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Der Faustturm Die Brunnenkastelle Harnronte, die inr grünlichen Dämmer lichte ergreifend auf uns wirkt So eingestimmt treten wir durch das Haupt portal in eine der besterhaltenen und großartigsten Klosterkirchen Deutsch lands, eine dreischiffige Pseilerbasilika, erbaut in den Jahren 1146 l178. Bewundernd überblickt unser Auge die gewaltigen Ausmaße deS Mittelschiffes mit seinen 65 m Länge und 12 m Höhe bei 8,6 m Breite. Wir verlassen die Border- oderLaien- ktrche und treten durch den Lettner in den Herrenchor. Hier fesseln unsern Blick zwei große gotische Prachtsenster, und auf dem Altar die Überreste der Holzbilder, die einst den Altar zierten, der zierliche Levitenstuyl mit prachtvoller Holzschnitzerei an der Brüstung und vor allem die beiden Doppelreihen der eichenen Chorstühlc. SelteneMeisterwerke der Holzschnitzerei stellen biblische Ereignisse unter Be nutzung von allerlei Laubwerk und Tierbildern dar, während die Rück- lehnen der Hinteren Stuhlreihen mit allerhand Gotterwerk verziert sind. Auf den beiden Seitenschiffen erregen die Reste der Deckenmalerei, hier ziemlich gut erhalten, unsere Be wunderung, vor allein in den zehn gotischen Kapellen an der Südseite. Sondcrbildbericht für unsere Beilage von G. Wirth V )om Buchengrün des Neckarbergländes umrahmt liegt die alte Ztsterzienserabtei Maulbronn, eine Perle Les Württembergischen Landes. Sie bildet nicht bloß einen Anziehungspunkt für den religiös gestimmten Wanderer; auch dem Geschichts- und Kunstfreunde, wie dem Architekten bietet sie auserlesene Genüsse, und selbst der Naturfreund kommt in ihrer Umgebung auf seine Rechnung. Die Lage -es Klosters entsprach ganz den Bedürfnissen der Zisterzienser; denn Weltabgeschiedenheit, Wald- und Wasserreichtum, gute Bausteine und anbaufähiger Boden waren die Grunderfordernisse für ihre Tätigkeit. Das alles fanden sie hier. — AlS Stifter wird ein Ritter van Lamersheim genannt, der in der Klosterkirche bestattet ist. Die' Sage führt die Auffindung der geeigneten Örtlichkeit indessen auf den Trunk eines Maultieres an einem Brunnen zurück und erklärt damit den Namen des Klosters. In Wirklichkeit hat aber der Bischof Günther von Speyer 1146 Zisterziensermönchen eine „geschickt nnd abgeschiedene Stadt, Mulebrunnen genannt", zur Niederlassung angewiesen und die Gründung reichlich mit Gütern und Höfen ausgestattet. Sie vergrößerte sich unter kaiserlicher und päpstlicher Gunst und durch Zuwendungen frommer, reicher Adelsgeschlechter bedeutend. Im 15. Jahr hundert erlebte das Kloster seine Blütezeit. Damals besah es über 160 Güter und ein Abt dieser Zeit nannte cs das „ i rd i s ch e P a r a d i es ". Es war als Pflanzstätte der christlichen Frömmigkeit, Zucht und Sitte zu jeder Zeit geachtet. Anerkannte Meister des Weinbaues, der Fischzucht und Entwässerung der Felder wie auch des Waldbaues sind ans ihm hervorgegangen. Daß aber unter den Mönchen auch hervorragende Baumeister waren, bezeugt das Kloster noch heute. Anfänglich stand dieAbtei unter kaiserlichem Schutze, erhielt aber später gräfliche Unterschirmvögtc. Als sie die Reichsimmittelbarkeit eingebüßt hatte,kam sie unter die Herzöge von Würt temberg. Im pfälzischen und Bauern kriege wurde sie erobert nnd geplündert, glücklicherweise ohne daß die Gebäude bedeutenden Schaden erlitten. Aber nach dein Augsburger Religtonsfriedep wurde durch Herzog Christoph von Württemberg hier die Reformation ' eingeführt und die Abtei in eine evangelische Klosterschule zur Vor« bcreitung auf das theologische Studium umgewandelt, die nach mancherlei Wechselfüllen im M-jährigen Kriege durch den Westfälischen Frieden be stätigt wurde und noch heute besteht. — Nun auf zu einem Rund gang durch das heutige Kloster! Wir treten durch das Mst Jahre alte Eingangstnr. Bor uns weitet sich der KIvsterhof mit seinen zahlreichen Gebäuden. Rechts liegen unter anderen das Mesnerhaus, die Küferei, der riesige Fruchtkasten mit Kelter und Keller und die alte Weingartmeistcrei. Zur Linken bleiben in einiger Entfernung andere Wirt schaftsgebäude sowie die Wohnungen für Handwerker und das heutige Finanzamtsgebäude. Bald stehen wir im kühlen Schatten riesiger Linden nnd betreten dann die Vorhalle der Klosterkirche, „Para dies" genannt. Die Formen und Maße der Pfeilerbündel und Fensterbogen im rheinischen Übergangsstile des l 2. Jahrhunderts zeigen eine seltene iMMMMMMttMMMUNMIIMMMIMMMMMMUMMIMMMMIIMMttMMttMIMMttMUMMUMMttUMMMMMMIMUMMMttHHMHHMUMMMHHHHMMMMMMMIMUMMMIMMttMMMUMMMMUHUMMttMMMMMMMMMMMM Bild oben: Der Klosterhof. — Bild links: Blick ans den Krenzgang vom Garten ans