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Der junge Bursche sand auch den Tad. Ich habe es später erfahren. Und jetzt bitte ich, mir den Zusammenhana zu erklären, wenn jemand dazu Lust hat. Man nennt mich mit Recht einen Zweifler; denn wenn das einem anderen zugestoßen wäre, ich hätte cs nie geglaubt." Arne ^Ae/Hrn Ans dem alten Friedhöfe in Potsdam befindet sich ein öfter/ nlit frischen Blumen geschmücktes Denkmal, das auf einer Säule einen emporfliegenden Adler zeigt. Der Sockel enthält nur die Worte: „Eleonore ProchaSka". Das Denkmal wurde dem heldenmütigen Mädchen gesetzt, das, am 11. März 1785 in Potsdam als Tochter eines Unteroffiziers geboren und im Potsdamer Militär-Waisenhaus erzogen, im Mai 1813 bei einem neugebildeten Bataillon des Lützowschcn Freikorps unter deni Ramen August Renz als freiwilliger Jäger eingetreten war. Es gelang ihr, ihr (Geschlecht zu verheimlichen. In dein Gefecht an der Göhrde, am 13. September 1813, wurde sie durch einen Schenkelschuß schwer verwundet, nachdem sie einem ge fallenen französischen Tambour die Trommel abgenommen und vorwärtsstürmend zur Attacke geschlagen hatte. Jetzt eröffnete sie den Kameraden, daß sie ein Mädchen sei. Unter großen Schmerzen verschied sic am 5. Oktober in Dannenberg. In dem von Tr. Bogdan Krieger wiederum mit bewährter Umsicht hcrausgegcbenen, sehr reichhaltigen und glänzend illustrierten „Preußen Kalender" (Berlin, Otto Elsners Perlag), der ein erlesenes und billiges Festgeschenk für alt und jung bildet, wird auch ein Brief der jugendlichen Heldin aus ihrem ersten Biwak an ihren fünfzehnjährigen Bruder mitgeteilt. Der Schluß lautet: „Lebe Wohl, guter Bruder! Ehrenvoll oder nie siehst Du mich wieder. Grüße Patern und Karolinen tausend mal! Sage ihnen, versichere ihnen, daß mein Herz stets gut und edel bleiben wird, daß keine Zeit, Schicksal oder Gelegenheit mich zu Grausamkeiten oder zu bösen Handlungen verleiten soll, und daß stets mein Herz treu und bieder für Euch schlägt. Mit ewiger Liebe Deine Leonore, genannt August Renz, freiwilliger Jäger bei dem Lützowschen Freikorps im Detachement I. Ba taillon." iDre /rüHers deHerr^rrn«? Her ^Nsmerr Bei unseren Vorfahren im alten Germanien erfolgte die Namengebung, im Norden die Namenbesestigung genannt, als bald nach dec Geburt, sie geschah mit Wasserbegietzung, so daß unsere heidnischen Bäter auch hier dem Christentum auf halbem Wege entgegcnkamcn. Jener, der das Kind mit Wasser begoß, gab ihm auch den Namen. Was die Bezeichnung Namenbesestigung anbelangt, so erklärt es sich daraus, daß ja in der Tat der Aame mit der Person zusammenwächst. Man hatte in dieser Beziehung eine weit tiefere Erkenntnis von der Bedeutung der Namen als heutzutage. Wie auf dem Ge biete der heiligen Schrift die Ramen Wescnbezeichnungen sind, so fühlte man auch in unserer Vorzeit in den Namen Leben und geistige Bedeutung strömen, und sah in ihnen nicht in moderner Gedankenlosigkeit eine» näheren Zierat oder ein bloßes Kennzeichen, das dazu diene, die einzelnen Menschen wie Sachen voneinander zu unterscheiden. Wie auf dem Ge biete der Offenbarung, so zeigt sich auf dem unseres ältesten deutschen Lebens eine Frische, Tiefe und Fülle der Lebens anschauung, die späteren Zeiten, die mitleidig auf jenes herab sehen, in bedenklicher Weise abhanden gekommen ist. Der einzelne Mensch wurde nicht als ein beliebiger Mensch, sondern als eine bestimmte Persönlichkeit gefaßt und behandelt, und für diese bestimmte Art der Persönlichkeit ward der Name geschaffen. Auch wurden die Namen gleich den Sagen nnd Lieder» als Familienheiligtum überliefert, sodann war der Name eine mahnende Mitgabc fürs Leben, und in diesem Sinne sind viele weibliche Namen mit „borg" und „salr", dem Hauswesen, der Welt der Fra», gebildet. Dem Wohlklange der alte» Namen, wie Lieba, die Lebendige, Swinda, die Starke, Rasche, Bertha, die