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25. Jahrgang Mittwoch, dm 9. November 1898. Nr. 260. Redacttou und Expedition: l»»h«ßral« » (nahe dem N Amt»,nicht). Telrqramm-Adnst«: Rn,ei«n Hoheusteiuernflihul. Jnsertion-grbühren: die fünfgespaltene <^rpusze>^ Pfg.. Raum für den Berbreitungsbezirk 10 Psg, 2 ,. Rabatt. Neelam« 25 Pfg. Bei mehrmattger Aufg «vom. «meahme der Inserate für die folgende 1» Uhr. Größere Anzeigen Diese« Blatt erscheint mit AuSnahm« der Sonn- und Festtage täglich Nachmittag. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Au-träger, sowie alle Postanstalten. Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich 1 Mk. 25 Pfg. incl. der illustrirten Sonntagsbeilage. sm UMm-ßniW, LberlnWitz, 8kÄms Lugau, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf u. Bekanntniachung wegen der Erftänzungstvahl für den Kirchenvorstand der St. Trinitatis- Parochie zu Hohenstein-Ernstthal (Neustadt.) Gemäß der Kirchenvorstands-Ordnung scheiden in diesem Jahre die bisherigen Mitglieder: Herr Böttchermeister C. Kolbe und „ Bäckermeister W. Scheer aus dem Kirchenvorstande aus. Dieselben sind wieder wählbar. Alle stimmberechtigten Glieder der obengenannten Kirchgemeinde werden hier durch ersucht, von ihrem Wahlrechte Gebrauch zu machen und sich unter Angabe ihres vollen Namens, Standes, Alters und der Wohnung auf dem Pfarramte oder auf dem Stadthause oder bei einem der Herren Kirchenvorsteher: Böttchermeister Kolbe und Färbereibesitzer Beckert, Lungwitzerstraße; Kaufmann G. Kretzschmar, Neumarkt; Bäckermeister Scheer, Chemnitzerstraße; Kirch rechnungsführer Krauste, Oststraße, und zwar in der Zeit vom 9. bis mit 23. November "„.„melden, mündlich oder schriftlich zum Einträgen in die Wählerlisten anz . ^ Stimmberechtigt sind alle selbstständigen Hausväterevange 1 kmMhet Confession, welche das 25. Lebensjahr erfüllt haben, gleichviel ob l Gottes sind oder nicht, mit Ausnahme solcher, die durch Verachtung de» , oder der Ordnungen der Kirche, Unterlassung der Tause oder Tram 9 ehrbaren Lebenswandel öffentliches, durch nachhaltige Besserung "ich „„fischen hobenes Aergerniß gegeben haben, oder von der Stimmberechtigung v p Wahlen ausgeschlossen sind. , . . „ hip. Nach erfolgter Prüfung und Feststellung der Wählerlisten werden selben Aufgenommenen abgestempelte Stimmzettel zugestellt. Der Tag der Wahl wird noch besonders bekannt gemaryk. Hohenstein-Ernstthal, den 8. November 1898. Der Kirchenvorstand zu St. Trinitatis. G. Schmidt, Pfarrer. Deutsches Brotkoru für das deutsche Volk. Die Ernte war gut und doch steigen die Getreide preise in der ganzen Welt, — ein Beweis, daß die amerikanischen Spekulanten von dem Schlage des Joseph Leiter wieder an der Arbeit sind und die Ernte bereits zu einem guten Theile in feste Hände gebracht haben. Da die Deutschen jetzt einen großen Theil ihrer Brotfrucht durch Zwischenhändler vom Ausland beziehen, so wird die Preiserhöhung auch bei uns wieder empfindlich »erspürt werden. Die großen Zeitungen treten dem Großhandel mcht gern zu nahe; aber die Kölnische Zeitung betont jetzt, daß Deutschland sein Brotkorn recht gut selbst bauen kann. Daß ein Blatt von der Stellung der Köln. Ztg. dieser Ueberzeugung Ausdruck giebt, wird den Groß händlern, die von der fremden Einfuhr profitiren wollen, und ihrer Presse schrill in die Ohren klingen. Ob die deutsche Landwirthschaft trotz der schnell wachsenden Bevölkerung jetzt und für die nächste Zukunft noch im Stande sei, das erforderliche Brotkorn aus heimischem Boden zu erzeugen, oder ob