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sm Hshiiistii-Krilsilhil, NnlnWih, 8erMrs, Lugau, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Hermsdorf, Benisdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf u. s. iv. Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich Nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Austräger, sowie alle Postanstalten. Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich 1 Mk. 25 Pfg. incl. der illustrirten Sonntagsbeilage. Redaction und Expedition: Bahnstrasje 3 (nahe dem K. Amtsgericht). Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohenstein-Ernstthal. Jnsertio ns gebühren: die fünfgespaltene Corpuszeile oder deren Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg., Reclame 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Annahme der Inserate für die folgende Nummer bis Vorm. 1V Uhr. Größere Anzeigen Abends vorher erbeten. Jahrgang. Rr. 23. Sonntag, den 27. Januar 1901. Tagesgeschichte. Deutsches Reich B er I i n , 25. Januar. Reichstag. Präsident Graf Ballestrem übermittelt dem Hause dem Dank der Kaiserin Friedrich für die vorgestrige Beileidskundgeb ung. — Die Berathung der Gesetzesvorlage betr. Ver sorgung der Familien und Relikten der Theilnehmer an der Chinaexpedilion wird fortgesetzt. — Abg. Dr. Schädler (Centrum) stimmt der Vorlage Namens seiner Freunde zu und giebt der Genugthuung Ausdruck über die gestrige Erklärung des Reichskanzlers, durch welche die Streitfrage über die Erhöhung der Bezüge für die Invaliden aus den früheren Kriegen in dankeuSwerther Weise aus dem Wege geräumt sei. Abg. v. Vollmar (Soc.) erklärt, daß sich seine Freunde, trotz ihres ab- lehnenden Standpunktes zu der China-Expedition der Fürsorge für die Opfer der Expedition nicht entziehen werden und daß sie die möglichste Beschleunigung hin sichtlich der Vorlegung der gestern vom Reichskanzler angekündigten Vorlage, durch welche in genau gleicher Weise auch für die Opfer der früheren Kriege gesorgt werden soll, bestimmt erwarten. — Abg. Graf Oriola (natl.) giebt ebenfalls seine Genugthuung über die Zu sage des Reichskanzlers zu erkennen. Wäre diese Zu sage nicht erfolgt, so würde ec selbst unbedingt, wie schon so oft, seine Forderung einer Aufbesserung der Be züge für die Invaliden aus früheren Kriegen wiederholt haben, um so mehr, als in den Motiven der gegen wärtigen Vorlage die befremdliche Aeußerung enthalten sei, daß für die China-Invaliden wegen höherer Schädig ung, namentlich aus klimatischen Ursachen, sich ein höherer Versorgungsanspruch rechtfertige. Diese Stelle in den Motiven habe unter den älteren Invaliden, Officieren wie Mannschaften, große und berechtigte Entrüstung hervorgerufen. Jedenfalls sei es gut, daß nun endlich ein so alter Wunsch des Reichstags in Erfüllung gehe. Redner findet die Einbeziehung der Beamten der Landes verwaltung in Kiaulschou in die Vorlage auffällig. — Geh. Admiralitätsrath Perles erklärt dies mit dem be sonderen Umstand der verdienstvollen Mitwirkung der betreffenden Beamten an der Expedition. — Abg. von Tiedemann (Rerchsp.) tritt ebenfalls für die Vorlage ein und freut sich der Erklärung des Reichskanzlers. Auch seine Freunde seien entschlossen gewesen, für die China- Kämpfer nichts zu bewilligen, was nicht auch den älteren Invaliden gewährt werde. Der Reichskanzler möge nun aber auch im Verwaltungswege dafür sorgen, daß auch den Veteranen der ihnen durch Gesetz und von 1875 verheißene Ehrensold gewährt werde. — Staatssekretär von Thielmann: Ich gebe zu, daß ein geringer Theil der als unterstützungsberechtigt anerkannten Vetranen noch der Versorgung entbehrt. Ein darauf bezüglicher Antrag liegt der Budgetkommission vor. Ich kann er klären, daß der Herr Reichskanzler dem Anträge sympathisch gegenübersteht und daß die verbündeten Negierungen geneigt sind, zu seiner Durchführung Hilfe zu leisten. Abg. Pachnicke (freis. Verein.) begrüßt die Erklärung des Reichskanzlers. Es müsse aber ganze Arbeit gemacht werden, durch eine organische Reform der