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sm Hs!jk>!slk!i!-Krnsltili!, AttlmiWih, 8ktsSars, Lugau, Wüsteltbrand, Ursprung, Mittelbach, Hernlsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf u. s. lv. Dieses Blall erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich Nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Austräger, sowie alle Postanstalten. Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich 1 Mk. 25 Pfg. incl. der illustrirten Sonntagsbeilage. Redaction und Expedition: Bahnstraste 8 (nahe dem K. Amtsgericht). Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohenstein-Crnstthal. Jnsertionsgebühren: die fünfgespaltene Corpuszeite oder deren Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg., Reclame 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Annahme der Inserate für die folgende Nummer bi» Vor«. 10 Uhr. Größere Anzeigen Abends vorher erbeten. Nr. 14. Donnerstag, den 17. Januar 1901. 28. Jahrgang. T * K § s g K f M r ch r <. Äes-tscher N-ich B er l i i!, 15. Januar. (Reichstag.) Am BundeL- ratbslische Kriegsminister von Goßler. Abg. Trimborn (Ccntr.) begründet seins Interpellation, betr. die Dnell- fraac und die neuerlichen Vorgänge bei den Reserve- officierswahlen i". Kö-n. Er legt den Sachverhalt dar, wie er durch die Presse bekannt geworden ist: Zuge hörigkeit der betreffenden Osficiers-Aspiranten zu kathol'schen Sludentenvereinen, Befragung derselben über ihre Stellung zum Duell und schließlich als Folge die sich richt «ui dem Boden der Gesetze de«, Staate« und der katholischen Kirche bewegende Antwort: die Nicht wah! zmn N-serveosfieier, sodann Kassirung der ersten Wahlhandlung bez«. Nichtwahl in Folge der gegen ein solches Jnquisiwrinm eingereichten Beschwerde, ober seit dem zweitel! Wahlakt übermalt Nimiwah!. Ganz be sonderes Aussehen habe es gemacht, daß gegen den einen der Aspiranten sogar vom Vorsitzenden des Ehren- raiheS ein Verfahren eingeleitet woiden sei wegen an- g blich falscher dienstlicher Meldung. Diese« Ecmittel- ungsverfahren habe allerdings hinterher eingestellt werden müssen, was eine schwere Niederlage des betreffenden Obersten war. Ein Zweifel darüber sei ganz ausge schloffen, daß die betreffenden ihre Nichtwahl ausschließ lich ihrer Stelmnq zur Duellsrage zu danken haben. Die strengen Befehle des obersten Kriegsherrn seien in Köln auf das Gröblichst« verletzt worden. — Krisgs- minister von Goßler: Ich habe dem Vorredner schon kürzlich priv tim erwidert, daß ein solches Verfahren der Befragung von Ossiciers-Aspirauteu über ihre Stellung zur Duellfrage unzulässig sei. Auf die Be schwerde hin ist auch das erste Wahlversahren kassirt morden. Was nun die zweite Wahl am 4. Januar anlangt, so steht sie ja selbstverständlich unter dem Dienstgeheimnis;. Wenn Verstöße gegen die Bestimm ungen erfolgt sein sollten, so «ar es Pflicht der in der Minorität b-sindlichen Ossiciere des Ehrengerichts, da gegen höheren Ortes vorstellig zu werden. Außerdem hat ja schon der Herr Interpellant daraus hingewiesen, daß den Betheiligten selbst der Weg der Beschwerde offen steht. Die Heeresverwaltung hat darnach keinen Anlaß, sich mit irgend welchen Anträgen an die aller höchste Person zu wenden. Was endlich die Anschuldig ungen vnlangt, welche der Vorredner gegen den Vor sitzenden des Ehrenrathes und gegen den Bezuks- kommandeur gerichtet hat, so wird ebenfalls die Kommando behörde Veranlassung nehmen, die Sache aufzukläreu. — Abg. Büssing (nat.lib.): Die Antwort de» Kriegr- ministers erscheint nicht ausreichend, denn er hat uns keine Erklärung dahin gegeben, daß solche Fälle nicht wieder vorkommen sollen und daß Remedur werde ge schaffen werden. Er hat nur erklärt, daß ein aller höchster Befehl best he, wonach solche Befragungen über die Stellung zum Duell nicht stanfinoen sollen. Damit müssen wir uns einstweilen begnügen in der Hoffnung, daß der allerhöchste Befehl künftig mehr Beachtung finden werde. Abgenommen haben die Duelle in der Armee thatsächlich schon jetzt in Folge des allerhöchsten Erlasses