Mädchengestalt bebte, daß sie zusawmen- gesunken wäre, hätte er nicht rasch seinen Arm um sie gelegt. „Bitte, keine exaltirte Fassungslosigkeit," sagte er rauh; „damit wäre Alles verdorben. Der Fürst ahnt nichts, überhaupt schwebt die Sache noch hauptsächlich zwischen uns und einem englischen Bankhause. Deine Verlobung und dann die Vermählung mit Egloffstein würde mich höchst wahrscheinlich retten. Ich erwarte und verlange von Dir, daß Du danach handelst. Jetzt komme — unser Fortbleiben könnte doch auffallen." Sie ließ sich von ihm fortziehen, willenlos, schwankend, ihre Füße zitterten, und sie meinte, daß ihr die Sinne schwinden müßten. „Nimm Dich zusammen, bitte, es handelt sich hier nicht um eine Possenreißerei, es steht Alles auf dem Spiel." Er führte sie in ein kleines neben dem Spiegelsaal gelegenes Zimmer und befahl einem Diener, ihr ein Glas Wein zu bringen; sie lehnte in dem seidenen Poster, blaß, mit verstörten Mienen und immer wieder wie fröstelnd in sich zusammenschauernd. Er stand vor ihr und hielt das Glas und redete ihr zu, zu trinken. — „Weiß sie es — Mama?" fragte Kath'rin'. „Ja — seit gestern Abend." „Ah so," sie nickte ein paar Mal vor sich hin und ein bitterer, schmerzlicher Zug lagerte sich um ihre Lippen. Sie hatte also recht gehabt; jetzt wußte sie, was die triumphirenden Blicke bedeuteten. Sie wünschte ja diese Heirath mehr denn je zuvor, und Kath'rin' wußte warum; und Groll und Empörung rangen in ihrer Brust — als sie zu Mangold auf blickte, sah sie, daß seine Hand, die das Glas hielt, bebte, und daß sein Gesicht vor Erregung und Angst aschgrau und fahl war; er jammerte sie unsagbar — j,Gieb," sagte sie mit einem plötzlichen Entschluß, die Hand nach dem Glase ausstreckend; sie leerte es rasch, fast begierig, wie ein Feuerstrom ging der Wein durch ihre Adern; er verfolgte jede ihrer Bewegungen, ihr Mienenspiel mit unstäten forschenden Blicken. „Komm," sagte sie, sich erhebend; er bot ihr seinen Arm. „Du wirst es thun, Kath'rin'? ja, wirst Du?" flüsterte er im Weitergehen; eine schreckliche Angst packte sie. „Ec muß es mir doch erst sagen? Und wird er cs denn überhaupt? Ist denn das so bestimmt?" — mehrte sie sich noch gegen ein bindendes Versprechen. Jetzt standen sie im Tanzsaal; die Musikanten spielten lustige Weisen, geputzte Frauen und Mädchen in den Armen eleganter flotter Männer wirbelten durcheinander — die erste, die an ihnen vorüber tanzte, war Elisabeth mit dem Fürsten — sie sah wunder schön aus, in einem lichtblauen, silbergestickten Kleid mit einem Funkenregen von Brillanten in dem blonden Haar und auf der herrlichen blendend weißen Büste. Kath'rin' wandte sich ab, das ganze Leben und Treiben, alles widerte sie an und sie sehnte sich plötzlich fort aus dieser prachtstrotzenden Umgebung in das kleine stille Junggesellenstübchen beim Onkel Ried in Friede nau. Frobenius war heute dort; er hatte es ihr ge- sagr, als sie ihm Grüße aufgetragen — wäre sie mit ihnen, sie vermochte nichts mehr deutlich zu erkennen, es stieg ihr heiß in die Augen — Thränen! Um Gottes Willen Thränen — sie durfte ja