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Nr. 289. Pulsnitzer Tageblatt. — Montag den 13 Dezember r«2K Seite 2. Mond hat beschlossen, am 19 Dezember auf ein paar Stun den seine Laterne auszublasen. Ganz heimlich hat er es dieMal tun wollen, denn die Gelehrten, vor allem die Astro nomen, haben ihm dies Geheimnis rm Laufe des vergange nen Jahres nicht wie sonst ablocken können. Es handelt sich um eine ganz eigenartige Mondfinsternis, um eine Penumbra Finsternis, bei der vom Mond leoiglich der Halb schatten des Erdenschattenkegels passiert wird, so daß also nur von diesem die Verfinsterung bewerkstelligt wird. Man wird am 19 Dezember Gelegenheit haben, mit eigenen Augen festzustellen, was eine Penumbra-Finsternis ist Morgens zwischen 5 Uhr 4 Min. bis 9 Uhr 36 Min. vormittags wird der Mond sein Geheimnis en hüllen, indem er sich verfinstert. Für die Beobachtung ist die Anwendung eines Fernrohres oder eines Opernguckers zu empfehlen, nicht aber eine mit Ruß geschwärzte Glasscheibe, denn sonst würde die Finsternis zur doppelten Finsternis. Göda. (Nächtlicher Raubzug durch die Ober, lau sitz.) In der Nacht zum Donnerstag suchten ein oder mehrere Diebe Göda und eine Anzahl andere Orte hei», ohne jedoch viel zu erbeuten. Sie hatten es anscheinend lediglich auf Geld abgesehen. An Göda wurde beim Flejschsrmeister Breuer eingebrochen. 10 M' waren die Beute. Beim Bäckermeister Feurich stieg der D-eb durch ein Fen ster, nachdem er eine Scheibe zertrümmert hatte Er sand nichts Mit- nehmbares. Darauf sucht« er den Kaufmann und Kranken assenbuch führer Paul Lehmann heim und stahl dort ein ge Zigaretten. In Buscheritz zertrümmerte der Dieb beim Gutsbesitzer Pörschke zwei Fensterscheiben und stieg ein. Auch hier zog er, da er kein Geld sand, ahne Beute ab. Bei dem Versuche, in einem anderen Gute rinzustei- gen, wurde er bemerkt und muhte flüchten. Ebenso erging es dem Diebe beim Wirtschastspächler Ritter in Dahren Beim Bürgermeister in Pitzschwitz leistete sich der Dieb den Scherz, das Schaukelpferd, das in der Stube stand, auf den Tisch zu stellen. Der nächtliche Besuch auf dem Rittergute von Jöschky war ergebnislos. In Prischwitz brach der Dieb dreimal ein und zwar beim Bürgermeister bei einem Guts besitzer und einem Postschaffner. Bei letzterem fielen ihm einige Mark bares Geld in die Hände. Der Polizeihund au« Arnsdorf nahm in Prischwitz eine Spur auf, die aber nach Pietzschwitz auf das Rittergut führte. Bis jetzt fehlt noch jede Spur von den Einbrechern. Dreade«. (Dresdner Presse.) Der Presseball dieses Winters findet unter dem Motto „Mal etwas ande res" Sonnabend, den 15. Januar 1921 in sämtlichen Räum lichkeiten des Ausstellungspalastes statt. Auch diesmal wird Kunstmaler Adolf Mahnke dem großen Saal ein vornehin wirkendes eigenartiges Geprqge geben. Die geplanten Vor träge sind aus die beiden Haupisäle verteilt und zwar der art, daß im großen Saal die Choreographischen Darbietun gen und im Konzertsaal die Aufführung von Scherzszenen unter hem Titel „Dresden bei Nacht" stattfinden. Es fei darauf aufmerksam gemacht, daß die Eintrittskarten in deu nächsten Tagen in der Musikalienhandlung von Ries ent nommen werden können und fraglos als Weihnachtsgeschenk allen Damen und Herren, die sich für den Pcesseball rnter cssieren, willkommen fein dürsten. Dresden. (ZurFrachtgletchheit von Mehl und Getreide) Die Landwi lschaN«kamm?r Hai j» d>n l.tz^a Jahien wiederholt die Frage einer Austarcherunq des Mehler besprochen. Fu tercssant ist zu dieser Frage eine.Ausmffnng d>s bekannten Wnlschaus Politikers Calwer, die die Pressestelle der LanLwi-tschaftskammcr über mittelt. Calwer sührt aus: „Es ist vielfach darüber Klage a führt worden, daß kleinere Mühlen Auslandsmehl vrrkausen. Der G-u«-> ist zunächst darin zu suchen, daß nufere deutschen Verbraucher anß r- ordentlich anspruchsvoll geworden sind und vielfach nur ganz w--n « Mehl verlangen, das dem amerikanischen Mehl an Farbe gl icht WA man aus deutschem Weizen Mehl von glrich>m Ansehen ve-st-li n lo darf nicht zu gleichem Prozentsatz auSgemahlen werden Das wäre iür den Müller ein unrentables Geschäft. Deshalb muß er wohl oL.