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(Amtshauptmannschaft Dresden-Altstadt) ist mit dem Tode des Gemeindevorstande« Großmann in Plauen bet Dresden fr i geworden. Konservative wie Reformer haben sich geeinigt, bei der Neuwahl dem Gemeindevor stand Weigert in Löbtau ihre Stimmen zu geben. Dresden. Um «ine angebrannte Gan« zu löschen, wurde am Sonnabend die Feuerwehr in der König» Albert-Straße gerufen. Dort war einer Köchin, jeden» fall« beim Absengen der Federn, ein Marlinsvogel in Helle Flammen gerathen und im ersten Schrecken tele» phonirte man nach der Feuerwehr, die auch alsbald mit fünf Gerälhewagen zur Stelle war, aber unter allge- meiner Heiterkeit wieder abziehen konnte. Chemnitz, 5. Februar. Außerordentliche Hart näckigkeit bewies gestern Abend 11 Uhr auf dem hie sigen Bahnhof ein lebensüberdrüssiger, unbekannter Mann. Auf dem Dresdner Ueb^rganq hatte er sich auf das Geleise geworfen, um sich vom Zuge über fahren zu lasfen. Er war jedoch auf das falsche Ge leise gerathen und erreichte zunächst seinen Zweck nicht. Als man ihn festnehmen wollte, entzog er sich dem schleunigst durch die Flucht. Zehn Minuten spätrr kehrte er jedoch zurück und schoß sich mit einem Re volver in den Kopf, wodurch er eine schwere Verwund ung erlitt. Er wurde noch lebend in das Krankenhaus gebracht. Röhrsdorf bei Chemnitz. Zwei Mädchen eine« hiesigen Gutsbesitzers belustigten sich am Donnerstag mit Schlittenfahren. Als ihnen ein vierspänniger Möbel- wagen entgegen kam, wichen die Mädchen nach beiden Seiten aus und suchten Schutz an einem Zaun. Dabei wurde eins der Mädchen vom Wagen an den Zaun ge drückt, so daß es einen Bruch des Rückenwirbels davon trug und bald daraus starb. Buchholz, 5. Febr. Unser Stadtoberhaupl, Herr Bürgermeister Gras, rst an den Folgen des vor mehreren Wo^en erlittenen Schlaganfalles heute Morgen gestorben. 16 Jahre lang Hal er dem städtischen Gemeinwesen vor gestanden und sich große Verdienste nm die Stadt er worben. Meerane, 5. Februar. Die Akiiengesellschaft für elektrische Anlagen und Bahnen in Dresden weigert sich, die elektrische Verbindungsbahn zwischen den Städten Crimmitschau-Meerane-Glauchau herzustellen, obwohl sie hierzu vertragsmäßig verpfl'chtet ist und das Königl. Ministerium die Genehmigung zum Bau unter günstigen Bedingungen ertheilt hat. Es hat deshalb eine Be sprechung von Vertretern der genannten drei Städte in Glauchau stattgefunden, und ist hierbei beschlossen worden, die Aktiengesellschaft für elektrische Anlagen und Bahnen zur weiteren Erfüllung ihrer vertragsmäßigen Ver pflichtungen event. im Klagewege energisch zu veranlassen. — Von einem Auerbacher Herrn ist m Hundsgrün bei Oelsnitz i. B. ein an der Dorfstrnße gelegenes Bauerngut mit 17 Acker Areal, dessen vormaliger Be sitzer, ein Reuße, in Zahlungsschwierigkeiten gerathen war, für den geringen Preis von 6000 Mk. käuflich er worben worden. Die Kanfsumme für das Gut, zu dem zwar größere und fast werthlose Waldblösen, aber auch gute und schöngelegene Feld- und Wiefengrundstücke ge hören, liefert ein-n abermaligen Beleg für die allmähliche fortschreitende Entwerthung des landwirthschaftlichen Grundbesitzes. Altenburg, 3 Februar. Ein Unglücksfall mit töotlichem Ausgang trug sich in einer Cafcrne deS hiesigen Regiments zu. Einer der Soldaten, die zum Gewehr- reinigen Patronenhülsen erhalten hatten — diese leeren Hülsen werden in den Gewehrlanf gesteckt, um das Ge wehröl aufzufangen — hatte hierbei einen sogenannten Versager erhalten. Als der Betreffende am Schlosse hantirte, entlud sich die Patrone und die Ladung fuhr dem mit der Aufsicht betrauten Gefreiten Seifart der 6. Compagnie so unglücklich in den Leib, daß er kurz darauf seinen Geist aufgab. Huttsels-RachL ichren. »vi-Un, 4. Februar. (Wechsel-Cours). Itsnli- Iliseunt Mar! Amsterdam 8 T 169,35 B per 100 st. k. 168,20 G Brüssel und Antwerpen 4 bT 81,30 G pr. 1<O Francs. 