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27. Jahrgang Nr. 78. Donnerstag, den 5. April 1900. eisenbahnprojekt zu verwirklichen, um deu Nerv des einzelstaatlichen Daseins zu tödten. Dann wird das Centrum nicht säumen, auch im übrigen reine Wirth- schaft zu machen und seinen Fuß auf Gebiete zu setzen, wo man sich der klerikalen Herrschaft bisher noch mit Erfolg erwehrt hat." — Vom General Joubert. Ein Mitarbeiter der „Köln. Ztg." erzählt über eine Unterredung, die er im Anfang 1896 nach dem Einfalle Jamesons mit Joubert gehabt hat, Folgendes: Joubert sagte mir: „Der Jamesonritt ist nur ein Vorspiel von dem, was kommt. Die Frage, wer in Südafrika Herr sein soll, wird früher oder später, und vielleicht früher als wir denken, ausgefochten werden müssen. Das Recht ist auf unserer Seite und Gott wird uns helfen. Sollten aber die Engländer siegen, dann wird wohl das Land, aber nicht wir Buren in ihre Hände fallen; nur unsere Ge beine sollen sie finden, denn wir werden unser Land bis auf den letzten Tropfen Blut vertheidigen, unsere Frauen und Kinder werden uns dabei, wie in früheren Zeiten, zur Seite stehen und mit uns ins Grab sinken. Nur als großer Kirchhof des Burenvolkes, nicht anders würde Transvaal englisch werden, was Gott verhüten möge!" Joubert sprach mit einem Ernst und einem Feuer, die tiefen Eindruck auf mich machten. Sein offenes, gerades und ehrliches Wesen, sein ausdrucks volles Gesicht und das lebhafte, feurige Auge wirkten dabei äußerst sympathisch. Man fühlte, daß man sich einem ganzen, tapfern, braven und ehrlichen Manne gegenüber befand. Gelegentlich dieses meines ersten Besuchs kam natürlich die Rede auf das damals noch ganz frische Ereigniß des Jamesonrittes. Genera' Joubert erzählte mir da in seiner lebhaften Weise, wie es bei der Berathung der ältesten Volksrathsmitglieder und des Ausführenden Raths im Hause des Präsiden ten zugegängen, als Jameson und die anderen britischen Officiere als Gefangene auf ihrem Wege nach Pretoria waren. Die Mehrzahl war entschieden dafür, Jameson und die anderen Führer der Flibustier an die Wand zu stellen und zu erschießen. Präsident Krüger war gleich entschieden dagegen und Joubert stimmte ihm bei. Alles Reden half aber nichts, die überwiegende Mehrheit blieb bei dem Todesurtheil. „Wir saßen schon wenige Stunden", erzählte der General, „es war schon lange nach Mitternacht und der Präsident wurde in seiner Leidenschaftlichkeit immer heftiger. Mir bangte für den Ausgang. Ich bat schließlich, mich anzuhören. Freunde, sagte ich, nehmet an, Ihr hättet auf einer Farm eine Heerde werthvoller Schafe. Euer Nachbar hat einige Hunde, die immer auf Eurer Farm ein brechen und Eure Schafe beißen und zerreißen. Was werdet Ihr thun? Die Hunde todtschlagen oder aber sie fangen und zu ihrem Herrn bringen und sagen: Deine Hunde zerreißen meine Schafe; sie haben mir großen Schaden gethan; strafe fie, ^prügle sie durch und sperre sie ein, daß sie nicht wieder unter meine Schafe fahren, und ersetze mir deu erlittenen Schaden. Nach kurzem Besinnen, fuhr Joubert fort, hieß es all gemein : Wir würden die Hunde fangen und sie ihrem Herrn übergeben. Nun wohl, sagte ich, thut das mit den gefangenen englischen