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ausgefallen, weil die Fragen völlig durchgearbeitet waren. Der Mittelland-Kanal ist, so versichern seine Freunde, heute ein ebenso nothwendiges Unternehmen, wie es der Suez-Kanal oder der Nord-Ostsee-Kanal oder die Gotthardbahn over das erste transatlantische Kabel waren. — Der Generalconsul der Oranjerepublik, Pierce, hält die Aussichten der Buren für günstig, da wieder 25 000 Mann im Felde stehen, von denen 8000 sich in der Capcolonie befinden. Die indischen Truppen feien demoralisirt und deßhalb sei der Kleinkrieg erfolg reich. Munition und Lebensmitteln seien durch abge fangene englische Transporte genügend vorhanden. Die englischen Verluste seien enorm, die halbe Armee sei gefallen, verwundet, krank oder gefangen. — Dem jetzt verhafteten Bankdirktor Kommerzienrath Sanden in Berlin wurde am 9. Mai 1894 in der Pfingstkapelle, die inmitten milder Stiftungen am Fuße des Pfingstberges bei Potsdam steht, eine Ehrentafel errichtet, die mit goldenen Lettern auf schwarzem Marmor folgende Worte enthält: „Zum ehrenden Gedächtniß dem Bankdirektor Eduard Sanden." Die Tafel erscheint jetzt ziemlich überflüssig, denn Sanden hat sich in den Herzen seiner Mitbürger selbst ein Denkmal gesetzt „dauernder als Stein und Erz" — vermöge seiner Schwindeleien! — Vom Elend in der Reichshauptstadt sprechen solgende Zahlen. Vom 1. bis 10. Januar fanden im städtischen Asyl der Fröbelstraße 23 400 Personen Auf. nähme, d. i. in jeder Nacht 2340; in das Männer-Aiyl (Wiesenstraße) wurden ausgenommen 6982, in das Frauen- Asyl (Füsilirstraße) 1723 Personen. Daraus erhellt, daß in jeder Nacht inSgesammt 3100 bis 3200 obdach lose Personen ein Asyl aussuchten, ungerechnet die Hun derte von Wohnungslosen, die in einer „Laube" oder sonstwo nothdürftigen Unterschlupf sanden. Das Asyl der Wiesenstraße beherbergte im Jahre 1900 insgesammt 249195 Personen (gegen 237 027 im Jahre 1899.) 2124 wurden wegen Trunkenheit zurückgewiesen. Der Arbeitsnachweis gab 1954 Unglücklichen Beschäftigung. Das Frauen-Asyl nahm im Jahre 1900 insgesammt 45 877 Obdachlose auf (gegen 37 501 im Jahre 1899.) Das städtische Asyl gewährte 1900 insgesammt Auf nahme 371 651 Personen (303 369). Diese Anstalt wird Heuer mit größeren Zahlen zu rechnen haben und 400000 weit übersteigen. Eine sehr betrübliche, er schütternde Statistik! — Die Sprengung der Goldminen durch die Buren nimmt naturgemäß das allgemeine Interesse in Anspruch. Man hatte sich in Interessentenkreisen schon dem tröst- lichen Gedanken hingegeben, daß die Buren es wie bis her bei Drohungen belassen würden, und war deshalb um so peinlicher überrascht, als diese doch ernst machten. Schon im April vorigen Jahres tauchte die Idee, die Minen zu sprengen und damit die Eigenthümer, als die man vorwiegend Engländer ansah, zu schädigen, auf. Damals intervenirten mehrere Vertreter fremder Mächte und machten daraus aufmerksam, daß eine Zerstörung der Minenanlagen niemanden schaden würde, als den äugen» blicklichen Besitzern der Antheilfcheine. Die Hauptmaste dieser Besitzer aber seien, soweit sich das nachweisen laste, Franzosen und Deutsche, obwohl die Minenverwaitungen am Rand mit sehr geringen Ausnahmen in den Händen englischer Gesellschaften ruhe. Der Schaden werde natür lich auch Engländer treffen, aber in erheblich höherem Maße auch andere Fremde. Da die Verwaltungs meist englisch seien, so würden die englischen Verluste schließlich durch Neubeschaffungen der zerstörten Maschinen, die von englischen Verwaltungen fast ausnahmslos aus England bezogen werden, sehr vermindert werden und endlich Franzosen, Deutsche und Amerikaner ist erster Linie die Verluste, d. h. den Ausfall der Dividenden, tragen müssen. Außerdem wurde auf die Wirkung hingewiesen, die in potlttscher Beziehung die Zerstörung von fremdem Privat- eigenlhum haben müßte. Diese Darlegung machte