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Kriege verwundeten Offizieren Zuweisungen machen. Minister v. Goßler erwiderte, daß alljährlich an Unter- siützungeu für die Veteranen etwa 24 Millionen veraus gabt würden. — Auch die Königliche Akademie der Künste in Berlin hat zur lex Heinze Stellung genommen. Schon vor Wochen ist vom Senat der Akademie eine Eingabe an den vorgesetzten Minister Dr. Studt gerichtet worden. Dem Vernehmen nach wünscht der Senat bestimmte Sicher ungen im Interesse der Kunst. So sollen vor Allem sämmtliche Kunstausstellungen, die öffentlichen sowohl wie die privaten, von jegsichen Behelligungen verschont bleiben. Ferner verlangt der Senat die Einsetzung eines künstlerischen Beirathes für die Polizeibehörden, der gleichzeitig auch den Staatsanwälten und Gerichten gutachtlich zur Seite stehen soll; endlich werden für die Schutzleute bestimmte Normen gewünscht. — Der Deutsche Landwirthschaftsrath ist der An» sicht, daß nach Ablauf der jetzigen Handelsverträge «ine erhebliche Erhöhung der jetzigen Zollsätze bei land» wirthschaftlichen Erzeugmsfen eintreten müsse, wenn ander« die deutsche Landwirthschaft lebensfähig bleiben solle. Der ständige Ausschuß des Landwirthschaftsraths wurde beauftragt, die Höhe der anzusctzenden Zollsätze im einzelnen festzustellen. — Mit der Legung des Kabels Emden—New-Uork wird Mitte April begonnen werden. Die Eröffnung des Betriebes auf der ganzen Linie wird bereits im October dss. Js. stattfinden können. Eigenthümerin dieses außerordentlich wichtigen Kabels ist die Deutsch- Atlantische Telegraphengesellschaft in Köln. Das Kabel wird fast den gejammten telegraphischen Verkehr deS Ostens Europas mit Nord- wie mit Südamerika zu vermitteln haben. — Ein Berliner Milüärballon, der am Sonnabend vormittag 11 Uhr aufgelassen worden war, landete nachmittags bei Brandeis unweit Prag. Der Ballon hatte also zur Zurücklegung des Weges von Berlin nach Prag nur etwas über drei Stunden geb aucht. Die durchschnittliche Höhe war 3000 Meter, die durchschnitt, liche Temperatur 19 Grad Kälte. — Der Tischler-Ausstand in Berlin wird an Umfang noch zunehmen. Bis jetzt wird die Zahl der Ausgesperrten auf 13 500 beziffert. Der Centralverband der Bautischlermeister, der schon mit einer zwanzig prozentigen Aussperrung vorgegangen ist, hat am Montag beschloßen, die Unterstützung oer Möbeltischlermeister fortzusühren und die Arbeiter nach Fertigstellung ihrer Arbeit zu entlohnen. — Unsere Hochseefischerei hat auch im vergangenen Jahre einen erfreulichen Aufschwung genommen. In den vier Hauptplätzen der deutschen Hochseefischerei Geestemünde, Bremerhafe», Hamburg und Altona sind für 9'/r Mill. Mark Seefische versteigert worden, gegen 8'/i Mill. Mark im Jahre 1898. Hierzu kommt noch der Ertrag der in Nordenham, wo keine Auctionen statt finden, angebrachten Fische, der sich auf etwa 2 Mill. Mark beziffert. — Einen Ehrensäbel für den Präsidenten Krüger haben die vereinigten 64er des Kreises Solingen vor kurzem beschlossen zu stiften- Die Ehrengabe, welche sich jetzt der Vollendung nähert, besteht aus einer echten Rosen-Damascener-Stahlklinge; auf der einen Seite sind die Symbole der Landwirthschaft, auf der anderen die des Krieges und ein Solinger Waffenschmied ein graviert. — Eine Erklärung zu Gunsten der Buren ver öffentlicht der alte Herr von Diest-Daber. Er bezeich net den Krieg als schandbar und verdammenswerth, lobt die Tapferkeit und Heldenmüthigkeit der Buren und hofft, daß Gott ein Strafgericht über den ruch losen Angreifer England — dem Gold- und Diaman- ten-Jobberthum dienstbar — herniederschickt. Herr von Diest erinnert dann an den Ausspruch Moltkes in seiner „Geschichte des französischen Krieges", daß die Börse einen Einfluß gewonnen habe, der die bewaffnete Macht für ihre Interessen in das Feld zu rufen ver mag. Und mit das Tollste sei: