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MsmtzerZaaeblait 1. VeiSage z« Nr. 21V Sonnabend, 5. Dezember 1K25 77. Jahrgang Politische Rundschau. Kabinettsberatung am Sonnabend. Berli«. Nach den bisherigen Dispositionen findet Sonn abend vormittag um 11 Uhr eine Kabinettssitzung statt, in jder verschiedene Fragen zur Beratung stehen. Anschließend M diese Sitzung des Kabinetts ist eine Ministerbesprechung anberaumt. Es ist anzunehmen, daß dann der Reichskanzler Lem Reichspräsidenten die Demission des Kabinetts unter breiten wird. Man nimmt in parlamentarischen Kreisen an, daß der Reichspräsident dann zunächst die Führer der Reichstags parteien im Laufe des Sonnabendnachmittag und des Sonntags zu sich bitten wird, und den Reichskanzler Dr. Luther etwa am Montag mit der Bildung eines neuen Kabinettes beauftragen wird. Der Reichspräsident beabsich- tigt, im Gegensatz zu dem bei früheren Kabinettskrnen ub- pichen Verfahren, die Führung der Verhandlungen über die Regierungskrise fest in der Hand zu behalten und nicht e wa Zeinen von der Reichstagmehrheit präsentierten Kanzler > hne weiteres zu ernennen. Taaunq der Maschinenbau-Industrie. Verein Deutscher Maschinenbauanstalten, Ler Spitzenverband der gesamten deutschen Maschmen- Induktrie kielt im Sitzungssaal des ReicyswirtschasisralS unter ungewöhnlich starker Beteiligung und 'm Bestem zahl reicher Regierungsvertreter seine diesjährige ordentliche Mitgliederversammlung ab. Der demokratische Parteitag. D Breslau. Im Konzerthaussaal wurde der 3. Reichs- Parteitag der Deutschen Demokratischen Partei eröffnet. Das Hauptreferat hielt an Stelle Les verhinderten Reichsministers -a. D. K o ch der Reichstagsabgeordnete Or. Haas, der den Locarnovertrag und die Stellung der Deutschen Demokrati schen Partei dazu erörterte. Er hatte manche Kritik an dem Dertragswerk zu üben, das leider eine Anerkennung des Versailler Vertrages, der Westgrenz« und auch de; Ostgrenze ausspreche. Trotzdem sei zu hoffen, daß uns der Vertrag chn gutes Stück auf dem Weg zur Völkerverständigung und zum wahren Frieden weiterbringe. Danach sprach der Reichstagsabgeordnete Oskar Meyer, der die wirtschaftliche Seite des Locarnovertrages unL die Einwirkung der Reichs- regierung auf die Leutsch« Wirtschaft behandelte. Englische Truppen besetzen Wiesbaden. D Wiesbaden. Eine kleine Abteilung englischer Trup- pen, die jetzt eingetroffen ist, hat mit der Beschaffung von Quartieren für die neue englische Besatzungszone begonnen. Bon Requisitionen soll dabei anscheinend abgesehen werden. Die Quartiermacher haben durch das Städtische Wohnungs amt die Einwohnersä-aft auffordern lassen, möbelierte und leere Wohnungen, Verkaufslokale und dergleichen gegen Geldentschädigung zur Verfügung zu stellen. Bisher haben die anwesenden englischen Truppen nur die Kasernen belegt, da sie Angehörige nicht bei sich haben. Die „Vereinigten Staaten von Europa". K Paris. Ein Sonderkorrespondent der „Information" hat den Generaldirektor der A.E.G., Deutsch, über seine Ansicht über eine deutsch-französische Wirtschaftsverständi gung befragt. Deutsch erklärte in dem Interview, er sehe drei Stadien für die wirtschaftliche Wiedergeburt Europas voraus: 1 die horizontale Konzentration in West- und Mittel europa einschließlich Englands, 2 . die harmonische Ineinanderfügung der ähnlichen In dustrien der einzelnen Nationen. Deutschland habe übrigens hie erste Stufe auf vielen Gebieten bereits durchlaufen. In der dritten Stufe endlich werde Europa seine AL- machungen mit Amerika erweitern können und müssen. Diese wirtschaftliche Wiedergeburt schließe naturgemäß die Schaffung eines neuen politischen Zustandes in Europa in sich. Man müsse -ie Möglichkeit der