-r üb l sich ausländischen Weizen zu beschaffen suchen Infolge der Fruchtgteich heit für Getreide und N «HI ist aber die Mchlfrage günstiger, d nn zur Herstellung von 100 Teilen Mehl benötigt man rund 10 Te l- Ge treibe. Je weiter der BezugSort entfernt liegt, umso günstiger stellt sich die Mehlfracht gegenüber der Getreidesrachr. Er ist daher sehr er klärlich, daß einzelne Jirlandsmüller fertiges amerikanisches Mehl be ziehen, wenn sie in ihre, Umgebung keinen b-auchbaren einheimischen Weizen auskaufen können An diesem bedauerlichin Zafts -d? tragen aber die Müller keine Schuld, sondern der eiq-müm-rche Frachttarif, nach dem der Rohstoff zum gleichen Frachtsatz befördert wird, wie das wertvollere Fabrikat." Meitze«. (Der Brandstifter in der Meißen- Wilsdruffer Gegend fest genommen.) Von der Gendarmerie des Bezirkes wurde am Sonnabend ein aus Wanderschaft befindlicher 15 jähriger Landarbeiter von Cos wig (Anhalt) sestgenommen, weil er im Verdacht stano, die zahlreichen Feimenbrände in der Me-ßtu-Wilsdruffer Hihnitzer Gegend angelegt zu haben. In vier Fällen hat das Bürsch chen ein Geständnis dahin abgelegt, daß er die Feimen mit brennenden Zigaretten aus Fahfläsigkeit in Brand gesetzt habe. Er wurde dem Amtsgericht etugeliefeit. Ein Frühstück der deutschen Iournaliste-t m Gens zu Ehren Silesemoiuis Genf, de« 12 Dezember. Di- Ge-f-- ch K Journalist-« und di- wählend dec Bö s-kburdtagung in G.m o NN N N deutsch-« Pressevertreter battn Heun n-t-g cu« An d- Ler.» hvug - RodelfriedenspreiseS d u u A o g-- 1 r. S i m u und seine eng-re« MitribeU I zu Frühstück im Hot" M > opake s emgiiadeu. Nach >iuer Mückm.u ch - p - m l s r ov - d- - t - t n Journalisten in Gegf dütt-- , -. N-.ß -mck.A.c uat y- - ch-, W r f für'die Giückwün ch- crr Ln- ä P fit- D - Sir-" w-NN < VN - l daß in der B-el'ihung I - N r- - - Ao c. , d I e s läge, für w - ch- neben a N -> - -u ch a:.» sich beioud r . einges>yt bab-. Auf d ' F ' . 1- ,VIN, ^-,,1-,ch, j tonte der N !>mr, tndiu 'o- » >- ' ->o --1 n c - , mäßig« Wi' -tl-br ces Z NN - ff - - - - S ou - , äu .L. 1 j dieser Forui >» cr «m r u , 's >öl r nicht b st.nd- „Ich kann mir nu-st -o i » n nu, „ » d-r B .!- g ' nicht ausoebtcch n wä> , w .: - 1 - o —- d ., i - ' bestonvcn lä-< . > r N d- b - M ch i > b Telegramm« u>.d J-.ft,«'. o>-u > - ' D k > A r - gilt auch sür d - P ff - - h - n - - in Gens «iie t-- üulich- Fu-.- u m - r w - » - <s f> bisher richst H-"" 1 H- monu -o- , >> G - o f ! ein weiwr-s v-o'ou-isocli s »-«d - - g - Zusoinm n i zwischen d-utsch r PnUttk und d -- ch- P fs 1i»->e olls.i Beifall wurde dann d-m P- f - - ' i - > - ch > D-l L gationsrat von Tw -dowe't - r e > t sür j n.