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)- la ll s e d i, y t s 27. Jahrgang. Mittwoch, den 20. Juni 1900. von Italien zu ermorden PonM auf der Reise nor sich haben. ist Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohenstein-Ernstthal. '! I Oertliches und Sächfisches. Hohenstein-Ernstthal, den 19. Juni. j verzeichnen mit großer Hartnäckigkeit die von chinesischer Seite ausgestreute Behauptung, die Russen ständen im Geheimen hinter den Machthabern in Peking. Tie Boxer durchziehen die Hauptstadt und halten Beamte vom Tsungli-Yamen auf Lösegeld ge fangen. Die Ausländer befinden sich in großer Sorge und Gefahr. „ , — Von der englischen Front fehlt es gegenwärtig wieder an Nachrichten. Allerdings hat Lord Roberts die schwache Abtheilung Bothas, die östlich Pretoria Widerstand leistete, nach hartnäckigem Kampfe zurück gedrängt, auch hat Kitchener die Bahn nach Kronstadt freigemacht, so daß die Reparatur des Oberbaues be ginnen konnte. Allein ersterer kommt mit jedem Kilo meter, den er sich von der Bahn entfernt, in schwierigere Verpflegungsverhältnisse, und Lord Kitchener, dem die Sicherung der 1300 Kilometer langen Bahnstrecke über tragen ist, wird Noth haben, alle Uebergänge, wichtigen Stationen, Stapelplätze usw. gegen künftige Ueberfälle genügend zu decken. Dieser so interessante Krieg zeigt, so schreibt die „Kreuz-Ztg.", hier wieder die Ueber- legenheit der Initiative. So lange Lord Roberts im Vormarsch bleiben konnte, paralysirte er alle Anstreng ungen der Gegner. In dem Augenblick aber, in dem er, sei es zur Vorbereitung für neue Bewegungen, sei es aus Verpflegungsrücksichten, still zu stehen genöthigt ist, beginnt seine Lage nachtheilig zu werden. Die Buren, die durch das strategisch so wichtige Verlassen Pretorias diese Wendung mit hervorgerufen haben, er hielten mit diesem Augenblik freie Hand und Beweg ungsfreiheit zurück, können Gelegenheit, Zeit und Ort der Angriffe — und seien es nur wiederholte Nadel stiche — ausnutzen, während die britische Armee, falls eine energische Ausnutzung dieses Vortheils durchge- führl wird, ihre Truppen verzetteln und zertheilen muß, um die gefährdeten Punkte der langen Bahnlinie und die wichtigen Flankenpunkte dec Armee zu decken. Hiergegen giebt es wohl nur ein Mittel: .Vollständige Vernichtung der Widerstandskraft der Buren!" Öb diese überhaupt erreicht werden kann, scheint zweifelhaft. — Mi: welchen Unannehmlichkeiten deutsche Be ¬ sucher der Pariser Weltausstellung unter Umständen zu rechnen haben, daraus wird in einer an die Frankfurter Zeitung gerichteten Zuschrift wie folgt Hingeiviesen. „Gestatten Sie, aus eine Belästigung aufmerksam zu machen, die fick an der französischen Grenze abspielt, und manchem Ausstellungsbesucher einen ganz eigen- thümlichen Begriff von französischer Höflichkeit und vielgerüh < ten Freiheit geben muß. Kaum hat die Ge päckuntersuchung stattgefunden, die, nebenbei ermähnt, in weit weniger coulanter Form erfolgt als wie an den deutschen Zollämtern, so findet seitens eines Geheim polizisten eine Revision der Reisenden auf ihr mehr oder minder kriegerisches Aussehen hin statt. Wehe dem, der über einen geraden Wuchs, oder gar einen Schnurr bart ü la 6uilluum6 II. verfügt! Sofort stürzt der Vertreter der heiligen Hermandad auf den nichts Ahnen den zu und herrscht ihn ohne weitere Umschweife mit den Fragen an: „Wie heißen Sie? Was sind Sie? Woher kommen Sie?" Solche, die zum ersten Mal nach Paris fahren — und deren dürfte es gelegentlich der Ausstellung doch eine ganze Anzahl geben — ge- rathen ob dieser indiskreten Fragerei häufig in die größte Bestürzung und staden kaum Worte, um sich gegen den vermeintlichen Verdacht, für irgend