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Jahren hatte er sich durch seinen derartigen Zug von Galanterie eine zärtliche Stunde von seiner schönen Frau erkauft, aber die Zeiten waren längst vorüber, — längst . Rasch löste er nun die Envelope und entfaltete das ziemlich umfangreiche Papier, über flog mit einem Blick die lange Zahlenreihe, und als er die Gesammtsumme gelesen, verfärbte er sich: „Aber, Elisabeth, ist das denkbar?" fragte er, die Rechnung noch in der Hand, die Augen auf sie richtend. „Was?" gab sie ruhig zurück, ihm jetzt zum ersten Male das schöne, kalte Antlitz zuwendend. „Eine solche Summe, — das ist einfach unerhört!" „Ich weiß nicht, was Du willst, Theodor, es sind die Toiletten, die ich für unseren Landaufenthalt brauche und ein paar einfache Kostüme für die in Aussicht ge nommenen vierzehn Tage auf Helgoland." „Du scheinst keine Ahnung zu haben, wieviel die Rechnung ungefähr beträgt, — weit mehr, als Du mit Deinem Toilettengeld, Hüte, Schirme usw. eingerechnet, bestreiten kannst," sagte er mißbilligend. „Ich will es ja auch gar nicht bestreiten," lacht sie da plötzlich und sieht ihn an, und dies Lachen und der Blick entwaffnen ihn, er liebt das schöne Weib noch immer leidenschaftlich. „Du hast ja die Verpflicht ung übernommen, ich warnte Dich, aber die Neugier war dieses Mal größer, als die Vorsicht. Also bitte — zahle!" „Und wenn ich nun nicht die Rechnung geöffnet, nicht gezahlt hätte?" „Mein Gott, rund da biuit pour unk omoloito!" ruft sie da ungeduldig. „Ich erfülle ja im Grunde doch nur Deine Wünsche, wenn ich mich eleganter, schöner, moderner kleide, als andere Frauen. Du solltest wahrhaftig nicht so viel Aushebens über ein paar tausend Mark wachen. Kath'rin, gieb mir noch eine Tasse Kaffee." Mangold faltet das Papier zusammen und steckt es in seine Brusttasche, er ist blasser als sonst und preßt die Lippen fest aufeinander; seine Frau rührt mit der gleichmülhigsten Miene ihren Kaffee um und ver tieft sich wieder in die Modenblätter. „Katharina, komm' mit," sagt er, und wie sie dann hinter ihm hergeht, erscheint es ihr, als habe die über schlanke, schmale Gestalt etwas Mattes m der Haltung, wie sie es nie zuvor bemerkt. In seinem prunkvollen Arbeitszimmer sinkt er in den Lehnstuhl vor seinem Schreibtisch, stützt den Kopf in die weiße, knochige Hand und seufzt, — anscheinend hat er die Gegen wart des jungen Mädchens ganz vergessen, es ist ihr peinlich, und sie erinnert ihn daran mit den Worten: „Was wünschest Du von mir, Papa?" Mangold zuckte zusammen und sich jählings aus richtend und sich über die hohe, gefurchte Stirn streichend, sagt er: „Es ist entsetzlich heiß heute, — man ist ganz ka- put davon. Aber setz' Dich doch, Kath'rin'." Sie läßt sich in einem Schaukelstuhl nieder, der neben dem Schreibtisch steht. „Hier sind zwei Briefe," sagt er, seinen Schreib tisch ausschließend, „zwei Heirathsanträge. Der eine vom Rittmeister von Dehren, der andere von dem künftigen Chef des größten Wiener Bankhauses, Salo- schin. — Du weißt, ich habe Dir bisher freie Be stimmung gelassen über Deine Hand, aber den An trag Saloschins würde ich Dir doch rathen, nicht so ohne weiteres bei Seite zu schieben." Er sieht sie prüfend, beobachtend an, unter halb gesenkten schweren Lidern; während er sich zurücklehnt, und die eine Hand lässig mit einem silbernen Falzbein spielt, beobachtet er seine Stieftochter. Um den kleinen, stolzen, tiefrothen Mund liegt ein für ihre Jugend ungewöhnlich müder, welker Zug und die großen grauen, dicht bewimperten Augen, die sie