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Die Verlegung des südafrikanischen Kriegsschauplatzes in die Kapkolonie hat nun auch für die dort zahlreichen Missionsstationen eine empfindliche Störung ihrer Friedensarbeit mit sich gebracht. Von deutschen Missionsgesellschaften sind die Berliner, die Rheinische und die Brüdergemeine daselbst vertreten. Sie haben zusammen etwa 40 Stationen in der Kapkolonie liegen mit 38 000 eingeborenen Christen, die theils zu den Hottentotten-, theils zu den Kaffernstämmen gehören. Die Missionare fürchteten schon beim Beginn des Krieges, daß die kaum gebändigten wilden Naturtriebe der Kaffern wieder Hervorbrechen würden, wenn der Krieg zwischen den Weißen die bisherige Ordnung in der Verwaltung des Landes lockerte. Sie waren um so mehr erfreut, als in ihren Gemeinden alles ruhig blieb, und bezeichnen das mit Recht als eine in die Augen fallende gute Frucht der Missionsthätigkeit. Die uoch heidnischen Kaffern dagegen benutzten die all gemeine Aufregung zu wilden Beutezügen. Die in der Kapkolonie liegenden Stationen hatten im ersten Theil des Feldzuges nur insofern zu leiden, als die Einge borenen vielfach für den Fouragedienst in Anspruch genommen wurden. Dadurch waren manche christliche Niederlassungen zeitweilig ganz von der männlichen Bevölkerung verlassen. Jetzt wo sich die Kämpfe weiter im Süden abspieleu, werden viele der oben erwähnten 40 Gemeinden auch direkt betroffen. Carnarvon, eine Station der Rheinischen Mission, hat schon viel zu leiden gehabt. Auch in Herrnhut sieht man der weiteren Entwickelung der Dinge mit neuer Sorge ent gegen. Vermischtes. * Einer alten Unsitte zum Opfer gefallen ist eine in Warmbrunn i. Sch. zum Besuche weilende Frau Stief. Vor einiger Zeit verletzte sich dieselbe leicht an der Hand und benutzte zur Stillung der Blutung, einer leider noch oft gebräuchlichen Unsitte gemäß, Spinn weben. Kurz darauf schwoll die Hand und der Arm derart au, daß in Folge eingetretener Blutvergiftung der Arm amputirt werden mußte. Jetzt ist die Frau unter schweren Leiden verstorben. * Die Gesammtauswanderung Deutscher nach über seeischen Ländern bezifferte sich im letzten Jahre auf rund 16 700 Personen, was gegen 1899 eine Abnahme von 3000 bedeutet. * Das Neueste auf dem Gebiete der Handschuh- Mode sind „Handschuhe mit Ausschnitten für die Steine an Fingerringen." Wie die „Berliner Berichte über Leder usw." versichern, sah man bereits auf der hiesigen Königlichen Hofbühne „Salondamen", also erste Künst lerinnen, einen solchen Handschuh tragen. Eine Dame hat sich die Erfindung dieser Handschuhe patentireu lassen. Die Oeffnung im Handschuh, durch welche die Steine ihr Licht leuchten lassen, wird entweder durch eine Schnur oder eine Gummieeinfassung der Größe des Steins angepaßt. * Im Staate Indiana Nordamerika hat inan die Prügelstrafe wieder eingefahrt. Jeder, Melcher wegen Vagabouduens, Trunkenheit, Thätlichkeiten gegen seine Frau oder böswilligen Verlassens der Familie verhaftet wird, erhält fünf bis hundert Schläge mit der Peitsche. Lk euch rechtet». l'ortln, 23. Februar. (Wechsel-Cours). Itpiiä- Viseunt Mark Amsterdam 3-/. T 169,35 B per 100 fl. Ii. 168,25 G Brutzel und Antwerpen 4 8 T 81,05 G pr 160 Francs. 3 M 80,45 G Italienische Plätze - 10T 76,80 G pr 100 Liere c> P, Schweiz. Pi. 100 Frc 5 WT 80,95 G London 8T 20,46 G pr. I Lstrl. 