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28. Jahrgang. Nr. 28. Sonnabend, den 2. Februar 1901. Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich Nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Austräger, sowie alle Postanstalten. Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich 1 Mk. 25 Pfg. incl. der illustrirten Sonntagsbeilage. Redaction und Expedition: Bahnstraße 3 (nahe dem K. Amtsgericht). Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohenstein-Ernstthal. ^enberg, Falken, Meinsdorf u. f. w. Nann^fu^'^bbühren.- die fünfgespaltene Corpuszeile oder deren Neclas I^tungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg., Annahme >» b Pfg- Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. 10 ^s"ate für die folgende Nummer bis Borm, n . Größere Anzeigen Abends vorher erbeten. Städtische Sparkasse Hohenstein-Ernstthal. Verkehr im Monat Januar 1901. 1647 Einzahlungen in Höhe von 158 273 M. 36 Pf. 1198 Rückzahlungen in Höhe von 117 993 M. 07 Pf. Mehr-Einzahlungen 40 280 M. 29 Pf. Der Gesammtumsatz im Januar. betrug 443 613 M. 84 Pf. Eröffnet wurden 202 und erloschen sind 96 Konten. Die Sparkasse befindet sich im Stadthause — Neu markt — und ist jeden Wochentag von 8—1 Uhr und 3—5 Uhr geöffnet. Tsgesgcschichtc. Deutsches Reich. Berlin, 31. Januar. Reichstag. Die Beralhung des Etats des Reichsamts wird fortgesetzt. — Bei dem Ausqabetitel „400 000 Mar? zur Förderung der Hoch seefischerei" erbittet Abg. Träger (freis. Vp) eine aus giebigere Unterstützung der Heringsfischerei-Gesellschaflen und zu diesem Behufc-- eventuell eine Erhöhung dieses Fonds, insbesondere eine Erhöhung der Ausrüstungs- Prämie von 1000 auf mindestens 3000 Mk für den Kutter. — Abg Pachmcke (freis. Ver.) weist darauf hin, daß der Fonds leider gar nicht einmal aufgebraucht werde, was namentlich im Interesse der Netze-Fischer zu bedauern sei. Weiter regt Redner die fernere Bildung von Fischerei-Genossenschaften an. Nur durch planmäßige biologische Erforschung der Nord- und Ostsee sei eine geeignete Schonzeit für Seefische festzustellen. Hoffent lich komme man hier einmal zu internationalen Verein barungen. — Abg. Fürst zu Inn- und Knyphausen (cons.) beklagt den Niedergang der Seefischerei. Man müsse Schonreviere einrichten und der Raubfischerei steuern. Sonst werde es mit der Zeit eventuell an Rekrutenmaterial für unsere Kriegsmarine fehlen. — Staotssecretär Graf Posadowsky: Wir sind gern bereit, Genossenschaftsbildungen zu unterstützen, und hcrben das auch schon bisher gethan; aber die Unterstützung hat natürlich ihre Grenzen. In Bezug auf Schonreviere kann natürlich nur ans dem Wege internationaler Regel ung vorgegangen werden. Am 1. Mai soll ein Dampfer abgehen, um diese Frage an Ort und Stelle zu studiren. Im Falle des Erfordernisses sind wir durchaus bereit, eme Erhöhung dieses Fonds im Auge zu behalten. Der Fonds wird bewilligt. — Bei dem Ausgabe-Titel „Herausgabe der Nachrichten für Handel und Industrie" äußern Abg. Müller-Sagan (freis. Vp.), Müller-Duis burg (natl.), Cahensly (Centr.) ihre Genugthuung über diese Publikationen. Abg. Möller spricht gleichzeitig dem wirthschaftlichen Ausschuß seine Anerkennung wegen der Unparteilichkeit, mit der derselbe gearbeitet habe, aus. — Abg. Müller-Sagan kann diesem Lobe nicht beitreten. Der Ausschuß habe bei geschlossenen Thüren getagt und scheine für die Vorbereitung der Handels verträge wenig geleistet zu haben. — Bei dem Ausgabe- Titel „Postdampfer-Subvention" bemängelt Abg. Oertel- Sachsen an der Ostafrika-Linie, daß sie nicht pünktlich genug sei, daß Frachten beschädigt ankämen, daß auf der Linie laut Mittheilungen des Professors Küttner nicht genug Sauberkeit herrsche. — Staatssecretär Graf Posadowsky erinnert demgegenüber daran, daß infolge der politischen Verhältnisse in jenen Gegenden die Dampfer im vorigen Sommer zeitweise stark überfüllt waren, was dann allerdings Unzuträglichkeiten mit sich brachte. Im Großen und Ganzen aber hätten andere Schriftsteller, auch Engländer, von unseren Ostafrika- Dampfern doch einen ganz anderen Eindruck gewonnen, als Professor Küttner. — Bei dem Ausgabe-Titel „zur Förderung des Absatzes landwirthschastlicher Erzeugnisse und zur Unterstützung wissenschaftlich-technischer Be- strebungen auf dem Gebiete der Landwirthschaf! 