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822 65 Gerade dieses Mittel Bücher zu verkaufen, verleidet das Kaufe» der selben, weil die Bücherfreunde ein und dasselbe Buch von allen Buchhand lungen ihres Wohnorts sehr oft zugleich erhalten, und gewiß stände es besser um Absatz, wenn die Buchhändler dabei mehr Maß hielten, und sich bemühten, nur Praktisches u. Gutes an Mann zu bringen. Dies würde zum Ankauf ermuntern, während schlechte und unbedeutende Literaturerzcug- nisse gerade das Gegenthcil bewirken. Es versteht sich aber von selbst, baß Glicht jedes Buch vermittelst Subscriptionssammlung verkauft werden soll, — und dies näher zu beleuchten, gehört nicht hierher, sondern zur Unterweisung der Lehrlinge, für die diese Blätter ja nicht bestimmt sind.— Daß es aber für jede thälige und ihr Interesse wahrende Handlung von Wichtigkeit ist, populaire Bücher oder solche zur allgemeinen Literatur gehörende, möglichst in großer Anzahl abzusctzcn, so ist bei ihrer Auswahl zum Vertrieb llcbcrlcgung nöthig, und sinder diese statt, so dürfte nokh- wendig das Subscriptionssammlen öfters Vorkommen, als der sehr ehren- werthe Kritiker meint, bei der Natur der literarischen Waare, die nur gei stige Bedürfnisse kennt und befriedigt, und sofern sic recht gchandhabt wird, auch nicht in Ueberfluß vorhanden seyu kann; denn der menschliche Geist schafft Geistes-Producte nicht in solcher Menge und Güte, als diejenigen Bcrufsarten Producte liefern, die für den Magen bestimmt sind, so treten darum Befürchtungen der Uebcrsättigung nicht leicht ein. Seltsam ist's freilich, daß ein Kochbuch Gelegenheit zu solchen Expectorationcn giebt.— Möge der gedankenreiche Verfasser des Artikels in Nr. 5k dieser Blätter sich nun beruhigen, und für die Zukunft sick's merken, daß Bücher, die er für geringfügig hält, bisweilen, das heißt, wenn man die rechte Zeit dafür nicht verpaßt, recht ansehnlichen Absatz erzielen. Zum zweite» Theil seiner Betrachtungen versteige ich mich nicht. Es werden Klagen darüber laut werden, so lange es Buchhändler giebt, und um so häufiger als ihre Zahl über die Maßen groß ist, wie in der Gegenwart, und so lange für ihre Ausbildung nicht mehr geschieht und nicht beachtet wird, was den kende College»,—ich erinnere an F. Perthes ic. — darüber vorgeschlagen haben. Aber darum bitte ich ihn, hübsch bei der Wahrheit zu bleiben, und absichtlich aus meinem Artikel in Nr. 43 des Börsenblattes keine Folge rungen zu ziehen, die nicht stichhaltig sind, sonst qeräth man über seine Logik in Erstaunen. Denn welcher Sinn in den Worten „Abermals ein Beweis" im Artikel Nr. 43 liegt, bedarf keiner Erläuterung. kurio8uiu 1 o e « 8 n i». Ein kleiner Beitrag zur Geschichte des Buchhandels in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts. Wörtlicher Abdruck auS demCirculaire eines Deulschen Verlegers: „Die ***zeilung 1350 gebe ich ohne Ausnahme nur gegen baar, will mich aber verpflichten, z. O-M. die nicht abgesetzten und gut erhalte nen Exemplare zurückzunehmen. Wer unter dies en Bedingun gen nicht gegenbaar bestellen will, erhält auch meinen andern Verlag nicht." Welche Consequenz und welcher Jammer für den Deutschen Buchhandel, wenn er die vorgeschriebene Bedingung übersieht, und dann alle Folgen sich selbst zuzuschreiben hat! 8 ino > rs. Preßpr occß. Am 29. Juni d. I. stand der Buchhändler Hr. F. A. Julien vor dem Schwurgerichte zu Sorau — angeklagt, wegen Verbreitung einer in der Volksbuchhandlung zu St. Pauli in Hamburg erschiene nen Schrift! Europa, ein Sendschreiben von Johannes Ronge; obgleich derselbe, auf die Frage, den Inhalt der Schrift gekannt zu haben, für nicht schuldig erklärt, so sprachen bei der zweiten Frage die Geschwornen auf Grund des §. 