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gewisse Chemikalien für die Minen, Cement und Musik instrumente oller Art, bei welch' letzteren Sachsen» In» dustrie speziell tnteressirt ist. In allen großen Städten Südafrika« befinden sich zahlreiche deutsche Firmen und besonder« hatte sich die deutsche Geschäft«welt im Cen- trum der Goldminen, in Joh«nne«burg, zusammenge- sunden. Auch im Kaplande hat man dem rührigen Wesen der Deutschen alle Anerkennung gezollt. So er. wähnte ein hoher Regierungsbeamter in einer Rede, die Deutschen seien im Caplande nicht nur die besten Land' wirthe, gern gesehene Colonisten, sie seien auch sehr tüch tige Geschäftsleute, die mit zäher Au«douer daran ar beiten, da« Absatzgebiet für ihre Erzeugnisse zu ver größern. Er ist daher sehr zu bedauern, daß weile Handel«kreise durch den Krieg in Mitleidenschaft gezogen werden. Lei der Mindereinfuhr von Waaren in Süd afrika haben fast alle Geschäst«zweige gelitten. Wenn auch in einzelnen Zweigen ein zeitweise lebhafteres Ge schäft erzielt wurde, es zeigte sich plötzlich großer Bedarf für Conserven, Decken und Bekleidungsstücke, Sattler- waaren, Bier und Spirituosen — so ist doch für die große Menge der Ausfall recht empfindlich. Die Gold- zusuhr nach England und dem Continent hat aufgehört und man schätzt den Ausfall auf 15 Millionen Pfund. Wie beim Import, so zeigen sich auch beträchtliche Ab- nahmen beim Export von Südafrika in Rohmetallcr (Kupsei), Wein, Mohair und Wolle. Die Minderausfuhr der letztgenannten Artikels aus dem Kaplanb für 1900 wird auf 1'/, Millionen Pfund veranschlagt. In Folge der fortwährenden Hinweise auf die nahe „Beendigung des Krieges" sahen sich manche Firmen im Kaplande und in Natal veranlaßt, große Quantitäten Waare zu be ziehen, die sie in den letzten Monaten zu Schleuder preisen veräußern mußten, nur um ihren Verpflichtungen den europäischen Lieferanten gegenüber gerecht werden zu können. Durch das über die Provinzen verhüte Kriegsrecht ist der Handel in den Julandsstädten völlia unterbunden und manche Existenz wird dadurch verniü-i.. werden. Gleichzeitig leiden die Lieferanten in den Häfen, da sie keinerlei Waare in das Land senden können. Das rollende Material auf den Bahnen ist zum großen Theil vernichtet, den Rest nimmt die Militärbehörde in Au- sprach. Waarenbezüge von Europa erfolgen jetzt in sehr beschränktem Maße. Es sieht somit für die Haudelskrelsi ungemein trübe aus. Jahrelanger emsiger Arbeit wird es bedürfen, ehe die Dinge alle wieder geordnet sind, doch verspricht man sich gewaltige Geschäft-Umsätze nach der offiziellen Beendigung des Krieges und sobald die Goldminen, das Lcbencelement für Südafrika, wieder in Thätigketl sein werden. — Nachrichten über Revolten und Ungehörigkeiten der englischen Armee sind nichts weniger wie selten; ihre Zahl ist wieder um eine vermehrt. Die darin ge meldeten Vorgänge schließen sich würdig den jüngst be richteten Meutereien in St. Helena an. Aus Kano traf letzthin die Meldung ein, daß es in Omdurman zwisch n dem 13. und 14 Sudanesen-Bataillon zu Streitigkeiten gekommen sei. Das 14. Bataillon wurde nach Sennaar verlegt, und am Abend vor dem Abmarsch gab es ein Fest. Dabei brach ein Streit mit einem anderen Bataillon aus, und cs kam zu Thätlichkeiten. Am nächsten Tage marschirte das 14. Bataillon still nach Sennaar ab. Die Sache wurde zunächst als unbe deutend hiugestellt, aber der Zusammenstoß war ernsterer Natur, es sollen 15 Mann dabei getödtet und 100 ver» mundet sein. — In Berlin ist seit zehn Jahren alles mehr denn je in Bewewegung, in Fluß, im Uebergang. Der Boden unter den Füßen ist für Gas- und Wasserleitungen, elektrische Anlagen, Tunnels uud Untergrundbahnen unterminirt worden, in den Lüften ziehen ganze Wolken von Telephondrähten und Drahtgittern für die elektrischen Bahnen hin und fahren bereits probeweise die Wagen