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Guerillakrieges entschlossen. Die Beschaffenheit de» Lande» ermöglicht e» dem Feinve mit Leichtigkeit Kanonen, Gewehre und Munition versteckt zu halten, wodurch da« Problem ein besondere» schwierige« wird. Zu seiner Lösung gehört neben Zeit auch Geduld." Diese Aeußer- ung trägt das Datum des 10. October« 1900 — ein merkwürdiger Contrast zu der späteren Aeußerung de« Oberbefehl«haber«, daß der Krieg in Wirklichkeit vorüber und ein noch größerer zu seiner, wenige Monate später erfolgten Rückkehr nach England! Der während des Krieges oft genannte britische General Hunter äußert sich ähnlich: „Die Localkenntniffe de« Feindes, seine Kenntnisse von drei Sprachen, die Unterstützung in Be zug auf die Mittheilungen von gewichtigen Neuigkeiten von Seiten seiner Landsleute, das Fehlen von Uniformen bei den Burencommandos, der Wechsel vom friedlichen Farmer (bei der Anwesenheit unserer Truppen in jenem Gebiet) zum activen Feinde (nach deren Abzug), die zähe Ausdauer und physische Stärke des Feinde«, seine anerkannte Bedürfnißlosigkeit betreffs der Ernährung, seine Erfahrung mit zudem an das Terrain gewöhnten Pferden, seine Kenntniß im südafrikanischen Transport wesen, — das sind bedeutende Vorzüge, die der Bur in diesem Kriege uns gegenüber besitzt." Hierzu die ungeheure Operation»-Basis, sie beträgt für die süd afrikanischen Staaten 485 030 englische Quadratmeilen (ganz abgesehen von Rhodesia, das gar 750 000 umfaß!) und die ungeheueren Entfernungen zwischen den einzelnen strategisch wichtigen Punkten, und endlich auch die heute noch nicht geordnete Frage der Versorgung der Truppen mit Lebensmitteln und Munition, und es wird auch dem nicht militärischen Beobachter klar werden, mit welchen Verhältnissen die britische Heeresverwaltung zu rechnen hat. Betrachten wir ferner einmal die Geschichte früherer Guerillakriege: Napoleon gebrauchte volle 5 Jahre, um Spanien mit einer Armee von 400000 Mann zu unterdrücken und seine Verluste in dieser Campagne stellten sich weil höher, als die in dem Rück züge von Moskau. Spaniens Erfahrungen in Cuba sind für die Engländer nicht weniger lehrreich. E« ge brauchte Jahre und eine Armee von 225000 Mann — also etwa dieselbe Stärke, wie sie England in Süd afrika verwendet, — und brachte es dennoch nicht weiter, als nur einige Meilen von der Küste entfernt in das Innere des Eilandes vorzudringen. Ein anderer Fall spielt sich noch gegenwärtig auf den Philippinen ab. Doch der überwiegende Theil der Bevölkerung ist nach wie vor entschlossen, den Krieg fortzusetzen, wenn schon man in manchen Kreisen sich nicht verhehlt, daß die gegenwärtigen Friedensbedingungen, die auf eine rücksichtslose Unterwerfung der Buren Hinzielen, nicht dazu angethan sind, eine baldige Einstellung der Feind seligkeiten erhoffen zu taffen. China. Schanghai, 17. Februar. Durch kaiserliche Edikte werden Beamte bestimmt, welche darüber zu wachen haben, daß Tschwang Selbstmord begehe, Mh- sien enthauptet werde, daß ferner Kangyi nachträglich des Ranges entkleidet werde, den er vor seinem Tode besaß, daß seine Familie der Pension verlustig gehe und daß alle ihre Ehrenstellen und Titel auf Hsüyunggyi und die anderen Mitglieder des Tsung-li-Pamens noch nachträglich übergehen, welche in Peking hingerichtet sind. Es solle schließlich das Bedauern darüber aus gesprochen werden, daß sie zu Unrecht bestraft seien und ihre Familien sollen unterstützt werden. Zum Beginn der Passionszeit. E« ist herbeigekommen die stille Fastenzeit, Nun rüstet euch, ihr Frommen, macht euer Herz bereit! Stimm Deiner Harfe Seiten, o Christ, zu ernstem Klang: Du sollst dem Herrn begleiten auf seinem Todesgang! Verstummt ihr Jubellieder, fort, fort mit Lust und Scherz! Am Kreuze sinke nieder und