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täglich Nachmittags. ion und - incl. 27. Jahrgang- Nr. 164. Donnerstag, den 19. Juli 1900. Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohenstein-Crnstthal. aber ich glaube nicht, daß wir uns längere Zeit gegen eine große Uebermachl halten können. Wir haben Vor» räthe für eine Woche, aber ich glaube, wir würden doch einige Schwierigkeiten haben, die Kerle bei einem organi- sirten Angriffe abzuschlagen." Der Schreiber bedauert, daß die Frauen und Kinder nicht schon früher fortge sandt worden seien, da die Männer dann leichteren Herzens kämpfen würden. Jetzt sei e» zu spät, wenn nicht Mannschaften von der Flotte gelandet würden und — ihrer Meinung nach — in ihren heiligsten Empfind ungen und Rechten schwer gekränkt. Alles Unglück, welches die Hunderttausende nun betroffen haben mag, deren Drachen dnrch die Bauten aus ihrer Ruhe allf- gestört wurden, haben sie diesen Störungen aufs Conto gesetzt, in letzter Linie also Euch Europäern; sie glauben, daß Ihr ihnen überhaupt ihr ganzes Lebensglück ge raubt habt, und daß nichts besser für sie ist wie der Tod. Aus den vielen Tausenden, den Hunderttausenden, welche in ihren Empfindungen gekränkt wurden, sind Kämpfer für China geworden, todesmuthige Kämpfer, welche da meinen, daß sie nichts zu verlieren haben als ein unglückliches Leben durch Eure, der Europäer, Schuld. Der Krieg gegen das chinesische Volk wird ein sehr blutiger werden." — Ein Stimmungbild aus Peking, das unmittelbar vor dem Beginn der Angriffe auf die Gesandtschasts» gebäude entworfen ist, enthält ein von der Times ver- Langenberg, Falken, Meinsdorf n. s. w. . I Jnsertionsgebühren: die fünfgespaltene Corpuszeile oder deren y t a»e j (nahe dem K. Anusaerickn Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg., ' Reclame 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. i Annahme der Inserate für die folgende Nummer bis Borm. 10 Uhr. Größere Anzeigen Abends vorher erbeten. kommandirten. Sie lasse sich durch nichts beruhigen, soll. Es ist eine anerkannte Thatsache, daß der deutsche Offi- habe ihren Kopf aufgesetzt, wolle sich dies nicht länger zier der besterzogene Soldat in der ganzen Welt ist, der gefallen lassen und habe, mit ihren 9-—10000 Soldaten übrigens während des südafrikanischen Krieges und bei hinter sich, den Befehl ertheilt, in dieser Nacht noch anderen Gelegenheiten sich auch mit Vorliebe als Kritiker jeden Ausländer in Peking umzubringen. Daß diese in den Vordergrund gedrängt hat. E» wäre also wohl Nachricht zuverlässig ist, geht aus der Thatsache hervor, jetzt an der Zeit, daß der „Herr Kritiker" in diesem daß Sir Robert Hart, der die Chinesen wahrscheinlich schwierigen chinesischen Durcheinander einmal bewiese, bester kennt als irgend ein anderer, jede der „Zoll-Damen" was er wirklich vom Soldatenhandwerk versteht und wie (Hart ist der Leiter de» Zollamtes) ohne Zeitverlust nach weit seine taktischen und strategischen Fähigkeiten reichen, der Gesandtschaft geschickt hat, nach thränenreichem Ab» Es würde dann allerdings der wunderbare Fall ein schiede von Gatten und Freunden, und daß alle Briten treten, daß auf beiden Seiten, auf chinesischer sowohl den Befehl erhalten haben, sich hier einzuflellen. Seit wie auf unserer, der Geist des deutschen Generalstabes 14 Tagen hat jeder von uns sein Martini-Gewehr mit vorwiegend sein würde, denn die wenigen Tausende von Munition; jedem ist ein Vertheidigungsposten angewiesen, wirklich geschulten chinesischen Truppen sind bekanntlich und heute Abend sind wir alle auf dem »Hui vivo", in der Hauptsache durch deutsche Instrukteure und Wenn diese Alarmnachricht wahr ist und wir heute Nacht deutsche Taktiker erzogen und ausgebildet worden, von 10000 Mann angegriffen werden, so wird es uns - ... - - vielleicht schlecht ergehen. Wir sind gut bewaffnet und Wenn der