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bei Vermei -t- begreiflicherweise von der einmüthiqen Stellungnahme des deutschen Volkes zu Gunsten der Buren, deren fortwährende Siege bei uns zu Lande fast wie eigene Siege betrachtet werden, sehr unzufrieden. Wenn man aber so wenig von den Thatsachen zu lernen geneigt ist, wie aus den Aeußerungen des römischen Botschafters hervorgeht, so wird man am allerwenigsten erwarten dürfen, irgendwo in civilisirten Ländern noch Sympathien zu finden. Schweiz. Bern, 31. Januar. Gräfin Schuwaloff in Pe tersburg überreichte dem internationalen Friedensbureau in Bern eine Abschrift einer von 40 000 russischen Damen unterzeichneten Bittschrift an den Präsidenten Mac Kinley, worin dieser um seine Friedensvermittelung im südafrikanischen Kriege ersucht wird. Dem Vor gehen der Russinnen werden sich auch die Frauen der Niederlande anschließen. England. London, 31. Januar. Daily Mail berichtet aus Capstadt unterm 30. d. M.: General Buller verlas gestern vor den Truppen des Generals Warren folgende Botschaft der Königin : „Ich muß den Truppen, besonders den von ihnen bezeichneten Regimentern Meine Be wunderung aussprecheu für ihre Haltung dec letzten schweren Woche und für die bewiesene Ausdauer bei dem beschwerlichen Marsche." General Buller sagt dabei zu den Soldaten, sie sollten nicht glauben, weil sie sich von ihrer Stellung zurückgezogen, daß alle Mühe nutzlos gewesen sei. Nach seiner Meinung hätten sie den Schlüssel zum Wege nach Ladysmith gewonnen, wo sie, wie er glaube, binnen einer Woche sein werden. Lon von, 31. Jan. General Buller telegraphirte dem Kriegsministerium aus Spearmans Lager vom heu tigen Tage: „Oberst Thorneycroft war der Offizier, der den Rückzug vom Spion Kop befahl. Ich halte es für meine Pflicht, seine persönliche Tapferkeit nach meiner vollen Ueberzcugung zu betonen. Er rettete die Truppen am 24. Januar aus einer gefährlichen Situation, und zwar bei einem Verluste von zuletzt 40 Prozent. Er leitete die Vertheidigung mit hervorragendem Muth und Geschick während des ganzen Tages. Ihm ist meine» Erachten» keinerlei Vorwurf wegen des Rückzuges zu machen; ich halte sein Benehmen durchaus für bewun derungswürdig." London, 31. Januar. Nach einem Telegramm aus Pretoria wurde Kaiser Wilhelms Geburtstag dort durch einen feierlichen Salut von den Geschützen der Forts, sowie durch offizielle Empfänge gefeiert. — Die „N. Fr. Pr." verzeichnet das Gerücht, die Königin werde wegen der unglücklichen Wendung in dem ihr aufgezwungenen Kriege zu Gunsten de» Prinzen von Wale» abdanken. Es herrscht große Erbitterung gegen die Generale, weil sich herausstellte, daß der Spionkop wegen Munition«m<i ngel geräumt werden mußte. Da» Krieg«amt soll au» den Berichten der Generale die be schämendsten und betrübendsten Thatsachen ausgemerzt haben, z. B. die Bereitwilligkeit der Irländer, die Waffen zu strecken. Die Militärkritiken behaupten, Buller'» Warnungen seien unbeachtet geblieben wie jene de« fran zösischen Militärattache» Stoffel im Jahre 1870. — Die moralische Minderwerthigkeit der englischen Armee er fährt auch in einem sehr drastischen Privatbriefe au» Pretoria, den die „Münch. Allgem. Ztg." zu veröffent lichen in der Lage ist, eine sehr scharfe Beleuchtung. au die hiesige Stadtsteuereinnahme — Rathhaus, Zimmer düng der zwangsweisen Beitreibung zu entrichten. Hohenstein-Ernstthal, am 29. Januar 1900. Der Stadtrat h. vr. Polster. T a g e s K e s ch i ch t e. Deutsches Reick B e r l i n , 31. Januar. Reichstag. Heute kommen dre klelnen Wünsche und Beschwerden auf's Tapet, und wie gestern, hat Herr v. Podbielski alle Hände voll zu thur., den mannigsachen Rednern gerecht zu werden. Es wird über alles gesprochen, über Sonn tagsruhe, die Straßburger Phstfeier und sogar die Flotte wird von Herrn Singer heraufbeschworen. Eine längere Discussion entspann sich um gewisse Gehalts- nachzahlnngen, die die Reichspostverwaltung noch einigen Militäranwärtern schuldet. Der Fiscus stellt sich auf den Standpunkt, daß die Ansprüche verjährt sind, während der Reichstag fast einmüthig das nobile oküeium des Staates bellend macht, nicht durch for melle Einwände sich einer thatsächlichen Verpflichtung zu entziehen. Schließlich einigt inan sich, diesen Stand punkt in dritter Lesung durch eine Resolution zum Ausdruck zu bringen und vertagt um 6 Uhr die De batte auf Donnerstag, 12 Uhr. Da soll der Post-Etat zu Ende gebracht werden, worauf eine mehrtägige Pause eintritt. — DaS Berliner Tageblatt läßt sich au» Rom eine Unterredung mit dem englischen Botschafter telegraphiren, der unter heftigen Ausfällen gegen die „rebellischen" (!) Buren die absolute Erklärung abgab, daß England unter keinen Umständen den Frieden annehmen werde, ehe es Transvaal gezüchtigt habe. England sei dies der Civilisation, dem Recht und der Freiheit schuldig, und Englands Sache sei die