Volltext Seite (XML)
Nr. 32 28. Jahrgang Donnerstag, den 7. Februar 1901. Redaction und Expedition: Bahnstratze 3 (nahe dem K. Amtsgericht). Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohenstein-Ernstthal. Jnsertionsgebühren: die fünfgespaltene 12 Pfg-' Raum für den Verbreitungsbezirk 10 PIS-' --ghe Rabatt. Reclame 25 Pfg. Sei mehrmaliger «okM- Annahme der Inserate für die ^lgenve erbeten. 1« Uhr. Größere Anzeigen svieses Blatt . tägÜch Nachmittags ^"'» Ausnahme der deren Austral geziehen durch die '!? '"»> Festtage Der Bezugspreis betrag/v ^ , P,^ ^^Ilsltiit-Knsstiilll, Nn!»Witz, GrrsStts, 7^"^ s^. Sprung, Mittelbach, Hermsdorf, Bemsdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf Vorjahre nur gesagt, daß auch der Arbeiter bei Aus übung des Koalitionsrechts sich denjenigen Vorschriften fügen müsse, die für jedermann im Interesse der Ord nung erlassen weiden. Was den Memeidssall anlangt, fahr', der Staatsseeretär fort, so ist sür mich die Darstellung des Vorredners keine objektive. Wenn der Vorredner von Tendenzprocessen spricht, wenn er den Richtern Tak'.gesüdl abspricht, über die Zeugen Aeußer- ungcn macht, die jedenfalls nicht schmeichelhaft sind, da bleibt von dem ganzen Verfahren nichts mehr übrig, als die Objektivität des Vorredners. Hier ist nicht der Ort, um auf Grund einer einseitigen Darstellung sich ein richterliches Erkennlniß zu bilden. Ohne die Zeugen- aussagen zu kennen, kann mau nicht auf Grund einer einseitigen Darstellung ein Urtheil gewinnen und an der Entscheidung eines Gerichtshofes Kritik üben; dergleichen gehört nicht vor den Reichstag. — Abg. v. Czarlinski (Pole) kommt auf die Art der Eintragung polnischer Nomen in die Staudesamtsregister zurück' — Abg. Bindewald (Ant.) plaidirt für Herabsetzung der Gerichts kosten und für Entschädigung unschuldig Vcrurtheilter. Stadthagen habe sich gestern sittlich entrüstet über Herrn Stierstädter und dessen Eingreifen in die Untersuchung des Sternberg-Processes; aber seine sittliche Entrüstung wäre viel besser am Platze gewesen gegenüber dem 20fachen Millionär, auch gegenüber dem Verhalten ge wisser Vertheidiger im Sternberg-Proceß. Der Stern- bergproceß lehre, daß mau die Hebräer nicht in unsere Justiz eindringtn lassen dürfe. Heute gäbe es in Berlin fast nur noch einen jüdischen Anwaltsstand, gegen den Christen gar richt mehr aufkämen. Die Verfassung könne doch nur so ausgelegt werden, daß die Juden nur in ihrem Verhälrniß zur Gesammtbcvölkerung zur Justiz zugelassen werden. Redner beklagt ferner, daß in Konitz die Untersuchung nicht gleich rasch zugegriffen habe. Wäre das geschehen, so hätte man sicher den Mörder gefunden. Je häufiger sich so scheußliche Morde mit so gleichartigen Merkmalen (Blutleere) häuften, desto unerläßlicher sei es, daß endlich diese Thatsache auf geklärt werde. Man gehe den Verdachtsmomenten gegen die Juden nicht mit der erforderlichen Schärfe nach; dagegen sei dem Verdachte, als- er non den Juden auf den christlichen Schlächtermeister Hoffmann gelenkt wurde, mit voller Liebe nachgegangen worden. — Staatsseeretär Nieberding: Der traurige Fall gehöre ja in den preu ßischen Landtag, und wenn er dort zur Sprache komme, würden die dort zuständigen Herren Minister gewiß die Aufklärung geben, die sie geben können. Hier darüber zu reden könne zu nichts führen, es würde nur die Er regung steigern. Aber gerade in dieser Angelegenheit