wir dauernd und in wachsendem Maße gezwungen sind, vom Ans lande unsere wichtigsten Volksnahrungsmittel zu beziehen, ist eine für unsere ganze Wirthschafts- und Handels politik grundlegende Frage. Da die Köln. Ztg. diese Frage dahin beantwortet, daß wir sehr wohl bei bessern Getreidepreisen und bei der dadurch gegebenen Mög lichkeit intensiverer Kultur des Bodens das deutsche Voll vorwiegend mit deutschem Brot ernähren können, so wird dadurch denen eine Stütze gegeben, die heute nach erhöhtem Schutze für die deutsche Landwirthschaft verlangen, um uns davor zu bewahren, vollständig vom Auslände für unsere Volksernührung abhängig zu werden. Der deutsche Landwirthschaftsrath veröffentlicht in der letzten Nummer seiner „Nachrichten" als „Materialien für die Handelspolitik" eine ganz objektiv gehaltene Abhandlung zur Prüfung jener Frage, welche die volle Zustimmung der Köln. Ztg. findet. Es ist selbstver ständlich mit einer Fülle von Schwierigkeiten verbunden, die Frage, ob wir unsern Brotbedarf selbst zu befriedigen vermögen, zu beantworten. Denn überall fehlt es uns an sichern statistischen Grundlagen. Wie groß ist der Brotverbrauch des Volkes? Die Ziffern des Ernte- Ertrages unter Hinzurechnung der Ein- und Ausfuhr an Korn und Mehl geben darauf nur eine sehr anfecht bare Antwort. Die erwähnte Arbeit sucht nun auf andere Weise zu einer annähernden Schätzung des Brotverbrauchs zu gelangen. Sie führt zunächst aus den häufig veröffentlichten Haushaltnngsbudgets ver schiedener Bevölkerungsklassen eine Reihe von Zahlen an, die zeigen, wie verschieden die Menge des verbrauchten Brotes in den verschiedenen Berufsständen und Gegenden ist, wie sehr sie schwankt nach der Zahl und dem Alter der vorhandenen Kinder. Immerhin ließen sich daraus Höchstzahlen ableiten, und jedenfalls geben sie einen Maßstab zur Prüfung der späteren Schätzungen. Sicherlich sind dieselben nicht zu niedrig, sondern zu hoch gegriffen, wenn der Verfasser annimmt, daß Kinder im Alter von 1—6 Jahren täglich Pfund Brot und Mehl verzehren, daß männliche Personen von 6—65 Jahren täglich 1'/, Psd., weibliche 1 Pfd. verbrauchen und ältere Leute durchschnittlich V» Pfund täglich beanspruchen. So kommt er für die 53 420473 Einwohner Deutschlands im Erntejahr 1897/98 auf einen Gesammtverbranch von 10 355 252 1 Brot und nach einer andern an die Berufsgliederung der Be völkerung anschließenden Berechnung zu einem Durch schnittsverbrauch von 188 K^Brot auf Kopf und Jahr; welche Ziffer wohl das Maximum des Verbrauchesdarstellt. Können mir nun, haben wir in letzter Zeit so viel geerntet? Die seit 20 Jahren bestehende Erntestatistik liefert zunächst den erfreulichen Beweis, daß unsere Getreide- Ernten in beständigem Steigen sich befinden, und daß seit 1878 niemals soviel Brotgetreide im Deutschen Reich ge erntet ist, wie in den letzten fünf Jahren, deren Erträge in der früheren Periode um 1700000 t überragen. Trotzdem die Volkszahl in den letzten 20 Jahren um 11 Millionen gewachsen ist, entfiel in der Zeit von 1893—97 mit 191 ein größeres Quantum Brotkorn auf den Kopf der Bevölkerung als 1878—82 mit 182 und 1883—87 mit 180 Dabei muß man sich immer vergegenwärtigen, daß die Zahlen der Ernte statistik, nach allgemeinen Schätzungen zusammengestellt, viel zu niedrig sind und an die wirklichen Ernten nicht heranreichen. Da nun die oben herausgerechneten 188 kF Brot etwa 171 kA Korn entsprechen, so würden die Ernten der letzten Jahre, wenn man die niedrigen Schätzungen der Statistik zu gründe legt, mehr als aus reichen, den Bedarf