General des deutschen Kaiser» in der unge heuren Aufgabe sich wirklich al» der erweist, wa« die Hits- unserer Marine-Soldaten und I Welt von ihm erwartet, dann können unsere eigenen deren MaximÄ warmen Empfang bereiten,, Offtziere und die diejenigen der anderen Armeen nur veren a/ruL»» . sehr verthvolle Lektionen m Strategie und Traktik von ihm erhalten, was übrigens manchem unserer Generäle nur zugute kommen könnte; ist der deutsche Offizier da gegen nicht erfolgreich in seiner militärischen Arbeit im fernen Osten,, dann lernt die grobe und stolze deutsche Nation, die immer mit so viel Emphase auf ihr mili tärische» Uebergewicht pocht, vielleicht ein wenig mehr Bescheidenheit. Hierbei tritt übrigen« noch ein Punkt in den Vordergrund, der für England von ganz be- Tagesgeschichte. Deutsches Reich. d-- dl- Buchung d-m P,°d<!a, „SrEm» R°>d" mit Grafen Ballestrem Relchstagspräsidenten s-iMr-nssiLS klart. „Ihr Europäer müßt darauf rechnen, daß Ihr m China einen ganz gewaltigen Widerstand finden werdet, wenn Ihr wirklich Krieg führen, die Kai eri absetzen und die Aufständischen mit Euren H er meder-schlagen wollt. Ihr dürft unseren japanisch- chmesischen Krieg gar nicht als Beispiel heranziehen denn wir führten Krieg gegen die Dynasti, Ihr aber werdet Krieg gegen das Volk führen; die Verhältnisse liegen heute ganz anders als vor fünf Jahren In den letzten drei bis vier Jahren habt Ihr Europäer in China dasselbe gethan, als wenn Chinesen, Japaner oder Nordamerikaner nach Deutschland gekommen wären und hätten sich beispielsweise wollen einfallen lassen, einen Kanal quer durch Berlin zu ziehen, durch Eure Kirchhöfe, Kirchen, freien Plätze und Parks, ja selbst durch Eure Häuser mitten durch; denn dasselbe haben Eure Bahningenieure und Bahnarbeiter in China gethan. Dem Chinesen ist sein Haus nicht so wichtig wie der Ort, auf welchem das Haus steht. Zündet ihm sein Haus an, und er wird euch hassen, aber ver gessen, wenn Ihr ihn entschädigt; aber vertreibt ihn von dem Orte, wo er wohnt, führt vielleicht gar den Spaten in seine Gerechtsame, und er wird auf ewig Euer Todtfeind sein und bleiben. Ihr Europäer habt dem chinesischen Drachenkultus viel zu wenig Aufmerk samkeit geschenkt, obgleich er das ganze Leben dieses Volkes dermaßen durchtränkt, daß jeder Ort, jeder einzelne seinen Drachen hat, welchen er in der Erde liegen glaubt und jeder glaubt, just den Platz errungen zu haben, an welchem sich sein Drache am wohlsten fühlt. Als solch besonders vom Glück begünstigte Plätze gelten die Orte in der Nähe von Flußkrümmungen. Wo immer ein Fluß sich windet, da glaubt der Chinese den Lieblingssitz seines lebenschaffenden und lebener haltenden Drachen zu erkennen, und er darbt und hungert Jahre lang, um seinem Schutzgeffte einen Au - enthalt kaufen zu können, wo er sich wohl stM. Viel, viel ist heutzutage zu beachten, daß der Drache sich recht wohl fühle. Die Kunst der Bestimmung des „Platz glückes" ist eine so schwierige geworden, daß besondere Gelehrte sich ihr weihen und dem Volke ihre Dienste gegen schweres Geld angedechen lassen. Hat aber L d!?«. sich °°ch --VN M°h-- vorraqend guten Platz gesichert, so wacht er nnt Eiser sucht über ihn, daß niemand seinem Drachen B e abqräbt usw.; denn, wenn ihn letzt noch Unglück tr f , so schreibt es lediglich dem Umstande r». d"ß base Menschen seinen Drachen rn der Ruhe h W-g!