- b-ci w-.ii^e und ; wertvolle Unterstützung Ler duufch.u P sse z- u Ai-sd-uck geblocht. j «tetnwoynuugsvauten iv Mrmonen verwenver werven oursen für bautechnische Versuche, insbesondere für die Errichtung von Versnchsbauten und Versnchssiedlungen. Weiter bewilligte der Ausschuß 13V Millionen Reichsmark zur Beschaffung von Arbeitsgelegenheit für Erwerbslose durch Förderung wirtschaftlich wertvoller Arbeiten. Znm Schluß nahm der Ausschuß einen Antrag der Re gierungsparteien an, der bei den einmaligen Ausgaben des Reichsarbeitsministeriums einen Betrag von LS Millionen Reichsmark zu einmaligen Notstandsmaßnahmen für lang fristige Erwerbslose, Sozial- und Kleinrentner in den Etat neu einstellt. Zunahme der Erwerbslosigkeit. Berlin. Die Zahl der Hauptunterstützungsempfänger in der Erwerbslosenfürsorge hat in der zweiten November hälfte zugenommen, wie das in dieser Jahreszeit regelmäßig geschieht. In der Zeit vom 18. November bis 1. Dezember ist die Zahl der männlichen Hauptunterstützungsempfänger von 1V7S Ovv ans 1124 Ovv gestiegen, die der weiblichen von 237 vvv auf 245 000, die Gesamtzahl von 1316 000 auf 1369V00. Die Gesamtzunahme beträgt rnnd 53ÜVV oder 4 Prozent. Aenderung der Verordnung über Erwerbslosenfürsorge. Berlin. Das Gesetz zur Aenderung der Verordnung über Erwerbslosenfürsorge vom 10. Dezember 1926 wurde im Reichs- gesetzblatt veröffentlicht. Das Gesetz regelt Fragen der Bedürstig- keitsprüfung und der sozialen Versicherns^ der Erwerbslosen. Zu- künftig werden die Leistungen der Wochenhilfe, der Familien wochenhilfe und der Wochenfürsocge nicht mehr auf die Unter stützung angerechnet. Ferner ist der Reichsarbeitsminister ermäch tigt, Vorschriften zur einheitlichen Regelung der Bedürftigkeits prüfung im ganzen Reiche unter teilweiser Abänderung der bis herigen Bestimmungen zu erlauben. Ist infolge längerer Erwerbs losigkeit die Anwartschaft auf die Leistungen der Invaliden-, Angestellten- und knappschaftlichen Pensionsversicherung bedroht, so sind zukünftig die zur Erhaltung der Anwartschaft notwendigen Beiträge (Anerkennungsgebühren) aus Mitteln der Erwerbslosen fürsorge zu entrichten. Völkerbundkontrolle statt Militärkontrolle. Keine Sonderbestimmun gen für das entmilitarisierte Rheinland. In der Frage der Völkerbundtontrolle einigte man sich auf vier Formeln zur Erläuterung des Investigations protokolls, die in einer besonderen Erklärung niedergelegr sind: 1. Der Völterbundrat entscheidet gemäß Artikel 213 des Vertrages von Versailles durch Mehrheitsbeschluß, ob es in einem konkreten Falle notwendig ist, zu einer Investigation zu schreiten; er hat alsdann Gegenstand und Grenze der Investigation zu spezifizieren. 2. Dlm eine wirksame Investigation zu ermöglichen, hat sich die Investigationskommission an die von der deut - jche n R egierung bezeichneten Vertreter oder veren beauftragte zu wenden, denen es obliegt, unverzüglich die Mitwirkung der nach der deutschen Gesetzgebung zu ständigen Verwaltungs-, Gerichts- und Militärbehörden her- beizuführen. Alsdann wird im beiderseitigen Ein vernehmen zu den Nachforschungen und Feststellungen geschritten, welche die Kommission in den Grenzen ihrer Auf gabe für zweckmäßig hält. 3. Die Bestimmung, wonach die Angehörigen der dem Investigationsrecht unterworfenen Staaten nicht Mitglieder der Investigationstommissionen sein können, ist so zu ver stehen, dah die Angehörigen des Staates, auf dessen Gebiet zu einer Investigation geschritten wird, niemals Mitglieder der zu dieser Investigation schreitenden Kommission sein sollen. 4. Es besteht Einverständnis darüber, dah die Bestim- .mungen des Artikels 213 des Friedensvertrages mit Deutsch land über die Investigationen auf die entmilitari sierte Rheinlandzone in gleicher Weise wie auf die übrigen Teile Deutschlands anwendbar sind; diese Bestimmungen sehen für diese Zone ebensowenig wie für andere Gebiete die Einrichtung einer besonderen Kon trolle durch ständige und dauernde lokale Elemente vor. In der entmilitarisierten Rheinlandzone können derartige be sondere, nicht in Artikel 213 vorgesehene Elemente nur durch ein Abkommen