Banditen. Gebt den Eng ländern ihre Hunde zurück, überlaßt es ihnen, sie zn bestrafen und laßt Euch den erlittenen Schaden ersetzen. Wenn wir ihre Hunde tödten, so sagen sie am Ende noch, daß es sehr werthvolle Hunde gewesen seien, und verlangen Schadenersatz von uns. Jameson war ge rettet." Bestraft haben die Engländer die Buschräuber allerdings nur scheinbar und gezahlt haben sie gar nichts. Die englische Quittung für den edelmüthigen und gleichzeitig politisch klugen Verzicht der Buren auf eine Zurrechenschaftziehung Jamesons bestand eben nur darin, daß die heimlichen und offenen Wühlereien der Tagesgeschichte. Deutsches Reich. d« z,a°t « und Der Kaiser empfiehlt die Schiffe Kölns Dringen solle, frohen Bürgern, und scklieff? s) lebens- Wunsch-: „«m, M "»dem dankte telegraphisch, den Schiffe» ^^'burgermeister pfang sichernd. einen herzlichen Em- — Die Deutschen haben den Reicktbinn m amenkas ganz wesentlich i^Myum Nord- A»sw<mdLm,. V-L L« D-Mch-, F-MM-U, Am-Emi-r dob-n °N° "7""'"' versucht und z. B. aeschättt dnk'n..? - Rechnungen wunderer eine Milliarde^ Mail an u;^i? Ewn Aus direktem Geldverlust anmseüen sei M'' «4 Joh,« 7080 MllL?^ MMmien Mark verloren gegangen sei. Die Verlust- zahl i,. eine um so höhere, da unter den Auswanderern das männliche Geschlecht das weibliche überwiegt ?3 2 und wenn d,e Auswanderer in den Lebensjahren vom bss zum 25. stehen. Ein Nordamerikaner berechnet daß isder männliche Einwanderer in die Vereinigten Staaten ein Kapital von 1950 Mark mitvrinqe be stehend in mitgebrachten Baarmitteln und den Er'zieh- ungskosten. Jeder männliche Einwanderer sei den Vereinigten Staaten 1500 Dollars werth, ein weiblicher Arbeiter 750 Dollars, also im Durchschnitt 1125 Dollars. Man ist in Amerika der Ansicht, daß jeder Einwanderer 200 Mk. baar mitbringt; doch sind der artige Schätzungen äußerst schwierig; selten werden Angaben gemacht, es werden Summen verheimlicht, und oft wird Geld aus der Heimath nachgeschickt. Amtliche Erhebungen in Preußen ergaben 1854 für einen Auswanderer ein mitgenommenes Kapital von 259 Thalern. Gewiß ist, daß alle angegebenen Zahlen nur dürftige Anhaltepunkte geben können, daß die ver lorene Steuer- und Wehrkraft, die geistige Arbeit, die fortgetragen wurde, unberechenbar sind. — Der Prozeß gegen den Bankier Sternberg hat im Kriminalgerichtsgebäude zu Berlin Maßnahmen nothwendig gemacht, wie sie dort nur selten oder noch nicht angewendet worden sind. Obwohl jedermann weiß, daß die Verhandlungen von Anfang bis zu Ende unter Ausschluß der Oeffentlichkeit geführt werden, ist doch der Andrang so stark, daß in den Fluren des Gerichtsgebäudes unerträgliche Zustände herrschten. Eine gewisse Souchong, die einer Zeugin Klare Wehn in den Saal hinein zurief: Sage nichts aus, Stern berg bezahlt alles! und dann in dem Menschengewühl entkam, ist durch den Kriminalkommissar v. Tresckow und die ihm zugetheilten Beamten verhaftet worden. — Die Flottenverstärkung ist in der Hauptsache gesichert, wenn die verbündeten Regierungen die Lösung der Deckungsfrage auf Grund der Reichserbschaftssteuer in die Hand nehmen — das ist das überraschende Eraebniß zu dem übereinstimmend fast alle maßgeben den Blätter des Centrums, der