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Menßm-EnW Anzeiger WW K hshtHm-ßlÄßthlil, MlWiM, Gersdorf, 5>imau, Wüstenlrnd, llrfpnlJis, Leitte lbach, Hermsdorf, Bernsdon, Langenberg, Fallm u. s. w. Nr. 17. Sonntag, den 20. Januar 1901. Beilage. Was ist gefälschte Seide? Diese Frage wäre dahin zu beantworten : Von dem Prinzip ausgehend, geringwerthiger Seide durch chemische Stoffe, die in der Färbung u. s. w. der Seide beigefügt wurden, den Schein der Schwere oder der „Griffigkeit" zu geben, hat e n unlauteres Geschäftsgebaren sich seit Jahren diese „Erfindung" zu Nutzen gemacht und erst die Seidenhändler, die ja meist keine Fachkenntnisse besitzen, übervortheilt und dann auch das kaufende Publikum in unerhörter Weise geschädigt, Millionen sind durch diese Manipulation verloren gegangen und es ist kein Wunder, daß die Damen mißtrauisch beim Kauf von Seide geworden sind. In der letzten Zeit ist hierin nun eine Besserung eingc- treten. Mehrere reelle Fabrikanten arbeiten jetzt auf einer solideren Basis und besonders ist es die Hohensteiner Seiden weberei „Lotze", Hohenstein-Er., di' von Anfang an die „große Erschwerung" nicht in Anwendung brachte und dadurch ihre Abnehmer vor groß.r Enttäuschung bewahrte. Lertliches und SHchfischeS. Hohenstein-Ernstthal, den 19. Januar. — Den städtischen Collegien Dresdens ist von dem König folgendes Handschreiben zugegangen: „Die Glück wünsche, welche Mir von dem Rathe und den Stadt verordneten Meiner Haupt- und Residenzstadt in ihrer bei dem Beginn dieses Jahres an Mich gerichteten Adresse dargcbracht worden sind, und die in derselben ausgesprochenen treffen Gesinnungen haben Mich herzlich erfreut. Wenn Rath und Stadtverordnete bei dem Rückblick auf das letzte Vierteljahrhundert des erhöhten Schutzes, welchen daS Reich gewährt, und der Segnungen der langen Friedenszeit in freudiger Anerkennung ge dacht haben, so nehme auch Ich den lebhaftesten Antheil an dem Aufschwünge, welchen hierbei in Meinem Lande Gewerbe und Handel, Wissenschaft und Kunst genommen haben und theile die Hoffnung, daß das 20. Jahrhundert der weiteren Entfaltung immer günstig sein möge. Für die auch in dem verflossenen Jahre bethätigte liebevolle Theilnahme an allen Ereignissen Meine- Hauses, Meinem körperlichen Befinden, daS leider in den letzte» Zeiten wiederholten Störungen aulgesetzt gewesen ist, spreche Ich dem Rathe und den Stadtverordneten Meinen be sonderen Dank aus und wiederhole denselben hierbei die Versicherung Meines unveränderten landesväterlichen Wohlwollens." — Den Barbieren und Friseueren in Glauchau wird das Offenhalten ihrer Lüden auch nach 9 Uhr abends gestattet; nur darf alsdann nicht mehr dabei Handel getrieben werden. — Unmittelbar an der sächsisch-böhmischen Grenze, zwischen Klingenthal und Graslitz, ist man seit etwa 4 Monaten bemüht, den Kupferbergbau wieder aufzunehmen, und obwohl die Stollen- und sonstigen Förderungran lagen bereits mehr al« 100 000 Mark verschlungen haben, auch ertragreich zu machen. Der durch die auf blühende elektrische Industrie erhöhte Bedarf an Kupfer und ähnlichen Metallen und die infolgedessen einge tretenen höheren Kupferpreise gaben Veranlassung, den schon früher in Betrieb gewesenen Klingenthal-Graslitzer Kupfergruben erneute Aufmerksamkeit zuzuwenden, und man hofft, mit den