jetzt zu ihm aufschlägt, blicken zu ernst für dreiundzwauzig Jahre, aber alles das paßt, zu dem feinen, brünetten Gesicht, der schlanken Gestalt mit den weichen, schmiegsamen Formen und den vornehm lässigen Bewegungen. „Ich werde diese beiden Anträge nicht annehmen, Papa," sagt sie ruhig; er macht eine ganz unmoti- virte, heftige Bewegung. „Auch Salolchin nicht? Aber das ist bodenlose Thorheit, das ist — Wahnsinn! — Diese Verbindung ist von weitgehendstem Werth und Einfluß." Sie neigt sich, die Hände auf die Seitenlehnen des Stuhles gestützt, vor, und sieht ihm mit staunendem Ausdruck in's Gesicht: „Was für Werth, — was für Einfluß und — für wen?" fragte sie; er besinnt sich und lacht ge zwungen. „Ah — wie tragisch Du gerade diese Worte auf greifst," ruft er, „natürlich in erster Linie für Dich, in zweiter vielleicht — vom geschäftlichen Standpunkt aus — für mich, aber — ich wiederhole es noch ein mal — das ganz in zweiter Linie." Sie besinnt sich einen Augenblick. „Es thut mir leid, Papa, wenn ich Dir eine Ent täuschung bereiten muß, aber ich kann es nicht ändern; für den Rittmeister spricht gar nichts, der junge Salo- schin hat meine ausgeprägte Antipathie gegen sich. Er ist mir zuwider gewesen, vom ersten Moment an, und der Name Neyschütz ist zu gut, um einer Wiener Bankierfamilie als Folie zu dienen. Ihr Silber, ihre Gläser, ihre Wagen, alles würde mein Wappen zeigen, obgleich es gar nicht von mir stammt; er würde es mir „schenken" und stolz darauf sein, daß ihm daraus die Berechtigung erwächst, mit meinem Wappen zu prunken: dazu ist mir mein Wappen zu gut, ich ver kaufe es nicht, wie so viele Edelleute." Mangold nagte in nervöser Erregung an der Unterlippe. „Du übertreibst." „Nein, Papa, Du weißt so gut wie ich, daß es die reine Wahrheit ist, wir haben ja in unseren Kreisen verschiedentlich dies zu bemerken Gelegenheit gehabt, und Salvator Saloschin ist einer von denen; meinst Du denn, er würde mich heirathen, wenn ich nicht die Gräfin Neyschütz wäre? — Ich habe von ihm selbst gehört, er liebt nur schöne Frauen, — ich bin nicht schön." „Nun also, — die Sache ist wieder einmal er ledigt," sagt er verbittert und hebt abwehrend die Hand, „aber was denkst Du Dir eigentlich von Deiner Zukunft? — willst Du eine alte Jungfer werden? — oder worauf wartest Du?" „Lieber als daß ich eine Ehe schließe, die meiner unwürdig ist, werde ich eine alte Jungfer." „Unwürdig? hm — ein weitgehender Begriff, einer Deiner dramatischen Ausdrücke. Was denkst Du Dir unter einer Deiner würdigen Ehe? Eine Ehe mit geschlossener Krone? — Habe ich recht?" „Vielleicht, vielleicht auch noch etwas mehr, viel leicht auch noch " Sie bricht plötzlich ab. Nein, sie kann's nicht über die Lippen bringen, weder vor ihm, noch überhaupt vor jemand. Sie steht auf. „Erlaubst Du, daß ich gehe, Papa, — Erich wartet auf mich. (Fortsetzung folgt.) 4 3 Lomb.-Z.-F. 6"/«. G G G B G G G G G G 81,25 80,75 5 4 5 81,— 20,47 20,27 85,— G 84,10 G Mark 109,50 108,25 81,15 80,45 76,90 I>j^ <>nt a>, 8 T ' "2M Amsterdam per loO fl. k. Brüssel ! nd A.itwerpen vr. 100 Francs. Jwlieniscbe P ätze pr v 0 L.eie Schweiz. Pl. WO Frc. L.indim pt. I Lstrl. Mad id und Barcelona pr. 100 Pesetas Pari- pr 100 Franc Petersburg pr. wa Nübel Marschau 100 Rubel Wien per 100 Kr. 3 W. Reichsbank 5"/<>, 5>/, 8 T ' 40 * * l L-r Odets-Nachrichten 14. Februar. (Wechsel-Cours). Ituuk- 8 T 3M 10 T 2M 10 T 8 T 3 M 14 T 2M 8 T 3 'N! Nanlin. 