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Nr. 210. Pulsnitzer Tageblatt. — Sonnabend, den 5. Dezember 1925. Seirr- be- ? konnte der seiner Ver- Erstens die Iben und zugleich ihre tschechischen Nachfolger vor. Faschistische Gewaltmatznahmen in Südtirol. Aus Innsbruck wird gemeldet: Wie aus Bozen richtet wirk, erhielten vor einigen Tagen sämtliche deutschen Richter des Landesgerichtes die Aufforderung, einen Ort in Alt-Italien als Amtssitz zu wählen. teidigung konnte er nur zwei Punkte anführen. Behauptung, sein Verbot habe sich nicht gegen schwarzweißrot, Die Münchener Akademie für das Deutschtum hat nach Salzburg nunmehr in Innsbruck eine Zweigstelle errichtet. In Wien ist eine solche in Vorbereitung. Wieder Kabinettskrise in Prag. <2 Prag. Der Führer der katholischen Volkspartei, Pater Schramek, begab sich zum Präsidenten Masaryk, um ihm mitzuteilen, daß es ihm nicht gelungen sei, ein Kabinett zu bilden, und daß er seine Mission zurllckgebe. Es wird an genommen, daß entweder der Sozialdemokrat Bechyne oder wiederum Sychla mit der Kabinettsbildung betraut wird. Gebt zur Zrppelm-Eckener-Spende! Sehet nur einmal die Welt aus der Vogelschau: be schämt erkennt ihr da, wie eng euch die Grenzen eures Ar beitszimmers, eurer Städte und eures Landes umzirken. Aber über euch wölbt sich Gottes Dom in seiner Unendlichkeit- Durchs Rollen und Brausen der Propeller hört ihr etwas "»e Orgelton. . In euren Augen bleibt noch lange ein Abglanz von der Freude, die euer Herz da droben erfüllt hat. Und ihr werdet irgendwie bemüht bleiben, die Eürtelm-mern, die euch hier unten eincngsn, niederzureißen. Eure Welt ist gewachst». Und darum denket daran, Friedrichshafen zu erha.ten. Wir müssen, wir wollen ein neues deutsches Luftschiff bauen. Paul Oskar Höcker. Oos nükrüeksks Wsiknsekts-Esseksnk ksutrsn, Keickeostr 14 Vcrlrcter kür pukmtr und UmxexeoU: Pulsnil», Lcilievstrsöe Nr. 50 Uekert kiMiMk KgdMf iE LroürLbrsäor! Oie neue badische Regierung blaggenoerbot und Richthofen-Ehrung vor dem badischen Landtag. D Karlsruhe. Für die Beurteilung der neuen schwarz roten Regierung in Baden sind die Erörterungen sehr wert voll, die sich an das Fahnenverbot des sozialistischen Innen ministers Remmele beim Einzug Hindenburgs in Karlsruhe «nd an die Stellungnahme der badischen Regierung zur Ehrung der Leiche Richthofens anschloffen. Diese Erörterun gen haben in den politischen Debatten im Landtag ihren KU vertreten bestimmt ist, und dessen Zweck die Vorbereitung einer Konferenz für die Herabsetzung und Beschränkung der Rüstungen ist. Das Wirtschaftskomitee des Völkerbundes hat sich mit der Prüfung der Frage einer internationalen Wirt schaftskonferenz befaßt, deren Einberufung Loucheur anläß lich der letzten Bölkerbundversammlung beantragt hatte. Bekanntlich hat das Komitee vorläufig lediglich Anregungen für di« Bestimmung des Komitees einzureichen, das diese Konferenz vorzubereiten hat. Die Mitglieder dieses Komitees sollen in der nächsten Woche durch den Völkerbundrat ernannt werden. Kleine politische Aachrichten. Einmalige Beihilfe für die Beamte». -st Wie wir von gutunterrichteter Seite erfahren, besteht Nicht nur in parlamentarischen Kreisen, sondern auch im Reichsfinanzministerium di« Absicht, den Beamten angesichts der Notlage, namentlich der unteren und mittleren Gruppen, poch vor Weihnachten helfend einzugreifen. In der nächsten Sitzung des 24er Ausschusses des Reichs tags wird seitens des