Militär-Pensionsgesetze. — Abg. Müller-Sagan (freis. Volksp.) erblickt in dem ganzen Vorgang einen deutlichen Beweis, wie der Reichstag schließlich seine Wünsche durchsetze, wenn er nur die nöthige Energie auswende. — Abg. Graf Noon (kons.) äußert seine Freude darüber, daß endlich, endlich in dieser Frage das Gewünschte erreicht ist. — Abg. Prinz Carolath (natl.) giebt seiner Genugthuung Ausdruck über die gestrige und heutige Erklärung vom Bundesrathstische. Hinsichtlich der letzteren wäre es ihm aber lieber ge wesen, der Schatzsekretär hätte kurzweg erklärt: Die be reits dotirten Veteranen erhalten sofort und zwar vom 1 Januar ungerechnet, ihre 120 Mk. Wenn diese Gelber sofort ausgezahlt würden, so könnte der Reichs kanzler gewiß sei», daß dieses ganze Haus ihm Indemnität ertheilte. (Sehr richtig.) Remedur ist ferner auch darin nölhig, d ß den im Kommunaldicnst angestellten Militär- anwärtern nichts mehr an ihrer Pension gekürzt wird. — Schatzsekretär von Tbielmann : Ich habe gesagt, daß der Reichskanzler dem in der Budgetkommission einge- brachten Antrag Müller-Fulda und Münch-Ferber auf Erhöhung des Pensions-Etats um einen entsprechenden Betrag Sympathie entgegenbringt, und ich denke doch, diese Sympathie bedeutet baares Geld. (Heiterkeit und Beifall), Prinz Carolath erklärt sich hiervon be- friedigt. — Hierauf geht die Vorlage an eine Commission. — Die Berathung des Etats des Reichsamts des Innern wird fortgesetzt. — Abg. Dr. Haffe (natl.) wünscht Reform des Gesetzes über Erwerb und Verlust der Reichsangehörigkeit. Abg. Hoch (Soc.) verbreitet sich über Koalitionsrecht, Lohnverhältnisse, dann über social politische Gesetzgebung, Bauarbeiterfchutz und Sccial- politik des Centrums. — Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt zu den Blätter meldungen über den Anleihebedarf des Reiches: Die Regierung verfügt noch über einen Anleihecredit von 30 Millionen. Nach Bewilligung der Chinavorlage wird der Anleihebedarf 180 Millionen betragen. Da zu tritt dann noch der Bedarf der Chinaexpedition im Rechnungsjahre 1901 und für die Etatsbilanzirung von 1901, der für beide Zwecke bis jetzt auf 197 Millionen geschätzt wird, keineswegs aber im Jahre 1901 schon vollständig in Frage kommt. Somit steht der Umfang der nächsten Reichsanleihe noch nicht ge nau fest, ebenso wenig der Emissionszeilpunkt. Von einer Begebung der Reichsanleihe in Amerika oder England ist nicht die Rede. — Kaiser Wilhelm bat sich in seiner Eigenschaft als Admiral der britischen Flotte veranlaßt gesehen, seine in den heimischen Gewässern verfügbaren Kriegs schiffe nach der englischen Küste zu beordern, wo im Hafen von Spithead am Tage der Beisetzung der Königin Victoria eine imposante Flottenkundgebung ver anstaltet werden soll. Zum Befehlshaber üieses deutschen Geschwaders wurde vom Kaiser Prinz Heinrich auser sehen. Die Vorbereitungen zur Entsendung der Flotte sind in vollem Gange. Die Küstenpanzer „Hagen" uud „Odin" erhielten Ordre, alsbald von Danzig nach Kiel in See zu gehen. Ferner kommen für die Reise nach England in Betracht die Linienschiffe „Kaiser Wilhelm II.", „Kaiser Friedrich III.", „Baden", „Sachsen" und „Württemberg", sowie die großen Kreuzer „Freya" und „Viktoria Luise". Das gesammte Geschwader wird sich am 28. Januar vor Wilhelms haven einfinden und von dort aus die Reise nach Eng land antreten. — Der Gesetzentwurf betreffend die Bildung einer Provinz Berlins ist sertiggestellt und dürfte binnen Kurzem dem preußischen Abgeordnetenhause zugehen. — Officiös wird neuerdings gegen die namentlich von freisinniger Seite kommende Anregung, eine directe Reichssteuer zu schaffen, Stellung genommen. Die Er fahrung habe gelehrt, daß der Einführung directer Neichssteuer» nahezu unüberwindliche technische Schwierig keiten entgegenstehen, und man sage daher in der That nicht zu viel, wenn man nur indirekte Steuern als ge eignet im Sinne der Reichsverfassung zum Ersatz für sie Matrikularumlage bezeichne, die die Einzelstaaten als alleinige Erheber der directen Steuer an das Reich