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im Orte zu decken. Herr Jähnig versichert, in dieser Weise einwirken zu wollen. Schluß der Sitzung gegen 11 Uhr. — In Eisenach verschied am Donnerstag Herr vr. weck. Robert Schneider von hier. Er starb auf der Durchreise nach Bad Nauheim, wo er Erholung suchen wollte, wohnte in Eisenach im Hotel, zog sich bei einem Sturz auf der Treppe einen komplizirten Bein bruch zu und erlag dem Wundfieber. Das Begräbniß findet hier statt. — Die vorläufigen Abschlüsse in den einzelnen Kapiteln des sächsischen Staats-Haushaltsetats, der gegenwärtig bereits für 1899, 1900 festgesetzt wird, sollen, wie man hört, überraschende Ergebnisse erzielt haben. Der größte Theil des zu erwartenden Mehrbe trags an Ueberschüssen entfällt auf die Forsten, die Staatseisenbahnen, die Einnahmen der allgemeinen Kassenverwaltung und die directen Steuern. Daß die Forsten gegenwärtig einen verhältnißmäßig hohen Ueber- schuß liefern, ist in erster Linie der großartig entwickelten Holzstoff-Industrie zu danken, welche auch die Hölzer- verarbeitet, die früher an Ort und Stelle fast keinen Werth hatten. Die Staatseisenbahnen lieferten eine Ertragsziffer, wie sie bis jetzt noch nicht da war. Ganz besonders hohe Beträge brachte insbesondere der Güterverkehr, wohl der beste Beweis dafür, daß sich die Industrie in einer außergewöhnlichen starken Vor wärtsbewegung befindet. Auch der Personenverkehr stieg infolge der verschiedenen Verkehrserleichterungen, der Neueinlegung von Zügen, der Ausdehnung des Vorortverkehrs und der Erweiterung des Bahnnetzes. Auch die directen Steuern brachten ein sehr gutes Er- trägniß. Die Wirkung der neuen Steuergesetze komme in dem nächstjährigen Etat in recht überzeugender Weise zum Ausdruck und zwar zu ihren Gunsten. Die Sätze für ein Einkommen von 10 000 Mk. bis 100 000 Mk., die allmählich von 3 auf 4"/o steigen, gaben einen Mehrbetrag von rund 2 Millionen Mk. — Vor mehreren Jahren hatte ein Vater bei dem zuständigen Standesbeamten die Geburt eines Kindes angemeldet und dazu bemerkt, deß der Knabe die Vor namen „Peppo Poppo" erhalten habe. Das ist von dem Standesbeamten in das Geburtsregister eing^agen worden. Neuerdings hat nun der Vater den Antrag gestellt, den Eintrag im Standesregister dahin zu be richtigen, daß der Knabe nicht , Peppo Poppo", sondern „Johannes" mit Vornamen heiße. Das Amtsgericht hatte die Anordnung der beantragten Berichtigung ab gelehnt, weil ein irrthümlicher Eintrag nicht vorliege, auf erhobene Beschwerde hin hat aber das Oberlandes gericht beschlossen, daß dem Antrag auf Aenderung des Namens im Standesregister zu entsprechen ist und zwar aus folgenden Gründen: Die dem Knaben seinerzeit beigeleqten Vornamen mögen unter Umständen, wenigstens wenn sie einzeln in Betracht kommen, für zulässig zu erachten sein, und insbesondere mag auch der zweite dieser Namen, der aus dem Altdeutschen stammt, noch jetzt hin und wieder in adeligen Geschlechtern geführt werden, in der Zusammenstellung wirken sie bei Per sonen von dem Stande der hier Betheiligten (Strumpf wirker) entschieden lächerlich und anstößig, wie zur Genüge daraus hervorgeht, daß der Knabe von seinen Altersgenossen wegen der zu ihrer Kenntniß gelangten Vornamen fortgesetzt verhönt wird. Der Vater des Knaben hat also durch die Namensgebung die berechtigten Interessen seines Kindes in gröblicher Weise verletzt und damit gegen die guten Sitten verstoßen, daß dem Rechts acte die Wirksamkeit zu versagen ist. Denn das dem Vater zustehende Recht der Namensgebung ist kein un beschränktes, sondern findet eine naturgemäße Grenze in dem Gesetze und den guten Sitten ; eine Ueberschreitung dieser Grenze ist gegeben, wenn der Vater, wie hier, seinem Kinde lächerlich wirkende Vornamen beilegt. Gegen einen solchen Mißbrauch bedarf das Kind, da es sich nicht