vom Dezember 1897, und es ist zu hoffen, daß diese Unsitte noch mehr abkommen werde. Wir sehen deshalb keinen Anlaß zu noch weiteren Erörter ungen hierüber. — Abg. Pachnicke (sreis. Ver.): Es hat sich in der Armee ein Ehrenkodex herausgebildet im Widerspruch zur öffentlichen Meinung und zu den Straf gesetzen. Zur Abhilfe des Uebels muß mehr geschehen als bisher. In England hat man ganz andere Ver fügungen, die sich im Gegensatz zu den unsrigen von Redewendungen, wie Standesehre und dergleichen, frei halten. Heute gehört mehr Muth dazu, ein Duell ab zulehnen «ls es anzunehmen. Aber wa« nützt auch schließlich alle Verschärfung des Strafgesetzes, wenn hinterher die Gnade einlritt. Dieses Duellwesen ist durchaus undeutsch, es ist aus Frankreich und Spanien zu uns gekommen. Wer eine glückliche Ehe zerstört, der räumt seine Schändlichkeit dadurch hinweg, daß er den beleidigten Ehemann niederschießt. „Was will dann noch", so fragte der berühmte Rechtslehrer Binding, „ein Mord bedeuten?" Wie muß das wirken auf das Rechtsgefühl des Volkes! (Beifall.) — Abg. Dr. Bachem (Centr.): Seine Freunde hätten erst, als alle anderen Mittel versagten, den Weg der Interpellation ergriffen und sich an die Oeffentlichkeit gegenüber diesem Geheimverfahren gewendet. Auch die Katholiken rechnen es sich zur Ehre an, als Offiziere zu dienen: aber in Berlin z. B. werde Jeder, der sich zum Offfzier melde, gefragt, wie er zum Duell stehe. Gewundert habe er sich über die kühle Art, wie der Kriegsminister diese Sache behandle. Die kaiserliche Kabinetsordre enthalte nichts, was eine Verpflichtung zum Duell in sich schließe. Wie dürfe man auch wagen, anzunehmen, daß sie etwas enthalte, was den Strafgesetzen widerstreite. Sei denn das preußische Knegsministerium nicht dazu da, einzuschreiten und auf- znklaren, wenn Verstöße gegen die Kabinetsordre vor kämen und Unklarheiten über deren Bedeutung beständen. Er möchte daher den Kriegsminister auffordern, seine Stellung zur Sache noch einer Revision zu unterziehen. — Abg. v. Levetzow (kons.): Obwohl ich auf einem anderen Standpunkt stehe als die Interpellanten, nehme ich doch keinen Anstand, das Verfahren in Köln als tadelnswerth und inkorrekt zu bezeichnen, hauptsächlich wegen des Jnquisitoriums und weil ein solches Ver fahren der allerhöchsten Kabinetsordre widerspricht. Ich weiß aber nicht, was der Kriegsminister noch thun sollte. Die Akten bei der ersten Wahl sind ja kassirt worden. Ich glaube auch nicht, daß so etwas sich wiederholen wird. Ich höre überhaupt zum ersten Male von einem solchen Vorgänge. Wenn uns hier das englische Ofsiziertorps vorgeführt wurde, so erinnere ich nur au den Burenkrieg. — Abg. v. Vollmar (Soz): Seine Partei verwerfe das Duell iu allen Formen und Füllen. Die kaiserlichen Erlasse seien auf halbem Wege stehen geblieben, denn sie erkennen eigentlich das Duell an. Das Duell müsse ganz verboten werden. — Abg. v. Kardorff (Reichsp.) bedauert den Kölner Vorfall un endlich. Auch er würde, wenn ihn Jemand nach seiner- prinzipiellen Stellung zum Duell befragte, den Be treffenden scharf anblasen. Die heutigen Verhandlungen würden hoffentlich einer Wiederholung solcher Vorgänge vorbeugen. — Abg. Graf Bernstorff (Reichsp.) wendet sich dagegen, daß wegen eines solchen Vorganges das Wahlrecht des Offizierkorps abgeschafft werde. Damit endet die Besprechung. Das Haus setzt daun die zweite Lesung des Etats beim Etat Reichsamts des Innern fort. — Abg. Bebel (Soz.) tadelt die mangelhafte Art der sozialpolitischen Enqueten und kommt dann auf das bekannte Cirkularschreiben des Rheders und früheren Vorsitzenden der See-Berufsgenossenschaft Laeisz zurück. — Staatssekretär Graf Posadowsky wiederholt seine frühere Erklärung, daß dieser Brief sich jetzt beim Reichsversicherungsamt befinde, daß aber dieses Amt keinerlei Disciplinarbefugnisse gegenüber den Mitgliedern jener Genossenschaft habe, und erwidert auf eine gestrige Anfrage, daß die Internationale Union zum Schutze des gewerblichen Eigenthums jetzt gesichert erscheine, da die