4 3 Ri 20,26 G Madrid und Barcelona 5 "T — pr. 100 Pesetas 2M — Paris 3 8 * 81,10 G pr 100 Franc 80,60 G Petersburg o — pr. loo Rubel ' :-i M — Warschau 100 Rubel 5V, Ü T — Wien < 1 o 85,05 G per 100 Kr. 3 W 84,15 G Reichsbank 5°/«, Lomb.-Z.-F. 6",>. liortt«. 23. Febr. Spirans 7ocr wen ohne Fast 44,20 rot. Umsatz: 8 000 Liter. 50er —,— M. Umsatz —i— Liter. .Na:'»)ebt'rjr, 23. Febr. Korn ucker crcl. 88 °/g Rendemenl 10,00 bi« 10,25. Nachprodu le excl. 75°/« Rendement 7,60 bis 8,05. Stimmung: Ruhig. Krystallzucker 1 mit Sack 28,95. Brodrafünade ' ohne Faß 29,20. Gern. Raffinade mit Sack 28.95 Gem. Melis I mit Sack 28,45. Rohzucker I. Product Trausito f. a B Hamburg per Febr. 9,25 Gd, 9,30 Br., per März 9,3 Gd., 9,35 Br., per Mai 9,45 Gd., 9,47'/, Br., per August 9,62 Gd., 9,677, Br., per Okt.-Dez. !>,15 Gd., 9,20 Br. Stimmung: Ruhig. llnmM r .23. Februar Weizen ruhig, Holsteiner loco 154 bis 161, La Plata 133—136. — Roggen ruhig, südruss. cif. Hamburg 108 bis !10, do loco 109 bis 112, Mecklenburgischer 138 bis 145 Mais ruhig, loco 107,50 La Plata 85. — Hafer- ruhig, Gerste ruhig, Wetter: Ruhig. 9> einen, 23. Februar. (Baumwolle). Tendenz: Fest. Upl. middl. loco 49 Pfg. > Llvorpool, 23. Febr. (Baumwolle.) Muthmaßlicher Umsatz: 600o Ballen. Stinnnung: Ruhig. Jm.'vrl: 2000 Baven. Preise unverändert bis V«« höher. Umsatz: 60 Ballen, da von für Spekulation und Export 500 Ballen verkanst. Americ. ruhig, Ostindische träge, Egypter '/-° niedriger. Middling amerikanische Lieferungen. Febr.-März 5'"/«« Käufer, April- Mai 5"/„ Beräufcr Jum-Juli 5'-/«^ do„ Aug.-Sept. 4-"/«» do. Zahlungsein st ellungen: Kaufm. Max Baden, Danzig. F. G Dosky, Inh. C. A. Kernert, Dresden, Mühlcnbesitzer G. A. Terpitz Frohburg. Kaufmann R. H. Natebus, Milow-Genthin. Kaufmann Emil Tardel, Itzehoe, Kaufm. Emil Geist, Genthin. Fabrikbesitzer Emil Neumann, Ober-Heidel-Königshütte. Mech. Schuhwaarenfabrik Philipp Jul. Alex. Auerbach, Leipzig. Rathskellerpäckter Ernst Engel mann, Löbau. Rolladenfabrik. Wilhelm Morchal, Neunkirchen. Musterzeichner Emilie verehl. Neumann. Comtek Kathrein. Roman von B. v. d. Lancken. 26. Fortsetzung. Plötzlich bleibt Kath'rin' stehen, und sich nach ihm umsehend sagt sie: „Herr Doktor, Sie müssen bei dem, was ich Ihnen über Mama erzählte, nicht vergessen, daß ich es ihr, in Bezug auf meine Person manchmal nicht leicht ge macht habe; ich bin eben ein so schwer zu behandeln des Geschöpf; von klein an bin ich so gewesen, ich kann nicht anders scheinen, als ich fühle, vielleicht hätte ich auch anders sein müssen, vielleicht habe ich mit Schuld, daß sie nicht anders war." „Sie sind jedenfalls ein durch Liebe sehr verwöhntes Kind gewesen, Comtesse," sagte er, „und Ihre Frau Mama war genölhigt, zu erziehen, im llebrwen aber bin ich gewiß der Letzte, der Ihnen aus Ihrer vielleicht an Schroffheit grenzenden Ehrlichkeit einen Varwurr macht. Ehrlich z. B. ist Ihre Muller auch, das war sie schon als Fräulein von Kottwitz." „Ehrlich?" Kath'rin's Augen öffneten sich weit, „ehrlich?" wiederholte sie noch einmal, dann vreßle sie die Lippen zusammen und schwieg. Frobenius fuhr fort: „Sie wissen, daß ich bei Fräulein von Kottwitz' Großmutter verkehrte und dort das Fräulein kennen lernte. Sie hat keine so sonnige, sorglose-Jugend ge habt, wie Sie, Comtesse, sie mußte sich ihren Unter halt mit Stundengeben verdienen, das ist nicht leicht, besonders nicht für Jemand, der nicht nur jung und aus vornehmer Familie, der auch noch schön, wunder schön ist und Lebensfreude in sich spürt. Die letzten Worte hatte er in Erregung