selbst zu schützen vermag, des staatlichen Schutzes. Es hätte also schon der Standesbeamte die Eintragung der Anzeige, soweit diese die Namens nennung betraf, ablehnen sollen. Da dies nicht geschehen ist, andererseits aber der Vater des Knaben in Aner kennung seines Unrechtes jetzt selbst den nach den Ge setzen zulässigen Weg zur Beseitigung der üblen Folgen seines Thuns eingeschlagen und die Berichtigung des Standesregisters in der von ihm bezeichneten Weise be antragt hat, so ist dem Anträge auch vom Gericht zu entsprechen. — Falb hatte für die ersten Julitage Gewitter mit Regen und vom 5. Juli ab eine „auffallende Tendenz zur Trockenheit" prophezeit. Es ist weder ein Ge witter in unserer Gegend ausgetreten noch Trockenheit zu bemerken gewesen, im Gegentheil hat die nasse Witterung auch am 6. Juli fortgedauert und in der Nacht zum 7. haben die Regengüsse eine „auffallende Tendenz" sich zu verstärken gezeigt. — Nach unsern alten Wetterbüchern stehen wir jetzt wieder vor einem Wendetage; es pflegt nämlich nach ihren Angaben um den 8. Juli eine Veränderung der Witterung einzutreten, wenn auch meist nur auf kürzere Zeit; hat nämlich 1. seit der Wendezeit 6. bis 13. Ium Regen geherrscht, so tritt mit diesem Tage fast regelmäßig eine Pause ein; in einzelnen seltenen Jahren (besonders nach rauhem, trocknem Frühling und nach einer daraus seit dem 6. bis 13. Juni gefolgten Regenzeit) erfolgt sogar eine Wendung für den ganzen Sommer, welcher von nun an überwiegend warm und trocken wird: hat aber 2. bisher große Trockenheit geherrscht, so erfolgen mit diesem Tage Gewitter, durch deren Beschaffenheit die Witterung zuweilen auf mehrere Wochen bestimmt wird; ist endlich 3. der Juni veränderlich, nach Maßgabe der kritischen Tage jedoch mehr naß als trocken gewesen, so treten nicht ganz selten mit dem 1. Juli auffallend schöne Tage ein. Diese endigen in dem Falle, daß die kritische Periode des Juni ungünstig ausfiel, ent schieden mit dem 8. Juli, und hat in diesem Falle das „schöne Wetter" für den ganzen Sommer, wenigstens bis zum 19. August, ein Ende. Also: Wir bekommen nun besseres Wetter, was die Rosenverejne zu ihren morgigen Rosenfesten von Herzen wünschen werden. — Der Unteroffizier Rudolf Maximilian Schroeder des auf dem Königstein garnisonirenden Bataillons - des 12. Infanterie Regiments Nr. 177 hat sich am 26. Juni gegen Abend von der Festung entfernt und bis jetzt nicht wieder dahin zurückgekehrt. — Durch die Wassermassen, die der wolkenbruchartige Regen erzeugte, sind im Kamnitzgrund bei Herrnskretschen ein Theil des Wehres in der wilden Klamm, sowie einige Stege und Einfriedungen rc. zerstört und mit fort- getrieben worden. Der Hintere Theil von Hernskretschen stand auf einige Stunden unter Wasser. Auch die Kirnitzsch war hoch angeschwollen und führte Klötzer, Scheitholz rc. mit sich. Ni ed erl u n gw i tz, 7. Juli. Der so unbedeutend scheinende Lungwitzbach hat eine Ueberschwemmung ver- uriacht, wie sie hier wohl lange nicht aufgetreten ist. Da§ Steigen des Wassers begann gestern Mittag; um 3 Uhr trat der Bach bereits aus den Ufern. Abends '/ztt Uhr stand bereits das Wasser Elle hoch auf der Hauptstraße. Von oberhalb der Schnabel'schen Bleicherei bis zur Einmündung des Baches in die Mulde ist ein großer See. Dalichow's Fabrik, sowie mehrere Bauerngüter stehen mitten im Wasser. Nach dem im Laufe des gestrigen Abends das Wasser ye- fallen war, hatte es heute früh 5 Uhr seine alte Höhe wieder erreicht. Die Schnabel'sche Bleicherei war derart bedroht, daß das Vieh in Sicherheit gebracht werden mußte. Großen Schaden hat das Wasser -auf den Feldern angerichtet; die Kartoffeln sind vielfach fortge- schivemmt, die.Getreidefelder sind verschlemmt; auch viel gemäthes Futter hat das Wasser mit fortgenommen. Dresden, 7. Juli. Unser König war bei seinem letzten