nicht weinen. Warum kamen sie auch, die dummen Thränen. — Sie hatte keine Zeit mehr, sie mit dem feinsten Battisttuch fort zu tuofen; ein junger Husarenleutnant forderte sie auf, und während sie zusammen nach den Klängen eines Strauß'schen Walzers durch den Saal flogen, fielen die Tropfen aus den schönen Mädchenaugen auf die glänzenden Schnüre seiner Uniform Der nächste Tanz gehörte dem Fürsten; als ihr Tänzer sich verabschiedete, kam er über den ganzen Saal, direkt auf sie zu, und als sie einmal herumge tanzt, bot er ihr seinen Arm und führte sie in den sogenannten „Wintergarten," der sich gleich an den Tanzsaal schloß; man hatte die oberen Glasfenster ge öffnet; so herrschte hier eine leidlich erfrischende Luft — die Fontänen plätscherten leise, unter den Palmen, Kamelien und Lorbeerbäumen gab es reizende, lauschige Plätzchen, die Wege waren mit feinem gelblichen Kies bestreut, und die Ränder der Beete mit blühenden Rosen besteckt, Blumenkelche von rosigem Glas mil derten die blendende Helle des elektrischen Lichts. Egloffstein lud Kath'rin' ein, neben ihm auf einer der zierlichen Bänke Platz zu nehmen, und als er sich dann neben sie setzte, glitt sein Blick über ihre vor nehme, zierliche Gestalt, in dem weiß- und rothge streiften Seidenkleid mit dem tiefrothen Rosenkranz in dem schwarzen Haar, das Alles so gut zu ihrem zart brünetten Colorit paßte, an einer Schnur Perlen, die sich um das schlanke Hälschen legte, blieben seine Blicke haften und dabei drehte er mit seinen großen Fingern den röthlichen Schnurrbart. Sie gefiel ihm sehr, sehr gut. „Comtesse Kath'rin'," sagte er nach einer ganz s kleinen Weile, „ich muß nun doch Ernst machen, wenn ich Ihnen auch ehrlich bekennen will, ich habe mich lange dagegen gesträubt, denn die Freiheit ist sehr schön; ich will heirathen. Diesen Entschluß zu fassen, war mir schrecklich; seit ich Sie kennen lernte, hat er seine Schrecklichkeit eingebüßt. Sie haben es mir ange- than, Kath'rin', mit Ihren schönen Augen, Ihrer ganzen reizenden kleinen Person, ich habe Sie so lieb gewonnen, daß ich das, was ich am höchsten schätze, meinen Stand und meinen alten Namen mit Ihnen theilen will; ich weiß, ich darf Ihnen beides anver trauen — (Fortsetzung folgt.) Airch,«-Aachrichten. St- Trinitatis Narochie. Am Sonntag Lätare, Vorm. V<9 Uhr Beichte und Hella. Abendmahl, Herr?. Schmidt. Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst, über Joh. 15, 17-25, Herr Hilfsg. Seidel Abends 6 Uhr Confirmandengottesdienst. (Mission) Abends halb 8 Uhl Jungfrauenverein im Cantorat. Wochenamt: H. Pastor Schmidt. Narochie St. Hyrikop-ori. Am Sonntag Lätare, Vorm. 9 Uhr Huuptgottcsdicnst, Predigt über Joh. 15, 17—25 Herr Ps. Albrecht. Nachm. V»2 Uhr Prüfung der diesjährigen Confirmanden 2. Abth. Kirchentaufen Rachm. » Uhr. Abends 6 Uhr Beichte u. Communion. Ev.-luth. Jünglingsvcrcin Abends 8 Uhr im Vcreinslocal. Ev.