da mals den gewünschten Eindruck; Krüger und andere Führer der Buren sprachen sich gegen die Gewaltmaß regel aus und General Botha soll sogar sein Bleiben im Amte davon abhängig gemacht haben, daß nichts gegen die Minen unternommen würde. Jetzt hat sich die Lage wesentlich verändert. Die Engländer sind heute im Besitz der Minen. Noch haben sie zwar nicht, wie seinerzeit die Burenregierung, Nutzen aus dem Ertrage der Minen gezogen, im Gegentheil die Förderung ganz eingestellt; aber sie haben es in der Hand, jeden Augen blick die Arbeiten wieder ausnehmen zu lasten. Es ist also erklärlich, wenn man im Burenlager darauf sinnt, dem Gegner durch Zerstörung der Minen Abbruch zu thun. Besonders tritt hierfür der Staatssekretär Reitz, ein sonst versöhnlich und vornehmlich denkender Mann, ein. Schon im April oder Mai erklärte er einem Be richterstatter der „Köln. Ztg." gegenüber: „Wenn ich den Befehl geben dürste, so würden alle Minen unbedingt gesprengt." Er begründete dies damit, daß wenn auch die Engländer nicht unmittelbar nach der Besetzung des Witwaterrandes die Minen für eigene Rechnung be treiben würden, dies doch im Lause des Kriege» — falls er noch lange dauere — sehr leicht eintreten könne, und dieses Mittel zur Fortführung des Kriege» müsse man den Engländern rechtzeitig nehmen. Später werde es schwer oder unmöglich sein. Herr Reitz gab selbst, verständlich zu, daß England für den Krieg nicht de» noch in der Erde ruhenden Goldes durchaus bedürfe, aber er behauptete — und da« war soweit richtig — daß eine Beihilfe zu den Kriegskosten auch dem reichen England nicht unerwünscht sein werde. So standen da mal« die Dinge. Der Befehl zur Sprengung der Minen wurde in zwölfter Stunde vor dem Einmarsch der Eng länder thatsächlich von Reitz — vielleicht auf eigene Ver antwortung — erlassen, die Nobinsonmine sollte den Anfang machen; der Befehl soll widerrufen worden sein. Jedenfalls wurde die Ausführung, wie früher berichtet, von der Minenpolizei im Bunde mit dem Johannisburger Commandanten und unter Einverständniß mit Botha verhindert. — Die Landesversicherungsanstalt für Sachsen und Auhalt beschloß die Errichtung einer großen Lungen heilanstalt bei Düben für 850 000 Mark. Frankreich. Paris, 4. Februar. Viceadmiral Bienaimö, sowie die übrigen Mitglieder der französischen Deputation, welche in London vom Botschafter Cambon Kaiser Wilhelm vorgestellt wurde, äußerten große Befriedigung über den höchst liebenswürdigen Empfang durch den Kaiser, der sich längere Zeit mit Bienaim^ und General Dubois, dem militärischen Secretär des Präsidenten Loubet, unterhielt. England. Windsor, 4. Februar. Der Schlußact der Bei setzungsfeierlichkeiten verlief in würdigster Weise. König Eduard, der deutsche Kaiser, der Herzog von Connaught, die Könige von Portugal und von Belgien und die anderen Fürstlichkeiten begaben sich zu Fuß nach dem Eingang der Albert-Gedächtnißkapelle, wo die Lafette unter der Escorte von Grenadier-Gardisten stand. Die Grenadiere präsentirten das Gewehr, als der König mit dem deutschen Kaiser erschien. Hierauf wurde der Sarg aus der Kapelle auf die Lafette getragen und ein weiß- seidenes Bahrtuch mit den königlichen Abzeichen darauf gelegt. Alsdann setzte sich der Zug unter den Klängen eines Trauermarschcs in Bewegung. Hinter dem Sarge folgten der König, neben ihm der Kaiser und der Herzog von Connaught; hierauf folgten die anderen fürstlichen Herren und sodann die Damen des Königshauses in tiefster Trauer. Die Königin führte den kleine» Enkel, den Prinzen Eduard an der Hand. Als der Zug die Schloßanlagen verließ, gab die Artillerie im Parke Salven ab. Die Glocken läuteten. Der Zug begab sich zwischen Truppenspaliercn nach Krogmore, wo die Beisetzung stattfand; der Bischof von Winchester und dec Dechant von Windior leiteten den Trauergottesdienst. — Wer da glaubte, daß der Tad der Königin Victoria und