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Das Pilzgift. Eine bemerkenswerte Aussprache über das Gift und die Giftwirkungen der „höheren" Pilze fand unlängst in der ' Physikalisch-medizinischen Gesellschaft zu Würzburg — im Anschluß an einen Vortrag von Or. Steidle — statt. Trotz seiner außerordentlichen praktischen Bedeutung ist dieses Ge biet bis jetzt immer noch recht unvollkommen geklärt, vr. Steidle hat eine ganze Reihe von Versuchen angestellt, für die er als Ausgangspunkt den sogenannten Birken- oder Giftreizker (llactorius lorminosusj wählte. Der frifch- gewonnene Pilzpreßsaft und wässerige Auszüge aus getrock neten Exemplaren enthielten ein absolut tödliches Blutgefäß gift, das bei den dafür empfindlichen Tieren (Hunden, Katzen, Kaninchen und Fröschen) Blutungen in den verschiedensten Organen, schwere Atmungsstörungen usw. hervorrief. Das Gift wirkte allerdings immer erst nach einer Zeit. Genauere Untersuchungen ergaben, daß dieses Gift beim Trocknen und Aufbewahren der Pilze nichts von seiner gefährlichen Wir kung einbüßt, auch wenn man die Pilze jahrelang in Alkohol konserviert. Dagegen ist es gegen Säuren und Laugen emp findlich, während — das ist praktisch wichtig — die Ver- dauungssäste ihm wenig anhaben. Befremdend wirkte die experimentell erhärtete Tatsache, daß auch in den eßbaren — also als ungiftig zu bezeichnenden — Pilzen ein Stofß ent halten ist, der nach seinen Wirkungen gleichfalls als eine Art Blutgefäßgift aufgefaßt werden mußte. Und doch fehlt die Gifteinwirkung beim Genuß dieser „eßbaren" Pilze, offenbar, weil das Gist hier an andere Stoffe gebunden ist, so daß die schädigende Wirkung ausbleibt. Gme deutsche Antwor t 1809. Napoleons Kreaturen schnüffelten und spionierten in ganz Preußen herum. Zwar offiziell galt die untertänige Devise: „Ruhe ist die erste Bürgerpflicht", aber im Lande glühte ein Funken, der sich nicht ausblasen ließ. Der Major von Schill dachte einen allgemeinen Polksaufstand ins Leben zu rufen, und seine Freischärler machten den überall herum ziehenden französischen kleineren Truppenteilen das Leben recht sauer. Einst war es von Schill gelungen, vier kostbare, für Napoleon bestimmte Pferde zu erbeuten. Napoleon schrieb ihm, daß er jedes Pferd mit 1000 Talern einlösen wolle. Er adressierte aber feinen Brief: „An den Räuberhauptmann Schill." Der wackere Deutsche antwortete: „Mein Herr Bruder! Daß ich Ihnen vier Pferde ge nommen, macht mir um so mehr Vergnügen, da ich aus Ihrem Briefe ersehe, daß Sie einen hohen Wert darauf setzen. Gegen die angebotenen 4000 Taler kann ich sie nicht zurückgeben. Wollen Sie aber die vier Pferde, welche Sie vom Brandenburger Tore in Berlin weggestohlen haben, zurückgeben, so stehen die Ihren unentgeltlich zu Diensten. Schill." Es ist bekannt, wie der Held kurze Zeit darauf seinen Tod fand, wie seine Soldaten behandelt wurden, und wie elf seiner Offiziere in Wesel französischer Nachsucht zum Opfer fielem Aber der obenerwähnte Funke wurde drei Jahre später durch den Sturmwind aus dem Osten zu lodernder Flamme emporgeblasen, und Blücher brachte 1814 mit seinen Getreuen die „vier Pferde vom Brandenburger Tor" wieder nach Berlin zurück. Der Ursprung deö Hörnchens. Das halbmondförmige Gebäck, das man bei uns Hörn chen und in Oesterreich Kipfel nennt, ist ursprünglich ein Siegeszeichen gewesen. Es blickt ungefähr auf ein Alter von 250 Jahren zurück und wurde zuerst in Wien im Jahre 1683 zum Andenken an den Sieg über die Türken gebacken. Der Besteier Wiens, Johann Sobieski, König von Polen, war es, der die Anregung zu diesem Gebäck gab. Cs sollte ein Sinnbild des türkischen Halbmondes sein, unter dessen Zeichen der Erbfeind Oesterreichs in das Land gedrungen war, und es bis vor die Tore Wiens geplündert hatte. Nadem die Türken vertrieben waren, sollte sich jeder einen - Halbmond schaffen können, um ihn zu zerbrechen. Uebrigens führt der „Kipfel" in Frankreich heute noch den Namen croissant, also Halbmond. Gestickte Eier. Man hat schon häufig von sonderbaren Käuzen gehört, di .hre beste Zeit damit verbringen, auf die Rückseite einer Briefmarke ein Kapitel aus der Bibel zu schreiben oder auf ein« Nußschale ein Landschaftsbild