ist ruhiges Blut daS Nöthigste, nur bei ruhigem Blut kann es möglich werden, den traurigen Fall aufzu klären, aber eine Erörterung hier kann nur schaden, nichts nutzen. Ich werde deshalb hier nicht weiter auf die Sache eiugehen. — Abg. Rickert (freis. Ver.): Die Antisemiten hätten die Erregung in Konitz geschürt und durch Broschüren und Bilder gehetzt. Unerhört sei es, daß gestern Böckel andeutcn konnte, daß die Untersuchung vielleicht von obenhcr, von einflußreicher Seite gehindert worden sei. Wie untergrabe man damit das Vertrauen smd Mündels,ch-r Stiftnngsgelder W-it-r-s ,n -rs-hrm Ra,Hans, Zimm., Nr I °m 4. F.b,aar lsol Der Stadtrat h. »r. Polster. Die Servisgelder für die vorjährige Militärernquartrerung werden gegen und zwar . ... Oberhermsdorf von u) an die Quartierwirthe im unteren Orte ernicyr. - . a. c. und Cat.-Nr. 1-150 und 501-621 am 11., 12- und ruar « b) an die Quartierwirthe im oberen Orte am 14., i» u ausgezahlt. hier in der Zeit von vormittags 9—12 und nachmittags von Oberlungwitz, am 6. Februar 1901., Die Gemeindekassenverwaltung. Oppermann. auf die Justiz. Auch er bedaure daKA Fleischer- meister Hoffmann unschuldig in b . h^ß zogen wurde, aber um so Unverstand! ch F^r- Hoffmann jetzt hierher die Family läge des Mordes verdächtige. — Abg. A „ii (Soc.) verbreitet sich über Verstöße von > gegen Gewerbeordnungsvorschriften und, . c, » deut Gras Ballestrem dies als zum Re.chsamt des Innern gehörig bezeichnet hatte, über Wendung der Gewerbeordnungsbestimmungcn se - Gerichte bei Streifigkeiten über den Arbeitsverttag. — Die Vorarbeiten für das neue Zolltorffschewa sind im Reichsamte des Innern so geheim betrieben morden, baß selbst diejenigen Beamten, die immun! daran betheiligt waren, nicht wehr erfahren konnten, al sie unbedingt erfahren mußten. Um die Möglinkeil einer unbefugten Kennlnißnahme auf ein Mindestmaß cinzuschränken, sind für die Vorarbeiten verschiedenfarbige Mappen angelegt worden, von denen diejenigen, die An- demungen über Zollsätze enthalten, unter strengstem Ver schluß gehalten werden. — Die bevorstehende Lösung des Vertrages zwischen der Firma Cäsar Wollheim und den fic-kalischen Kohlen gruben hat c>en in Berlin bestehenden Kohleneiukaufs- Genossenschaften bereits Vortheile gebracht. Es ist ihnen jetzt direkter Bezug von Briketts von den Gruben garan- tirl und den Abnehmern damit ein erheblicher Vortheil gewährt worden. Die Kohleneinkaufs-Genossenschaft der Bäckermeister Berlins, die zu den größten am Orte zählt, erläßt daraufhin soeben eine Bekanntmachung an ihre Mitglieder, in der die Lieferung von besten Briketts sür 90 Pfg. pro Centner frei ins Haus in Aussicht gestellt wird. Ganze Waggons können ebenfalls zu billigeren Preisen als früher geliefert werden. Wie bedeutsam die Genossenschaft in Bezug auf die Lieferung von Heiz- material in der kurzen Zeit ihres Bestehens geworden ist, geht schon daraus hervor, daß gegen 30 auswärtige Bäcker-Jnnungen ihren Anschluß an die Genossenschaft vollzogen bezw. für die nächste Zeit angekündigt haben. Der Minister für Handel und Gewerbe hat sein lebhaftes Interesse für die Institution neuerdings dadurch bekundet, daß er durch das Berliner Polizeipräsidium Informationen über die Genossenschaft einholen ließ. — Der erste Militärbefreiungs-Prozeß scheint wie die „Remsch. Ztg." schreibt, noch ein Nachspiel haben zu sollen. Dieser Tage wurden sämmtliche