Vereinigten Saaten von Europa deutlich ins Auge fassen. Dieser Gedanke habe nichts Chrmarstches an sich. Die wirtschaftliche Zukunft Vnne uur auf der Bildung großer internationaler Unter nehmungen beruhen, sowie auf der korrelativen Verminde rung der Typen zwecks Herabsetzung der Gestehungskosten, sowie endlich auf der intensivsten Ausnutzung aller Produk- tionsfaktoren bei gleichzeitigem Verschwinden der kleinen Be triebe, ausgenommen etwa für Reparaturen. Was Deutschland bezahlen muß! Der kostspielige Herr Tirard. T Paris. Der Abgeordnete Uhry macht in der „Cre Nouvelle" auf die Verschwendungssucht des Vorsitzenden der 'Nheinlandkommission aufmerksam. Nach der Berechnung Uhrys dürfte der französische Staat durch den Abbau der Kommission mindestens 15 Millionen Frank ersparen. Tirard hat für die Entlohnung der nach Frankreich heim kehrenden Beamten .folgende Bedingungen aufgestellt: 1. Auszahlung eines dreimonatigen Gehalts in Goldwäh rung vom ersten Januar 1928 ab gerechnet, 2. Bezahlung Uo« 28 Arbeitstage« in Goldmark pro Dienstsahr, 3. Der d«mrte hat das Recht, sei«e Wohnung bis zum 1926 zu behalten. Wenn einer ftüher auszieht, pHieht M« besondere Entschädigung. 4. Alle Trapsport unkosten werden bis zum Bestimmungsort in Frankreich be zahlt. Die nach Frankreich heimkehrenden Personen brauchen sich keiner Zolluntersuchung zu unterziehen. Teuerungswelle in Polen. G Warschau. Trotz der kürzlich erfolgten Befestigung Les Zloty-Kurses geht durch ganz Polen eine heftige Teue- , xungswelle, die fast alle Artikel des täglichen Bedarfes um- < faßt. In den Lebensmittelgeschäften werden die Waren mit einem Ausschlag von 50—100 Prozent verkauft. Die Sozial demokraten fordern von der Regierung die Bekämpfung des Lebensmittelwuchers mit den allerschärfsten Mitteln, u. a. auch durch ein Getreideausfuhrverbot. Die Teuerung hat in den Grubengebieten von Dombrowa und Krakau unter den dortigen Arbeitslosen und Kurzarbeitern starke Erregung hervorgerufen. Die Arbeiter drohen, mit 'eigenen Rütteln - Hilfe zu schaffen, sofern der Regierung eine wirksame Be- : kämpfung der Teuerung nicht gelingen sollte. „Parlamentarismus" in England. G London. Die Sozialisten brachten im englischen Un terhaus einen Antrag auf Ausschluß der Oeffentlichkeit ein. Zweck dieses Antrages war, die Regierungsbeamten aus dem Hause zu entfernen, die den Handelsminister mit Material versahen. Der Antrag war nicht ernst gemeint, da er keinerlei Aussicht auf Annahme zu haben schien. Die konservativen Mitglieder des Unterhauses benutzten jedoch die Gelegenheit, ! der Opposition einen Streich zu spielen, und stimmten für ; den Antrag. Daraufhin wurde die Oeffentlichkeit ausgeschlossen. Alle Beamten und Pressevertreter mußten den Sitzungssaal ver lassen, und die Parlamentarier blieben unter sich. Es ist dies seit fünfzig Jahren das erstemal, daß die Oeffentlichkeit aus geschlossen worden ist. Vor fünfzig Jahren wurde auf An trag eines irischen Parlamentariers die Oeffentlichkeit aus geschlossen. Es genügte damals dazu lediglich die Feststellung, . daß sich „ei- Fremder" auf der Galerie befände. Damals . rrchtete sich diese Aktion gegen den Fürsten von Wales, den späteren König Eduard VII., der auf der Zuschauertribüne saß. Irgendwie ernste Bedeutung hat die Geheimsitzung selbst- verständlich nicht gehabt. Es handelte sich nur um einen par lamentarischen Ulk. Das erwachende Afrika. London. Ministerpräsident Hertzog hat sich an die Führer der nationalradikalen Negcrbcwcgung in einem Schreiben gewandt und sie zur Mäßigung ermahnt. Die Neger Südafrikas verlangen das Wahlrecht für alle Be wohner Südafrikas, eine Forderung, die besonders bei den Nationalisten im Parlamen. große Empörung hervor