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Weihnachtszeit I Wohin die großen Kinderherzcn wandern Z In herrlich, stiller, lieber Weihnachtszeit? Z. Crinnerend von einem Ort zum andern, Z Aus längst versunk'ner, sel'ger Kinderzeit. - Z Was dort die großen Kinderherzen sehen? Z Der teuren Eltern liebend Herz und Hand Z Vom Lichterschein umstrahlt, den Christbaum stehen V Z Viel Gaben, trauter Liebe zärtlich Pfand. I Z Verweht sind nun der Kindheit süße Träume, ß Verflossen manches gramdurchfurchte Jahr. Z Nur die Erinncung führt in heil'ge Räume. ß Die Träne perlt: „Ja, wie es damals war." ß Entschwunden rind versunken all die Wonnen; Z Was einst vergangen, kehrt uns nie zurück. V Doch eines blieb, nun strahlen neue Sonnen V Durch unser Weh: der Kleinen Weihnachtsglück. Elsa Neuhof-von hadeln V demselben Augenblicke erhob sich ein Lärm, als ob sämtlichen Tieren eines nicht unbedeutenden Zoologischen Gartens mit einen: Male auf die Pfoten getreten würde. Schnell förderte Mncki den Inhalt seines Pakets, eine große Wurst zutage, die er in den Raum warf, zusammen mit Worten, die soviel be sagten, als daß nach seiner, Muckis, Meinung der innen- seitige Hund das wohlgelungenste Erzeugnis der Schöpfung sei, das inan nicht genug loben und belohnen könne. „Nero, mein gutes Tierchen, hat's denn geschmeckt, das Würstchen?" Statt aller Anwort sprang das Tierchen, das die eineinhalb Kilo Wnrst verschlungen hatte wie ein Paar Frankfurter Würstchen, mit solcher Wut gegeu die Oeffnung und Vollführtc einen derartig erneuten Spektakel, daß der Verbrecher entsetzt zurückprallte, er hatte nämlich erkannt, daß anstatt des gut mütigen Neufundländers „Nero", der ihm aus der Hand fraß, ein Bullenbeißer von fabelhaften Ausmessungen die Schätze der Radiummannfaktnr bewachte. Ter Lärm verstummte nicht eher, als bis Mucki sich wieder auf der Straße befand. Hier stand er eine Weile und horchte. Nichts rührte sich, am allerwenigsten der Nachiportier. Was nun? Eine Weile mar Mucki ratlos. Gift besaß er nicht und außerdem stiegen ihm gelinde Zweifel aus, ob cs ihm gelingen würde, das Riesenvieh zum Einnehmen des Giftes zu bestimmen. Aber w'hre Liebe kennt keine Hindernisse, und schon nach wenigen Minuten klärten sich Muckis Mienen auf. Schnellen Schrittes ging er von dannen, durchmaß einige Straßen, in denen er die Häuser musterte, und verschwand schließlich in einem derselben. Dicker Oualm von Monovoltabak erfüllte den kleinen Raum. Tränenden Auges bahnte sich Mucki den Weg zur Theke und forderte von dem erstaunten Wirt ein Glas Bier und zehn Kilo Fleischwurst. Im Interesse seines Geschäftes überwand der Wirt, der gleichzeitig Metzger war, seine Ver blüffung, da er fürchtete, daß dem späten Gast sonst die über mäßige Sonderbarkeit seines Auftrags selbst zum Bewußtsein kommen würde. Mit einer Miene, als ob fast alle seine Be sucher nachts um 114 Uhr 10 Kilo Wurst zu kaufen pflegen, händigte er Mucki das Gewünschte ein, der sofort damit ver schwand. Abermals begab er sich zur Fabrik. Drinnen zog er die Stiefel aus und schlich mit seiner nahrhaften Last nach oben. Lautlos össnete er das Schiebefenster und in demselben Augen blicke, wo der Bullenbeißer von neuem seinen Gesang an stimmen wollte, fiel ihm eine riesige Wurst auf die Nase. Eine Weile schwankte das Tier, es mußte sich erst darüber klar wer den, ob seine Unbestechlichkeit großer sei, als feine Begehrlich keit: dann, zu seiner Schande, erwies sich die letztere als stärker. Der einen Wurst folgten zwölf andere, und bei jedem neuen Seoen protestierte der Hund weniger lebhaft gegen die in der Oeffnung erscheinende Hand. Nach der zwölften Wurst batte er nur Linn für seine Verdauung — cs gibt keinen Hund, der nach 10 Kilo Fleisch noch Temperament besitzt und Pflichten kennt. Mutig und unangefochten betrat Mncki jetzt den Ranm, entschlossen öffnete er den Geldschrank, nahm das Bleikästchen an sich, dessen Inhalt nach Abnahme des Deckels in der voll kommenen Dunkelheit intensiv leuchtete und erstarrte vor Entsetzen, denn draußen fuhr ein Wagen vor. „Wü gesagt, mein lüber