3M 80,45 K Italienische P ätze . 10 T 76,8) G pr 100 Liere Schweiz. Pl. I0O Frc. 2M . WT 81,— G London " 8 T 20,49 G pr. 1 Lstrl. 4 3M 20,27 G Madrid und Barcelona 5 "T — pr. 100 Pesetas v 2M — Paris .. 8 T 3M 81,35 G pr 100 Franc 80,75 G Petersburg pr. loo Rubel °'/'3M — — Warschau 100 Rubel 5'/, 8 T — G Wien 84,90 per 100 Kr. 3 W. /'3M 84,— G Reichsbank 5°/», Lomb.-Z.-F. 6°/o Karlin, 5. Febr. Spiritus 70er loco, ohne Fas, 44,20 M. Umsatz: 15 000 Liter. 5. Febr. Kornzucker cxcl. 88 Rendement 10,10 bis 10,25. Nachvrodmte excl. 75°/, Rendement 7,70 bis 8,05. Stimmung: Ruhig. Krystaüzucker l 28,95. Brod- raffiuade l 29,20. Gem. Raffinade mit Faß 28,95. Gem. Melis l mit Faß 28,45. Rohzucker I. Product Transito f. a. B. Hamburg per Febr. 9,22 Gd., 9,25h, Br., per März 9,30 bez., 9,32 Br., per Mai 9,45'/, Gd., 9,47 Br., per Aug. 9,65'/. Gd., 9,60 Br., per Sept. 9,20 Gd., 9,25 Br. Tendenz: Ruhig. Hamdorf, 5. Febr. Weizen ruhig. Holsteiner locp 145 bis 15 , La Plata 137—188. — Roggen stetig, südrufs. cif Hamburg 110 bis 112, loco 112—1l4, Mecklenburgischer 136 bis 144. Mais ruhig, loco 105,50, — Hafer stetig, Gerste ruhig. Wetter: Bedeckt. bramen, 5. Februar. (Baumwolle). Tendenz: Fest. Npl. niiddl. loco 50'/, Pfg. lävsi-povl, 5. Febr. (Baumwolle.) Muthmaßlicher Umsatz: 8>X>0 Ballen. Stimmung: Ruhig. Import: 45000 Ballen. Preise unverändert bis h«« niedriger. Umsatz: 8000 davon für Ballen, Speculation und Export 500 Ballen verkauft. Amerik. stetig, '/„ höher, Ostindische unverändert, Egypter ruhig. Middling amerik. Lieferungen. Febr.-März 5"/«, Käufer, April-Mai 5°/«, do., Juni-Juli 5°/«, do., Aug.-Sept. 4""/«, do. Zahlungseinstellungen: Fouragehändler Emil Beck, (Berlin. Kau,m. Julius Treitel, Berlin. Handschuh fabrikant Hugo Naß, Brandenpurg a H. Fa. Rappaport u. Schneeberg, Berlin. Kaufmann Julius Salomon, Chemnitz. Ziegeleibes, und Metallhäudler Otto Georg Müller, Chemnitz. Kaufm. Hermann Borgstedt, Dortmund. Handelsgesellschaft Boß L Essel, Dortmund. Bürgermstr. u. Kaufm. Josef Held, MuNzingen-Freiburg. Firma Maertens L Kahler, Goslar. Kaufm. Lothar Finger, Lyck. Kaufmann Anton Wintergerst, Bingerbrück-Stromberg. Fabrikant Carl August Lux, Ruhla- Thal. Waggonfabrik-Weimar, Aktiengesellschaft, Weimar. Comtetz Kathrein. Roman von B. d. Lancken. 1t. Fortsetzung. Es war eines Tages nach dem Essen gewesen, der Graf und die Gräfin saßen in dem Ersten Zimmer, nm den Kaffee zu nehmen, und Katharina spielte auf dein Teppich zu seinen Füßen; da legte er seine Hand arzf ihr Haupt und zu seiner Gattin hinübersehend sagte er, halblaut und vielleicht ahnungslos, welche aufmerksame Zubörerin er habe: „Josephine, sie ist eine echte, rechte Neyschütz und eine Grafen-, eine Fürstenkrone ist mir eben gut genug für dies schwarze Köpfchen." Als dann der Vater gestorben, waren sie nach Berlin gezogen; die schönen Möbel wurden zum Theil verkauft, die Mehrzahl der Dienerschaft entlassen und statt in der eigenen Equipage fuhr sie mit der Mutter in Droschken oder sie gingen zu Fuß. Das dauerte ein Jahr und etwas länger, da fing die Mutter an, die Trauer abzulegen und nicht mehr ausschließlich den ganzen Tag ihr zu widmen. Sie ging und fuhr des Abends in Gesellschaften, und es kamen auch fremde Leute, die sie besuchten. Von allen kam am häufigsten ein großer, hagerer Mann mit blondem Haar, die hellblauen Augen immer halb verborgen unter den Lidern, und einem blassen, schmalen Gesicht. Katha rina mochte ihn nicht, obgleich er besonders freundlich zu ihr war und