einen steckbrieflich verfolgten Verbrecher, Spion oder dergleichen gehalten zu werden, zu rechtfertigen. Oesterreich-Ungarn. Graz, 18. Juni. Nach einer Meldung des Grazer Tageblattes erhielt ein Italiener in Völker- markt (Kärnten) von seinem Sohne, einem Anarchisten, ein Schreiben des Inhalts, daß er durch Loos be- »Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Die Nachricht, daß die Agentur Laffan eine Meldung über die Er mordung des deutschen Gesandten in Peking verbreite, traf hier am 16. Juni Nachmittags ein. Unmittelbar darauf wurde der Geschäftsträger in Petersburg zu einem umgehenden Drahtberichte darüber, ob und welche Nachrichten die dortige Regierung aus Peking habe, aufgefordet, und der Consul in Tschifu angewiesen, auf jede mögliche Weise Nachrichten einzuziehen und hierher zu drahten. Ebenso erhielt der Chef des Kreuzer- geschwaders am 16. Juni die telegraphische Weisung, zu depeschiren, was er über die Lage in Peking in Er- fahrunq bringen könne. Sowohl aus Petersburg, als aus Tschifu wurde am 16. Juni zurückgemeldet, daß keinerlei Bestätigung der Lasianschen Meldung vorliege. Auch in London war amtlich nichts Aehnliches bekannt. Als dann heute, am 18. Juni, früh die Drahtnachricht aus Tschifu eintraf, daß ein japanisches Torpedoboot melde, „Gesandtschaften in Peking genommen", wurden sofort die Kaiserlichen Vertreter in London, Petersburg, Tokio und Shanghai telegraphisch angewiesen, sich auf das Schnellste darüber zu erkundigen. Aus der heute hier eingetroffenen Meldung des Consulats aus Hongkong, das schon gestern zur Einziehung von Ermittelungen beauftragt war, geht hervor, daß dort keine ähnlichen Nachrichten vorliegen. Die Antworten der oben er wähnten Kaiserlichen Vertretungen stehen noch aus und t werden sofort nach ihrem Eintreffen bekannt gegeben / werden. -. / — Die „Köln. Ztg." meldet aus London: Die chinesischen Truppen, die neuerdings nach Peking heran gezogen worden, seien 'zwischen ?0—120 OM Man stark. „Daily Expreß", sowie die „Dalziel-Agentur — Die Oberammergauer Passionsspiel-Ausstellung noch auf einige Tage hier zu sehen. Wie uns vom Besitzer mitgelheilt wird, ist an allen Orten, wo die Ausstellung bis jetzt gewesen ist, der Besuch auch seitens der Schulen ein sehr zahlreicher gewesen. Die Erklärungen erfolgen streng nach der Bibel. Die Darstellung erfolgt in 11 Abtheilungen. — Zur Begründung und Erweiterung der Volks bibliotheken im Königreich Sachsen sind innerhalb der letzten 25 Jahre vom Staate 400 000 Mark von Vereinen 600 000 Mk. verwilligt worden. Die Ge sellschaft für Verbreitung von Volksbildung, Landes verband Sachsen, hat in dein gleichen Zeiträume 500 Unterstützungen im Gesammtbetrage von 10 000 Mk. ausführen können. rne Expedition u Yeager, sowie alle Postanstatten. Der Bezugspreis beträgt viertelsährtich 1 Mk. 25 Psg. inet, der iünstrirten Sonntagsbeilage. Nr. IM. verhaftet. . Frankreich. Paris, 18. Juni. Der Minister des Aeußern Delcaffö, erhielt von dem französischen ^onM,'li Yunnan,' Francis, eine vom 14. d M. daUrte^ welche besagt, daß man die Franzosen mit Gewalt ver- hindert, sich nach Tonkin zu begeben, daß d-e Franzosen wie Gefangene behandelt werden und die Hauser a französischen und englischen Missionen geplündert und in Brand gesteckt worden seien. Francois fugt hinzu, die französsiche Regierung müsse von der Regierung m Peking energisch verlangen, daß man die Franzosen un versehrt abziehen lasse. Angesichts dieser Sachlage lud Delcassö heute vormittag den chinesischen Gesandten in Paris zu sich und forderte ihn aus, sofort dem Vice könig von Yunnan zu telegraphiren, daß er mit seiner Person für das Leben der dortigen Franzosen einzustehen habe und daß