° dich- Plitz- Hai -s und Städten gegeben. Bricht m emer^ böse Krankheit aus, flugs heiß - h ' „«seren haben einen Brunnen g g °b-n und habm Drachen verletzt! Und gebe" s „ . da. In dieses für den Frevel, dann ist ^ie so dicht bei System von erworbenen Re ) Eure einander liegen wie die Haus - nichts Bahnbauer nun brutal emgebroche , Y Chinesen gefragt, haben flott drauf tos gebaut den Weg nach Tientsin öffneten. Der Briefsteller erzählt dann, wie er und einige andere, von einer Abtheilung Marinesoldaten begleitet, sich am Morgen des 11. nach dem Bahnhofe begeben hätten, um die von Taku er warteten Verstärkungen zu empfangen. Aber sie kamen nicht, und statt dessen trat die Nachricht ein, daß ein scharfes Scharmützel an der Bahnlinie, an dem Platze, wo die Boxer sie zerstört hatten, stattgefunden habe. Die Engländer gelangten unbeschädigt nach der Gesandtschaft zurück, aber der Sekretär der japanischen Gesandtschaft, der ganz allein nach dem Bahnhofe hinausgefahren war, wurde auf der Rückfahrt am Aun-tingmen, dem ersten großen Thore der Chinesenstadt, von einigen Soldaten aus dem Wagen gerissen und in Stücke gehackt. — Die englische Presse kann es selbst unter so traurigen Verhältnissen nicht unterlassen, sich an Deutsch land zu reiben. Unter dem Titel: Gesucht — ein Kommandeur! bringt „Daily Chronicle" einen Artikel, der die Frage der Oberführung über die Truppen der Verbündeten in China behandelt und dem wir folgendes entnehmen: „Es scheint mittlerweile eine Sache allge- Uebereinstimmung geworden zu sein, daß in — — > s RedacUon un ^„saencht)- l» Dietes Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage i 3 (nahe v Malich Nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und i * v deren Austräger, sowie alle Der Beums^»!» « - , vsxp .. —zowte alle Postanstalten. Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich 1 Ml. W Psg der iüustrirten Sonntagsbeilage. öffenllichter Privatbrief eines jungen Attaches der eng lischen Gesandtschaft. Das Schreiben ist vom 10. und 11. Juni datirt und wohl einer der letzten Briefe, der aus Peking nach Europa gelangt ist. Er sprudelt förm- meiner Uebereinstimmung gewogen zu lich über von jugendlichem Uebermuth und der Freude China ein kommandlrender Offizier mit b .9 8 über die Aussicht auf einen ernsthafien Strauß mit den Kontrole über sämmtliche verbündeten ^"lpp / Boxern und auch mit den chinesischen Soldaten, wenn unbedingt und schleunigst erforderlich ist. Davei r diese mit den ersteren gemeinsame Sache machen sollten, ein Engländer gar nicht in Frage kommen, oa er Nach einer Schilderung einiger ziemlich harmloser Zu- sämmtlichen anderen Mächten durchaus unangenehm sammenstöße mit Boxern, die die Rennbahn der Aus- sein würde. Außerdem, um ganz offen zu reden, darf länder bei Peking niedergebrannt hatten, kommt folgende nicht vergessen werden, daß, wenn nnser Kriegsamt hochbedeutsame Stelle: „Die chinesischen Truppen haben wirklich noch einen General in petto hat, der in der nichts zur Unterdrückung der Boxer gethan, die ganz elementaren Strategie einigermaßen Bescheid weiß, wir nach Gefallen gebrannt, gesengt und gemordet haben, einen solchen Führer in Südasrika selbst sehr noth- und deren Endziel die Vernichtung aller Ausländer ist., wendig brauchen: ein solcher englischer General sollte Missionare sind gestern und heute inz unsere Gesandt- überhaupt bleibendes Musterstück für zukünftige britische schäft geströmt und campiren überall auf dem Platze, Kriege sein. Wir Engländer würden unter keinen Unr und heute Abend kam ganz unerwartet für uns nicht ständen einen russischen Führer gern sehen, die Russen Eingeweihte jede in Peking anwesende Dame zu uns. würden einem Japaner opponiren, und die Franzosen Die schärfsten Vorsichtsmaßregeln gegen eine Ueber- wissen selbst viel zu wenig von Disziplin, um den er- rumpelung werden getroffen und folgendes ist der Grund: forderlichen starken Mann liefern zu können. Daher Ein Minister des Tsungli-Uamen erzählte heute — die wäre es am allereinfachsten und vernünftigsten, wenn Kaiserin-Wittwe sei heule Nachmittag vom Sommerpalaste man an den deutschen Kaiser das Ersuchen stellte, einen nach Peking gekommen, in furchtbarer Wuth über die General auszuwählen, der den Oberbefehl über sämmtliche anmaßende Weise^ mit der die Ausländer hier alles Truppen der verbündeten Mächte in Ostasien übernehmen