stets etwas mitbrachte. Aber weder Naschereien noch Spielzeug konnten sie bestechen, und als ihr dann eines Tages die Mutter sagte, daß sie sich wieder verheirathen würde und dieser Mann es sei, der ihr Stiefvater werden sollte, da war sie in Thränen ausgebrochen und viele Wochen und Monate waren vergangen, ehe sie sich daran gewöhnt hatte, ihn „Papa" zu nennen. Und als sie dann in das prächtige Haus hier, in die Thiergartenstraße, zogen, als sie wieder Equipage und Dienerschaft und alles noch sehr viel reicher und prächtiger hatten, wie früher, hatte sie das doch nicht beeinflußt, sie fühlte sich in ihrer neuen Umgebung nicht heimisch und glücklich, und in ihrem Kmderherzen haftete unauslöschlich die Sehnsucht nach jenen Tagen, die sie auf dem stillen Landgut und unter der liebenden, sorgenden Obhut ihres alten Vaters verlebt hatte. Die Mutter war wohl auch jetzt noch zärtlich, aber doch sehr ost unzu frieden mit ihr; einmal hatte sie in strengem Ton ge fordert, sie solle ihren Stiefvater lieben und ihm dies zeigen. „Ich kann's nicht, Mama, ich kann's nicht," hatte sie mit Thränen in den Augen betheuert. „Dann habe ich Dich auch nicht mehr lieb, un dankbares Kind. Weißt Du denn nicht, daß Du alles, alles was Du hast, ihm verdankst? Geh fort." — Seit diesem Tage litt Katharina doppelt unter dem Leben, das sie im Hause ihres Stiefvaters führte, der frohe, ungetrübte Genuß war ihr vergällt und doch wußte sie in ihrer kindlichen Hilflosigkeit nicht, wie sie sich gegen den Luxus, mit dem man sie umgab, und gegen die kostbaren Geschenke, die sie erhielt, wehren sollte, denn sie empfand sehr deutlich, daß sie ihr nicht aus Liebe gegeben wurden. So vergingen zwei Jahre, da starb die Mutter, und wenn Katharina jetzt daran dachte, zitterte sie noch vor schmerzlicher Erregung. Als man die Todte in ihrem wundervollen, mit Blumen überladenen Paradesarg hinausgetragen, da hatte sie gemeint, sie würde auch sterben vor Kummer und Heimweh, da war sie wie losgelöst von dem letzten, was sie mit den geliebten, vergangenen Kindertagen verband, da erst empfand sie es deutlich, daß sie eine „Waise" geworden, trotzdem der Kommerzienrath sie in seine Arme zog, sie auf die Stirn küßte und sie „sein geliebtes Töchterchen" nannte, und trotzdem alles so blieb, wie es vorher gewesen. Frau Mangold kam ins Haus; die selbstbewußte, reiche Kaufmannsfrau, die an allen Wohlthätigkeitsvereinen betheiligt, die ein sehr geschätztes Mitglied des „Vaterländischen Frauenvereins" war, die sehr viel von Religion sprach, jeden Sonntag zur Kirche ging, auch.Katharina dazu zwang und die doch so wenig Herz für das verlassene Kind hatte und ihm tausendmal weh that. „Nein, sie haben mich alle nicht lieb, sie Alle nicht," sagte sie halblaut, „ich bin ganz verlaffen, O, warum das? — warum bin ich so verlassen?" rief sie, plötz lich in leidenschaftliches Weinen ausbrechend, warf sich lang auf das Sopha, preßte ihr Gesicht in die Kiffen und krallte ihre Finger in die Lehne. — Sp lag sie schluchzend und immerfort schluchzend, der jugendliche Körper, behend vor Erregung, und das Herz voll Kummer und ungestillter Sehnsucht. Da berührte ein warmes Zünglein die langsam herabsinkende Hand; Terry stand neben ihr, und als sie jetzt den Kopf wandte, fah sie in seinen treuen, klugen Augen; ein trauriges Lächeln, viel zu traurig für das Kindersicht eines 15jährigen Mädchens, glitt über ihre Züge. „Mein treuer, kleiner Terry," sagte sie, den Kopf des Hundes streichelnd. „Du meinst es gut, Du und Onkel Ried. Sonst Niemand." Sie stand auf und trat vor den Spiegel; erschrocken fuhr sie zurück, so verweint, roth und verschwollen waren Gesicht und Augen. „Pfui, wie häßlich," sagte sie, „ja, Frau