12. des Pceßgesetzes vom 30. Juni 1849 dennoch daß Schuldig aus, da auf Grund dieses Paragraphen ein jeder strafbar ist, wenn er auch den Inhalt nicht gekannt. Die Anklage basirt sich auf Hochverrats, und Majestätsbeleidigung, und Anreizung zum Aufruhr. Die von dem Staatsanwalt gestellte Strafe, für 4 Jahre in einc Strafsection eingestellt zu werden, wurde von einem hohen Gerichtes-Hofe, auf 7 Monat Festung verwandelt, ein Gnaden gesuch an Sr. Majestät, von Seiten der Geschwornen, ist bereits ab gegangen, und sieht man hierauf einem günstigen Erfolge entgegen. M«ö c e l l e ». Unter den Sammelwerken deutscher Dichtungen nimmt einen ehrenvollen Platz ein, das so eben im 1. Heft erschienene und elegant ausgestattete Werk: Deutsche Dichter Halle des 19- Jahrhunderts. Mil Einschluß Goethes und Schillers. In einer Auswahl ihrer vorzüglichsten Dichtungen. Mit erläuternden Anmerkungen und nach zuverlässigen, größtentheils von den Dichtern selbst mitgetheilten Notizen, biographisch-literarisch dargestellt von l>r. I. Schenckel. Es ist eine mit vielem Geschmak gewählte Auswahl, die wirklich nur wahrhaft Schönes bringt, zum Theil auch bisher noch UngedruckkcS. In Bezug auf biographische Notizen übccbietet selbe durch Nichtigkeit und Treue die meisten derartigen Werke. Sie bringt in dieser Beziehung sehr viel Neues, und kann allen Freunden der lyri schen Poesie der Deutschen neuer und neuester Zeit empfohlen werden. Die kürzlich in Wien erschienene Brochüre „Oesterreich, Ungarn und die Woiwodina" wurde in Pesth consiScirt. Wien und Pcsth sind im Belagerungszustände, beide sind Städte einer und derselben Gesammt-Monarchie, — hier dasselbe Buch erlaubt, dort verboten! — 8opienli sat. Die erste Abtheilung von „Oehlenschlägec's Erindrin- ger" (Oehl. Memoiren) hat jetzt die Presse verlassen. Sic enthält die naive und höchst anziehende Darstellung seiner Kindheit und Jugend. Die erste, 2000 Erpl- starke Auflage ist schon soweit vergriffen, daß eine neue Auflage vorbereitet wird. Ebenfalls in Kopenhagen ist jetzt das neue, mit Sehnsucht erwar tete Werk von H. E. Oersted, „blaturviclviislisken ox .4 an 6 s 6 sunvlsen " (die Naturwissenschaft und die Geistesbildungl im Druck fertig geworden. Sein Werk ,,4 au äv n i dl sturen" (der Geist in der Natur) ist gänzlich vergriffen, man sieht aber einer neuen revidirten Ausgabe entgegen. Unter dem Titel „Wiener-Ehronik" herausgegeben von F. Peycr erscheint ein Lieferungswerk, das sich zur Aufgabe gestellt hat, sämmt- liche officielle und nicht officielle Kundmachungen und Placate, welche während der Sturm- und Dcangperiode im Jahr 1848 vom 13. März bis 1. November erschienen sind, in einem Bande gesammelt, dem Publicum zu übergeben. In Ermangelung des bei Weitem ausgedehnteren und vollständi geren Unternehmens gleicher Art, das ein Staatsbeamter (Herr L. Käst ner) beabsichtigte, dessen Ausführung aber von Seiten der Regierung untersagt wurde, — muß sich der künftige Geschichtschreiber jener denk würdigen Epoche mit dieser minder reichhaltigen Quelle begnügen. Talvi in Nord-Amerika. Unter dem Titel: „Historische Uebcrsicht der Sprachen und der Literatur der slawischen Völker" * * ) hat unsere Landsmännin, die unter dem Schriftsteller-Namen Talvi bekannte Frau Therese Robinson, geb. v. Jakob, ein an ihre geistvollen Deutschen Schriften würdig sich reihendes Englisches Werk herausgegeben, das von ihrem Gatten, dem Professor Edward Robinson, Verfasser der „biblischen Forschungen in Palästina", durch eine Vorrede in das transatlantische Publicum eineführt wor den. In Deutschland, wo die Verfasserin seit mehr als zwanzig Jah ren auf dem Felde der ausländischen Poesie (wir erinnern nur an ihre serbischen Volkslieder und an ihre Schrift über Macpherson's Ossian) geschätzt wird, hätte es dieser Einleitung, worin gewissermaßen um *) UistoricsI viecv c>s tbe Isngusges sncl litersture et tlie 8Isvic distions; wirk L slcetcli of tleeir populär poetr)'. U) 1'slvi. ^e». Vork, Uutnsm.