-lulh. Jungfranenvercin Theilnabmc an derAbendmahlrfeier. Donnerstag, den 21. März, Abends '/,9 Uhr Passionsan dacht im Waisenhaussaale. Wochenamt: Herr ?. Albrecht. Bon Obcrlungwitz Sonntag Lätare, 17. März, Vorm. 9 Uhr Predigtgottes dienst, Herr Diak. Tammenhain. Darnach Beichte und heilg. Abendmahl. Nachm. halb 2 Uhr Confirmandenprüfuug, und zwar der Knaben der oberen und der Mädchen der unteren Schule. Wochenamt: Herr?. Werner. Bon Gersdorf. Sonntag Lätare, den 17. März, friik halb 9 Uhr Beichte und nach der Predigt Commnnion, Herr k. Böttger. Nachm. halb 2 Ubr Kindergottesdienst. Abends kalb 8 Uhr Jungfrauenverein. Dienstag, den 19. März, Abends 8 Uhr Bibelstunde. Donnerstag, den 21. März, früh 9 Uhr Wochcncommunion. Die Woche für Begräbnisse und Hauscommuniouen hat Herr Hilssg. Lamm, für Taufen und Trauungen Herr k. Böttger. Bon Ursprung. Sonntag Lätare, am 17. März, früh 9 Uhr Predigtgottes dienst. Nächsten Sonntag findet im Vormittagsgottcsdicnst die Prüfung der diesjährigen Confirmanden statt. Eingesandt. Der Neustädter Turnverein macht bierdurck alle jungen Leute unter 17 Jahren aus seins Schüleiabtheil- ungen aufmeiksam und bittet dieselben, sich unserem Verein anzuschließen. Desgleichen ersuchen wir Eltern und Lehr herren höflichst, ihre Pflegebefohlenen zum Beitritt zu veranlassen und zu fleißigem Besuch des Tarnens anzuhalten. Es wird wie immer unsere Aufgabe sein, den jungen Leuten frischsröhliche Geselligkeit in an ständiger Gesellschaft zu bieten, vor allen Dingen aber Gelegenheit zu geben, ihren Körper zu kräftigen und zu stählen für den Kamps nm das Dasein, der nicht bloS Wissen und Können im Gewerbe erfordert, sondern stets auch einen straffen Organismus und ein heitre« Gemüth. — — Wissen, mit Gesundheit gepaart, be herrscht die Welt, während das Eine oder das Andere Nichts ist. — Die Turnstunden finden jeden Mittwoch und Sonnabend in unserem schönen Turnheim an der Oststraße statt, woselbst auch jederzeit Anmeldungen Einlretender entgegengenommen werden. Der Turnrath. Das Köstritzer Schwarzbier ist seit dem 17. Jahrhundert als ein vorzügliches Stärkungsmittel für Blutarme und Geschwächte bekannt. Es wird gebraut nach einer uralten englischen Portervorschrift. Es ver dankt seine weite Verbreitung hauptsächlich seiner be sonders zweckmäßigen Zusammensetzung — bei mäßigen Alkoholgehalt enthält es sehr viel Malz — und sog. Extraktstoffe, die den Stoffumsatz in hohem Grade fördern. In neuerer Zeit wird es auch vielfach in Lungen-Heilanstalten angewandt, wo man die Schäd lichkeit der früher beliebten Verabreichung großer Mengen von schweren Weinen und Spirituosen erkannt hat und das Schwarzbier als einen sehr zweckmäßigen Ersatz derselben verwerthet. Unter Verabreichung von Schwarzbier sind hohe Gewichtszunahmen bei Schwind süchtigen, wie bei anderen schwächenden Krankheiten er zielt worden. Der Verwendung von Schwarzbier bei Kranken ist auch deshalb ein hoher Werth beizulegen, weil dasselbe wegen seines angenehmen Geschmacks selbst von empfindlichen Kranken gern genommen wird. Telegraphische Nachrichten vom 15. März. (Hirsch's Telegr. Bureau.) Braunschweig. Die Stadtverordneten lehnten den socialdemokratischen Antrag ab, sich an dem Protest deutscher Städte gegen die Erhöhung der Getreidezölle zu betheiligen.