50000 Mark" dankt Abg. v. Wangenheim dem Staatssecretär für die Einstellung dieses Titels in den Etat Be dauerlich sei nur, daß im Etat des Innern für die Landwirthschaftsi noch immer nicht entfernt so viel aus geworfen sei, wie für die Industrie Redner bestreitet Siemens gegenüber, daß die deutsche Landwirthschaft technisch zurückgeblieben sei; das Gegentheil habe sich auf der Pariser Ausstellung herausgcstellt. Wie sehr sich der Ackerbau in Deutschland noch ausdehnen lasse, zeigten die vortrefflichen Erfolge des Systems Schultz- Lupitz auch auf Sandwüsten. Herr von Siemens sei als Director der deutschen Bank so sehr bemüht, Länder strecken aufzuschließen, leider lägen aber diese nicht in Deutschland, v. Siemens soll jedoch sein Jntresse auch den Meliorationen im Jnlande zuwenden. — Bei dem Titel „Reichsschul-Commission" befürwortet Abg. Müller- Sagan eine von ihm beantragte Resolution betr. Er zielung einer möglichst gleichmäßigen deutschen Recht schreibung für das Reichsgebiet und, soweit angängig, auch für die deutschen Sprachgebiete in Oesterreich und in der Schweiz. — Staatssecretär Graf Posadowsky: Die sogenannte Pnltkammer'sche Orthographie ist im preußischen Kultusministerium einer Nachprüfung unter zogen worden. Dabei hat sich ergeben, daß diese Ortho graphie nur geringer Acnderungen bedarf. Mit den anderen deutschen Einzelstaaten werden nach dem Willen des Reichskanzlers Verhandlungen über eine einheitliche Orthographie geführt werden; zu einem Resultate werden dieselben aber jedenfalls nur führen auf Grundlage dec Puttkamer'schen Orthographie, nicht auf Grund der Sprache des bürgerlichen Gesetzbuches. Herrscht erst im Reiche eine einheitliche Orthographie, so wird diese jedenfalls auch ohne besonderes Zuthun auf die deutschen Sprachgebiete in Oesterreich und der Schweiz zurück wirken. — Abg. Eickhoff (freis. Vp) lenkt die Aufmerk samkeit der Reichsschulcommission auf die niedrigen Lehrergehälter in Meklenburg-Schwerin und zum Theil auch in Elsaß-Lothringen. — Staatssecretär Graf Posadowsky. Die Reichsschulcommission hat nur den Lehrplan euer Anstalt daraufhin zu prüfen, ob der Anstalt die Berechtigung, Zeugnisse für den einjährigen Dienst auszustellen, ertheilt werden dürfe; in die inneren Verhältnisse Oer Anstalten, wie Gehaltsfragen, dürfe die ReichSschü-Commissidn sich nicht einmischen. — Obg. Oertel (Lons.) pflichtete dem bei und erklärte die Zustimmung seiner Freunde zur Resolution Müller- Sagan. — Die Resolution wird gegen die Stimmen des Centrums angenommen. — Bei dem Kapitel „Statistisches Amt" verbreitet sich Abg. Thiele (Soz.) über Mängel der statistischen Tabellen in den Bel ichten der Gewerbe-Inspektoren, der Produktionsstatistiken, namentlich der landwirthschaftlichen, der Lohn- und Streikstatistiken usw. — Abg. Schrader (freis. Ver.) vermißt u. A. eine gute Lohnstatistik. — Staatssekre tär Graf Posadowsky erklärt in Bezug auf die statistischen Tabellen in den Gewerbe-Jnspektoren-Be- richten, er habe die einzelnen Regierungen aufgefordert, in den Berichten die revisionspflichtigen Betriebe er schöpfend und getrennt mittzutheilen. Was die Pro duktionsstatistik betreffe, so sei diese überhaupt nur möglich gewesen unter der Voraussetzung, daß keinerlei Details, sondern nur die äußersten Ziffernresultate veröffentlicht würde,., sonst hätten die Fabrikanten das Material nicht geliefert. Im klebrigen solle man das Verlangen nach Statistik nicht so weit treiben, daß schließlich die eine