Aufenthalt in Sibyllenort ungemein vom Jagd glück begünstigt. Während des Aufenthaltes daselbst schob er nicht weniger als 54 Böcke, darunter eine An zahl Gabelböcke und Sechsender. Die meisten der ge schoßenen Thiere wandern in die Hände der Wildhändler, nur wenige Stücke werden für die Schloßküche verwendet. Bei diesen Jagden fährt König Albert mit dem Ober forstmeister und dem Kutscher in einem kleinen Jagd wagen allein an die Stellen, wo die Thiere ihren Wechsel haben. Selten, daß er eins der Thiere fehlt, wenn er die Büchse mit sicherer Hand von dem Wagen aus abdrückt. Dresden, 6. Juli. Aus einer Bahnstrecke in der Umgegend, die viel von Dresdner Ausflügler« benutzt wird, die sich aber nur eines bescheidenen Secundär- betriebes rühmen kann, ereignete sich in den letzten Tagen folgender ergötzliche Zwischenfall: Der Spät nachmittagszug war eingelaufen und hatte an der unbe deutenden Haltestelle zwei ganze Passagiere ausgenommen. Alles war zur Abfahrt bereit, der übliche Signalpfifs ertönte, da kamen in athemloser Hast drei Personen den ziemlich steilen Anfahrtsberg heraufgekeucht, der die Station mit der unten vorbeiführenden Landstraße ver bindet. Mit bekannter Liebenswürdigkeit wartet der Zugführer auf die Verspäteten und zwei derselben, ein junges Ehepaar, steigen schleunigst ein. Der eine Herr aber rennt spornstreichs zur Locomotive und spricht hastig mit dem Führer. Darob etwas verwunderte Gesichter der aus den Fenstern schauenden Reisenden! Statt ein zusteigen, stürzt der Mann in Riesenschritten den Berg hinunter und verschwindet. Der Zug aber hält noch immerfort. Verblüfft schauen sich die Reisenden an, bis sich das Näthsel löst. Den Anstieg heran keucht der Saumselige, aber diesmal nicht allein, an seinem Arme hing, rothglühenden Angesichts — seine corpulente Schwiegermutter! auf der anderen Seite ge führt von ihrem fraulichen Töchterlein! Darob brüllendes Gelächter, welches die Beiden bis in den Wagenabtheil begleitete. Und nun gings fort. Man will bemerkt haben, daß selbst die Locomotive schmunzelte. Dresden, 6. Juli. Der Maurer Ulbricht, den seine Frau in ihrer verblendeten Eifersucht zu tödten versuchte, ist nach nunmehr 14täqiger Behandlung im städtischen Krankenhause aus demselben wieder entlassen worden. Obwohl zur Zeit noch arbeitsunfähig, sind doch seine Wunden am Kopfe gut geheilt Der Ehe scheidungsprozeß soll bereits eingeleitet sein. Die Frau muß ihre That schon jetzt recht ffchwer büßen, da sic immer noch nicht sprechen kann und sehr krank darnieder liegt. Zschopau, 6. Juli. Seit längerer Zeit ist die Gründung einer Musikschule in unserer Stadt angeregt worden. Der Sadtrath beschloß, der Errichtung einer städtischen Orechcsterschule grundsätzlich zuzustimmen. Zu weiterer Prüfung der Planung wurde 'ein gemischter Ausschuß aus Mitgliedern beider städtischer Kollegien niedergesetzt. Von r Grenze, 5. Juli. Neuerdings wird wieder vielfach über tschechische Rohheiten geklagt. Ueber dergleichen Heldenthaten schreibt die „Elb-Ztg." in Aussig: Der beim hiesigen Flerscherweister DobrawSky beschäftigte Fleischerlehrling Otto Holly versetzte Montag Abend ohne Veranlassung einem Schüler der gewerblichen Fortbildungs schule mit einem Ochsenziemer einen derartigen Schlag über den Kopf, daß der Knabe sofort zusammenstürzte. Der tschechische Heißsporn sagte hierbei: „Ich werde es schon den Deutschen geben!" Das saubere Früchte! wurde in Haft genommen. — Ueber einen weiteren Akt empörender tschechischer Rohheit wird aus Schönpriesen gemeldet: „Die 12 Jahre alte Laura Seiche, Tochter des Konsignators der Schönpriesener Zuckerrasfinerie Daniel Seiche in Schönpriesen, trug letzten Sonntag im Haarzopf eine schwarz-roth-gelbe Schleife. Dies bemerkten einige tschechische Buben von 10 bis 11 Jahren, Schüler der Schönpriesener tschechischen Schule, und