Frankreich schon imstande sein werde, ihn zu erreichen. Dieselbe Erklärung ist dem Consul Francois telegraphisch mitgetheilt worden, damit dieser sie dem Vicekönig übermittele. Paris, 18. Juni. Hier sind Maueranschläge einge troffen, die die Boxer vor sechs Wochen in Schamung verbreiteten. Es heißt darin: „Verjagt die fremden Teufel! Vernichtet diese Unholde! Zerstört die Eisen bahnen! Werft die Telegraphenstangen nieder! Versenkt die Dampfer! Das wird Frankreich das Herz erstarren machen, die Engländer und Ruffen zermalmen und dem edlen Reiche der erhabenen Tsching-Dynastie für immer dar Blüthe und Gedeihen sichern." England. London, 18. Juni. Es verlautet, vor etlichen Tagen erhielten die V»cekönige der Südprovinzen den Befehl aus Peking, General Tung in der Vertheidiguna Pekings gegen den drohenden Einfall der „fremden Teufel beizustehen. Sie wurden angewiesen, alle vor handenen Truppen unverzüglich nach Peking zu senden, da jetzt die Zeit erschienen sei, unser Reich von den bösen ^ffre'ien^ s° lange bedrohten, für immer zu Raum sur v-.. Reclame 25 Psg. Bei wehrman^ Annahme der Inserate für die folgende Nummer bis Borm. 10 Nhr. Größere Anzeigen Abends vorher erbeten. Nnl»Witz, GersSttf, — Der Thaler, dieses durch Jahrhunderte langen Gebrauch allgemein beliebt gewordene ehrwürdige Geld stück, wird in einigen Jahrzehnten wohl ganz aus dem Bekehr verschwinden und dann nur noch in Münz sammlungen zu finden sein. Das neue Münzgesetz hat zwar nicht die Einziehung, aber doch seine allmähliche Umschmelzung in Silbermünzen der Markwährung im Gefolge. Aber wenn er auch im allgemeinen Bekehr nicht mehr zu finden sein wird, so wird er noch lange stimmt wurde, den König von Italien zu . Es sei in diesem Jahre die Ermordung von vier Fürsten beschlossen. Auf eine Anzeige des entsetzten Vaters wurde der Sohn in aus der Reise T a g e s g e s ch i H t e. Deutsches Rerck. »u ist- wie verlautet, über die Ver- offentlichung feiner rem privaten Bemerkungen gegenüber dem englischen Komponisten Sullivan im Opernhause zu Berlin nach der Aufführung des „Mikado'' sehr er- gewesen. Nach der Rheinisch-Westfalischen Ztg. hat der freche Engländer unmittelbar nach der Unterredung die Vertreter der größten Londoner Blätter in Berlin um sich versammelt und ihnen den Bericht über dieses Gespräch in die Feder diclirt. Es ergiebt sich hieraus, meint die Rhein.- Westfäl. Ztg., deutlich, daß Sullivan, indem er den Deutschen Kaiser durch feine Zwischenbemerkungen und Fragen zu Politischen und englandfreundlichen ' Aeußer- ungen förmlich herausgefordert hat, keineswegs als naiver Künstler gehandelt, sondern einen ihm vielleicht von anderer Seite eingeblafenen bestimmten Plan ver folgt hat. Als der Deutsche Kaiser sich so zwanglos äußerte, hatte er davon natürlich keine Ahnung, sondern glaubte lediglich den Komponisten vor sich zu der ihm soeben durch seine „Mikado"-Musik einige an genehme Stunden bereitet hatte. — Mehr und mehr werden Stimmen laut von solchen, die auS Paris zurückkommen, daß das Deutsche Haus durch seine äußere Ausstattung, seine innere Ein richtung, seine Kunstschätze und Sehenswürdigkeiten auf der Ausstellung den Vogel abgeschossen habe. Selbst ganz unparteiische Urtheile lauten dahin, daß die Deutschen das beste geboten haben, was überhaupt zu bieten war und sich vor den andern Völkern in ganz hervorragender Weife ausgezeichnet haben. England dagegen habe nichts als eine „Kramausstellung" geliefert, die englischen Leistungen feien im Vergleich zu dem sonst in Paris gebotenen kaum der Rede werth, man merke nur zu deutlich, daß der Krieg augenblicklich ihre ganze Aufmerksamkeit iu Anspruch nehme und sie für andere Dinge keinen Sinn haben.