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maßen präsentabel zum Fünfuhrthee, und saß dann plaudernd, lachend und außerordentlich d'aecorä unter einander im Zelt, wo die Diener den Thee und feines Gebäck präsentirten. Der Fürst schien in besonders heiterer Stimmung, und zerstreute dadurch die Sorgen seiner fürstlichen Großmutter, Kath'rin' war auffallend still und erregte dadurch das Mißfallen ihres Stief vaters. Mangold selbst machte den Seinen einen ver änderten, krankhaften Eindruck; seine Züge waren scharf, fast hager geworden und zeigten, wenn er sich unbeachtet glaubte, einen zerstreuten, sorgenvollen Aus druck, der tiefe Linien um den Mund und in die hohe Stirn gegraben. Die Augen lagen tief in ihren Höhlen und hatten einen unstät flackernden Blick. Zum ersten Mal erregte er Kath'rin's Mitleid — er war ein anderer geworden, wodurch, was war ge schehen? Die Art, wie er sie und den Fürsten be obachtete, beängstigte und quälte sie. Sie hatte ein Empfinden, als ob ein Netz über sie ausgespannt wäre, das, sich immer enger um sie zusammenziehend, ihr jede freie Bewegung hemmte, und sich schließlich unlösbar und unentrinnbar fest um sie knüpfte. Sie war froh, als der Tag mit seinen gesellschaftlichen An forderungen zu Ende war, und sie sich selbst ange hören konnte; nie hatte sie sich so tieftraurig und ver einsamt in einem glänzenden, heiteren Kreise gefühlt und immer wieder ertappte sie sich darauf, daß ihre Blicke bald nach dieser, bald nach jener Seite hinüber glitten, als erwarte sie noch Jemand. — Es war sehr spät, als sie in einen kurzen, unruhigen Schlummer fiel und die langen Wimpern, die sich über die glänzen den Augensterne senkten, waren feucht von Thränen. „Sag', Elisabeth, wie stehen hier die Sachen, mit Kath'rin' und dem Fürsten?" fragte Mangold, als er Abends mit seiner Gattin in dem gemeinsamen Schlaf zimmer allein war; er hatte den Frack ausgezogen, den Kragen abgelegt und streckte sich, erschöpft auf- athmend, in einem alten, bequemen Fauteuille, wäh rend Elisabeth, die ihre Kammerzofe beim Eintritt ihres Gemahls entlassen hatte, im spitzenbesetzten Nachtkleid auf ihrem Bett saß und ihre winzig kleine Uhr aufzog. „Wie sollen sie stehen P' entgegnete sie achsel zuckend, „meiner Ansicht nach sind die Beiden nicht von der Stelle gekommen. Jetzt wird es wohl rascher gehen, seit der Doctor fort ist." „Welcher Doctor?" „Du weißt, die alte Fürstin hat in ihrer Marotten- haftigkeit immer einen Arzt um sich; der letzte, der nun hier war, war jener Doctor Frobenius, Du er innerst Dich vielleicht, der früher, ganz früher, als wir noch nicht mal verlobt waren, mich besuchte, so eine Art jugendlicher Hausfreund von Großmama Kottwitz." .,Ach so, ja richtig, also der." „Ja der — und es schien schon, als ob die beiden ein kleines Faible für einander hatten, da wurde Lipp eifersüchtig, provozirte eine sehr unhöfliche Scene mit dem armen Doctor und er ist heute abgereist." (Fortsetzung folgt.) Telegraphische Nachrichten vom 12. März. Berlin. Der Aschen- und Blutregen, durch den die Süditaliener so sehr erschreckt worden sind, hat seine Ausläufer bis nach Berlin entsendet. Gestern fiel hier ein seiner Regen, dessen einzelne Tropfen auffällig trüb waren, und nach Verdunstung des Wassers an den Fensterscheiben der Häuser, der Eisenbahnwagen und Omnibusse, sowie auf den Regenschirmen und Hellen Kleidern röthlichgelbe Flecken hinterließen, welche sich staubig anfühlten. Aus Fiume wird berichtet, daß dort gestern früh die ganze Stadt und Verdecke der Schiffe mit einer eigenthümlichen, aschgrauen Schlamm schicht bedeckt waren, ohne daß eigentlich Regen ge fallen war; in Obersteiermark wurde auf großen Flächen eine dicke Schicht röthlichen Schnees beobachtet. Berlin. Einem jungen Mechaniker wurde in voriger Nacht von einem jungen Mädchen