bete an, mein Herz. Vergiß der Erden Freuden, vergiß des Lebens Müh': An deiner Heilands Leiden nur denke spät und früh! so singt der Dichter im Liede, und wa« er hier gesungen, es klinget heute laut ins Christenland hinaus, hinein in Haus und Herz klingt heut mit ernstem Ton: es ist herbeigekommen die stille Fastenzeit! Zwar still im eigent lichen Sinne de« Wortes wird erst die Marterwoche, die Christenheit der Gegenwart ist eben auch angekränkelt vom Geist der Zeit, aber so viel Einfluß hat die Kirche auf das Geschlecht unserer Tage doch noch, daß rauschende Vergnügungen mit dem gestrigen Tage ihr Ende ge funden haben. Es ist gut, wenn der Mensch ab und zu zur Ein kehr, zum Stillstehen ermahnt wird. Keine Zeil im ganzen Kreislauf eines Jahres ist aber mehr dazu geeignet alr die stillen Wochen, in denen die Christenheit ihren Blick und ihre Schritte hinrichtet nach dem Gotte» Lamm, das der Welt Sünde trägt, hin nach Golgatha! Und in der Zeit, in der da» Ge schlecht unserer Tage 'lebt, ist dieser Ernst doppelt noth- wendig. Er wird gefordert beim Blick nach außen wie nach innen. Die politische wie sociale Lage der Gegen wart ist eine tief ernste. Der einzelne Mann ist aller dings nur ein kleiner Theil de« Ganzen, der als solcher verschwindet wie die Welle im Ozean, dennoch ist das ganze weder zu denken noch zu verwirklichen ohne seine Theile. Der Stein, der in« Wasser geworfen wird, schlägt seine Wellen bi» an da» Ufer, die Wolke, welche die Sonne verdunkelt, wirft ihre Schatten nicht blo« auf ein ganze» Land, sondern auch in jede« Hau», in jede« Stübchen. Wie der Einzelene in Mitleidenschaft gezogen wird von der allgemeinen Freude, so kann er sich nicht entziehen dem Ernst seiner Zeit. Dieser Ernst unserer Zeit findet seine Verklärung wie seine Milder ung in dem, welcher auf dem Wege de« Leiden» sich zum Herrn aller Zeit gemacht hat. Zu ihm sollen sich darum jetzt ganz besonders Herzen und Augen hinlenken, damit im Gedenken an sein Leiden im Blick aus seinen Schmerzensweg da» eigene Leben geheiligt, das eigene Leid verklärt, dem eigenen Schmerze gewehrt werde. Darum: „Seele, geh' nach Golgatha, setz' Dich unter Jesu Kreuz!" OertlicheS «ad Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, den 19. Februar. — Am Sonnabend feierte der an der Aue hier wohnhafte Webermeister Herr Friedrich Wilhelm Löffler mit seiner Gattin, einer geborenen Nürnberger, die goldene Hochzeit. Das Ehepaar hat einen reichen Kindersegen gehabt, nämlich 18, wovon noch 9 am Leben sind, die auch sämmtlich nebst einigen 20 Enkeln zum goldenen Ehejubiläum im Elternhaus versammelt waren. Möge dem betagten Jubelpaar noch ein heiterer Lebensabend beschieden sein. — Di« 75. Gauvorturnerstunde des Niedererzgeb. Turngaues findet den 24. Februar Vorm. '/,11 im „Goldnen Adler" zu Callnberg bei Lichtenstein statt. — Ordnung : 1. Stobübunqen. 2. Geräthturnen mit Wechsel. 3. Kürturnen. — Nachm. 2 Uhr Sitzung: 1. Bericht erstattung über das Turnen. 2. Bericht des Gauturn» wartS vom Jahre 1900. 3. Besprechung über die Zu sammenkunft zur Erinnerung an die vor 25 Jahren erfolgte Gründung des „Allgemeinen Vorturneriaqcs", anS dem unser Gau sich entwickelt hat 4. Eintheilung des Gaues in vier Bezirke. 5. Gauturnfahrt u) mit volksthümlichem Wettturnen, b) mit Zöglinqsriegen. 6. Ergänzungswahlen des Turnausschusses. 