die Thronbesteigung Eduards VII. in der englischen Politik keinen Wandel herbeiführen werde, wird jetzt eines Besseren belehrt. Eine Botschaft des Königs Eduard „An Mein Volk über See" nimmt Be zug auf die zahllosen Kundgebungen der Sympathie, die dem Könige aus allen Theilen des Reiche» zugegangen seien, erwähnt der dankerfüllten Aeußerungen, mit denen die geliebte Mutter den stetigen Fortschritt ihrer Unter- thanen unter dec weit ausgedehnten Selbstregierung begleitete, sowie ihres Stolzes aus Diejenigen, welche heidenmülhig für die Reichsjache in Süd-Afrika kämpften und starben, und sagt, der König werde fest vertrauen auf die Hingebung des Volkes und seiner verschiedenen Vertretungen in den weiten Kolonialgebieten und werde mit so treuer Unterstützung für die gemeine Wohlfahrt und die Sicherheit des Reiches arbeiten. Holland. — Die Königin von Holland hat dem Präsidenten Krüger ein schmeichelhaftes Einladungsschreiben zu ihren Vermählungsfeierlichkeiten zugehen lassen. Der Präsident ist aber durch sein Augenleiden an der Theilnahme ver hindert. Dr. Leyds wird ihn daher vertreten. Lertliches nnd Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, den 5. Februar. — Gestern früh machte ein auf der hiesigen Post straße wohnhafter Weber durch Erhängen seinem Leben selbst ein Ende. Vorige Woche war ihm seine Frau davongelaufen, was ihn zu der That getrieben haben soll. — Eigenhändig. Der Vermerk „Eigenhändig" auf gewöhnlichen Briefen verpflichtet die Post zu nichts. Es ist in das Belieben des Briefträgers gestellt, solche Briefe persönlich an den Adressaten abzugeben. Will man sicher sein, daß ein Brief direkt in die Hände des letzteren gelangt, so befördere man den Brief unter „Einschreiben" mit dem Zusatz „Eigenhändig", dann wird und muß dem Willen des Absenders ent sprochen werden. — Die gesummte Kohlenversorgung der Städte Dresden und Leipzig soll vom 1. Januar ab festgestellt werden Die Staatseisenbahnverwaltung hat ihre Dienststellen angewiesen,, die für Dresden und Leipzig zur Verfrachtung kommenden Kohlenmengen genau zu notiren. Auch die Güterverwaltungen Dresdens und Leipzigs haben über den Kohlenempfang Notizen aus zustellen. — Einen wichtigen Beschluß faßte der Militär verein zu Zwickau in seiner letzten Monatsversamm lung, indem er das militärische Grüßen zwischen seinen Mitgliedern einführte. — In der am Sonntag im „Deutschen Hause" in Zwickau abgehaltenen Sitzung der Kommandanten der Freiw. Feuerwehren des Kreisfeuerwehrverbandes Zwickau-Glauchau wurden dem verdienten Verbands- Vorsitzenden, Herrn Hauptmann der Landwehr Klötzer- Bockwa und dem Feuerwehr-Kommandanten Herrn Kühn-Glauchau ehrenvolle Auszeichnungen überreicht. Herr Klötzer erhielt eine Säule mit der Büste König Alberts, Herr Kühn einen silbernen Becher. — Im sächsischen Landesverband der evangelischen Arbeitervereine droht, wie das „Neue Sächsische Kirchen blatt" mittheilt, eine Spaltung einzutreten. Ein großer Theil der erzgebirgischen Vereine, insbesondere derjenigen in der Kreishauptmannschaft Zwickau, lehntdieobligatorische Einführung des vom Dcesvner Verein begründeten, zum Organ des Landesverbands erklärten „Sächsischen evangelischen Arbeiterblattes" ab, welche seinerzeit von einer Kommission gegen die Stimme de- Zwickauer Vertreters beschloßen worden war. Darauftin kündigt Diak. Dr. Költzsch in Dresden in einem Neujahcsartikel des genannten Blattes die Niederlegung des Vorfitzes im Landesverband an. — Ueber den Dresdener Hoscaplan Vogt, dessen Uebertritt behauptet, dann aber von ultramontaner Seite bestritten wurde, schreibt jetzt die „Allgem. Evang.