heiligste und gerechteste, für die es jemals die Waffen ergriffen habe. Die Engländer würden eher alle in Südafrika untergehen, als auf den Sieg verzichten. Die Engländer haben also anscheinend noch nicht gelernt, auf ihre Groß- sprecherei zu verzichten, selbst in einem Augenblick, da alle Welt weiß, daß hinter all der Ruhmredigkeit, der Selbstberäucherung und dem Phrasendrusch von „Recht, Freiheit und Civilisation" das absolute Nichts steht. Es gab eine Zeit, wo John Bull besonder» den Deutschen durch sein heldenmüthiges Geschwätz imponirte, diese Zeit ist nun dank der DemaSkirung englischer Unterdrückungssucht, Grausamkeit und Nichtachtung von Recht, Freiheit und Civilisation hoffentlich für immer vorüber; denn selbst die eifrigsten Anbeter der englischen „Muster" auf dem Festlande wagen -S unter den heutigen Verhältnissen nicht, für die Briten emzutreten, und wenn auch die Börsenblätter noch dann und wann ein wenig gegen d:e Buren Stimmung zu machen suchen s! ist doch Ve Strömung im dm.schm V°l e ° stark daß sie sich ihr fügen müssen. In England 'st man Städtische Sparkasse Hohenstein-Ernstthal. Verkehr im Monat Januar 1900. 1834 Einzahlungen in Höhe von 183 101 M. 91 Pf. 1157 Rückzahlungen „ „ „ 106 979 „ 25 „ Mehr-Einzahlungen 76 122 M. 66 Pf. Der Gesammtumsatz im Januar betrug 470 718 M. 45 Pf. Eröffnet wurden 197 und erloschen sind 98 Konten. Der Zinsfuß für Spareinlagen beträgt 3/,°/g Die Sparkasse befindet sich im Stadthause — Neu markt — und ist jeden Wochentag von 8—1 Uhr und 3—5 Uhr geöffnet. Als einen Hauptgrund für die Eng- Burm - di- m lindern «egenlider b-d-ul-nd m der l ' — bezeichnet der Briefschrelber, daß die . ? eben unter aller Kritik ist. Die Ari'llcn , überlegen Artillerie gegenüber oft um das Khnfack-e überlegen war, schießt miserabel. „Die englischen Esel ersten Ranges und die Tapferkeit d . Soldaten ist eine ganz minimale. SH"" n- Verlusten weichen sie zurück oder lieber " 6 , sich." Der Briefschreiber glaubt, daß auch die englisch Flotte nicht viel besser sein wird. Der Brief ich licht mil folgendem Ausblick, der um so interessante der Brief schon vom 15 Dezember datwt ist, die Eng länder also noch viel hoffnungsvoller waren als 1 tz - „Es ist kaum abzusehen, wann dieser Krieg ein Ende I nehmen wird, wenn die europäischen Mächte nicht em- schreiten, denn England wird sich trotz aller Prügel nicht so bald für besiegt erklären." — Die irische Partei hat beschlossen, einen Zusatz antrag zu der Adresse einzubringen, worin erklärt werde, die Zeit sei gekommen, einen Krieg, der unnöthig und ungerecht sei, auf der Grundlage der Anerkennung der Unabhängigkeit Transvaals und des Oranjefreistaats zu beenden. — Unter den heutigen Verhältnissen ist der Brief eines angesehenen Deutschen aus Kapstadt vom 7. Jan. interessant, unmittelbar vor der Ankunft der Generale Roberts und Kitchener. Darin heißt es: „Die Stim mung hier ist ziemlich trübe und die immer hochfahrende Rhodespresse befleißigt sich einer maßvolleren Sprache. Während der letzten Wochen haben wir unsere Ansichten über den Ausgang des Krieges ganz geändert. Wäh rend wir früher glaubten, daß die Engländer die Re publiken schließlich durch ihre Uebermacht erdrücken und knebeln würden, so neigen wir jetzt der Ansicht zu, daß, falls nicht die Buren des Krieges müde werden, die Engländer niemals Herren der Situation werden können. Die regulären Kerntruppen der Engländer sind von den Buren geschlagen und die englischen Re serven und Irregulären sind noch minderwerthiger wie die französische Mobilgarde; denn diese besaß doch noch einen gewissen militärischen Instinkt, der aber diesen zusammengelaufenen britischen Söldnerhorden völlig fehlt. Schon vor Monaten konnten wir darauf Hin weisen, daß der Bur in der Offensive wenig leistet, aber in der Devensive seines Gleichen sucht. Die Kette der englischen Niederlagen hat das vollkommen be- stätigt. Präsident Krüger ist dieser Thatsche wohl be wußt gewesen, wenn er beim Beginne des Krieges die denkwürdigen Worte sprach: „Die Welt wird entsetzt sein über die Opfer an Gut und Blut, welche es Eng land ko en wird bei dem Versuche, die Republiken zu erobern." So viel englisches Blut ist allerdings noch me in einem der zahlreichen Kriege geflossen, die Eng land bisher m Südafrika geführt hat. Die Generale Roberts und Kitchener sind d?m Oberbefchle L raut worden weil sie in der ganzen Armee sehr be- l,ebt sind und am besten geeignet erscheinen, um das geschädigte Vertrauen der Truppen zu der oberen H°^le.tung wieder herzustellen Großes Vergnügen d'e Zusendung europäischer, namentlich deutscher Zeitungen. Hier liegt die Hand des Censors schwer auf dem ganzen Nachrichtendienst sodak mir thatsächlich die ersten ausführliche Berichte aus Europa Die Entrichtung der Grundsteuer betr. Der am 1. Februar lfd. Js. fällige 1. Termin der Grundsteuer ist längstens bis zum 1«. Februar er.