zwischen den beteiligten Regierungen ein gerichtet werden. Der Deutsche Städtetaq zum FinanzauSgleichSgesetz. Berlin. Der Deutsche Städtetag faßte in seiner Vor- standssitzung zum Finanzausgleichsgesetz eine Entschließung, in der es u. a. heißt: „Die Finanzlage der Städte wird von Monat zu Monat ungünstiger. Immer neue Aufgaben werden ihnen ungeachtet aller Hinweise durch Gesetzgebung und Verwaltung auf- erlegt, noch in der allerletzten Zeit insbesondere für Wohl- fahrtszwecke, Schule und Beamtenbest>ldung. Der Vorstand des Deutschen Städtetages beschäftigte sich darum mit der gesamten Finanzlage der Städte. Der vorläufige Finanz ausgleich, der in der nächsten Zeit den Reichstag be schäftigen wird, darf deshalb unter keinen Um ständen eine weitere Verschlechterung zu ungunsten der Gemeinden herbeiführen. Alle grundlegenden Fragen können erst in organischem Zu sammenhang im endgültigen Finanzausgleich gelöst werden, dessen Beschleunigung im allgemeinen Interesse dringend ge fordert wird. Die Aufrechterhaltung der U m satzsteuer- garantie und die Beseitigung der Beschränkung für die Getränke st euer und Grunderwerbs st euer sind deshnlb dringende Forderungen. Die ständige Verschlechterung der Finanzlage der Städte macht es den Städten ferner unmöglich, verstärkte Mittel für die.Fürsorge zur Verfügung zu stellen, ohne die bereits vorhandenen Haushaltsfehlbetrnge noch weiter zu erhöl-en. Der Stüdtetag ist deshalb mit besonderem Nachdruck dafür eingetreten, daß das Reich ausreichende Beträge bereitstellt, um den Notständen in diesen Kreisen, auch in Anbetracht des herannahenden Weihnachtsfestes, zu steuern." Vertagung der Saar-Räumung. Die Frage der Zurückziehung der französischen Truppen aus dem Saargebiei und des von Frankreich geforderte^ militärischen Bahnschutzes ist in der heutigen Schluß sitzung des Völkerbundrats auf Vorschlag des Berichterstatters Scialoja auf die nächste ordentliche Ratstagung im März vertagt worden. Sühne für Germersheim. Die Anklage gegen Leutnant Roucier: Totschlagund (Gewalttätigkeiten. Laudau. Der Zwischenfall in Germersheim am 24. September 1926, der durch den französischen Unter leutnant Roucier hervorgerusen wurde, wird demnächst das französische Kriegsgericht in Landau beschäftigen. Roucier ist die Anklageschrift zugestellt worden. Er wird angeklagt: 1. weil er am 24. September 1926 in Germersheim persönlich einen Totschlag an der Person des deutschen Staatsangehörigen Ernst Müller verübt hat, und zwar durch Abgabe eines Schusses auf ihn, der eine tödliche Ver letzung des Müller herbeigeführt hat. 2. Wegen vorsätzlicher Gewalttätigkeit an der Person des deutschen Staatsangehörigen Josef Matthes durch Ab gabe eines Schusses auf ihn. 3. Wegen vorsätzlicher Gewalttätigkeit an der Person des deutschen Staatsangehörigen Richard Holzmann durch Abgabe eines Schusses auf ihn. Angeklagt ist auch der von Roucier am Ludwigstor mii der Reitpeitsche geschlagene und durch einen Schuß verletzt, Arbeiter Richard Holzmann, weil er am 27. Septembei 1926 gegen ein Uhr nachts in Germersheim eine beleidigend, Haltung gegenüber dem Unterleutnant der Reserve Rouciei eingenommen hat, indem er auf ihn zuging und ihn ir herausfordernder Art ansah, so daß dieser Offizier glaube! konnte, er würde das Opfer eines Angriffes werden. Ferne» ist Anklage erhoben gegen den von Unterleutnant Rouciei durch einen Kopfschuß schwer verletzten und noch nich wiederhergestellten Landwirt Matthes von Germersheim, weil er am 27. Sepiember auf dem Kirchplatz iu Germers heim gegen ein Uhr nachts mit dem Spazierstock eine Haltung gegenüber Roucier angenommen hat, dlc keinerlei