-Luth. Kirchen-Ztg.": Gustav Vogl, bisher Caplan an der Hof kirche in Dresden, war nach seiner eigenen Aussage da durch an der katholischen Kirche irre geworden, daß er im Progymnasium die Unterscheidnngslehren zu behandeln hatte, und bei deren eingehendem Studium zur Ueber- zengung der evang lischen Wahrheit kam. Er ging von Dresden weg in das Asyl für übergetretene katholische Priester in Halle a. S. Nachdem er sich dort einige Zeit aufgehalten hatte, wurde ihm durch Vermittelung evangelischer Freunde eine Anstellung in einem Bankhaufe zu H. verschafft. Von dort schrieb er nach Halle, daß er mit einem Pfarrer über die Schritte verhandele, die er behufs UebertrittS zur evangelischen Kirche zu thun habe.' Das war im November vorigen Jahres. Da brach der Preßsturm über ihn los. Katholische Blätter berichten nun, er habe jüngst erklärt: „Ich bin und bleibe katholisch!" Wir haben aus evangelischer Quelle keine weitere Nachricht über ihn; jedenfalls ist er noch nicht übergetreten." Chemnitz, 2. Febr. In unserer Stadt machen gegenwärtig allerlei Straßenbahn-Projekte von sich reden. Nachdem die hiesige Straßenbahn-Gesellschaft sich wiederholt bereit erklärt hat, neue Linien zu bauen, mit dem Rathe aber nicht zur Einigung kam, hat die Elektrizitäts-Gesellschaft Kummer L Co.-Dresden dem Rathe eine Offerte unterbreitet, eine elektrische Straßen bahn von Limbach nach Chemnitz zu bauen, die ihren Weg durch die Schloßvorstadt nehmen wird. Nach dem Projekte wird diese Linie in der Stadt folgende Straßen berühren: Leipziger-, Berg-, Matthesstraße, rechte Seite des Schloßteiches, Theunert-, Schloß-, Fabrik-, Theaterstraße rechte Seite bis zur Ortskranken kasse. Der Rath hat nunmehr der Firma nahegelegt, auch eine schon längst gewünschte Verbindung mit der neuen Cassrne herzustellen Es besteht daher die Ab sicht, diese neue Linie mit der Limbacher Linie zu ver knüpfen und durch folgende Straßen zu legen: Friedrich-, Garten-, Waisen-, (von hier aus eine Zweig linie nach dem Bahnhof), äußere Dresdner-, Fürsten-, Markus- und Planitzstraße. Ferner hat sich die Firma Kummer u. Co. bereit erklärt, eine neue Linie nach Gablenz und eine Ringbahn zu bauen, die sämmtliche Stadttheiie mit einander verbindet. — An: Sonntag Nachmittag wurde unter großer Betheiligung die im 20. Lebensjahre stehende Tochter des Fabrikbesitzers Bodemer in Zschopau beerdigt. Die junge Damq wollte Nachts von dem gefrorenen Flußbett aus da) elterliche Besitzthum bei Mondenschein skizziren. Da brach das Eis unter ihr und sie sank bis an den Hals ein. Ein Herzschlag machte dem Leben der junges Dame ein Ende. — Mitten im Tunnel bei Niederau blieb am Donnerstag der Früh-Schnellzug Dresden-Berlin plötz lich halten. Grund: Ein Sohn des schönen Frank reich hatte aus Schreck über die plötzliche Finsterniß, die ihn beim Einpassiren des Zugs in den Tunnel umgab, die Carpenterbremse gezogen. Nach etwa viertel stündigem Aufenthalt war Alles wieder in schönster Ordnung, mit Ausnahme des beträchtlich schmäler ge wordenen Portemonnaies des „Bremsers." — In Plauen bei Dresden hatte ein Laufbursche auf der Chemnitzerstraße einen Fünfmarkschein ge funden, den er schmulzend einsteckle. Ein dicht Himer ihm kommender Herr rief dem Jüngling zu: „Hee, Sie Kleener, den Fünfmarkschein hat mir eben der Wind aus der Hand gerissen. Geben Sie'n wieder her!" So fort antwortete der Finder: „Na, hat denn ihr Fünf markschein oben links eine abgerissene Ecke?" — „Na, versteht sich!" entgegnete der scheinbare Verlustträger. Hohnlachend rief der Junge: „Na, sehen Sie, da ist es Ihrer nicht, denn meiner ist ganz, da fehlt keine Ecke!" und verschwand schleunigst in einer Seltenstraße. Auerbach, 4. Febr. Zur Auerdacher Bürger meister-Affaire. In oer letzten Stadlverordnetensitzung am Donnerstag gab das Collegium seiner Verwunderung über die Verschleppung einer Bauabrechnung Ausdruck, da ihm schon Anfang Dezember die Versicherung gegeben worden war, daß die bezüglichen Akten bereit« an den Revisor geschickt worden seien. Vizebürgermeistcr Petzoldt erklärte, daß ihm, wie überhaupt den Stadträthen durch die Kreishauptmannschaft zu Zwickau jedes Einmischen