Europa, nachdem es soeben die famose Friedensconferenz abgehalten hat — „sieht ruhig zu! Als die Türkei im Begriff stand, Griechenland infolge seiner Provocationen zu erdrücken, waren die sog. „Großmächte" mit dem Eingreifen schleunigst bei der Hand, die Buren dagegen, die in ihrem vollen Rechte sind, läßt man ruhig abschlachten." — Ueber den Tod eines Deutschen in Südafrika laßt sich ein Thüringer Blatt aus Friedrichsroda schreiben: „Der südafrikanische Krieg hat, nach einer gestern an das hiesige Bürgermeisteramt gelangten Nachricht, auch aus unserer Stadt ein Opfer gefordert, und zwar ist die» der Bäcker Arno Senf, welcher sich schon längere Zeit in Transvaal aüfhielt und bei Beginn des Krieges mit dem deutschen Corps in» Feld zog, und vor Lady smith am 18. Januar den Heldentod starb. Der junge Krieger Halle nämlich bemerkt, daß da« Pferd eines seiner Freunde ohne diesen umherirrte und er machte sich daher auf die Suche. Er fand auch den Vermißten, allerdings mit einer Schußwunde im Bein, und half ihm wieder in den Sattel. Bei dem Bemühen nun, selbst hinter einem Steinhaufen Deckung zu suchen, wurde er von einer feindlichen Kugel durch die Brust getroffen. Der Getödtete wurde obendrein noch von den Engländern seiner Werthsachen (Uhr und Geld) beraubt." England. London, 7. März. Die Stimmung, welche sich während des Zwischenstadium«, in da« der Krieg gegen wärtig getreten ist, im Publikum und in der Presse be obachten läßt, zeigt, daß das Interesse an dem südafri kanischen Feldzug seit der Befreiung von Ladysmith im allgemeinen erschöpft ist. Nun, da durch die Entwickelung der letzten Wochen die Ehre Englands wiederhergestellt ist und seine Prestige wieder gesichert scheint, gewinnt der unmilitärische Sinn der Bevölkerung wieder die Oberhand. Man sieht der bei Osfontein offenbar bevor stehenden Entscheidungsschlacht mit nicht dem zehnten Theil der Spannung entgegen, wie noch kürzlich dem Schicksal von Ladysmith. Die meisten Leute, die man über den Krieg befragt, antworten: ..Wäre er nur erst zu Ende!" Die Zeitungsverkäufer klagen, daß auch die genialsten Reclameplacate nicht mehr wirken und der Absatz der Kriegsdepeschen abnimmt. Abgesehen von dem Fortfall der dramatischen Spannung seit der Be freiung von Kimberley und Ladysmith hat die letzte lange Verlustliste Buller« der Weichherzigkeit der Frauen, die empfindliche Erhöhung der Einkommensteuer aus An laß des Krieges dem Finanzsinn der Männer den Feld zug verleidet. Der Morning Leader schreibt in seinem heutigen Leitartikel, mit der Räumung von Natal und Capland durch die Buren sei der in der Thronrede an gegebene Vorwand des Krieges, der feindliche Einfall in englisches Gebiet hinfällig geworden, es sei also Zeit an den Friedeusschluß zu denken, nachdem Lord Roberts die Ehre der britischen Waffen gereitet habe, zumal bei der Fortführung des Krieges in anbetrachl der ungeheuren englischen Uebermacht kriegerischer Ruhm für ihn nicht mehr zu erwerben sei. — Das Unterhaus nahm nach einer mehrstündigen Debatte den Rest der Budgetbeschlüsse, einschließlich der Ermächtigung zur Aufnahme einer Anleihe von 35 Millionen Pfund an. — Nach einer heute veröffentlichten Ergänzungs liste betragen die Gesammtverluste Buller's an Mann schaften in der Zeit vom 14. bis zum 27. Februar 252 Todte, 1512 Verwundete und 95 Vermißte. — Ein unglaublich krasses Stück englischen Phari- säerthums enthüllt folgende Meldung: „Lady Chesham und Edith Rhodes, Schwester Cecil Rhodes' reisen nach De Aar in's englische Hanptspital ab, um die Verwundetenpflege zu überwachen. Sie nehmen eine große Anzahl von Bibeln mit; die für die britischen Verwundeten bestimmten sind in englischer, walisischer und gälischer Sprache, die für die Buren in hollän discher, deutscher, französischer, portugiesischer, russischer, polnischer, schwedischer und norwegischer Sprache ab gefaßt. Cecil