gerufen hat. Syriens Kampf um feine Unabhängigkeit. Kairo. Nach einer Meldung aus Beirut ist der neue z französische Kommissar für Syrien de Iouvenel in Da maskus angekommen. Die Syrier hatten bekanntlich von s de Iouvenel eine weitgehende Autonomie gefordert. De Iou- ! venel hatte dieses Verlangen abgewiesen. Infolgedessen hat > sich in Syrien die Empörung gegen die französische Fremd- ? Herrschaft verschärft. Der französische Kommissar hatte von ! Verhandlungen gesprochen, die er mit den in Syrien leben den Stämmen und mit den Arabern anknüpfen wollte. Nach den Aeußerungen de Iouvenels will der Sultan el Atrasch von Verhandlungen nichts mehr wissen. Er fordert für Syrien das „Selbstbestimmungsrecht der Völker". ' Die Garnison von Damaskus war, als de Iouvenel an kam, alarmiert. Zwar war ein Angriff der Drusen in Sy rien in der Nacht vom 2. bis 3. Dezember von den Franzosen zurückgeworfest worden, doch erwartete man einen neuen Vorstoß,der einheimischen Bevölkerung. Die Stadtgrenze wird dauernd von Automobilen, Tanks und Maschinenge wehrabteilungen bewacht, da man glaubt, daß die Drusen einen Handstreich unternehmen wollen. Sultan el Atrasch will, falls die Operationen gegen Damaskus fehlschlagen, die - Franzosen durch einen Guerillakrieg über den Winter hin- § halten, um während dieser Zeit neue Kräfte aus Arabien heranzuziehen. Der Kampf würde dann im Frühling fort gesetzt werden. Jedenfalls wird es, bevor die Friedensverhandlungen mit de Iouvenel beginnen, noch zu entscheidenden Schlägen kommen. „Frieden allen denen, die den Frieden wollen; Krieg denen, die den Krieg wollen", hat de Iouvenel bei seiner Ankunft in Damaskus gesagt. Die Einheimischen in Afrika, Palästina, Syrien und Arabien sind der Meinung, daß die Franzosen den Krieg gebracht haben. Das Schicksal des deutschen Eigentums in Amerika. New Bork. Nach der Meldung einer Zeitung aus Wa- shington unterstützten der Bundesanwalt und das Schatzamt einen Plan, durch den man das Schicksal des beschlagnahmten deutschen Eigentums zur Zufriedenheit der deutschen Eigen tümer und derjenigen Amerikaner zu regeln hofft, die gegen Deutschland Ansprüche erheben und darauf bestanden, daß j die beschlagnahmten Fonds als Sicherheit für ihre Ansprüche ! zurückbehalten würden. Der Plan sieht eine Schatzanleihe z von 250 Millionen Dollar vor, sowie die Verwendung von j 80 Millionen Dollar der auf die beschlagnahmten deutschen r Guthaben angewachsenen Zinsen, um mit der Zahlung zu gunsten der Ansprüche von Amerikanern zu beginnen. Dem Einwand, daß dies eine Konfiskation von Privateigentum bedeuten würde, wird die Erklärung entgegengestellt, daß diese Zinsen und das Kapital auf gemeinsames Konto hinter legt sind, und daß es unmöglich fei, zu entscheiden, an welche Einzelpersonen das Geld abgeführt werden soll. Dem Ver nehmen nach haben die Anwälte der deutschen Eigentümer inH Namen ihrer Klienten eingewilligt, einen gewissen Betrag in' Regierungsbons entgegenzunehmen, der aus dem Ertrag von zwei Prozent der Reparationszahlungen zurückgezahlt werden soll. Aus der Migkeit der Handelskammer MlW. Die Kammer hat sich mit dem Erlaß einer Verordnung einverstanden erklärt, wonach die Anbringung von gedruckten Absenderangaben auf Briefumschlägen künftig auf etwa ein Drittel der Vorderseite beschränkt werden soll. Diese Maßnahme ist notwendig, weil die Freimarken wenn die Vorderseite der Umschläge in voller Breite mit dem Namen des Absenders bedruckt ist von den Entwertungslinien der Briefstempelmaschinen nicht oder nur unzureichend getroffen werden. — Zu der Anregung der Kammer, neue Post- paketbegleitadressen mit einem dritten Abschnitt ein zuführen, der den Absendern von Paketen als Bescheinigung über die