Zweifel über seine Absichten lassen konnte, an diesem Offizier Ge- walttätigkriien zu verüben. Die Verteidigung hat ihrerseits eine Reihe von früheren Vorfällen zur Erörterung gestellt, in denen Roucier Deutsche mißhandelt, hernusgefordert und beleidigt hat. Dentich-pol,lisch- Hand-lsvertt KgSv-phandlullqen. Perttu. Der polnische Bevollmächtigte Pradzyuski hat den deuttchen Bevollmächtigten Staatssekretär a. D. Lemald ausgesucht uud ihm die Antwort auf die Frjtgeu über- brachi, welche deutscherseits gestellt worden waren. Die pol nische Antwort wird zurzeit durch die deutsche Delegation geprüft Die beiden Bevollmächtigten kamen überein, die Verhandlungen der Kommissionen in den ersten Tagen des Januar wieder aufzunehmen. Vor der Unterzeichnung eines deutsch-italienischen Freundschaftsvertrages. Rom. Aus Rom kommt die Meldung, daß die Unter zeichnung des deutsch-italienischen Freundschaft»- und Schutz vertrages unmittelbar bevorstehe. Ergänzend verlautet, daß die Beziehungen zwischen Italien und Deutschland, die noch Anfang dieses Jahres wegen der Südtirolfrage recht gespannt waren, durch die vor kurzem getroffene Entscheidung der italienischen Regie rung üb« die Verlegung der Verwaltung des deutsch- sprähenden Tirolgebietes nach Bolzano eine wesentliche Besserung erfahren haben. Urwerschänitheit in Reinkultur Der polnische Außenminister treibt Hetz- politik gegen Deutschland. Pari». Der polnische Außenminister Zaleski machte in Genf dem Vertreter des wegen seiner Deutschfeindlichkeit bekannten Pariser Blattes Journal des Debats" Ausfüh rungen über die deutsch-polnischen Beziehungen. Der polnische Außenminister soll, wie das Blatt meldet, erklärt haben, daß er nicht eine gewisse Unruhe über gewisse Reden verbergen könne, die kürzlich bedeutende deutsche Staatsmänner gehalten hätten. Besonders betonte Zaleski, daß Or. Stresemann in seiner Reichstagsrede eine Unterscheidung zwischen der Garantierung der West- und Ostgrenzen Deutschlands gemacht habe. Er, Zaleski, habe ge- hofft, der Eintritt Deutschlands in den Völkerbund solle be- oeuten, daß das Reich den Völkerbundpakt mit allen seine« Verpflichtungen, besonders derjenigen, die territoriale Un versehrtheit und politische Unabhängigkeit der Mitglieds staaten zu respektieren, übernommen habe. Er müsse aber gestehen, daß sich bis jetzt seine Hoffnung nicht verwirklicht habe. Der Versailler Vertrag habe Polen keinen einzigen Quadratmeter deutschen Gebietes gegeben (?). Zudem habe Polen nicht alles wieder erlangt, was ihm ehemals gehört habe. Die von der deutschen Propaganda beanspruchten Gebiete seien rein polnisch, ebenso wie die im Herzen Polens gelegen» Ge biete (?). Die Haltung der deutschen Staatsmänner, so schloß der polniiche Außenminister, scheide sehr der Wiederherstellung normaler Beziehungen zwischen Polen und Deutschland. Die Schwierigkeiten bei den Handelsvertragsverhandlungen seien zu einem guten Teil auf die Reden der deutschen Staats männer zurückzuführen, die zwischen beiden Nationen ein gegenseitiges Mißtrauen schüfen und die Lösung gewisser Fragen äußerst schwierig machten, wie beispielsweise die der Niederlassung Deutscher in Polen. Man weiß nicht recht, ob man diese Ausführungen oes polnischen Außenministers als Naivität oder grenzenlose Frechheit bezeichnen soll. Jedenfalls ist es ein starkes Stuck, die Wahrheit der Dinge so zu verdrehen und dann noch An spruch darauf zu machen, daß irgend jemand einen der artigen Irrsinn glauben soll. Auf die Behauptungen Za leskis einzeln einzugehen, hieße, ihm zuviel Beachtung schenken, sie sind zu plump und dumm, als daß sie ernster Erörterung wert wären. (Red.)