der Hochbahn. Die Häuser der Stadt, ganz- Stadttheile sind geradezu revolutiovirt worden. Am interessantesten ist die planlose und doch wie einem zwingenden Natur gesetze folgende Umwandlung de« Innern' in eine reine Geschäftsstadt, eine „City" nur mit Kaufhäusern, in denen nachts höchstens nur die Thürhütersamilie wohnt und tagsüber in den zahlreichen Bureau«, ContorS, Waareulagern daS regste Geschäftsleben herrscht. — Eine Beaufsichtigung der Lebrer durch die Gen- darmen scheint im hannöverschen Kreise Bremervörde eingeführt zu sein. Wie von dort berichtet wird, sind die Gendarmen angewiesen worden, in allen Ortschaften de« Kreise« nachzufrrfchen, ob die Lehrer auch da« zwei hundertjährige Jubiläum de« Königreich« Preußen in den Schulen ordnungsmäßig gefeiert haben. Diese« Vorgehen hat unter den Lehrern viel böse« Blut ge- macht. Alle fühlen sich tief verletzt und möchten gern erfahren, ob diese eigenartige Nachforschung auf „höheren Befehl" erfolgt ist. Danzig, 21. Febc. In furchtbarer Lage befinden sich seit gestern drei Helaer Fncherkutter, die sammt ihrer Besatzung mitten in der Danziger Bucht vom Eise ein- geschlosfen sind. Da ihnen Feuer und Nahrung aurgo gangen sind, so sind sie dem Tode durch Erfrieren und Verhungern au«gesetzt. Da über da« Ei« hinweg jede Hilfeleistung unmöglich ist, versuchten heute Vormittag ein Reltungadempfer und ein Eitbrecher zu den Leuten hinautzubrechen. Bi« jetzt sind leider alle Versuche um sonst gewesen. Oesterreich-Ungarn. Wien, 21 Februar. ES ist ei« eigenthümlicheS Zusammentreffen, daß gerade heute im österreichischen Abgeordnetenhaus?, also unmittelbar nach dem wahn witzigen Auftritte von gestern, Worte de- greisen Kaisers Franz Josef verkündet wurden, die in ihrem vertrauens vollen Tone tief beschämend auf alle diejenigen wirken mußten, die gestern sich und den österreichischen Parla mentarismus so tief erniedrigt haben. Nach Eröffnung der Sitzung deS Abgeordnetenhauses macht der Präsident die M tiheilung, daß der Kaiser da- Präsidium deS HauseS empfangen habe, um die vom Hause beschlossene Lcyasttätskundgebung entgegenzunehmen. Auf die An sprache deS Präsidenten habe der Kaiser erwidert: „Ich freue mich, die H-rren bei mir zu sehen, denen daS HauS der Abgeordneten die Leitung seiner Geschäfte übertrug. Wenn auch bei der noch herrschenden Leiden schaft manche bewegte Stunde kommen mag, dre Ihre Geduld und Ruhe in äußerstem Maße in Anspruch nehmen wird, so hoffe ich dock, daß der Moment erfolg reicher Arbeit näher ist als bisher. Als ein Zeichen in diesem Sinne habe ich Ihre auf Grundlage allseitigen Betrauens erfolgte Wahl betrachtet Ich zweifle nicht, daß Sie Ihre schwere Mission mit der den Verhältnissen entsprechenden Besonnenheit erfüllen und Ihre ganze Energie zn dem Zwecke ausbieten werden, der Bevölker ung den hohen Werth reger parlamentarischer Thütigkeit von neuem darzukhun." Der Kaiser habe das Präsidium ersucht, dcm Abgeordnetenhaus seinen kaiserlichen Dank bekannt zu geben Der Präsident bittet das Haus, diese Miltheilung zur Kenntniß zu nehmen und im Pro tokoll der heutigen Sitzung zu hinterlegen. Len-tltcheA LLchstscheS. Hohenstein-Ernstthal, den 22. Februar. — Eine Protestversammlung gegen die Zollerhöhung findet morgen Abend im Gasthaus zur Zeche statt. Referent: Herr Reichstagsabg. Auer. — Die nach dem Durcdschmtte der höchsten Tages preise des HaupttnarktorteS Glauchau im Monat Januar d. I. festgesetzte und um fünf vom Hundert erhöhte Vergütung für die von den Gemeinden resp Quartier- wiulpn innerhalb der Amtshauptmannschaft Glauchau im Monat Februar d. I. an Miluärpfeide zur Berab» reichung gelangende Marschsourage beträgt sür 50 Kg. Hafer: 8 M. 40 Pf., sür 50 Kg. Heu 4 M. 20 Pf., für 50 Kilo Stroh: 2 M. 63 Pf. — Vor 1 Jahren hat sich in Berlin eine Gesell schaft gegründet, deren Zweck der Erwerb der vom Reichskanzler im