in den Prozeß verwickelten jungen Leute zum Polizeibureau ge rufen und dort durch einen Militärarzt untersucht Das Ergebmß der Untersuchung wurde Niemand mitqetheilt Offenbar sollen Dniemgen, die für tauglich befunden worden sind, noch nachträglich zum Dienst eingestellt werden. England. London, 5. Februar. Gerade als der fiua i» welchem Kaffer Wilhelm und König Eduard sübre» auf dem Paddington-Bahnhof ankam, brach ein Mann durch das Glasdach, das den Perron überdeckt hatte den Kaffer sehen wollen und war zu diesem auf das Glasdach gestiegen, aber die Sche den Ä " ihn nicht. Er fiel auf den Perron. Der Mann7" m Deutsches ReicL Verwaltung fortgesetzt —§ Aba Rn>- Reichsiust'.z- auf eine baldige einheitliche Regelung des K zuges keme Aussicht sei, und erklärt sich für Anal ung der klMfmann,scheu Schiedsgerichte an die G?werbe- gerichte. Der gestern von Böckel erwähnte Könitzer Fall gehoie vor das preußische Abgeordnetenhaus. Zu'be dauern sei auch das ablehnende Verhalten der Reqie!- nach Entschädigung unschuldig Verhafteter. Allerdings bestehe eine solche Entschädigung noch in keinem Staate, aber einer müsse doch den An- Redner fordert endlich Revision der Maiestatsbeleidigungsparagraphen. — Abg. Herzfeld ,soc.): Daß im Falle Sternberg das Geld die es Mannes die Vertheldigung veranlaßt habe, über die ihrem Character gezogenen Schranken hinauszugehen, daß auch im Falle Konitz das Geld der Justiz ein Schnippchen geschlagen habe, wie Böckel angedeutet habe, glaube er nicht. Gerade der Druck, den bei Be- ginn der Untersuchung die Gesinnungsgenossen Böckel's auf die Behörden ausgeübt, habe die' Untersuchung in eine einseitige Bahn gelenkt. Redner kritisirt ferner die Streikpostenverordnung und die Zusammensetzung der Schwurgerichte, sowie die Proceßführung bei diesen Ge richten. Auf einen speciellen Fall hinweisend, nennt er die Gerichte Mecklenburgs Organe der politischen Leiden schaften der Regierung. (Präsident Graf Ballestrem bemerkt, daß Redner so etwas gegen einen deutschen Gerichtshof nicht sagen dürfe.) Redner verbreitet sich sodann ausführlich über den bekannten Proceß gegen den Socialdemokraten Holst in Wismar wegen eines angeblich von ihm als Zeugen begangenen Meineides. Dieser ganze Proceß sei ein politischer Tendenzproceß ersten Ranges. Mi! voller Deutlichkeit erhelle das auch aus dem Verholten des G-richtSvvrsitzenden. Mit Be zug auf ihn selbst, den Redner, habe der Landgerichts director bei Gelegenheit sich anschließender Preßprocesse in einem Schreiben an die Straskammer zu Güstrow von einem Terrorismus des Parteiführers Herzfeld ge sprochen In dem Vcrtheidiger sehe also dieser Schwur gerichtsvorsitzende nur einen Parteiführer. Redner fordert Aenderung der Zusammensetzung der Schwur- gerlchte und der Befugnisse des Vorsitzenden und erörtert dann einen Fall von Einsperrung eines Schneider- Meisters, der auswärts einen festen Wohnsitz und ein gutgehendes Geschäft hatte, in das Arbeitshaus zu Schwerin aus Grund einer angeblichen Armenunterstutz- ung. — Staatsseeretär Nieberding: kann nicht em- seh'en, wieso der letztere Punkt mit der Reichsiusfizver. Wallung z usammenhängen soll. DaS Meck ru "r^r Arbeitshaus sei keineswegs identisch mit dem Arbeit- Haus des Strafgesetzbuches, also °»ch '"sose^ Angelegenheit mit diesem ru Am das Streik postenstehen anlange, so habe " mema K°°MlM«r°ch, d-r ArbÄ-, bchntt-». -- h-b- Mch -m