zu malen. Aber alle diese Spielereien werden von den gestickten Eiern in den Schatten gestellt, die man auf der soeben geschlossenen Pariser Aus stellung für dekorative Kunst bewundern konnte. In eine leere Eischale hatte der Sticker etwa zweitausend Löcher ge stochen, um mit buntfarbiger Seide im Innern des Eis kom plizierte Figuren zu sticken. Es bedarf einer ununter brochenen Arbeit von drei bis sechzehn Monaten, um ein derartiges Kunstwerk der Erduld zustande zu bringen. So erklärt es sich auch, daß diese Lier für die Kleinigkeit von 35 000 bis 40 000 Frank per Stück verkauft werden können, vorausgesetzt natürlich, daß sich ein Käufer findet. Man weiß nicht, ob man die Geduld des Künstlers mehr bewun dern muß oder den Umstand, daß er ab und zu Leute auf spürt, die für seine unnützen und noch nicht einmal schönen Eier so viel Geld ausgeben. oo——° Praktische Winke. Brotrmöenwaffer wird als guter Trank für Kranke, namentlich Fieberkranke, bezeichnet. Man übergießt Kg. Brotrinde mit einem Liter kochenden Wassers, setzt etwas Zitronensaft und Zucker zu und läßt erkalten. Ssnsbäder werden nur als Teilbader, größtenteils als Fußbäder zur Ableitung des Blutes bei schweren Krankheiten gebraucht. Zu einem Senfbade werden 100 bis 200 Gramm Senfmehl in ein Säckchen genäht und dieses in dem warmen Vadewasser ausgedrückt. Das Treten der Pedale geschieht am besten mit der Spitze des Fußes. Beim Hochkommen des Pedals entlaste man es, man mache den darauf ruhenden Fuß so leicht wie möglich. Hat das Pedal seinen höchsten Punkt überschritten, dann trete man ruhig und nachdrücklich nach unten, den Absatz fest durchdrückend, so daß der Fuß nach Vollendung der ersten oberen Viertelkreises so zu stehen kommt, als wolle man mit dem Fuße etwas fortdrücken. Diesen Druck setzt man dann solange fort, bis der tote Punkt erreicht ist, dann tritt in der gleichen Weise, wie vorher beschrieben, der andere Fuß in Funktion. Ein Afrikaforscher zeigte seine Sammlung afrikanischer Trophäen, darunter einen prachtvollen, ausgestopften Leo parden, der mit aufgerissenem Rachen, zum Sprung bereit, auf einem Ast kauerte. „Ach, wie interessant", sagte ein kleines Fräulein. „War der Leopard sehr wild?" „Das war der schlimmste Kampf, den ich mit einem Raubtier hatte", sagte der Forscher. „Den habe ich im Nachthemd geschossen." „Um Gottes willen," sagte das Fräulein, „wie kam Senn der Leopard da rein?" * „Ist Herr Müller zu Hause?" fragte der Besucher. „Welchen Herrn Müller wollen Sie denn sprechen? Es wohnen doch zwei Brüder hier?" „Na, den, der eine Schwester in Frankfurt hat." * „Karl, hast du von der neuen Maschine gehört, mit deren Hilfe man einen Lügner feststellen kann?" „Davon gehört? Menschenskind, geheiratet habe ich sie." * „Willkommen, lieber Professor, und wo ist Ihre liebe Frau?" „Um Gottes willen, die habe ich in der Bahn stehen lassen." „Dieser Hut macht Sie um zehn Jahre jünger, meine Dame", sagte die Verkäuferin. „Dann kann ich ihn nicht gebrauchen; bedenken Sie doch: Jedesmal, wenn ich ihn absetze, sehe ich um zehn Jahre älter aus." in Albnm ist der Menschen ivnre» Leben, Das aufbewahrt in Gottes Händen bleibt, Ein leeres Blatt wird jeglichem gegeben, Und jeder ist nur, was er darauf schreibt. Ein stiller Geist ist jahrelang geschäftig; Die Zeit nur macht die feine Gärung kräftig Losch«. ° Adventsgedanken. Wer will kommen? „Der Herr Christ, unser Gott, der will uns führ'n aus aller Not." Was wäre die Erde ohne sein Kommen? Noch immer ein dunkles Land. Was der Himmel? Noch immer die verlorene Heimat. Was unser Leben? Noch immer ein Todesschatten. Was unser Sterben? Noch immer ein Schrecken. Nun aber, nun schließt er wieder auf die Tür zum schönen Paradies. Nun sagt's ein Tag dem andern, mein Leben sei ein Wandern zur schönen Ewigkeit. Nun ist keine Last mehr so schwer, daß sie nicht könnte getragen werden, keine Sünde so groß, daß sie nicht Vergebung fände. O freuet euch, ihr Christen, der Ankunft eures Herrn! Freude ist beim Christen das einzig natürliche Ver halten, das dem Großen entspricht, das uns zuteil werden soll. Darum sollten wir billig die glücklichsten und aller vergnügtesten Leute sein; das innere Freudenlicht