7. Allgemeines. — Ueber die neue Schnellzug-Lokomotive wird noch berichtet: Die größte Fahrgeschwindigkeit dieser Riesen lokomotive wird zu 125 km in der Stunde angegeben. Diese Viercylinder - Verbund - Eilzügmaschine wiegt 110 650 kA und besitzt die beträchtliche Länge von 19,485 m. Die Maschine zeigt auf jeder Seite zwei große Treibräder, vorn zwei Laufräder für den in alle I Kurven sich einschneidenden Vorderwagen und ferner ein Laufrad unter dem Führerstande. Die Theil nehmer an den Versuchsfahrten benutzten vorgestern früh kurz nach 6 Uhr einen Sonderzug von Chemnitz bis nach Reichenbach i. V., woselbst die eigentlichen Versuche gegen 8'/, Uhr ihren Anfang nahmen. Zu diesem Zwecke waren der fraglichen Maschine 9 große Personenwagen angehängt worden. Nach einigem Auf enthalt auf dem dortigen Hauplbahnhof begab sich die Riesenlokomotive mit dem leeren Sonderzug von 36 Achsen wieder nach Werdau beziehungsweise Zwickau zurück. Diese Fahrten, für die gerade das Kurvendreieck bei Werdau gewählt worden war, wurden im Laufe des Tages 4 Mal wiederholt. Die Maschine zeichnet sich durch große Länge und Höhe des Kessels und ganz niedrigen Schornstein aus. Sie läuft auf 5 Achsen und 10 Rädern. Der Tender hat 4 Achsen und 8 Räder, Maschine und Tender laufen also zusammen auf 18 Rädern. Die Laufachsen sind beweglich, um ein Auseinandertreiben der Gleise oder ein Entgleisen der Maschine an Kurven zu verhüten. Man beabsichtigt, diese Riesenmaschine auf der Strecke Leipzig-Hof in Betrieb zu setzen. Die Versuchsfahrten sind gestern Nachmittag beendet worden und die Maschine hat gegen ',,5 Uhr den dortigen Bahnhof verlassen. Plauen i. V., 17. Februar. In seiner an der Hradschinstraße hier gelegenen, ziemlich geräumigen, aber fast möbellosen Wohnung ist in der Nacht zum Sonnabend der Anfang der sechziger Jahre stehende Gelegenheitsarbeiter Joh Friedr. Ang. Herold erfroren. Man fand ihn am Sonnabend vormittag, auf einer Lade liegend, todt vor. Herold lebte seit Jahren im Konkubinat und war ein Alkoholiker. Jedenfalls ist er am Freitag abend wieder einmal arg berauscht nach Hause gekommen und der in der folgenden Nacht herrschenden Kälte (wir hatten etwa 18 Grad 0.) er legen. Oberwiesenthal, 18. Februar. In großen Schrecken geriethen am Sonnabend abend die Passagiere des gegen 12 Uhr nachts hier von Cranzahl ein treffenden Eisenbahnzuges. Im sogenannten Einschnitt kurz vor Oberwiesenthal hatte sich der Zug in einer Schneewehe festgefahren, die er trotz aller Anstreng ungen der Maschine auch nicht zu durchbrechen ver mochte. Die Maschine mußte deshalb vom Zuge los gelöst werden, damit sie sich durch den Schnee durch arbeiten und so für die übrigen Wagen Bahn machen konnte. Unterdessen geriethen die Wagen nach rück wärts in Bewegung. Aus Unkenntniß ergriffen einige Passagiere die an der Sekundärbahn angebrachte Brems leine und lösten durch einen Ruck die Bremsvorricht ung. Um so schneller gerieth der Wagenzug nunmehr in Bewegung und konnte erst in Unterwiesenthal wieder zum Stehen gebracht werden. Zum Glück ist die un freiwillige Rückfahrt ohne Unfall verlaufen. Nachdem die Maschine freie Bahn gemacht, mußte nun auch sie nach Unterwiesenthal wieder zurückgehen und dort den Wagentrain holen. Gerichtsverhandlungen. tz Dresden. Wegen Beharrens im Ungehorsam nach einem im Dienst gegebenen Befehl und Ächtungs verletzung hat sich vor dem Kriegsgericht der bisher unbescholtene 21 Jahre alte, aus Klein-Burgk bei Potschappel gebürtige Soldat der 2. Compagnie des 2. Jäger-Bataillons Nr. 13 Richard Brauer zu ver antworten. Das Vergehen Brauer's war mehr ein Ausfluß von Uebermuth und Unüberlegtheit, als von Widersetzlichkeit. Am 25. Januar d. I. war eine Ab- theilung Jäger auf dem Jägerschießstand an der Rade bergerstraße mit Abkochen beschäftigt. Nach dem Ab kochen sollten die Jäger die Feuerlöcher wieder zu schaufeln. Bei dieser Gelegenheit nahm Brauer einem Jäger die Schaufel fort, so daß dieser nicht weiter arbeiten konnte. Der Oberjäger ertheilte Brauer zu wiederholten Malen den Befehl, die Schaufel zurückzu geben. Dieser leistete dem Befehle aber keine Folge, so daß ihm die Schaufel entrissen werden mußte. Als der Oberjäger dem Angeklagten den Rücken kehrte, schnitt