Hilssmitteln, welche die moderne Technik bietet, binnen Kurzem einen rationellen und pro duktiven Betrieb zu ermöglichen. Die auftretenden Erze sind vorwiegend Kupfer- und etwas Schwefelkies von autgezeichneter Reinheit. — Am 16. ds«. Mts. wurden in Großenhain dem Wirth de« „Deutschen Hauses", Herrn W. Berthold, aus einem in einer Stube der ersten Etage stehenden Sekretär 2000 M. gestohlen. Der Dieb, der offenbar noch einen oder zwei Komplizen gehabt hat, hat mittelst einer Stemmeisen» den verschlossenen Sekretär aufgezwängt und sich dann das in diesem befindliche Geld — Pap'er- geld, Gold- und Silbergelv — im Betrage von über 2000 Mk. angeeignet. Bis jetzt fehlt jede Spur von den Eindringlingen. Leipzig. Ueber die am Donnerstag früh erfolgte Hinrichtung des Raubmörders Handarbeiter Friedrich Gustav Dreßler wird noch mttgetheilt: Ruhig und mit stoischer Miene trat Dreßler seinen letzten Gang an. Als er des Schaffots ansichtig wurde, verließ ihn aller- dings die Fassung. „Allmächtiger Gott!" flüsterte er, als man ihn festschnallte. Bald sauste da« blitzende Beil hernieder, den Kopf des Delinquenten vom Rumpfe trennend. Sodann meldete Scharfrichter Brandt, daß das Urthcil vollstreckt sei Nicht länger als 3 Minuten halte der ganze traurige Akt vom Betreten des Gerichts hofes an bis zur Vollstreckung in Anspruch genommen. Wie während der ganzen Voruntersuchung, so Hal Dreßler Tie einso.he Beantwortung der weiteren Frage: Wer kann t tiger liefern, der Fabrikant oder Händler? überlassen w . getrost dem Publikum. '- er hat die größte Auswahl? Nun .: diese Frage ist unschwer zu beantworten. Tic HohcufiNw r Seidenweberei „Lotze", Hohenstein-Er., verbinde- :ni. ihrer Fabr:k ein großes SpeeialseidenhauS, ein Bergaus Hans in Leipzig iReichsslr. 33 35- und unter hält ül r -Sv Berkanssstcllen und Mnstcrlager in Teutsch ani und dem Auslände, die sämmllich zu Lriginal- prcisen M-.ru. Tadurch tst sie in der Lage, den höchsten Ansorcn-ru.np n, die die Damenwelt in Bezug auf Auswahl und Neuheitu zu stellen vermag, erfüllen zu können. Hohe und höchste h errschafte.: bedienen sich fortgesetzt der Hohen- steiner Seid. ..Weberei „Lotze" und dies würde doch nicht der Fall sein, we n nicht dü se Firma in hervorragendem Maße die weitgehendste : Anford.rungen befriedigen könnte. Besonder - sind es auch die allbekannten, aber nur von der Hohensteiaer -Seidenweberei fabricirten Lotzes lüft- und waschechten Seidenstoffe, die den Beifall nicht nur des Publikums, sondern auch der Fachwelt gefunden Haben, denn die Vorzüge sind so in die Augen springend, daß e^ leicht erklärlich ist, warum Lotzes lüft- und waschechte Seidenstoffe täglich sich mehr und mehr einbürgern. Man verlange, bevor man anderswo kauft, Muster aus der Hohenstemer Seidenweberei „Lotze", Hohenstein-Ernstthal, oder bemühe sich in die Filiale Leipzig, Reichsstraße 33/35. Von der Größe der Auswahl, der Vorzüglichkeit der Stosse und der Preiswürdigkeit derselben wird man über rascht sein. auch vor und währe,id der Vollstreckung des Todes- urtheils ein außerordentlich ruhiges und gefaßtes Wesen gezeigt. Au h nachdem ihm «m Mittwoch die Allerhöchste Entschließung mitgelheilt worden war, wonach der König von, Begnadigungsrechte keinen Gebrauch macht, verlor er seine Ruhe nicht. Ec aß Mittwoch Abend noch ein Beefsteak, trank BapwischeS