zahlen. — Nach den vorliegenden sieben Verlustlisten hat das ostasiatische Expeditionskorps bisher 103 Offiziere und Soldaten durch Tod verloren. Davon sind nur 4 im Gefecht gefallen, während die übrigen 99 durch Un- glücksfälle oder Krankheiten hingcrafft sind. Unter den Verstorbenen befinden fi h drei Offizier?, der O'erst Graf Jork v. Wartendem, der Oberleutnant im Pionierkorps Seelbach und der Hauptmann Haenel v. Cronev.thol vom 3. I fanterie-Regiment Unter den verstorbenen Mann schaften befinden sich 1 Feldwebel, 1 Zahlmeister-Aspirant, I Sergeant, 2 Untei affinere, 7 Gefreite und 84 Gemeine. Die meisten Verluste hatte das 3. Jnfanterw-Regiment mit 21, dann folgen das 2. Infanterie Regiment mit 17, das 1. mit 15, das 6. mit 11, die Fetdarlillerie mit 7, die Pioniere mit 7, die Munitionskolonnen mit 6, das Oberkommando und die Stäbe mit 3 und das 5. Infanterie-Regiment mit 3, die Fußartillerie mit 3, das 4. Infanterie-Regiment mit 2, das Reiter Regiment mit 2, die Proviantkolonnen mit 2, die Jäger, die Eisen- dahntruvpen und d e Feldlazarethe mit je einem Ver storben. Die vier im Gefecht gefallenen Soldaten ge hören sämmtlich dem 2. Infanterie Regiment an; sie waren in der am 30. November herausgegebenen Ver lustliste als an Krankheiten verstorben gemeldet, während 4 andere Soldaten gefallen sein sollten. Jetzt hat sich Herausgestell!, daß letztere an Krankheiten hingeschsiden sind, während die 4 Soldaten vom 2. Bataillon des 2. Infanterie-Regiments bei Tsr king-kwan gefallen find. Dies Gefecht hat außerdem noch 2 schwer und 4 leicht Verwundete gekostet, während bei Pei-tang 2 schwer und 5 leicht Verwundete und bei Aung-tsing-hsien 3 schwer und 2 leicht Verwundete gezählt wurden. Unter den 18 Verwundeten siod 4 Offiziere, die Majors v. Foerster und v. Haine, der Hauptmann Schäffer und der Ober leutnant Cremer. Vermißt werden 3 Soldaten, von denen 2 schon während der Ueberfahrt abhanden ge kommen sind. — Die Verpflegung der deutschen Truppen in Ost asien schildert Baron Binder eingehend in der Kreuzztg.: Die Feldbacköfen, weiche aus Deutschland mitgebracht wurden, sind bisher noch nicht in Verwendung gekommen und sind hier nicht nöthig, wo man überall Ziegel in Menge findet und die Leute in wenigen Stunden Kachel backöfen zu bauen gelernt haben, die sich vorzüglich be währen. Der ganze Feldbückereiapparat in Peking be steht aus zwei Oberbäckern und zehn Gehilfen, die theilweise den Truppen entnommen sind, und in fünf Oefen den Bedarf für 4500 Köpfe täglich fertigstellen. Außerdem muß immer ein viertägiger Vorrath für die gesammte Truppe vvrräthig sein, um im Falle eines Abmarsches den Leuten genügend Brot mitgeben zu können. Dadurch ist der Uebelstand heraufbeschworen, daß das an die Compagnien vertheilte Brot selten frisch, sondern nachdem sie auch für vier Tage im voraus immer em pfangen, meist sechs und acht Tage alt wird und bröselig und sogar etwas bitter schmeckt. Die Verpflegungs beamten erklären diesen Uebelstand damit, daß sie erstens kein frisches Brot ausgeben dürfen und andererseits das chinesische Mehl nicht so haltbar ist als das unsrige. Die Getreide- und Mehlvorräthe sind theils aus Deutsch land mitqebracht oder in Australien aufgekauft. Nun hat man auch Versuche mit chinesischem Mehl angestellt, welches mit unserem Roggenmehl gemischt ein befrie digendes Resultat giebt. Nachdem man mit dem austra lischen Rinde, das noch dazu sehr theuer ist, schechte Erfahrungen gemacht hat, so beschränkt sich die An schaffung des Schlachtbedarfes lediglich auf den Hand einkauf chinesischer' Rinder und Hammel, die erstens im Ueberfluß vorhanden, weiter spottbillig und in dritter Linie ebenso schön als die australischen und tadellos ge sund sind. Der Preis eines Rindes übersteigt niemals 75 Mk. Braucht das Proviantamt zwei Dutzend Ochsen, so werden die sich drängenden chinesischen Lieferanten angewiesen, die doppelte Anzahl zn bringen und aus diesem Auftriebe werden nun die besten Stücke hervor geangelt. Für die ^Hammel ist der Einheitspreis von