begannen sofort auf das genannte Mädchen ein Steinbombardement. Als die kleine Seiche den Eisenbahntunnel passiren wollte, warf der Sohn der Eheleute Anton und Anna Sirowy eknkn Stein nach dem Mädchen, welcher es am Kopf traf, so daß das Mädchen blutüberströmt und be wußtlos zusammenstürzte. Die Brieflrägersgattin Miesler, yzelche den Vorfall bemerkte, leistete dem verletzten Mädchen Hilfe, wusch ihr die Wunden aus und schaffte sie sodann nach Hause. Deutscher Michel, werden dir denn bald einmal die Augen aufgehen, oder willst du warten, bis dich die tschechischen Eindringlinge aus deinem Heim verjagen?" Ein Regentag. Das ist ein trüber, ein trostloser Tag! Es regnet und stürmt, soviel es nur mag. Die Wolken hängen so voll und schwer, Als ob des Wassers kein Ende wär. Die Luft ist so kalt und so feucht, so rauh. Gefärbt wie der Himmel so düster und grau. Ein Flor liegt auf Feldern, auf Wiese, auf Wald, Wie wehmüthig, tonlos das Echo schallt! Auf Wegen und Stegen erstorben ist's fast, Auf den Straßen nur treibt's mit verdrießlicher Hast. Im Zimmer gar früh schon der Tag sich neigt Und grämlich und müde die Zeit verstreicht. So trübe, so trostlos, so thränenschwer, So kalt und so friedlos, so freudenleer, So findest du deines Herzens Welt, In die kein Strahl mehr von oben füllt, Die nicht erleuchtend, verklärend durchbricht Erwärmend, belebend des Himmels Licht. Wo aber ein Herz ist voll Sonnenschein. Da dringt er in's Äug' ihm, in's Leben hinein. Am dunkelsten Tage ist's nimmer ihm Nacht, Es sieht des Himmels unendliche Pracht. Und naht sich des Lebens Wetter und Weh, Es kann's überwinden mit Kraft aus der Höh! Vermischtes. * Eine Tragödie. Aus Frankfurt a. M. wird unterm 6. Juli berichtet: An der Mainfähre, unterhalb der Mainbrücke bei Niederrad, hat sich gestern in später Stunde ein erschütterndes Ereigniß abgespielt. An jener Stelle besorgten die beiden jungen Schiffer, Johannes und Wilhelm Pfaff, der eine 17, der andere 15 Jahre alt, das Uebersetzen von Personen mit dem Nachen. Sie hatten schon längere Zeit aus dem diesseitigen Ufer eine Frau bemerkt, die mit einem kleinen Kinde auf dem Arm und von zwei größeren Kindern begleitet, anscheinend spazieren ging. Es war allmählich zehn Uhr und dunkel geworden, als eine Gesellschaft vom jenseitigen Ufer die beiden jungen Leute abberief. Kaum waren sie drüben angelangt als sich am anderen Ufer ein jämmerliches Kindergeschrei erhob, gleichzeitig vernahm man ein Plätschern im Wasser. Nichts Gutes ahnend, fuhren die Schiffer in höchster Eile zurück. Sie fanden dort die beiden älteren Kinder im seichten Wasser am Ufer, die Mutter war im tieferen bereits untergegangcn, mit ihr das jüngste Kind. Die Bemühungen, die Frau zu retten, waren vergeblich. Bei der Dunkelheit war es für die an der Rettung betheiligten Personen nicht rathsam, auf gut Glück in den Fluß zu springen, man mußte die .Frau und mit ihr das Kind, das sie auf dem Arm getragen, ihrem Schicksal überlassen. Die beiden andern Kinder, ein Knabe von vier und ein Mädchen von drei Jahren, konnten gerettet werden. Die Kinder erzählten, daß ihr Vater der in der Jdsteinerstraße wohnende Eisenbahnwagenwärter Müller sei. Sie seien von der Mutter in den Main gestoßen worden, und diese sei mit dem jüngsten Kinde selber nachgesprungen. Sle sind beide wohlgekleidet, wie das auch mit der Mutter, einer Frau von etwa 30 Jahren, der Fall war. Die beiden Kinder wurden nach dem städtischen Krankenhaus gebracht, wo sie sich heute trotz der drohenden Erkältung ganz wohl befinden. Nach der Aussage des Mannes hat die Frau die That in plötzlicher geistiger Umnachtung aus- geführt. Nach seiner Behauptung ist zwischen Beiden nichts vorgekommen, was sie zu dem schrecklichen Schritt hätte veranlassen können. Gestern Vormittag fand er beim Nachhausekommen vom Dienst seine Frau und die