Bier und rauchte Cigarren. Dann hat er die ganze Nacht hindurch ruhig geschlafen bis in die fünfte Slunde. Auch sein Frühstück, Kaffee und Brötchen, hat er zu sich genommen und dann noch unmittelbar vor der Hinrichtnng den Besuch seiner Bruders empfangen, während seine Mutter Mittwoch Abend sich von ihm verabschied'! hatte. Pirna, 16. I inuar. Recht schlimme Erfahrungen hat eine hiesige Familie mit einem kaum 14'/2jährigen Mädchen machen müssen. Seit längerer Zeit war es öfters vorgekommev, daß die Thürschwelle zur Wohnung der Familie mit einer schwarzen Flüssigkeit beschmiert, sowie auf und unter dem Abstreicher Koth geworfen worden war, außerdem auch auf dem Boden und im Keller; ferner fand man auf dem Trockenboden Wüsche und Leinen zerschnitten vor, eine Bodenkammer war er brochen und die darin befindliche Lade aufgesprengt worden. Augenscheinlich richteten sich diese Unthaten olle gegen ein und dieselbe Familie, doch wurde auch, um wahischeinlich eine Irreführung zu erzielen, die Thürschwellc einer Nachbarfamilie beschmiert und Koth in das Frühstückssäckchen gesteckt. Trotz aller Obacht und Wachsamkeit konnte der Person, welche auch Klinken und Schlüssel von den Thüren beseitigte, nicht beige- kommen werden. Sogar im Briefkasten fand man Koth und außerd m einen Zettel vor, ans welchen allerlei D ohungen. wie z. B-, daß die Bude noch in die Luft gehen müss- und die Kinder umkommen sollen, niederge- schrieben waren. Im Stillen lenkte sich der Verdacht der Thüterschaft auf einen im gleichen Hause wohnenden Lehrling, welcher einige mißliebige Aeußerungen über den Wohuungsinhaber gethan hatte. Da wurde vor einigen Tagen ein neuer Streich gegen dieselbe Familie ansgeführt. Während der Nachtzeit war die Vorsaal- thüre geöffnet und die im Raume befindlichen Kleidungs stücke im Werthe von gegen 200 Mark zerschnitten worden. Um eine Oeffnung der Thüre zu erzielen, hatte sich das Abschrauben der Sicherheitskette noth wendig gemacht. Nunmehr wurde aber fcstgestellt, daß eine fremde Person die letzte That nicht ausgesührt haben konnte, und so lenkte sich der Verdacht auf das bei der Familie in Stellung befindliche Müdchen. Trotz Leugnens ist es der Polizei gelungen, alle die verübten Niederträchtigkerten nachzuweisen. Das Müdchen hotte dadurch gehofft, von der Herrschaft fortzukommen. Auerbach, t7. Januar. Am Dienstag Nach mittag trug sich im nahen Wernesgiün ein eigenthüm- licher Fall von Vergiftung zu. I» einer Familie schloß die Frau, während noch eine andere Frau und ei» Kind in der Stube anwesend waren, aus Unvorsichtigkeit die Klappe des Ofens, und ging bann ihrer Beschäftigung nach. Das hierauf dem Ofen emjlrömende Gas üble bald seine Wirkung aus und betäubte alle Anwesenden. Ein zufällig in« Zimmer tretender Sleuerbeamler be merkte die Gefahr und öffnete sofort Thüren und Fenster. Glücklicherweise .waren die sofort angcstellten Widerbelebungsoersuche bei allen Personen von Erfolg. Nerchau, 15. Januar. Line ergreifende Wieder sehensscene, wie sie in Romanen geschildert wird, im Leb?» aber wohl selten vorkommt, spielte sich im Hause des Gemcindevorstandes im benachbarten Zöhda ab. Kamen dorthin in der vergangenen Woche zwei ältere Bettler kurz nach Mittag und sprachen flehentlich um etwas Essen an. Das Gewünschte wurde ihnen über reicht, durch ein