Hälfte der Menschen für die andere Hälfte Statistik machen müsse. — Bei dem Kapitel „Normalaichungs-Commission" bemerkt auf eine An frage Roesicke's der Staatssekretär, er hoffe, in nächster Session eine Vorlage, betr. Aichungszwang für Bier fässer einbringen zu können. — Weiterberathung morgen. vor- ein- nach — Ueber die Abreise des Kaisers berichtet eine De pesche: Die Behörden in Port Viktoria wurden gestern benachrichtigt, daß die „Hohenzollern" dort treffen wird, um den Kaiser für die Rückreise — Der Reichskanzler Graf ist ff" -Eyaliden für die Verbesserung der Pensionen u s aus den Feldzüge,, von 64, 66 und /71 sicher Entschiedenheit e,»getreten. Er d . U u mit der Volksstimmung, d.e fick in sehr immer energischer geltend den G . Geltung gebracht, daß hier höhere Nucksichte setzen müssen und das Reich nicht knausern deutschen es sich um erhöhte Fürsorge für die m d ,, Einigungskämpfen ganz oder zum Theil gewordenen alten Krieger handelt. Der betreff setzentwurf wird zur Zeit ausgearbeitet. Auch liegenden Gedanken, ob es nicht angängig sei, Kreis der eigentlichen Invaliden hinaus ,m »eueren Umfang solchen KciegStheilnehmern von RelchSwegen einen Ehrensold zuzuwenden, die zwar aus den F zügen unversehrt hcimgekehrt, jetzt aber im höheren ^den - alter materiellen Sorgen und Entbehrungen ausgefetz, sieht der Reichskanzler, wie nach der „Südd. NetchS- korresp." verlautet, sympathisch gegenüber. Jedoch feien bei dieser Ausdehnung der staatlichen Fürsorge auf alle bedürftigen Veteranen die finanziellen Lchwierigkeilen noch erheblicher und eine Entscheidung habe hier bisher nicht getroffen werden können. Für diese Vervollständigung einer deutschen Ehrenpflicht müsse» auf jeden Fall die Mittel gefunden werden. — Voll Lobes für den Kaiser sind die englischen Zeitungen. Der Londoner „Daily Telegraph" schreibt: Kaiser Wilhelm hat mit seinem natürlichen Gefühl er reicht, was vielleicht den arbeitsamsten Bemühungen der zünftigen Diplomatie nicht geglückt wäre: er hat zwei große Völker einander näher gebracht. Nicht um ein förmliches Bündniß handelt es sich, sondern um eine moralische Verständigung zur Förderung der beider seitigen Ziele, ohne daß jedoch die geringste Bloßstell ung der besonderen Interessen stattfinden kann oder soll. Ein Bruch zwischen beiden Völkern könnte nur Amerika zur wirthschaftlichen Suprematie über die Welt verhelfen und würde ihre politischen Interessen im nahen und fernen Osten in gleicher Weise schädigen zum Vortheile von Mächten, die zu nennen unnöthlg ist. Die nächste Zukunft der beiden Länder kann nur durch ihre Freundschaft gesichert werden. Der Kaiser und der König haben durch die Schritte, welche sie zur Erreichung dieses Zieles gethan haben, die tiefe Dank barkeit der beiden Länder verdient. — Daily Mail schreibt: Des Kaisers Kommen war nur von Zuneig ung diktirt, hatte aber nichtsdestoweniger ein indirektes politisches Ergebniß; es machte seinen Namen jedem Engländer theuer, verwischte die letzte Spur von Unbe hagen und förderte die Sache des Friedens und des Wohlwollens, weil unsere Bewunderung und unsere Acht ung uns Deutschland näher brachten. Niemals ist ein fremder Souverän hier so volksthümlich gewesen — Standard sagt es sei nicht nöthig, von Bündnissen zu sprechen und es ser kein Grund vorhanden für Ab machungen die andere Mächte verletzen könnten, sicher aber sei, daß die Beziehungen gegenseitiger Achtung zwischen den Souveränen fortbestehen werden. - Mormng Post sagt: Dm Wünsche des Königs müssen der Ehrgeiz unserer Staatsmänner sein; sehnlichstes Verlangen' aller beiden Länder Wohlwollenden muß em. daß die beiden großen germanischen Länder, an statt fe-ndlichzurivasisiren und sich neidisch zu über wachen, einträchtig zusammen arbeiten; der Kaiser hat k d.e Zuneigung Englands erworben das ihn stets bewunderte. Was schwer la.. "? Nebenbuhler, ist leicht für Freunde. erzürnte