eine Flasche Vitriol ins Gesicht gegossen. Der Unglückliche, der ein Auge verlieren dürfte, während das andere stark gefährdet erscheint, ist das Opfer einer Verwechslung geworden. Paris, Dr. Leyds erklärte einem Redakteur des „Journal", die in Europa weilenden offiziellen Ver treter der südafrikanischen Republiken ständen auf dem Standpunkt, daß mctn den Buren auf dem Kriegsschau platz die Entscheidung über ihr Schicksal überlasten solle. England werde nur mit den kriegführenden Buren unter Botha, Steijn, De Wet usw. verhandeln können. Zwischen den Kriegführenden und ihren Repräsentanten in Europa sollen Schwierigkeiten namentlich finanzieller Natur entstanden sein, die nach dem Kriege zn scharfen Auseinandersetzungen führen könnten. Moskau. Unter der Studentenschaft qährt es wieder gewaltig. 600 Studenten hielten am vergangenen Sonn tag auf dem Vorhof der Universität und in den Straßen stürmische Protestversammlungen ab, in denen sie die Freilassung der widerrechtlich unter das Militär ge steckten Commilitionen verlangten und einen Aufruf ver theilten, der die Bevölkerung zur Unterstützung ihrer Forderungen auffordert. Gegen 1 Uhr Mittags rückten Gendarmerie und Kosaken an und säuberten die Straßen; 500 Studenten wurden verhaftet. Auch die Artillerie erhielt Befehl zum Ausrücken. Gegen Abend versammelten sich wieder 1200 Studenten, die der Aufforderung, sich zu zerstreuen, kein Gehör leisteten und erklärten, lieber sterben zu wollen, als Unrecht und Vergewaltigung zu ertragen. Auch in Petersburg, Kiew und Astrachan treten Symptome einer GähruNg ernsten Cha racters zu Tage. London. Die Unterhandlungen mit Botha Hauern fort, die Regierung bewahrt aber das größte Schweigen über den Verlauf. Nur die Thatsache ist bekannt, daß die Regierung in beständigem telegraphischen Verkehr mit Kitchener und Milner steht. Es ist unmöglich, das Geringste zu erfahren, noch dazu, da der Censur An weisung gegeben ist, keine auf die FriedenSverhandlungen bezüglichen Telegramme durchzulassen. Man versichert jedoch, daß innerhalb 48 Stunden das VoT über diese Angelegenheit Aufklärung erhalten wird. Chicago. Wie nachträgliche Ermittelungen er geben, beläuft sich die Zahl der bei der Kesselexplosion in einer hiesigen Waschanstalt Verunglückten aus unge fähr 40. Die Leichen von 5 Frauen und 3 Männern wurden zu Tage gefördert. 2 Männer und 4 Frauen werden vermißt. 25 Personen wurden verletzt. Ae elegante Herrenwelt läßt ihre Garderobe beim Schneidermeister Gustav Zaretzkt, Latin stzrasss 42, arbeiten. Redigirt, Druck und Verlag: Richard Decket, Hohenstein-Ernstthal. Punkt Geschäftliche Mittheilungen. 1. 2. 3. 4. 5. 6. vor Vorsta-nä. Eugen Pohl, z. Zt. 1. Vorsitzender. Halb-Etage per 1. April oder später zu ver- miethen Chemnitzerstr. 1. Heute Mittwoch ÄUiwllMi. Vorm. Wellfleisch, sp. fr. Wurst. Ang. Landrock, Bahnstraße. Achtung! 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Neuwahl drr alljährlich ausscheidenden, aber sofort wieder wählbaren Vorstandsmitglieder. Festsetzung der Vergütung für den Kassirer. Erledigung schriftlich eingehender Anträge. LMmWr KrUkm-llMWiMmi l-MtskLsss kür OmASASnc!. Sonnabend, den 16. März a. c., abends ^9 Uhr Hotel Schweizerhans reservirtes hinteres Zimmer, statutengemäß ordentliche Lu baden in llobenstein-Brnsttkal bei Bmil Briedr. Leuner. Voä68- uuä LtzKiMni88au26iA6. Llontag trüb '/,8 Obr versobieä naob kurzem aber selnverem Beiden meine liebe Orau, unsere gute Nutter und Orossmutter Lord) geb. 8ebörner, in ikrem 61. Oebensjabre, was wir biermit allen Verwandten unä Bekannten sobmer^ertüllt an^eigen. Oie Beerdigung findet Donnerstag Mebmittag 4 Odr unter freiwilliger Begleitung vom Trauerbause aus statt. Om stilles Beileid bittet ckvr trauernde Klatte I<Sfl nebst übrigen Hinterbliebenen. Bobenstein-Ornsttbal, 12. Narr 1901. - — — -