dieser dem Vorgesetzten Gesichter und streckte hinter ihm die Zunge heraus. Durch dieses Verhalten wurde der Oberjäger bei den übrigen Soldaten lächer lich gemacht und die Disciplin gefährdet. B. erhält 7 Wochen Gefängniß; die Strafzeit hat B. am Schluß seiner Dienstzeit nachzudienen. Pflanzenschutz. Wenn immer wieder darauf hingewiesen wird, daß viele der au» dem Auslande bei uns eingeführten land- wirlhscdaftlichen Bedarfsgegenstände im Inland« billiger und bester zu haben sind, so darf in Bezug auf die Präparate zum Schutz der Pflanzen vor Pltzkrankheiten unbedingt behauptet werden, daß das Ausland aus diesem Gebiete mitunter Leistungen produzirt, die geeignet sind, dem Praktiker schwere Bedenken einzuflößen. Nicht allein, daß die Mischungen gelegentlich zu ganz überraschend hohen Preisen ausgeboten werden, ist ihre Zusammen» setzung mitunter derart, daß man sich dafür bedanken muß, die flflanzen mit solchen „Schutz" Präparaten zu vernichten. Was soll man z. B- sagen zu einem unter der Signatur Farmars k'riouck^ segelnden Mixtum, bestehend an« Eisenvitriol 67,5, Kupfervitriol 18,5, Ar senik 13,8 und Sand 0,2 Proz., welches in Packeten von 482,5 -um Preise von 1,50 Mk. verkauft wird und, als Spezifikum gegen den Brand des Getreide» wirkend, zudem eine Beförderung de« Keimens und Wachsens der Zerealien veranlassen soll? Es ist geradezu eine Vermessenheit, dem deutschen Landmirthe mit solchen „Mitteln" zu kommen, und zwar um so mehr, als wir im Inlands einfache uno tadellos gut wirkende Prä parate zu demselben Zweck viel billiger haben können. Erfreulicherweise geht der Konsum derartiger obrkurer Produkte aus dem Auslande ständig zurück, und an deren Stelle treten einwandfreie Mischungen aus der heimischen Industrie, wie z. B. die Heuselder Kupfersoda, welche ihrem Erscheinen auf dem Markt eine immense Zahl treuer Freunde erworben hat. Die Heufelder Kupfersoda ist vermöge ihrer durchaus zweckgemäßen Zu sammensetzung nicht allein ein zuverlässig wirkende» Mittel gegen den Grlreivebrand, sondern läßt auch, gegen die mannigfaltigen Pilzkcankheiten in Forst-, Obst» und Weinkulturen verwendet, die vorzüglichsten Wirkungen erkennen, sodaß die Benutzung überall da, wo derartige Parasiten zu fürchten sind, nicht dringend genug ange- rathen werden kann. Freilich darf man nicht erst dann Vorgehen, wenn die Pilze auf der Höhe ihrer verderben bringenden Thätigkeit angelangt sind. Der gute Forst» mann, Landwirth, Obstzüchter und Winzer muß eben auch nach dem bekannte» Spruche verfahren, daß Vor» beuge besser alr heilen ist. Werden die Getreidekörner vor der Aussaat in einer Lösung von Heufelder Kupser- soda eingepeizt, so wird der mit Recht so sehr gefürchtete Brand nicht mehr auftreten; überbroust man die Obst pflanzungen vor Beginn der Vegetation, so blechen die selben von vielen Schädlingen frei, und ein zweites Be sprengen mit schwächerer Lösung stellt ein befriedigende« Resultat ganz außer Frage; Forstkulturen lohnen eben falls eine Behandlung mi Heufelder Kuvfersodalöjung, uud üben den gewaltigen Nutzen de» Präparate» in den Weinbergen braucht gewiß nicht erst ein Wort gesagt zu werden; jeder Winzer, der einmal einen Versuch mit demselben machte, ist des Lobes voll. So steht denn unzweifelhasl zu erwarten, daß die Heufelder Kupfersoda auch im neuen Jahre ihren Siegeszug unentwegt halten wird, denn sie zeichnet sich au» durch Billigkeit, größte Ergiebigkeit, Zuverlässigkeit in der Anwendung und nahe zu unbeschränkte Dauerhaftigkeit. Jeder Landwirth, der eines Kupferpräparate» bedarf, bediene sich nur der Heu felder Kupfersoda. („Landwirthschaftl. Zeitgeist".) Vermischtes. * Vom Leutnant zum Vagabunden. Am Mittelweg- Harvestehude zu Hamburg ging ein 45jähnger Mann von Haus zu HauS und fragte, ob man ihm die