Finanzministeriums der Vorschlag ge macht werden, am 15. Dezember den Beamten aller Gchalts- klassen 50 Prozent ihres Monatsgehaltes als einmalige Win terhilfe auszuzahlen. Dieser Zuschuß soll eine Abfindung bis zum 1. April 1926 darstellen. Wie wir weiter hören, wird es, wenn der Reichstag zustimmen sollte, möglich fein, alle in Frage kommender Dienststellen innerhalb von sechs Tagen zu benachrichtigen, und ihnen die für die Auszahlung Notwendigen Mittel zu überweisen. -s- Fürst Otto v. Bismarck bei Coolidge. Der deutsch nationale Reichstagsab,geordnete Fürst Otto v. Bismarck pmrde vom Präsidenten Coolidge empfangen. ch- An einem Wendepunkt der preußischen Kirchen- Geschichte. In einer Sitzung beschäftigte sich der zum letzten Male versammelte Evangelische Landeskirchen-Ausschuß, der fim Jahre 1920 für die Uebergangszeit bis zur Neubildung Der Verfassung berufene Träger des obersten Kirchenregi- Ments, mit den letzten, dringenden Vorbereitunasarbeiten für die bevorstehende Generalsynode und für die Konstitu ierung des Kirchensenats. Nach Erledigung der Tagesord nung würdigte der Vorsitzende, Präsident v. vr. Kapler, 'in einigen Abschiedsworten die Tätigkeit des Landeskirchen- lausschusses in den mehr als 5 Jahren seines Bestehens. sondern nur gegen die Fahnen der radikalen Verbände ge- xichtet; zweitens die Behauptung, er habe nur das Verbot erlassen, weil er Grund zur Annahme gehabt habe, daß es ohne ein solches Verbot zu Zusammenstößen kommen würde. Diese Gründe konnten jedoch nicht den Eindruck verwischen, daß der Minister als Parteimann gehandelt hat. Dieser Ein druck wurde noch verstärkt, als der Vertreter der Volkspartei ; einige Stellen aus sozialistischen Blättern vorlas, in denen > Minister Remmele sich in Reichsbannermanier über die . Fahnenfrage geäußert hat. Auf die Frage, warum keine Ver- > treter der Regierung auf dem Karlsruher Bahnhof erschienen seien, als dort am Sarge Richthofens eine Trauerfeier statt- , sand, erklärte der Staatspräsident im Namen der Regierung, die Negierung habe keine Einladung erhalten. Sie habe auch l Nicht den Zeitpunkt der Feierlichkeit gekannt. Die Einladung l wäre wahrscheinlich mit Absicht unterblieben, was sich aus der Einstellung des Fliegerbundes zum Staat erkläre. Die Erklärung des Staatspräsidenten wurde allgemein als eine Blamage für die badische Regierung empfunden, und die Blamage wird nun noch verstärkt durch - eine Erklärung, die der Fliegsrbund Karlsruhe veröffentlicht j hat. Hier wird festgestellt: erstens, daß keine Einladungen zu der Feier am Grabe Richthofens ergangen seien, sondern vaß alle Vereine und Verbünde aus eigenem menschlichen Antriebe gekommen seien; zweitens, da ßder badische Innen- . Minister von der Ueberführung Kenntnis gehabt haben müsse, denn er habe darauf hingewirkt, daß von einer Uebernahme- i feier in Kehl mit Rücksicht aus die Besatzung verzichtet werden i sollte. Der Fliegerbund weist mit aller Schärfe die Be ¬ hauptung des Staatspräsidenten zurück, daß die Verbände ; aus einer gewissen politischen Einstellung heraus die Ne- aierung nicht eingeladen hätten. Die Einstellung der neuen j vadischen Negierung zur Frage des nationalen Empfindens wird durch die Vorgänge deutlich gekennzeichnet. Wss Krsnkemvsscke muä cksrlaluäsrt venÜR» -,n-^ äurcb KleiäunZ und lVäsrkestsickv ist bsine Lellerbesi, Wsii töte! scbon in dsnä^srmer stauZe jeden kirsnkkeiistzeintt Abrüstung am grünen Tisch. Die