ostasiatischen Kolonialgebiet Kiautschau ertheilten Konzession zum Bou einer Eisenbahn von Tsingtau üb»r Weihsien nach Tsinanfu mit Zweigbahn von einem Punkte dieser Hauptlinie nach Poschan, der Bau, die Ausführung und der Betrieb dieser Eisinbohn, sowie unter den in der Konzession vorgesehenen Be dingungen der Fortsetzung der Linie von Tsinanfu nach Jtschoufu und von Tsingtau nach Jtschoufu ist. Der Bau der Hauptlinie hat trotz der chinesischen Wirren und trotz des überaus schwierigen Terrains — mußten doch allein für die jetzt fertiggestelllen ersten 130 Kilo meter an eisernem Brückenmaterial nicht weniger als 2000 Tonnen verwendet werden — keine Unterbrech ung erlitten, daß gestern von Chemnitz aus die ersten Lokomotiven sür die neue Strecke zur Versendung ge langten, um den regelmäßigen Betrieb auf der bis letzt erbauten Strecke aufzunehmen. Es handelt sich bei dieser ersten Maschinenlieferung um drei große, schwere normalspurige Güterzugsmaschinen, die wie das „CH. Tgbl." mittheilt, in der Sächsischen Maschinenfabrik hergestellt worden sind, von der auch die Zeichnungen ent worfen und an die an der Lieferung der weiteren Maschinen mitbetheiligten Firmen "Vulkan" und "Schwarzkopfs" ab gegeben worden sind. Die Maschinen werden in ihre Theile zerlegt, von Chemn tz zunächst nach Ha. bürg lraoiporlirl und dert in dem von üec Schantung Gesellschaft einzig zum Trantport von Eisenbahnmatenal für die Schau» tung-Babn gcschartcrtcn Dampfer „Wittekind" verladen, der am 28. Februar ladebercil sein soll. Der Trans- port nach China wird voraussichllich 8 Wochen Zeit be anspruchen. Dresden, 21. Februar. Der Königl. Sachs. Militärvereinsbund wird gemeinsam mit den deutschen Militärvereinsverbänden des Kyffhäuserbundes am 12. März dem Prinz-Regenten von Bayern zum 80. Ge burtstag eine Huldigungsadresse zugehen lassen. — Ueber den Bodenwucher in Dresden und Um gegend Hut der bei der sächsischen Regierung thätige LegationSrath von Nostitz einige interessante Berechnungen angeftellt. Nach ihm wechselte im Vorort Löbtau ein Grundstück in einem Jahre fünfmal den Besitzer und der Kaufpreis stieg dabei von 32 000 quf 290 000 Mk.! — Der Geviertmeter Bauland stieg in den Jahren 1879—1899 in den Vororten Deuben um 200, Kalitz 550, Reick 750, Cotta 1100 und in Luubegaft um 1300 Procent. Leipzig, 21. Febr. Eine« 20jahrigen Italiener ist von eine» seiner Land«l«ute ein schlimmer Streich gespielt worden. Der junge Mensch wurde durch den ihn» unbekannten Land«m»nn in ein Restaurant verschleppt, wo der Unbekannte sich erbot, ihn nach Hamburg zu be gleiten. D«« v«n ihnen besessen« Geld solle, damit e« nicht gestohlen werde, zus«m»en in ein Tafchent»ch «in- gebunden «erden. Der Unbekannte zog auch alsbald eine die Zahl 1000 tragende Banknote hervor, band sie in ein Taschentuch ein und forderte den jungen Land«, mann zur Hergabe seiner Baarschaft auf. Dieser gab auch vertrauen«»,ll sein 590 Mk. enthaltende« Porte monnaie her, welche« der Fremde anscheinend ebenfall« in da« Tuch einband. Bald darauf verschwand der Unbekannte unter Zurücklassung de« angeblich da« Geld enthaltenden Tuche«, und al« der Zurückgebliebene, des Worten« müde, endlich da« Tuch ausband, fand er darin nur eine sog. Blüthe und einige Papierfetzen. Leipzig. DaS Königliche Justizministerium hat 500 Mk. für die Ermittelung deS MöiderS deS Lauf burschen Otto ausgesetzt, so daß jetzt einschließlich der polizeilich ausgesetzten Belohnung von 200 Mk. 700 Mk. Gesammtprämie ausgesetzt sind. Die Königliche Staats anwaltschaft ist der Ueberzeugung, daß die g oße Anzahl der Otto beigebrachtcn Messerstiche und Schläge aus den Kopf vv» mkhreren Personen herrühren. Eine Frau will Abends gegen '/,9 Uhr in der Nähe deS Thot- ortes drei junge Burschen haben beieinander stehen sehen, von denen zwei auf den offenbar betrunkene» dritten ein sprachen, damit dieser