letzte Konferenz in Brüssel den deutschen Wünschen stattgegeben habe. Was die schwindelhaften Ansver käufe betreffe, so seien die Polizeibehörden verständigt worden, daß es sich dabei um ein öffentliches Interesse handelt und daß deshalb ein Einschreiten gegen solche Verkäufe im öffentlichen Interesse liege. Ueber Herstell ung von Phosphor-Streichhölzern sei unter gewissen Voraussetzungen in absehbarer Zeit eine Vorlage zu er warten. Der Zolltarif wird in nächster Zeit dem Bundesrath zugehen. Wie lange Zeit die verbündeten Regierungen zur Vorberathung brauchen würden, sei natürlich nicht vorher zu sehen. Sobald Bundesrath und Reichstag sich über den neuen Zolltarif geeinigt hätten, würden sofort neue Handelsvertragsverhand lungen beginnnen, damit eventuell die neuen Handels verträge gleich mit Ablauf der alten in Kraft treten könnten. — Ucber die Kriegslage in Südafrika schreibt die „Münch. Allg. Ztg.": Lord Kitchener, der Höchst- kommandirende dir -nglischen Truppen in Südafrika, ha! durch Armeebefehl die Losung ausgegeben: Zurück, zurück aus dc^ ganzen Linie! Der Buiengcncral De Wet hat seinen Buren besohlen: Vorwärts, vorwärts auf allen Linien. DaS ist das Ergebniß des von England in Südafrika geführten Krieges gegen die Buren Republiken, heute, nachdem 6k Kriegswochen ver flossen, nachdem die beiden Buren-Republiken „annektirt" worden sind, Lord Roberts das „Ende des Krieges" verkündet und als „Besieger der Buren" den Titel „Roberts of Pretoria" angenommen hat! Wenn das große britische Heer, daS größte, das England jemals in's Feld geführt, sich heute trotz aller Erfolge, trotz der thatsächlichen Besetzung der beiden Burenhauptsiädte, trotz eines förmlichen Ausrottungskrieges, der selbst Frauen und Kinder nicht geschont hat, in einer so ge fährlichen Lage befindet, so fällt die Schuld hierfür auf den Feldmarschall Lord Roberts, den Militär, welchem England eben das Oberkommando über seine ganze Reichsarmee anvertraut hat. Auf dem Kontinente wird man von einem Feldmarschall nicht .viel Ersprießliches für Englands Truppen erwarten, dessen Erfolge im Kampfe gegen die Buren sehr billige gewesen sind und der die von ihm in's feindliche Land geführte Armee dort in höchst gefährlicher Lage zurückgelassen hat, eine Loge, die von ihm selbst geschaffen wurde, da er alle, auch die einfachsten Regeln der Kriegskunst außer Acht gelassen hat, besonders die, welche sich auf die Sicherung der Operationsbasis beziehen! — Sternberg trägt seit seiner Verurtheilung ein gänzlich verändertes Wesen zur Schau. Während er früher rastlos an seiner Vertheidigung arbeitete und ein reges Interesse an seinen vielen geschäftlichen Unternehmungen zeigte, über die ihm ab und zu von dem damals noch anwesenden Luppa oder einem anderen Prokuristen Vortrag gehalten wurde, ist er seit einiger Zeit auffallend theilnahmslos. Dieser Zu stand hat sich mit der Zeit so verschlimmert, daß seine Aufsicht verschärft wurde, um einem Selbstmord versuch vorzubeugen. Schuld daran scheint die Ein leitung des neuen gegen ihn schwebenden Strafver fahrens zu sein, das ihm im Fälle eines Schuldig spruchs naturgemäß eine erhebliche Zusatzstrafe einträgt. Um Bestechunsversuche zu verhindern, sind von dem Direktor des Untersuchungsgefängnisses besondere Maß regeln getroffen worden. Sternberg beschäftigt sich agsüber größtentheils mit der Lektüre von Anstalts büchern. — Kommissar Thiel macht den Eindruck eines an Leib und Seele gebrochenen Mannes. Nürnberg, 15. Jan. Wie der „Fränk. Kurier" aus Ansbach meldet, wurde gestern Nachmittag gegen 4 Uhr im städtischen Walde am Baseberge der Konlroleur des hiesigen Landwirthschaftlichen Kredilvereins für Mittelsrauken, Adolf Greiner, erhängt aufgefunden. Die Polizei erhielt Kenntniß von einem Briefe, welchen Greiner zurückgelaffen hat und in welchem er von Schande pricht, die er nicht überleben könne, weshalb er in den Tod gehe. Auf eine Anfrage bei dem Vorgesetzten Greiner«, dem Direktor des genannten Vereins, Georg Schneider, zeigte sich, daß auch dieser seit Sonnabend