zu decken. Zieht man aber das nothwendige Saatquantum ab, so würde sich für den Durchschnitt der letzten fünf Jahre ein Fehlbetrag von nur 286000 t ergeben während, thatsächlich 1753789 1 vom Auslande eingeführt wurden. Danach kommt der Verfasser zu dem Schluß, „daß die deutsche Landwirthschaft noch im Stande ist, dem deutschen Volke fast das gesammte zu seiner Ernährung erforderliche Brotgetreide zu liefern, wenn das im Jnn- lande erzeugte Korn dazu verwendet wird und nach den Preisverhä'lnissen dazu verwendet werden kann, wozu es gebaut wird, nämlich zur menschlichen Nahrung." Die Köln. Ztg. sagt dazu: Das ist unserer Meinung nach ein sehr vorsichtiger Schluß. Denn, wie schon ge sagt, die Verbrauchsmengen sind sehr hoch gegriffen, während die Erntezisssrn zu niedng sind. Wer es be obachtet, wie allenthalben die bessere Kultur des Bodens auch bei den kleinern Besitzern gewaltige Fortschritte macht, wie die wachsende Verwendung der billigen - rohsalze und Phoöphorsäure-Düngemittel, nne der Schulz-Lupitz eingeführte Zwischenfruchtbau und die Gnu - düngung die Erträge in ungeahnter Weise steigern, ve wird auch zugeben, daß unser deutscher Boden die nächste Zukunft noch imstande ist, das deutsche Volk fast mit dem gesammten erforderlichen Brotgetreide zu versorgen. Daraus braucht man keine Hochschutzzoll- politik zu folgern, wohl aber wird man daraus ablellen müssen, daß es Pflicht der Gesetzgebung ist, unsern Ge treidebau zu schützen. Zweckmäßige Organisation des Getreidehandelh, Lagerhäuser und Verkaufsgenossen- schaften mögen dann weiter dafür sorgen, daß auch das Korn des kleinen Bauern zu verkaufsfähigen Mengen und Qualitäten vereinigt werde; dann wird auch der Bedarf an fremdem Korn wesentlich geringer werden, und Deutschland kann doch zum Segen für alle Schich ten des Volkes fortfahren, sich mit seinen Industrie-Er zeugnissen den Weltmarkt zu erobern. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. — Aus Friedrichsruh wird gemeldet, Fürst Herbert Bismarck hat jetzt bestimmt, daß die feierliche Beisetzung der Leiche des Fürsten v. Bismarck in dem neuerbauten Mausoleum am Sonntag den 27. November erfolge. Bismarcks Leiche, die einbalsamirt und eingesargt ist, steht seit dem Todestage immer noch im Sterbezimmer des Schlosses, wo eine ständige Todtenwache gehalten wird. Aus dem Schlosse wird der Sarg ;am 27. No vember in feierlichem Zuge, getragen von den neun Förstern des Sachsenwalder Reviers, in das bis dahin vollendete Mausoleum überführt. Das Gebäude ist schon jetzt äußerlich vollendet und steht unter Dach. Der Abputz der Mauer ist fertig, dagegen wird an der Errichtung der hochgewölbten Kuppel, welche das ganze Gebäude krönen soll, noch gearbeitet. Der Unternehmer hat sich verpflichtet, die Gruft für die Aufnahme des Sarges bis zum 27. November fertig zu stellen, die künstlerische innere Ausschmückung des Mausol'eum- Grabes wird aber erst im nächsten Frühjahr erfolgen können. Ein Gerücht will wissen, daß auch Kaffer Wilhelm zur Bestattungsfeier des Altreichskanzlers nack Friedrichsruh kommen würde. — In Süddeutschland giebt es im Gegensatz rum Norden keine Staatslotterien, obwohl vielseits das," Naidirt wird, das Ald für die preußische, braun- chweigffche und sächsische Lotterie lieber im Lande zu beha ten dadurch, daß m a ebenfalls Staatslotterien ein- s Ä uamllch dw norddeutschen Staatslotterien in Suddentschland verboten sind, wird heimlich mel in diesen Lotterien gespieltz Die hessischen Kammer,, werden sich nun in ihrer nächsten Session auch mit einem