mit ihnen gehe. Alle bisher Verdächtigen mußten wieder freigelassen werden. — In diesen Tagen feierte der Dirigent der Capelle des 10. Königlich sächsischen Infanterie-Regiments Nr. 134 in Leipzig, der Königliche Musikdirigent Alfred Jahrow, sein 25jahriges Capellmeisterjnbilaum. Zuerst leitete der Jubilar die städtische Capelle in Forst, da rauf die des 4. Königlich sächsischen Infanterie-Regi ments Nr. 103; seit 1. April 1881 bereits aber steht er an der Spitze der Capelle des 10. Königlich sächs. Infanterie-Regiments Nr 134 in Leipzig, wo er sich allgemeiner Beliebtheit und Werthschätzung erfreut. — Gelegentlich des 27. Stiftungsfestes des Mänuer- qesaugvcreius in Glösa bei Chemnitz wurde Herr Ernst Fischer, Jubilar des Vereins, mitten in der Festfreude vom Schlage getroffen und bewußtlos nach seiner Be hausung gebracht, wo er am folgenden Morgen verschied. Burgstädt, 21. Febr. Wie in unsrer Stadt, so mußten auch im nahen Burkersdorf zwei Elementar klassen wegen Umsichgreifen der Masern geschlossen werden. — Einen Gegenstand der Tagesordnung der am 15. b. M. abgehallencn Sitzung der Stadtverordneten in Wurzeu bildete die Deckung des Verlustes durch den Verkauf eines Gutes iu LangensteiegiS. Die Wur- zeuer Stadtgemeinde hatte seiner Zeil zur Rettung ihres Capitols, mit weichem sie daS Grundstück in Rücksicht aus die sür das 'Darlehnsgesuch abgegebene Schätzung bestehen hatte, dasselbe im Subhastationslermine erstehen müssen. Bei dem Verkante hat sich nun ein Verlust non 16 425 M. 21. Pf. ergeben. Nach Vorschlag des Rothes soll derselbe dadurch Deckung finden, daß er zur einen Hälfte aus einem Reingewinn der Sparkasse und zur anderen Hälfte auS dem Reservefonds für Cuis Verluste getilgt wird. Dem Rathsbeschluß wird ein stimmig beigetreten. Mutzsche n. Die hiesige Schützeugesellfchafl besuchte am Montag mit 26 Schlitten Oschatz und führte u A. einen mit Flaggen unv Wimpeln geschmückten Schlitten mit, welcher besonder« durch feine originelle Form — er stellt ein Schiff dar — imponirte. Da« Schiff war iml Matrosen besetzt, durch eine qualmende Danys Esse vervollständigt und trug die stolze Inschrift: 1. Dampser des Elbe-Elster-Kanal« Leipzig—Mutzschen—Oschatz- Riesa. Roßwein, 21. Febr. Vorgestern Abend in der 10. Stunde wurden durch falsches Lenken dem Kutscher eines Herrschaftsschlittens in der oberen Dresdner Straße die Pferde scheu, wodurch der Schlitten an das Haus des Bandagisten Werner und die Insassen desselben herausgeschleudert wurden; der Besitzer selbst siel durch das Schaufenster in den mit Cravatten, Handschuhen u. s. w. ausgestatteten Schaukasten. Die Pferde hatten sich unterdessen losgerissen und jagten die Bahnhofstraße entlang bis ins benachbarte Etzdorf, woselbst sie aufgehalten wurden. Zum Glück haben die Insassen des Schlittens nur geringen Schaden erlitten. 8 Bayreuth, 21 Februar. (Bierproceß^) Die Aufnahme de« Beweises durch Zeugen und Sachver ständige nahm die Sitzung«»,« deS ganzen gestrigen Nachmittags in Anspruch Von den Zeugmou«sogen ist die de« früheren Braumeister« Zink auS Kulmbach von b sondern» Interesse, welche dohmgehl, daß dersclb- in den sechziger Jahren m dec Petzsche» Brauerei beschäftigt war, wo man damals für da« Exportbier nur Farbmalz verwandte. Bon Sachs'« au« wurde dann dunkleres Bier verlangt und di« Verwendung von Couleur mit dem Anerbieten empfohlen, «an «olle solche sogar schicken, wenn man sich in Kulmbach keine z« verschaffen w.sse. Von da ab sei dann in stirer Brauerei Couleur zugesetzt worden, und so, meinte der Zeuge, werden es auch die andere» gemacht haben. Die übrigen Zeugen waren au« dem ganzen nordöstlichen Deatschland, Sachse», Schlesien, Posen, zum Theil au« sehr entsernten Orten gerufen. Der größere Theil waren Biertzändler, welche al« Abnehmer dec Kulmbacher Brauereien er schienen sind, der andere Theil waren Wirthe, die von