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* — 118 — trag über den Werth und daS Recht der Versammlung. Der anhaltende Beifall wurde endlich zum tobenden Sturm, als er die treffende Wahrheit herabdonnerte: die Fürsten hatten nur deshalb ehemals die Volks versammlungen gefürchtet, weil sie ein schlechtes Ge- wiffen in sich trugen! — t— Von allen Seiten: Bra- ov, Brava — Bienenvatcr hoch!) Der zweite Redner, Bürger Nitzsche von Auer, dach, sprach ausserordentlich gut und klar über den ge- ecnwanigen Stand der Dinge in Europa und Demsch- lano, und aueb er erklärte sich unbedingt, wie der Red ner vor ihm, für die republikanische Regierungs form; ob mit einem König an der Spize oder einem Präsidenten,— das bleibe sich vor der Hand ganz gleich. Natürlich fehlte in seiner gediegenen Rede auch die zeil- glmase Ansicht nicht, dass der Adel mit seinen Vorrech ten unbedingt abgeschasst werden müsse. Burger R ö d i g c r junior von Schönberg, — eben falls als republikanisch Grsinnter bekannt, — sprach über das Unvernünftige und Sinnlose,— ja sogar Ver derbliche der Zollschranken, zwischen den nach Einheit n: grnden deutschen Bruderstammen und knüpfte hieran das Verhältnis zwischen Sachsen und Böhmen,— und riet d-n lieben, theuren Stammgenossen, Böhm n ein herzliches Willkommen und eine muntere Aufforderung entgegen, zum unverzüglichen Niederschmetirrn der tren nenden Scheidewände, zwischen zwei Bruderstämmen; —- nachdem er einen Blik aut die schmerzlichen Kämpfe UN Innern Böhmens geworfen und im Namen Sach- die Zusrchrrung gegeben haue, die Brüder in Böh men nothigenfälls mit dem Schwerdt zu unterstüzen.— Hierauf eine halbstündige Erholungspause. Als -S wieder zum Tagen gieng, betrat brr Stu dent, Bürger Iulius Schanz von Delsnitz, die Red- ncrbübner und stellte in einer feurigen und gewandten Rede den Antrag, --- die Versammlung wolle sich da hin enlschr den; an die konstiluirende Versammlung zu Franksurr a. M. die Erklärung abgcden zu lassen, dass sie sich unbedingt der dortigen Linken i— den republikanisch Gesinnten —) anschliese und sie mit all' ihren Kräften unlerstuzen wolle; welcher An trag natürlich mit groser Majv.ilät angenommen und die 'Ausführung im Namen der Versammlung dem An tragsteller übertragen ward. Da Schanz in seinem Antrag unter andern be- mcrkt hatte: Baiern habe sogarI e su iten nach Frank furt gesendet, so fand sich Rödiger veranlasst, um Misverstänonisse zu vermeiden, der Versammlung de ka- Nt zu machen, dass aus Baiern auch recht wackere sogar aus unserer unmittelbaren Nahe, Repu blikaner hingeschikt worden seien. Ein Beweis, dass das benachbarte Baiern recht regen Antheil an Deutsch lands Einheit und den schwer errungenen Rechten neh me, sei der, dass so eben eine Deputazion der Stadt Selb angekommen sei! — „Baiern hoch! — Baiern 'rau»!" — ertönte es aus allen Kehlen und die Deputazion muste auf die Redner» bühne, von wo aus der Baumeister, Bürger Netz sch von Selb, einige herzliche Worte des Grusses und des Dankes an die Versammlung richtete.— Abermals tau sendstimmiges: Baiern hoch!— „Böhmen 'raus!" - war nun das zweite Losungswort der sechstausend- köpfigen Menschenmasse und der Rektor, Bürg-r Zeidler von Asch, nahm Gelegenheit, im Namen der Deutschen in Böhmen, seinen Dank für die oben vab- nommcne Zusicherung Sachsens, — Böhmens Brudcr- stamm mit dem Schwerdt zu unterstüzen, aus. Erst aber wollten sie die bessere Waffe der Inielligeuz ver suchen — gelänge es mit dieser nicht, - dann treilich bliebe nichlS anderes weiter übrig, als diese—! uns dabei schlug er wa.ker an seinen Nazionalgarvensabei, dass es kriegslustig weit dahin klirrte. — Allgemeines Bravo, Hurra, Böhmen hoch!) Hierauf laS Bürger Schanz junior von Treuen, die kräftige Addressc der Deutschen in St. Louiö rn Amerika, — an ihre Brüder in Deutschland vor. DA klang eine Sprache heraus! — deutsch und kräftig, wie sie nur der Re publ ika n er zu führe» im Stande iss, mit dem die Würde des sreren Mannes zu gleicher Zeit in seinem Busen «ufwächst. — Rödiger nahm sich hierauf der Volksbewaffnung an und sprach einige ermahnende Worte, sich in diesen ernsten Zeiten ja recht in den Waffen zu üben, sich aap Alles gefasst zu machen; sowohl äusseren, als auch lü'.d das vorzüglich, inneren Feinden gegenüber. Der Antrag von Rödiger, den er schon vorher gestellt hatte: Die Versammlung möge an di» konsti- tmrende Versammlung zu Frankfurt eine Petizion ek- geken lassen, um unverzügliche Aufhebung aller Zollschranken im Innern Deutschlands, wurde ein stimmig angenommen und vom Könnt': im Namen der Versammlung sogleich unterschrieben; da der Antrag steller bereits eine fertige Petizion in der Tasche hatr^ Einen sehr gut duichgearbriletrn Vortrag über die Arbeiterverhiltnisse trug Lehrer, Bürger Wich von Falkenstein vor, an welchen sich ein kräftiges Hoch auf Deutschland, vom Bürger Scharf aus Falkenstein, anschloss. — Hierauf schloss der Obmann die Versammlung, oach- dr.n er noch'einmal ,:neu Niberbtik über d«S Ganze, qc