Rhodes wird die Kosten für den Trans port aller Bibeln mittelst Spezialcouriers tragen." — 2000 australische Buschleute gegen die Buren. Chamberlain will die 2000 Buschleute, welche er von Australien forderte, zu folgender Aufgabe verwenden. Das Kriegsamt ist benachrichtigt worden, daß gewisse Burenkommandos in aller Stille große Mengen Waffen, Munition und Vorräthe in den Bergvesten des Zout- pansberg-Districtes im Norden von Transvaal, der an die Rhodesia-Grenze und das obere Bassin des Limpopo stößt, ankaufen. Man glaubt, daß hier eine Anzahl unversöhnlicher Buren aushalten und auch nach dem Friedensschluß das englisch gewordene Transvaal be drohen werde. Um nun auf diese Eventualität vorbe reitet zu sein, hat das Kolonialamt die für den Guerilla krieg besonders geeigneten Buschleute angeworben. Und der Gouverneur von Queensland versichert, sie seien für diese Aufgabe die besten Leute, die man bekommen könne. — Die Erhebung der Holländer im nordwestlichen Kaplande gegen die englische Herrschaft nimmt rapid zu und dehnt sich schon weit nach Süden in der Richtung auf Kapstadt aus. Dadurch ist der englischen Krieg führung ein neues außerordentlich gefährliches Hinderniß erstanden. Ein Telegramm des englisch-offiziösen Reuter- schen Bureaus aus Capstadt besagt, daß sich fast die ganze Afrikanderbevölkerung der Districte PrieSka und Kenhardt im Ausstande befindet. Von der englischen Hauptmacht liegen neue offizielle Meldungen nicht vor; die bedrohlichen Vorgänge im Rücken mögen Roberts bereits zu dem Entschlusse veranlaßt haben, den weiteren Vormarsch aufzuschieben. Außer unerheblichen Vorposten- Geplänkel haben bis gestern keine Feindseligkeiten zwischen den bei Osfontein einander gegenüberstehenden Haupt- armcen stattgefunden. Die Buren haben Telegrammen von vorgestern zufolge ihre Stellung nordwärts noch etwas ausgedehnt und stehen jetzt in einer Gesammtlinie von zehn Meilen, je fünf Meilen nördlich und südlich des durch gewaltige Regengüsse in den letzten Tagen hoch aiigeschwollenen Movder-Niver. Der Daily New«- Correspondent telegraphirt aus dem englischen Haupt quartier, die Bureü seien eifrig beschäftigt ihre Position durch Verschanzungen zu befestigen. Es wimmele auf den von ihnen besetzten Hügelketten wie in einem Ameisen haufen, sie hätten auf den Kopjea bereit« acht Geschütze postirt, e« iei erstaunlich, wie sie dieselben hätten hinauf schaffen können. Die Anzahl der Burenstreitkräste be ziffert keine der vorliegenden DepescheN, der Time« wird jedoch gemeldet, dieselben wüchsest durch Verstärkungen unaufhörlich an. Den Oberbefehl über die Gesammt- armee führt dem Standard zufdlge Generäl Joubert. Den englischen Truppen haben die jüngsten Wolkenbrüche die Laune anscheinend sehr verdorben, alle sind bis auf die Haut durchnäßt. Außerdem wird über Mangel an an Pferden geklagt, der um so schmerzlicher empfunden wird, al» der Regen den Graswuchs sehr befördert hat und also Ueberfluß an Futter vorhanden ist. Zu den Unbilden der Witterung, unter denen die verwöhnteren britischen Soldaten schwerer leiden al« die Buren, kommt bei westlichem Winde der Pesthauch aus dem im Osten liegenden ehemal« Cronjeschen Lager, wo noch Hunderte von Pferdeleichen verwesend am Boden liegen und den Geiern zum Fräße dienen. London, 7. Mürz. Dem „Standard" wird aus Berlin geschrieben, daß der Director der Deutschen Bank gegen Ende dieses Monats nach Konstantinopel gehen wird, um den endgültigen Kontrakt für den Bagad-Eisenbahnbau zu unterzeichnen. Der russische Gesandte zu Konstantinopel drängt die Pforte fort während um Eisenbahnkoncessionen im Nordosten von Kleinasien. Beziehung auf die neulich von Petersburg eingetroffene Ableugnung sehen viele wohlunterrichtete Leute in dieser nur einen Beweis, daß es in dieser Angelegenheit dort zwei entgegengesetzte Strömungen giebt. Die französischen Unterhandlungen