Mangold hat doch wohl Recht, als sie neulich sagte, ich hätte ganz besondere Ursache, recht liebenswürdig zu sein, damit ich mir die Zuneigung der Menschen gewönne, denn ich sei zu häßlich, um Launen haben zu dürfen. Hm — Launen habe ich nicht, nein, die hat Fräulein von Kottwitz; — freilich, sie ist schön ; aber liebens würdig bin ich auch nicht. Gegen wen soll ich's auch sein? Da mir an der Liebe von all diesen Menschen, mit denen ich zusammen lebe, gar nichts liegt und ich die Heuchelei hasse?" Sie kühlte ihre Augen mit frischem Wasser, kämmte ihr Haar und setzte sich seitwärts auf die Fensterbank; der kühle Luftzug that ihr gut, und das erregte Kinder- gemüth kam allmählich zur Ruhe. Es sollte ja auch Niemand merken, daß sie geweinr hatte, es brauchte Niemand zu wissen, was ihr fehlte und wie unglück lich sie war. (Fortsetzung folgt.) Telegraphische Nachrichten vom v. Februar. (Hirsch's Telegr. Bureau.) Berlin. Der Reichstag beging gestern Abend nach- träglich die Feier des Geburtstages des Kaisers durch em Festessen im Haupt-Restaurant des Reichstages. Vertreter fast aller Fraktionen wohnten dem Feste bei; Präsident Graf Ballestrem brachte den Trinkspruch auf den Kaiser aus. Berlin. Der Centralverband deutscher Industrieller hat gestern mit allen gegen eine Stimme sich für eine ausreichende Erhöhung der Getreidezölle ausgesprochen, die aber nur einen solchen Umfang haben dürfe, der mit dem Gemeinwohl vereinbar ist und insbesondere den Abschluß langfristiger Handelsverträge, die der Centralverband für unbedingt nothwendig hält, nicht ausschließt. Ferner nahm die Versammlung eine Reso lution für die Canalvorlage an. London. König Eduard Hal den Prinzen Friedrich zu Schleswig-Holstein und den Herzog von Teck zu Rittern des Grvßkreuzes des Victoria-OrdenS, den Herzog von Sachsen-Koburg Gotha zum Ehrenritter des Großkreuses desselben Ordens und den Prinzen Heinrich von Preußen zum Ehren-Vice-Admirai der britischen Flotte ernannt. London. Das Kriegsamt veröffentlicht die gestrige Verlustliste des englischen Heeres in Südafrika. Sie enthält folgende Angaben: 100 Todte, darunter 76 an Krankheiten gestorben, 109 Verwundete, darunter 18 infolge Hitzschlages, 47 Schwerkranke und 8 Vermißte. — Die gleichzeitig bekannt gegebene Verlustliste seit Beginn des Krieges umfaßt bis zum 31. Januar nicht weniger als 54 724 Mann; da hiervon aber mehr als die Hälfte den Dienst wieder ausgenommen hat, er mäßigt sich diese Zahl auf 15 929' Mann. Die von den Buren während des Krieges gemachten Gefangenen — im ganzen 9030 Mann — sind zum größten Theil zur englischen Armee zurückqekommen. London. Nach einer Veröffentlichung des Amts blattes ist die Einfuhr von Waaren in Transvaal nur nach eingeholter Erlaubniß der Militärbehörde und gegen Zahlung von Abgaben gestattet. London. König Eduard bat den Kaiser, die Offi- ciere und Mannschaften der Abordnungen der preußischen 1. Garde-Dragoner und der Blücher-Husaren noch einige Tage als seine Gäste in London behalten zu dürfen. London. Das Kriegsamt veröffentlicht eine Ver fügung, durch die die Aushebung von Freiwilligen in sämmtlichen Armeecorps angeordnet wird. Der Artikel 17 dieser Verfügung, die von Roberts unterzeichnet ist, bestimmt, daß jeder Soldat 50 Patronen des gewöhn lichen Modells und 35 Patronen des Modells Nr. 4, bekanntlich Dum-Dum-Patronen, erhalten soll. Auch die Offiziere werden nur Explosivgeschosse für den Re volver erhalten, mit dem während der Fahrt nach Kapstadt Versuche angestellt werden sollen. Capstadt. Bei dem Ueberfall des englischen Postens in Modderfontein am 30. Januar wurden auf eng lischer Seite ein Officier getödtet, einer verwundet und. 28 Mann getödtet und verwundet.