Aufgabe ausgehändigt werden soll, hat die. Ober- post - Direktion Dresden mitgeteilt, daß die vorgeschlagene Neuerung im Zusammenhang mit etwaigen weiteren Aende- rungen beim Versand von Postpaketen im Reichspostministe rium geprüft wird. — Bei der Reichsbahndirektion Dresden hat die Kammer befürwortet, Fleisch, frisches Roh fett, Rinder und Schafe in die ermäßigte Eil gutklasse aufzunehmen und das Freigewicht für Eis bei der Beförderung von frischem Fleisch von 5»/« auf 20 bis 25 zu erhöhen. — Auf den Antrag der Kammer, einen Fernsprechanschluß bei der Kleinbahn- Güterabfertigungs stelle in Zittau herzustellen, hat die Neichsbahndirektion Dresden mitgeteilt, daß dies ge schehen werde. — Zu einem Anträge auf Ergänzung der Eisenbahnverkehrsordnung dahin, daß jeder Ueber- bringer eines vom Absender unterzeichneten Frachtbriefes bei der Auflieferung des Gutes befugt sein soll, Aenderungen oder Ergänzungen im Frachtbriefe vorzunehmen, hat »die Kammer einen ablehnenden Standpunkt eingenommen. — Beim Wirtschastsministerium hat die Kammer angeregt, durch Vermittelung des Auswärtigen Amtes von der englischen Negierung Untersuchungen über die Beraubung von Ausfuhrsendungen in Londoner Docks anstellen zu lassen. — Mit der vorgesehenen Erhöhung der Revi sionsgrenze beim Reichsgericht von 1800 RM. auf 4000 RM hat sich die Kammer in der Erwartung ein verstanden erklärt, daß die Nevisionsgrenze wieder ermäßigt wird, sobald dies der Geschäftsgang beim Reichsgericht zu läßt. — Die Kammer hat sich damit einverstanden erklärt, daß eine Verordnung erlassen wird, wonach das Mischen von Schmierseife mit Kartoffelmehl verboten werden soll. — Für die mit dem 1. Januar 1926 beginnende Wahlperiode des Landesei senbahnrates hat die Kammer als Mitglied Herrn Kommerzienrat Huste- Bischofswerda und als Stellvertreter Herrn Dr. Weber- Schwepnitz, benannt. Sport. Schych. Beim Moskauer Schachturnier wurde Spiel-! mann von Or. Lasker geschlagen, der jetzt nur noch mrts 2 Punkten gegen den führenden Bogolujubow zurüasteht. Morgen findet die mit Spannung erwartete Begegnung zwischen den beiden stärksten Spielern des Turniers statt. Der deutsch-schwedische Studcnten-Wettkampf wird nun mn 16. d. M. in Berlin im Rahmen eines Hallensportfestes statt finden. zpichlMdll Msttschtn ZlMslhaln Varden Opernhaus. Sonntag, d. 6., Außer Anrecht; „Adre Chenier", 7—n.-/,10. Montag, den 7., Anrcchtsreihe „Eugen Onegin", 7— g. '/»11. Dienstag, d. 8., Anrechts reihe „Die Schneider von Schönau", >/,8—»/.10. Mitt woch, d. 9., Außer Anrecht: „Tiefland", »/,9—g. 10. Don nerstag, d. 10., Anrechtsreihe „Aida", 7—n. »/4IO. Frei tag, d. 11., Anrechtsreihe X: „Die verkaufte Braut", 8 bis geg. 10. Sonnabend, den 12., Außer Anrecht: „Violette«", Violettea; Julia a. G., '/,8—10. Sonntag, d. 13., Außer Anrecht: „Der Noscnkavalier", >/,7—»/.H, Feldmarschallin Marg. Siems a. G. Montag, d. 14., Anrcchtsreihe 6, zum 1. Male (Uraufführung): „Unter vier Augen", Die Elixire des Teufels, 7 Uhr. Schauspielhaus. Sonntag, den 6., vorm. 11 Uhr: Tanzgastspiel Trümpy; Außer Anrecht: „Im weißen Rößl", '/»8— n.1O. Montag, d. 7., Anrcchtsreihe ä: „Das Große Welttheater", '/,8—g.'/»lO. Dienstag, d. 8., Anrechtsreihe „Der mutige Seefahrer", '/,8—g-'/4IO. Mittwoch, d. 9., Anrechtsreihe „Juarez und Maximilian", 1— 8- '/»II- Donnerstag, d. 10., Für den Verein Dresdner Volksbühne (kein öffentlicher Kartenverkauf: „Juarez und Maximilian", >/,8— g. 11. Freitag, d. 11., Anrcchtsreihe ä: Zum 1. Male (Uraufführung): „Der Froschkönig", -/,8 Uhr. Sonnabend, den 12., Anrechtsreihe ä: „Der Froschkönig", -/,8 Uhr. Sonntag, den 13., Außer Anrecht: „Der Frosch- könig", >/»8 Uhr. Montag, d. 14., Anrechtsreihe 8: „Stella", '/>8-g. '/.10.