gesprochen, um Kalh'rin's Mund zuckte ein bitteres Lächeln. „Sie irren Herr Doctor, wenn Sie annehmen, ich bin durch Liebe verwöhnt, meine Kindheit und meine Jugend sei sonnig gewesen. Keins von beiden; ich bin ein sehr einsames Kind gewesen und ich weiß, daß mau sich sehr unglücklich fühlen kann inmitten von Glanz und Reichthum." „Möglich, Comtesse, man kann sich aber auch un glücklich fühlen und — arm dazu sein." „Gestehen Sie jedem Menschen die Berechtigung zu, sich davon zu befreien, von der Arwuth nämlich, wenn ihm die Möglichkeit geboten wird, selbst wenn sein Gewissen, sein Pflichtbewußtsein mit dieser Mög lichkeit nicht ganz Hand in Hand gehen? Selbst wenn wir anderen dadurch eiu Weh bereiten?" fragte sie. Er sah sie sekundenlang überrascht an. „Wie meinen Sie das, Comtesse? Es giebt aller dings Geschöpfe — und meist sind es die schönsten und sein organisiertesten, denen absolut die Fähigkeit abgeht, sich in ein enges, beschränktes, sonnenscheinloses Dasein einzufügen, wenn diese Geschöpfe den Muth haben, dies zu bekennen und so viel es ihnen möglich, darüber hinausstreben, würde ich ihnen keinen Vor wurf daraus machen. Ich muß mich nämlich leider zu der Schwäche bekennen, daß ich der Schönheit sehr viel zugestehe," setzte er mit einem Lächeln hinzu. „Die Schönheit ist in meinen Augen eine Macht, eine wunderbare, zwingende Macht." „Das ist ungerecht, ich habe Sie anders beurtheilt," sagte Kath'rin herb. „Das thut mir leid, aber ich kann mich nicht besser machen, als ich bin." Nach diesem wollte ein unbefangenes Gespräch nicht mehr recht in Fluß kommen, dis Comtesse hatte mit einer gereizten Stimmung zu kämpfen, für deren Entstehen sie keine rechte Ursache fand, und als sie, die Lisiore des Waldes erreichend, den Fürsten, g-fcägt von seinem Reitknecht auf sich znkom.ven sah, geschah es zum ersten Mal, daß sie sich darüber freute, ihn zu treffen. Lebhaft und anscheinend überrascht, winkte sie ihm mit deni Sonnenschirm einen Gruß zu, und als er sein Pferd in kurzen Galopp setzend, auf sie zu sprengte, sagte sie zu Frobenius: „Setzen Sie, dort kommt der Fürst, nun werden wir mitsammen heimkehren." „Freuen Sie sich darüber?" „O ja, — warum nicht?" Jetzt lagerte auf seiner Stirn eine Wolke, kurz vor ihnen parrierte Egloffstein sein Pferd, fchwang sich aus dem Sattel und gab dem Reitknecht eine kurze Weisung. „O, Kath'rin', was machen Sie aus mir," rief der Fürst sich rasch nähernd, „meine festesten Grundsätze werfen Sie über den Haufen. Ich Haffe das Spazieren gehen, und nun zwingen Sie mich dazu! — Guten Tag, Herr Doctor" — das kam beiläufig. „Ich zwinge Sie, inwiefern, Lipp?" fragte sie lachend, während sie sich die Hände schüttelten, „ich habe Ihnen ja nur einen Gruß zugewinkt mit meinem Sonnenschirm." „Na, hören Sie mal, Cousine, man müßte wahr haftig ein Botokude sein, wenn man solchen Gruß von so Jemand, in eine Kategorie mit anderen Grüßen stellen wollte." Er hatte das mit gedämpfter Stimme gesagt und suchte ihren Blick, sie fühlte ein leises, innerliches Er schrecken. „Ach gehen Sie, Lipp, Sie müssen immer necken und Unsinn machen," sagte sie, sich zu einem leichten Ton zwingend. „Erlauben Sie, Kath'rin'. das ist durchaus kein Unsinn, das ist mein ernstester Ernst." Als er merkte, daß sie ihm nicht darauf antworten wollte, drehte er sich nach Frobenius um, der auf dem schmalen Weg ein paar Schritte hinter ihnen ging und fragte ihn, ob er Nachricht von seinem Bruder hab" und ob er sich