14 Febr. Spiritus 7ocr loco ohne Faß 44,20 M. Umsatz: 4 000 Lit r. b 14 Febr Korn uckec cxcl. 83 Rmdemenl 10,05 bi IO,3 . Nach-rodu tc excl. 75"/, Rendement 7,70 bis 8,05. Stimmung: Ruhig. Krystallzucker I mit Sack 28,95. Brodraf 'i ade ohne Faß 29,20. Ge a Raffinade mit Sack 28 95 Gem. Melis mit Sack 28,45. Rohzucker l. Product Tra sito f. a B Hamburg per Febr. 9,32 /, Kd, 9,35 Br, per März 9,30k d., 9,35 Br., ver Mai 9,45 bez., 9,47 7, Br., per August 9,65 bez., 9 67 /, Br., pe Okt.-Dez. 9 17 Gd., 9,22'/, u- IN» r , 14. Febuar. Weizen fest, Holsteiner loo 148 bis >6o, La Plata 134—137. — Roggen fest, südruss. cif. Br. Stimmung Ruhig. Hamburg 108 bis 11", r-o loco '09 bis 112, Mecklenburgischer 136 bis 145 Maic- f ster, loco 107, La Plata 87 — Hafer fest, 'berste ruhig, Weller: Schnee. Urem-n, 14. Fe ruar. «Baumwolle). Tendenz: Ruhig. Upl. middl. loco 49V« Pfg. Ulvorpnot, 14. Febr. (Baumwolle.) Mulhmaßlicher Umsatz: 8)00 Billen Stimmung: Ruhig. Import: 14000 Ballen. Preise °/«« bis "«« niedriger. Umsatz: 80 '0 Ballen, da von für Spekulation und Exporl 50 - Ballen verkauf!. Amerik. schwächer, h,, niedriger, Ostindische und Egypter ruhig. Middling c merik. Lieferungen. Febr.-März 5 V«« Käufer, Avril-Mai 5' /,« do, Jum-Juli 5',«« Verkäufer, Aug.-Sept. 4""«« Käufer. Z a h l u n g s e i n st e l l u n g e n : Kaufm. Peter Kuhfus, Kreuznach. Shuhfabrikant Josef Scholz, Neustadt-O.-S. Weinhändler Gustav Straßer, Nürnberg. Phil. Frank Nächst, Inhaberin MOheliniue Frank, Alsheim Osthofen. Joseph u. Moritz Wolffheim, Kaufleute, in Fa. H. M. Wolffhcim, Pr.- Stwgard. Bahnhofsrcslaurateur Friedrich Reinhold Hultsch (Nachlaß,, Sohland-Schirigswalde. Cigarrenfabrik. Heinrich Klett-, Schönlanke Weinhdl. Josef Ziegler, Hovestadt-Soest. AirLkv-ALÄrichten. St. Lrinitatis-Varochic. Am Sonmag Estomihi, Borm. '/«9 Uhr Beichte und heilg. Abendmahl. Borm. 9 Uhr PrcdigtgottcSdienst, Luc. 18, 31- 43, Herr Hilssfl. Scidcl. Nnchm. halb 2 Uhr Mndergottcsdienst. Abcnds halb 8 Uhl Jnngfranenvcrciu im Cantorat. Dienstag, Abcnds ü«9 Uln Bibelstnnde im Cantorat. Wochcnamt: H. Paüor Schmidt. ^arochie St. tzhriltopkori. Am Sonntag Eüomihi, Bonn, halb 9 Uhr Beichte, 9 Uhr HauPtgottcSdicnst, Predigt über Luc. 18, 31-43, Herr Pf. Albrecht. Nach der Predigt Abendmahlöfcicr. Nachm. halb 2 Uhr MndcrgotteSdicnst. Ev.-Imh. Jünglingsvc.-nn Abn d-e 8 Uhr im Vereinslocal. Ev.-Iutd Jungsraucnvnew Abends '/,8 Uhr im Vereinslocal. Donnerstag, den 21. Febrngr, Abcnds '/,9 Uhr Passionöan- dacht im WaiscnhanSsaalc. Wochcnamt: Herr IV Albrccht. Bon Oberlungwitz. Sonntag Estomihi, 17. Fcbruar, Borm. 9 Uhr Predtgt- gottcödienst, Hcrr?. Wcrncr. Abends halb 6 Uhr MisfionSstunde, Herr Diak. Tammenhain. Collecte für die Heidcnmission. Abcnds 8 Uhr Jungfrauenverein. Wochenamt: Herr k. Werner. Freitag, den 22. Febr., Vorm. 10 Uhr Wochencommunion in der oberen Kirche, Herr Diac. Tammenhain. Anmeldungen von '/,10 Uhr an in der Sakristei. Bon Gersdorf. Am Sonntag Estomihi, den 17. Februar, früh 7,9 Uhr Beichte nud nach der Predigt Communion, Herr k. Böttger. Nachm. halb 2 Uhr Ktndergotteödienst. Abcnds halb 8 Uhr Jnngfrauenverein. Dienstag, den 19. Februar, Abends 8 Uhr Bibelstunde. Von Ursprung. Sonntag Estomihi, am 17. Fcbruar, früh 9 Uhr Predigt« gottesdienst. Freitag, am 22. Febr., früh 9 Uhr Wochencommunion. Telegraphische Nachrichten vom IS. Februar. (Hirsch's Telegr. Bureau.) Berlin. Wie der „B. L." von zuverlässiger Seite erfährt, wird General v. Werder sich in der nächsten Zeit nach Petersburg begeben. Man wird wohl nicht fehlgehen, schreibt das genannte Blatt, wenn man diese Reise in einen gewissen Zusammenhang bringt mit der gegenwärtig etwas