Glänzende, Berthwitta, die Glanz- frcuttdin, Svanhvit/ die Schwanweiße usw. können sich die entlehnten nicht vergleichen. Tie Einführung fremder Namen geschah einmal durch das Christentum und sodann durch die Bekanntschaft mit fremden Völkern. So begegnen wir im 8 Jahrhundert u. a. dem Nanien Elisabeth, im 0. Jahrhundert Anna, Christina, Elena, Susanna; im 10. Jahrhundert Leonora, Regina, Judith; im 12. Jahrhundert Agnes, Johanna, Margaretha, Sophia; im 13. Jahrhundert Katharina, Klara, Klemcntia, Elise, Helene, Isolde; iüi l-l. Jahrhundert Cecilia, Ursula; im 15. Jahrhundert Amalia, Barbara. Wic auf alle Gebieten der Sitte, so hat auch auf die Namen — und zwar auch da nicht zum Segen — die Be kanntschaft mit den Romanen, mit keltischer und romanischer Dichtung eingewirkt. Die alten Namen, in denen eine Fülle geistigen Lebens strömt, und in denen sich ost einzelne Züge des altgermanischcn Frauenideals offenbaren, sind vergessen und unverständlich geworden, und jene unerschöpfliche Fülle ist einer sehr großen Dürre gewichen. Dr. Fritz Bruckner. <Wann err^snH Hie MoHe? Ja, das ist eine schwierige Frage, die sich nicht leicht bc antworten läßt. Solange das weibliche Geschlecht besteht, dürfte seine Kleidung auch von der Mode beeinflußt worden sein, und zwar in steigendem Maße mit dem allmählichen Zn- nehmen der Kultur. Wie uns die römische» Schriftsteller Tacitus und Plinius berichten, trug ma» im alte» Deutschland entweder Pelz- oder Linnenbekleidung. Die altnordische Frauen tracht wird uns im Liede der Edda geschildert, hier hat Amma, die Mutter eines Freien, ein Tuch über dem Kopf, eins nm den Hals, einen Mantel mit Spangen ans den Achseln und unter den» Mantel einen Nock. Das Weib jene» freien einen Rock von Ziegenhaaren nnd hat Schlüssel angehängl. Pelz, Wadmal — ein grobes Wollenzeug — und Linnen, das waren die Kleidungsstoffe des Nordens. Die feinere» Wolle» zeuge kamen erst durch die deutschen Kaufleute auf den nor discheu Markt, im 14. Jahrhundert, besonders von Lübeck und Aper», sogenanntes Damentuch, dann auch Scharlach, das Prachttuch des Mittelalters, welches man höher schätzte als Purpur. Dabei blieb die Leinwand, die bei den Germanen uralt ist und deren seine Bereitung schon von den Römern ge lobt wurde, hauptsächlich Frauentracht. Vom einfachen Linnen ist zur Ehre der deutschen Frau einer der schönsten Franen- namcn, der Name Lina, genommen. Zu der cmhciynschen Wolle kam später auch vom Ausland bezogene; die beste Wolle lieferte unter de» germanische» Ländern England, das beste Tuch im 8. Jahrhundert Friesland, wic denn auch unter den heimischen Erzeugnissen, die Karl der Große dem Kalifen Haru» al Raschid schickte, friesische Tücher Ware«. Am beliebteste» wäre» unter de» Wollenzcugeu der Scharlach, rot, blau, braun, grün, auch weiß. Er wurde am beste» i» Regensburg gewebt; mitunter ward er mit Pclzwcrk verbrämt und hob Goldstickerei seine Farbe »och mehr hervor. Noch mannigfaltiger als die Wollcnstoffe Ware» die Seidenstoffe, die aus Hochasien kamen. Auch der Samt kam zuerst aus dem Morgeulcmde, wurde iu Italien nachgcmacht und von da nach Deutschland gebracht, wo die Samtweberei erst im Anfänge des 16. Jahrhunderts be trieben wurde. Elisabeth. Vor Weihnachten Ich komme zu spät; Verzeihe, Mama! Ist denn der Vati schon lange da? Und die Minna bringt schon die Suppe herein! — Ach, Mutti! Du mußt nicht böse sein! Nimm es nicht übel und schilt nicht, du! Sich mal, weist du: so ging das zu: In der Straße, durch die wir zur Schule gehn, War ein neues Spielsachen-Fenster zu sehn, — Und so süße Sachen waren da — Man mußte mal gucken, glaub mir's, Mama! Das Gucken mag länger gedauert haben — Da war ein Bär mit 'nem Puppenknaben, — Ein Puppenmädel und Tiere, ja Und eine Babypuppe war da. Die saß in einer großen Wiege — Ach — ob ich die wohl zu Weihnachten kriege?