seit Jahren dort in Pflege befindliches Waisenmädchen. Demselben fiel es auf, daß einer der Bettler bei seinem Erscheinen plötzlich sich scheu zur Seite wandte, was das Mädchen veranlaßte, den Be treffenden um so schärfer zu beobachten, als es schließ lich in ihm seinen Vater zu erkennen glaubte, der sich nach dem Tode seiner Frau seiner Kinder entledigt hatte, um sich herumzutrciben. Die Erschrockene lief eilends davon, um ihre Wahrnehmung ihrer Pflege mutter mitzutheilen. Als diese mit ihr in die Haus- flur trat, stürzten dem Alten die Thränen aus den Augen unter dem Ausrufe: Kind, Du hier! Er be- theüerte, hätte er von der Anwesenheit sei: er Tochter in diesem Hause gewußt, so hätte er hier nicht ange sprochen. Das Mädchen aber zog sich scheu zurück. Wie mochte es dem Pflichtvergessenen ums Herze sein, als er aus der Hand seines Kmdes, das er seit Langem vernachlässigt hatte, diese Wohlthat entgegennehmen mußie? Sein Versprechen, am Abend noch einmal wiederzukommev, hat er nicht erfüllt. Das erschütterte 14jährige Mädchen verlangt auch nicht darnach. Gerichtsverhandlungen. Z Ein Urlheil von weittragender Bebeutung hat das Reichsgericht in einer Streikangelegenheit gefällt. In der Effengießerei von G. Kuhn in Zuffenhausen (Württem berg) weigerten sich zwanzig Former, Streitarbeit aus einer anderen Fabrik zu machen. Sie wurden sofort entlasten, und außerdem klagte die Firma auf Schaden- ersatz gegen die Entlassenen, wobei sie die Summe von 2043,76 Mk. als Ersatz beanspruchte und außerdem be antragte, die Beklagten als Gesammtschuldner solidarisch haftbar zu erklären. Landgericht, Oderlandesgericht und Reichsgericht entschieden nach dem Anträge. Die 20 Former sind vcrurtheilt, der Firma den Schaden zu er setzen, obwohl sie nicht jede Arbeit, sondern nur die Streikarbeit verweigert hatten, und obwohl sie wegen der Weigerung sofort entlassen wurden. Und sie sind gleichzeitig verurtheilt, einer für den anderen zu haften; wenn einer oder mehrere ihren Antheil nicht bezahlen können, dann müssen die anderen für sie mitbezahlen. Vermischtes. * Andrees Testament ist nicht eröffnet! Die Nach richt ist, wie dem „Berl. Tagebl." aus Stockholm ge schrieben wird, falsch gewesen. Die ganze Begebenheit, sowie jedes Wort in dem zusammengedichteten Testa ment ist vollkommen aus der Luft gerissen. Das ge nannte Testament ist niemals in Stockholm gewesen, sondern wird fortwährend in Gotenburg bei dem Bruder des Ingenieurs, Director Andree, verwahrt. Von einer „Eröffnung" des Testaments kann schon in sofern keine Rede sein, als es nicht einmal versiegelt gewesen ist. Das Testament fuhrt nur Bestimmungen auf, welche der Disposition über Andrees Hinterlassen schaft und ähnlichen Dingen gelten. Der Bruder, der das Testament in Händen hat, denkt aber nicht daran, diese Bestimmungen auszuführen. Er wartete noch immer. * Ein französischer Kriegsberichterstatter über die Buren. Ein französischer Journalist, Jean Correre, der sieben Monate unter den Buren weilte, ist soeben zurückgekehrt und in Neapel an Land gegangen. Er sagt, daß nach seiner Beobachtung englischer Offiziere und sogar der Marschall Roberts thatsächlich bei der Heimreise davon überzeugt gewesen wären, der Krieg werde bald zu Ende sein. Diese Selbsttäuschung be ruhe darauf, daß man sich im englischen Okkupations-