wegen Kon- cessionen für die Dedeagatsch Dardanellen-Eisenbahn, die von großer strategischer Bedeutung ist, machen günstige Fortschritte, und die Franzosen werden vor aussichtlich ihre ungarischen Rivalen besiegen. — Nach Meldungen aus Burenkreisen befindet sich Präsident Steijn im Burenlaqer bei Osfontein. Im Falle einer Niederlage der Buren wird Steijn sich nach Pretoria begeben, in Blumfontein aber eine provisorische Regierung einsetzen mit der Ermächtigung, ev. Friedens Verhandlungen anzubahnen. — In einer der Kasematten des ehemaligen Cronje schen Lagers, die infolge der Explosion einer Granate eingestürzt war, hat man einer Meldung zufolge 60 todte Buren entdeckt, die den Erstickungstod gefunden haben. Belgien. Brüssel, 7. März. Das Antwerpener Vlamen- blatt Vroegpost versichert nach einer Privatquelle, die Niederlage Cronjes beruhe auf Verrath seitens des Burencommandanten Ferreira, welcher von Rhodes be stochen war. Er habe das Eintreffen der Colonne Frenchs nicht rechtzeitig gemeldet und seinen Truppen verboten, den Feind zu beschießen. Cronje rettete die Geschütze, sowie den größten Theil der Belagerungstruppen, indem er überzeugt war, selbst entschlüpfen zu können. — French veranlaßte ihn, den Weg nach Blomfontein zu verfolgen. — Der Verräther Ferreira soll nach erfolgter Unter suchung erschossen worden sein. (Thatsächlich ist Fer reira todt.) Portugal. Lissabon, 7. März. In der hiesigen Gasanstalt explodirte gestern der große Gasometer, wodurch 15 Per sonen schwer und eine große Anzahl leicht verletzt wurden. Sämmtliche umliegenden Gebäude wurden stark beschädigt, über 100 Fensterscheiben eingedrückt. Der Schaden ist sehr bedeutend. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, den 8. März. — Der Braudkassenbeitrag für den ersten Termin 1900 soll wieder anderthalb Pfennig für die Einheit, also wieder den höheren Satz betragen. — Der Landesverband sächsischer Gewerbe- und Handwerker-Vereine hat am 12. Februar in Dresden beschlossen, 1. a) die bezüglich der Sonderbesteuerung von Waarenhäusern, wirthschaftlichen Vereinigungen und Filialgeschäften und b) wegen Beförderung des Publikums in sog. ausgerüsteten Wagen trotz der Bezahlung des Fahrpreises 3. Kiasse aus den Kreisen, de« Verbandes geäußerten Wünsche und vorgebrachten Beschwerden in einer sofort zu verfassenden Petition dem noch tagenden Landtage zu unterbreiten; 2 die Bekanntgabe von Mani festanten in einer dem Strafregisterverfahren ähnlichen Weise und die Vereinfachung des Wechselprotestverfahrens nach nochmaliger Durchberathung von der Deligtrten- sitzung des erzgebirgischen GauverbandeS gemäß der ge äußerten Wünsche ebenfalls in einer sofort einzureichenden Petition vor dein Justizministerium zu vertreten. 3. Weiter ist beschlossen, falls dringliche Sachen nicht wieder ein gehen, die Landesversammlung erst im Jahre 1901 in Glauchau abzuhalten und schließlich eine Umarbeitung der Statuten des Landesverbandes vorzunehmen. Röhrsdorf, 7. März. Eine grausige Kunde wegen des Plötzlichen TodeS einer hiesigen, in ärmlichen und bedürftigen Verhältnissen lebenden FeuermannS- Ehefrau durchlief Montag früh unser friedliche» Dörfchen. Die Frau hatte Sonntag vormittag mit ihrem Ehemann« wegen einer Kleinigkeit Streit gehabt, in dessen Folge er ihr mit der Hand in daS Gesicht schlug. Nachmittag- Hat sie noch Scheüerarbeiten verrichtet, ohne irgend et wa- von einem leidenden Zustande zu verrathen. Montag früh wurde nun gemeldet, daß sie Plötzlich ge storben sei. Der Gemeindevorstand und der Gendarm stellten mit dem hiesigen Arzte vr. Lehmann die erste Untersuchung an. Darauf wurde söfort die Königliche Siaat-anwalischaft benachrichtigt, welche die Sektion der Leiche verfügte. Letztere wurde nun gestern nachmittag 3 Uhr vom BeMSarzt, Medizinalrath vr. Fiinzer, im Beisein der berufenen GeeichtSpersonen vorgenommen,