Oeduard, wir brauchen nur cuu- zutröten, wenn Du's söhn willst, denn morgen mit dem ärsten Zuge bringe ich's wög." Mucki saß auf Schlaucherls Stadl, in den er gesunken war, wie auf einem amerikanischen Elektrisicrschaffott, denn einen Ausweg gab es nicht für ihn. Nach einer fürchterlich qual vollen Minute tönte es von draußen wie Engelsstimmen an sein Ohr. „Na, weißt Freunder!, machen mir's schon ein andermal. Nach so einem Souper'l, da eilt's mir nich gar so arg mit der Wissenschaft. Aber einen Schampus geb ich noch aus im Troca- dero, wo die Fränze schenkt, fesch, Freunder!, fesch." Ein Zungenschnalzer ging in dem Geräusch des davon- rollenden Wagens unter. Mncki atmete erlöst, zärtlich drückte er das Kästchen an sich, das in Angst und Not sein eigen wurde. Vorbei an dem voll gefressenen Bullenbeißer und dem vollgclrnnkcncn Wächter gewann er die Straße und begab sich ungesäumt zu Doktor Bigbug. Als Direktor Schwacher! am folgenden Morgen vor Be ginn der Arbeitszeit sein Büro betrat fand er die Lage noch unverändert. Schlancherl schüttelte den Kopf beim Anblick des Portiers und er schüttelte heftiger, als er oben den im Schlafe friedlich verdauenden Bullenbeißer gewahrte. Ahnungsvoll schloß der Direktor auf und dann stieß er einen Pfiff aus. „Hab ich mür's doch gödacht! Hötte ich nücht den Popanz mit Phospborlack in das Kästchen gelegt und das Radium Hün ten unauffällig in den Geldauszug, so war es, Wentz der Hümmel, jetzt futsch gewösen." Mn Oer/? Von Otto Lindan. (Nachdruck verboten.) die aufgeklärten Kinder des Jahr und sagen mit dem Tone der tiefsten „Es gibt keinen Teufel!" Auf die Za stellen sich Hunderts hin Ueberzeugung: „ Gefahr, für einen im finstersten Mittelalter steckenden Menschen gehalten zu werden, wage ich den Aus spruch: „Es gibt eine ganze Menge derselben, und man hat nichts nötig, als die Augen auszumachen, um zu sehen." Ich habe die nicht seltene Ehre, eine große Anzahl von ihnen genauer zu kennen, einige davon haben sich in mir selbst häuslich niedergelassen. Ich behandele sie sogar höchst an ständig und mit jener höflichen Rücksicht, welche ihnen als Sprossen eines uralten Geschlechts geziemt. Das geschieht aus bloßer Klugheit, denu würfe ich sie heute hinaus, morgen kämen andere, vielleicht viel unangenehmere — leider kann nämlich kaum ein Mensch ohne einige Hausteufel, welche oft in recht störender Weise sich bemerkbar machen, leben. Ein sehr mächtiger aus dieser Sippe herrscht in ungewöhn lich vielen Familien bei Jungen und Alten, Männern und Frauen und erweist sein Dasein durch erschreckliche Wirkungen. Eben haben die Kinder in heiterem Uebermut gespielt, und die Mutter hat überall gelächelt: im nächsten Augenblick sitzen die Kleinen verschüchtert und mit Tränen in den Augen in einer Ecke, und die Mutter ist ganz außer sich. Ein Ehepaar scherzt und lacht, da kommt der Satan, und sieh: die Frau hat rote Augen, der Mann aber rennt im Zimmer auf und nieder und bläst Rauchwolken von sich, wie eine toll gewordene Loko Motive, lind dort zwei Liebende: cs ist cin herzerquickender Anblick. Sie lehnt das blonde oder braune „Engelsköpfchen" an seine Brust und sieht zu ihm auf mit den bekannten schönsten Augen, er aber, ganz Zärtlichkeit, drückt sie an sich, da kommt der böse Geist ganz unvermutet und flüstert und hetzt so lange, bis sein Werk gelungen ist: sie sitzt nun allein in einer Ecke des Ruhebettes, drückt das Taschentuch an die Augen und seufzt, er blickt zu dem Fenster hinaus und seufzt ebenfalls. Der Teufel aber empfindet dabei das „höllische" Vergnügen, welches seinen, schwarzen Herzen entspricht, und kichert behaglich in sich hinein. Oft verrät sich dieser Hausteufel durch lautes Poltern, er macht sich durch Teller, Gläser oder Kochtopfe bemerkbar, welche in kühnen, Bogen gegen die Wand fliegen und dort das Ende ihrer irdischen Laufbahn erleben. Jetzt dürfte die Neugierde des Lesers genug gespannt sein, und ich mutz nun wohl anch den Namen des höllischen Geistes nennen. Wie er in seiner Heimat heißt, konnte ich nicht er fahren, bei uns aber nennt inan ihn „Mißlauue".