in seinem Zimmer schon recht behaglich und ganz zu Hause fühlte, dann nahm er wieder mit Kath'rin' die Vorhut, und erst im Park, wo die Wege breiter wurden, entspann sich ein gemeinsames Ge- lvräch, Frobenius war es nicht unlieb, daß er die größte Strecke des Wegs sich allein überlassen blieb. Tis Nachricht, daß er Elisabeth Wiedersehen, so bald Wiedersehen sollte, hatte ihn doch mächtig gepackt, so verschieden das Gefühl auch von dem war, welches er einst für sie gehegt. — Wie sie der schönen Frau ab hold war, die kleine, brünette Comtesse — aber eins wußre er ihr doch lassen, sie hatte einen „Charakter"; — er hatte es gut genug herausgesunden, wie sie sich selbst anklagte, um die Stiefmutter nicht vor ihm zu verkleinern und wie er nun aufblickend sie neben dem Fürsten hergehen sah, da runzelte er unbewußt die Stirn und meinte, sie sei dc^ --el zu schade für „so einen," wenn er ihr auch eine Fürstenkrone und eine Herrschaft zu bieten hatte. — Ob sie ebenso dachte? Es war sehr heiß geworden während des Nach hauseweges; selbst unter d»- - 'rkbäumen brütete die Hitze, und Fürst Philipp lüftete ein um das andere Mal seinen leichten Strohs, fuhr sich mit dem Taschentuch über die Stirn und das röthliche Haar und wiederholte immer nur den geistreichen Satz: „Schändliche Hitze, nicht war, Kath'rin', schändliche Hitze!" Als man das Schloß erreichte, kam ihnen der Kammerdiener mit einem Telegramm entgegen. Philipp riß es ohne Umstände auf: „Gnädigste Cousine, heute um 6 Uhr zum Diner haben wir Ihre Frau Mama hier, — der Kommerzien- rath kommt in ein paar Tagen. Wollen Sie an die Bahn fahren? Sie thäten mir einen großen Gefallen. Ich kann nämlich nicht. Erwarte den Oberförster von Kremtzig, nothmendige Besprechung. Wird verdammt viel gewildert; ist mir ja sehr leid, aber — positiv unmöglich zu fahren." Er zog beide Schultern in die Höhe und machte ein Gesicht, das in seiner Hülflosigkeit fast komisch wirkte. „Ich werde fahren," sagte Kath'rin', während ein flüchtiger Blick zu Frobenius hinüber glitt. Der stand, seinen Hut in der Hand, als ob ihn die Sache nichts anginge, als Kath'rin' ihn ansah, hob er den Blick und beider Augen ruhten sekundenlang ineinander. (Fortsetzung folgt ) Kirchen-MüHrichten. St. Trmitatis-^arocHie. Dienstag, Abends Vr9 Utn Bibelstunde im Cantorat. Karochie Hl. Lvriüopöori. Donnerstag, den 28. Februar, Abends '/,9 Uhr PasfionSau- dacht im Waisenhanssaale. Von Oberlungwitz Freitag, den 1. März, Vorm. 10 Üdr Wochencommnnion in der Hauptkirchc, Herr ?. Werner. Anmeldungen von '/,10 Uhr an in der-Sakristei. Bon Gersdorf. Dienstag, den 26. Februar, Abends 8 Uhr Bibclstnude. Chemnitzer Marktpreise vom 23. Februar 1901. pro 50 Kilo Wcizcn, sächs. 7 M. 80 Pf. bis 8 M. — Pf. Roggcn, - 7 - 65 - - 7 - 80 - Hafer - 7 - 15 - - 7 - 40 - Stroh 3 - 40 - - 3 - 60 - Heu 3 - 60 - - 4 - s Kartoffeln, 2 - 50 - 2 - 50 - Fnttergcrstc 6 - 50 - - 7 - 75 - Butter. 1 Kilo 2 - 40 - - 2 - 70 - Telegraphische Nachrichten vom 25. Februar. (Hirsch's Telegr. Bureau.) Frankfurt a. M. Heute Morgen 8 Uhr kam der englische Botschafter am Berliner Hofe und der hiesige englische Generalkonsul zur Begrüßung des Königs Eduard auf dem hiesige« Bahnhof an und wurden von dem König, der in der Zwischenzeit gerade sein Frühstück eingenommen hatte, im Salonwagen empfangen, billige Minuten darauf verließ der König, der Zivil- leidung trug, in Begleitung der beiden Herrn und seines Adjutanten den Wagen und ging in lebhafter