Conservativen und der Nationalliberalen gelangen. D.e Leipner ^. e^ lebkaffen Widerspruch gegen eme solche Reichssteuer LLug als rE p°,M Soll M der indirekten auch die direkte ^wurr 1 ung herangezogen werden, so repar- ^dem trag nach dem Motrikularfuße "" Greift Gliedstaats, wie er seinen Theil auf R Einzel man dagegen in die.direkten Swi systen Reichs ¬ staaten unmittelbar ein, so bleibt nur nocy Hmen Rh-d-s' Burm-ist-r mrSbt-SMImo» Abw-sm- m-, Kind-, zu t-dt« >»dm st- -»»» j,^d-n heit ihres Mannes selbst Gift nah » der auch den Kindern emgab- Da j älteren Mutter trotz ärztlicher H'^ 3^° ^^meister in leben noch. Burmeister wa s h Anfang E, Hichg-N F° Md bH Md - Januar eine eigene Fabrik, ^lle liche. Die Frau scheint die That m eurem §a Schwermuth verübt zu haben. London, S. Fp" D-s" MM. Bn°-. b.nch^ aus dem Burenlager bei Smaldeel unter - o , März: Ein heißer Kampf fand zwischen Brandfort und Blumsontein statt. Die Commandos von Ermelo und Wakkerstrom griffen 7000 Engländer an u schlugen sie zurück, indem sie ihnen schwere Verluste beibrachlen. In Smaldeel eingetroffene Verwunde er zählen, daß der Kamps aus der ganzen Lime getobt habe. Die Engländer gingen wiederholt vor, würben aber zurückgeschlagen. Die Buren gewannen an Boden; das Endergebniß des Kampfes ist jedoch unbekannt. Die Buren haben 9 Todte und Verwundete. — Spatere Nachrichten aus Brandfort besagen: 2000 Buren griffen erfolgreich 3000 Engländer an. Als diese durch 13000 Mann verstärkt worden, mußten sich die Buren zurückziehen; sie hatten geringe Verluste. — Die Abendblätter veröffentlichen eine Depesche aus Blum- fontein vom 1. April, wonach die 19. englische Brigade einen Eilmarsch machte, den Schauplatz des Hinterhalts erreichte und den Feind in ein Gefecht zog, der sich eiligst zurückzog. Ein starkes Burencommando, das aus Ladybrand in der Richtung auf die Wasserwerke marschirte, ist von der Cavallerie des Generals French nahezu deeimirt worden (?). In Blumsontein hegt man „keinen Zweifel darüber", daß die erbeuteten Kanonen und Wagen zurückgewonnen werden. — Nicht die Buren, sondern sogar der Premir- minister der englischen Kapkolonie Schreiner hat Ein wendungen gegen die Ueberführung der gefangenen Buren nach St. Helena erhoben. Dies hat der eng lische Finanzminister Balfour dem Unterhaus am Montag mitgetheilt. Er fügte hinzu, die englische Re gierung habe die ganze Frage aufs reiflichste erwogen, habe aber keinen Anlaß gefunden, von dem Plane'ab zugehen, eine gewisse Anzahl der Gefangenen nach St. Helena zu senden. Einer fragt an, ob die Verschick ung deshalb nothwendig sei, um die Gefangenen in besonders sicherem Gewahrsam zu halten. Balfour er- erwiderte, sie sei theilweise durch militärische Erwäg ungen bedingt. — Der hervorragende englische Gelehrte Sir. William Herford äußert sich in folgender scharfer Weise über die Kriegshetze seiner Landsleute: „Es ist eine Schande, daß unsere Nation durch zwei solche Parteien repräsentirt wird: Den Pöbel unter den sogenannten Aristokraten welcher m glatten Phrasen innerhalb und außerhalb ws Parlaments die Wahrheit verleugnet und die That- sachen unrichtig wiedergiebt, und den niederen Pöbel wenigen Jahren über die Sache denkt!" ELLZN-N-LW