müßte uns aus den Augen leuchten. Wie zeigt sich gerade in der Freude der leuchtende Charakter echten Christseins! Freude ist des Christentums innerster Kern. Christentum ist die Religion der großen Freude. Es ist nicht die Religion der großen, verschüchterten, um ihr Lebensglück betrogenen Masse; es ist die Religion der freudigen Menschen, der Siegfrieds- seelen, der starken, sonnigen Persönlichkeiten. Ich denke an die Kerze auf dem Adventskränze. Vor kurzem noch lag sie beim Kaufmann im Kasten mit all dem andern. Jetzt ist sie herausgenommen vor anderen, an sonderliche Stelle gesetzt und entzündet, daß sie leuchte und erfreue. Soll nicht auch dir solches geschehen? Bist nicht auch du berufen zu gleichem Dienst? — Menschen, die an dern leuchten, andere fröhlich machen, üben Anziehungskraft aus; helfen mit, daß Gottes Reich komme zu uns, daß es werde Advent. Gott schenk' uns einen frohen Advent! xu. Der Teriaksmann * Aus den Tage« de» Mittelalters. E. G Gundermann, Hedrich, Roggenkrespe, Kornrade, Same der Klatschrose, Huflattich, Winde, Zinnkraut oder Schachtelhalm, Baldrian, Wohlverleih, die wir als Arnikablumen kennen, welche, wegen ihrer mannigfachen Heilkraft sehr gerühmt, im höchsten Ansehen gestanden hat. Wolfsmilch, Bilsenkraut, Tollkirsche, Althee, eins der ältesten gerühmtcsten Heilge- wüchse, Wcinkraut, Salbei, Ringelblume, Pfingstrose oder Gichtrose, Mohn, Strohblume, Nessel, Himmelschlüssel, Wege breit, Steinkraut, Stiefmütterchen, Gänseblume, Sauerampfer, Schafgarbe, Königskerze, Löwenzahn, Glockenblume, Farn kraut, Kümmel, Kerbel, Schierling, Wasserschierling, Wald meister, wegen seiner Heilkräfte vorzüglich gepriesen, stärkt die Eingeweide. Wird er in der Walpurgisnacht oder am Urbanstage vor Aufgang der Sonne gepflückt, so besitzt er die Kraft, böse Geister auszutrciben. Quendel oder Tymian, Majoran, Krausemünz, Pfeffermünz, Katzenmünz, gut gegen Katzenjammer, Melisse, Lavendel, Basilikum, Beifuß, Wehr mut, vertreibt die Unbehaglichkeit. Raute, Rettig fördert die Verdauung. Meerrettich, Bärlapp, Kamille vertreibt Kopf schmerzen und Ucbelkeit. Wachholder wirkt heilkräftig durch feine Beeren, teils durch seine Nadeln, teils durch seine Rinde und Holz, ferner Goldäpsel oder Liebesäpfel, Wohl unsere Tomate. Sadebaum oder Sabina ward von den Nonnen im Klostergarten teils als Zierde, teils wegen des reichen Gewinnes, den er abwarf, gezogen. Am Palmsonn tage nämlich banden sie Büschel ans den Zweigen des Sadebaumes, Buchsbaumes, der Salweide und Taxus und verkauften sie um hohe Preise. In Achtung stand auch der Buchsbaum. Man be diente sich dessen zu Sprengwedeln, um mit kirchlich geweih tem Wasser Grenzhaufen fowie Grenzsteine zu besprengen, welche dadurch unverrückbar wurden und die Eigenschaft er hielten, dem Frevler am Eigentumsrechte Unheil und Ver derben zu bringen. Hauswurz, auch Hauslaub war auf den Dächern gern gesehen, weil es, wie man wähnte, den Blitz vom Hause ableitete. Die heil künstlerische Kenntnis der Nonnen ist nicht verloren gegangen, 'sondern hat in den gerühmten Heilmitteln bis auf unsere Tage fortgelebt. Und so fanden sich Leute' 'n verschiedenen Gegenden im Erzgebirge, namentlich in Schneeberg, Annaberg, Schwar zenberg, Zwickau, welche als Arzneilaboranten auftraten und ihre Heilmittel auf Märkten feilboten. Dieser Handel mit Heilmitteln ist durch Einführung der Apotheken (die Puls nitzer Apotheke ist am 12. Mai 1677 von Alfons Haupold gegründet worden) nach und nach erloschen, und nur in Königssee blüht der Handel mit 'Arzneilaborantenwaren noch fort. Und nun 'kommen wir szu unserem Teriaksmann zu rück. Derselbe hatte seine Thee's und Tinkturen ausgelegt, einen'Kessel aufgestellt, worin er dieses oder jenes sott, einer wollte einen Zahn gerissen haben, der andere einen Abszeß geschnitten, ein anderer wieder zur Ader gelassen werden. Er brachte es ja auch besser und war in besserer Uebung wie i der Bader, welcher im Orte eine verachtete Person war stind mit dem Henker auf einer Stufe stand. Da kamen 'sie vontden Dörfern. Bei einem war die Kuh beschrieen, bei einem andern hatte der Nachbar das Käber- chen, er hatte deutlich gesehen, wie ein Kater mit feurigem