Völkerbundsausschüsse tagen. S Genf. Der Redaktionsausschuß desWirt - schastskomitees des Völkerbundes beendete die Aus arbeitung der Empfehlung zu Händen des Völkerbundrates betreffend die Handelsverträge mit Oesterreich. Das Finanz komitee des Völkerbundes behandelte pnter dem Vorsitz von Leopold Dubis-Schweiz die Frage der finanziellen Wiederherstellung Oesterreichs. Der österreichi sche .Bundeskanzler Ör. Namek, der Minister des Aeußeren vr. Mataja und der Finanzminister Ahrer nahmen an den Arbeiten des Komitees nicht teil, da sie noch nicht in Genf aingetroffen sind. Die Diskussion bezog sich in der Haupt sache auf die Mittel zur Entwicklung der Landwirtschaft in Oesterreich, vor allem durch Gewährung von Darlehen und durch eine bessere Organisation des landwirtschaftlichen Kredits. Das Komitee des Völkerbunürates, das beauftragt ist, ^ntliche^ vo^.^er^Völkerbundsversammlung aufgeworfenen Herabsetzung der Rüstungen -u prüfen, trat unter dem Vorsitz von Paul Boncour - zu ammen Das Komitee begann zunächst einen Meinungsaustausch über die Zusammenstellung und die Ber- DaffunZ des Organismus, der die Koordinationskommission Stmmwolken am politischen Horizont. Neue Unterdrückung des Auslaud, deutschtums. O Wie«. In Kärnten herrscht schon seit einigen Wochen unter der deutschen Bevölkerung große Aufregung wegen der Alarmnachrichteu, die über einen bevorstehenden Ban deneinfall slowenischer Organisationen verbreitet sind. Den Nachrichten zufolge ist der Zweck der Agitation, die Abstim mung, in welcher sich die Kärntner in großer Majorität für das Verbleiben bei Oesterreich entschieden hatten, durch Gewalt aufzuheben und den Anschluß Kärntens an den jugosla wischen Staat mit Waffen zu erzwingen. Zur Durchführung des Einmarsches ist angeblich der Verein „Orjuna" aus- ersehen, welcher militärisch organisiert ist, und dessen Mit glieder in der letzten Zeit mit Waffen und Munition reichlich ausgerüstet wurden. Auch sollen in den letzten Tagen von dem Verein „Orjuna" wiederholt Alarmübungen veranstaltet worden sein, bei denen jedes Mitglied auf ein bestimmtes Zeichen in voller militärischer Ausrüstung und mit Lebens mitteln für drei Tage versahen erscheinen mußte. Der Bel- grader Korrespondent der „Stunde" erfährt von dem militä rischen Vertreter eines europäischen Staates, daß die „Orjuna" den bewaffneten lleberfall auf Kärnten für einen der nächsten Tage plane. Der Militärattache legte auch mit Berufung auf den Friedensvertrag der jugo slawischen Regierung nähe, alle notwendigen Maßnahmen zu treffen,, um diesen lleberfall zu vereiteln, weiter auch für die Zukunft der gefährlichen Propaganda, die gegen Oesterreich gerichtet ist, Einhalt zu gebieten. Tschechischer Terror gegenüber Prager Deutschen. Zu Beginn der diesjährigen Frühjahrsmesse drang eine Bande tschechischer Faschisten in die Gasthausräume des „Deutschen Hauses" in Prag ein und verlangte von den dort anwesenden Gästen, besonders Studenten, daß sie die Kappen und Bänder ablegten. Als diese sich nicht sofort dem Befehle fügten, begannen die Banditen auf die Studenten mit Stöcken dreinzuschlagen, und erst rasch herbeigeholte Hilfe konnte diesem Unfug ein Ende machen. Nun hatten sich diese tschechischen Helden vor dem Landesgericht wegen Haus friedensbruch zu verantworten. Der Senat sprach jedoch sämtliche Angeklagte von diesem Verbrechen frei, da ihnen eine böse Absicht nicht nachgewiesen werden könne. Maffeuabbau deutscher Beamter in der Tscheche!. Aus Prag wird gemeldet: Wie die deutschen Blätter aus Deutsch-Böhmen berichten^ wird dort ein neuer Massen- abbau von deutschen Staatsangestellten rücksichtslos durch- «sührt. Am 1. 