verwickelten politischen °Lage, nament lich mit dem Stand der chinesischen Frage und dem Be such des Kaisers in England. Berlin. Nach einem Telegramm au« London circulirte dort gestern allgemein das Gerücht, die Polizei habe vor der gestrigen Ceremonie Nachricht von einem auf den König geplanten Attentat erhalten und deshalb ver schal fte Vorsichtsmaßregeln getroffen; darum seien auch die Polizisten an vielen Stellen des Weges verdoppelt worden. — Es verlautet, die Regierung werde beim Parlament beantragen, die Civilliste des Königs zu er höhen. Berlin. In Ketzin a. d. Havel brachen beim Schlitt schuhlaufen 6 Knaben ein, von den 5 ertranken. Nur einer konnte gerettet werden. Berlin. Das „Berl. Tgbl." meldet aus Madrid: Nach der Trauung der Prinzessin von Asturien gab der Generalcapitän Weyler den Milgliederndes diplomatischen Corps die Versicherung, daß die Individuen, die am Mittwoch den Wagen des Brasilianschen Gesandten mit Steinen beworfen haben, exemplarisch bestraft würden. Unter den gestern Verhafteten besaßen die meisten Revolver und Dolche. London. Das Kriegsamt veröffentlicht folgendes Telegramm Kitcheners aus Pretoria vom 14. Februar: Unsere Truppen befinden sich augenblicklich in einem Gefecht mit dem Commando De Weis, nördlich von Philippstown, das wir besetzt halten. De Wet hat den Oranjefluß bei Sanddrift überschritten und scheint sich nach Westen begeben zu wollen. London. Aus Sidney wird gemeldet, daß der Colonialminister Chamberlain die australische Regierung ersuchte, weitere 1000 Mann für Südafrika anzuwerben. Die Regierung behält sich die Antwort noch vor, man glaubt, daß sie ablehnend lauten wird. Belgrad. Zahlreichen serbischen Notabelen, welche sich zur Leichenfeier König Milans begeben wollten, wurde von Seiten der Polizei das Ueberschreiten der Grenze nicht gestattet. New-Jork. Eine hier eingetroffene Depesche aus Peking vom 13. Februar meldet: Der Kaiser hatte an die Gesandten das Gesuch gerichtet, sich damit einver standen zu erklären, daß sich die schuldigen chinesischen Würdenträger selbst das Leben nehmen. Nachdem aber schon drei Würdenträger sich geweigert haben, diesen Sckritt zu lhun, hat der Kaiser sein Gesuch wieder zurückgezogen. Der Kaiser hat nun Tsching telegraphisch mitgetheik, daß, als der Hof den Bedingungen der Note zugsstimmt habe, in dieser nur eine den von den chinesischen Beamten begangenen Verbrechen angemessene Bestrafung derselben verlangt worden sei, und daß solglich, wenn die Hauptschuldigen auch den Tod ver dienten, die anderen doch in anderer Weise zu bestrafen seien. Die Gesandten erwiderten hierauf, daß auch die am wenigsten Schuldigen den Tod verdienen, und daß alle mit dem Tod zu bestrafen seien, da es keine schlimmere Strafe gebe. Eisenbahnfahrplan. Giltig ab 1. Oktober 1900. Von Hohenstein-Ernstthal nach Chemnitz: 12.28, 3.26, 5.02, 6.11, 6.58, 7.19 (nach Limbach), 7.32*, 7.47-j-, 9.27, 10.38, 12.03, 1.00-j-, 2.13, 3.35ff, 5.40* 6.00, 6.49, 7.39*, 7.45-j-, 8.28, 10.09, 11.17 (nur Sonn- u. Festtags.) ff bedeutet Anschluß nach Limbach. Von Hohenstein-Ernstthal nach Glauchau: 3.08, 5.16, 7.39*ff, 8.05, 9.59-j-, 10.42 (bis Glauchau), 1.05ff, 3.50-j-, 6.41, 7.36, (nur Werktags vor Sonn- und Festtagen bis Glauchau), 7.48-j-, 8.13* 9.32-j-, 11.30. ff bedeutet Anschluß nach Lichtenstein. Ankunft von Chemnitz in Hohenstein-Ernstthal: 3.07, 5.14, 6.21, 7.07 (von Limbach), 7.38*, 8.04, 9.57, 10.41, 12.52, 1.02, 3.48, 5.12, 6.37, 7.10, 7.35, 7.47, 8.03, 8.12* 9.31, 11.08 (nur Sonn- und Fest tags), 11.28. * bedeutet Schnellzug. W»