12. wurden in Deutsch-Böhmen 2000 deutsche Postbeamte entlassen, in Rumburg, Warnsdorf und Schlückenau 80 Prozent aller dortigen deutschen Beamten. Namentlich trifft die Maßnahme alte Beamte, die bereits 8Y Jähre und länger ihren Menst versahen. Als die deut- schen Briefträger in Karlsbad von ihrem Rundgang in das Postgebäude zurückgekehrt waren, .fanden sie das Entlassungs- Oie wirtschaftliche Lage der Reichsbahn D Berlin. Vo« SO. November bis zum 3. Dezember Pelt der Verwaltungsrat der Deutschen Reichsbahn-Gesell- schast in Berlin seine regelmäßige Tagung ab. Die ernste Lage der gesamten Wirtschaft spiegelt sich auch im Verkehr auf der Reichsbahn wieder. Der in normalen Jahren besonders starke Herbstverkehr ist erheblich hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Nur bei vorsichtigster Fi nanzgebarung wird die Reichsbahn in der Lage sein, den allgemeinen wirtschaftlichen Tiefstand unter Erfüllung ihrer Verpflichtungen zu überwinden. Sollte die Reichs bahn zu Lohn- und Gehaltserhöhungen gezwungen werden, für welche Deckung nicht vorhanden ist, so würde das zur Folge haben: Me Tarife müßten trotz er heblicher wirtschaftlicher Bedenken erhöht werden, die säch lichen Ausgaben müßten unter Raubbau an den eigenen Bahnanlagen noch weiter eingeschränkt werden, wodurch zu gleich die Arbeitslosigkeit in den beteiligten Industrien erhöht würde, schließlich müßte der Personalbedarf durch Verringe rung der Zahl oer Züge, zeitweilige Stillegung unrentabler Strecken usw. wirksam verringert werden. Von dem Stan- des Personalabbaus. nahm der Verwaltungsrat Kenntnis. Danach ist die durch die Lage des Unternehmens beim jetzigen Verkehrsstand ge botene planmäßige Verringerung des Personalstandes in den meisten Bezirken durchgeführt. In einzelnen Bezirken und besonders in den Werkstätten bleibt der Abbau noch zu be endigen; es soll jedoch dabei die für diesen Winter zu er wartende Wirtschaftsnot nach Möglichkeit Berücksichtigung finden. Zur schärferen Ueberwachung der Wirtschaftlichkeit des Betriebes soll vom 1. Januar ab eine gesonderte Abrechnung der Ein nahmen und Ausgaben jedes einzelnen Direktionsgebietes Angeführt werden. Zu einer Reihe von neuen Ausnahmetarifen für einzelne Industrieerzeugnisse und Rohstoffe und von Wettbewerbs tarifen zur Aufrechterhaltung der Konkurrenzfähig- lei t gegenüber fremd'en Eisenbahnstrecken gab der Verwal tungsrat seine Zustimmung. Me Vorarbeiten für eine allge meine Neuordnung der Gütertarife gehen ihrer Beendigung Entgegen. Hinsichtlich des Verhältnisses der Reichsbahn zum Kraftwagenverkehr wurde vom Verwaltungsrat be- grüßt, daß in Zukunft vor Zulassung neuer Kraftfahrlinien eine gegenseitige Verständigung zwischen den beteiligten Mi nisterien und der Reichsbahn stattfinden wird. Verbesse rungen im Bahnverkehr haben in vielen Fällen den Ver kehr vom Kraftwagen zzur Eisenbahn zurückgeführt. Höhepunkt erreicht. Vertreter der Deutschnationalen und per Deutschen Volkspartei haben den sozialistischen Innen minister vor dem Landtag wegen seiner Haltung zur Ver antwortung gezogen. Der Sprecher der Deutschnationalen führte den Nachweis, daß das Verbot verfassungs widrig war. In seiner Verteidigungsrede Minister diesen Beweis nicht entkräften. Zu