Volltext Seite (XML)
26. Jahrgang. Dienstag, dm 5. Dezember 1899. * ungehindert nachgehen. Daß man aber Droschkenkutschern, Eisenbahnbediensteten, Telegraphenbeamten und eben Kellnern gestattet, auch nach 9 Uhr zu arbeiten, enthalt eine Inkonsequenz, die in die Augen springt. Auch die Theaterarbeiter haben sehr langen Dienst, nicht weniger die Musici in Concertlocalen rc. Warum nimmt sich kein Reichstag ihrer an? — In den „Times" befindet sich folgende interessante Characteristik unseres Kaisers; sie soll von einem Deutschen herrühren, der nach England gegangen war, um tue Stimmung während des Kaisersbesuches zu beobachten. „Ich denke nicht," sagte dieser angebliche Deutsche, „daß der Kaiser mit rein politischen Absichten nach England ging und ebensowenig denke ich, daß seine Gründe bloß familiärer Natur waren. Ich bin mit dem Kaiser Per sönlich bekannt, habe oft mit ihm gesprochen und ihn stets ausmerksam beobachtet. Er ist viel zu aufmerksam auf das, was in der Welt vorgeht, um eine Woche seines Lebens einer Beschäsligung zu widmen, die mit Politik oder soc al r Bewegung nicht« zu thuu hat. ... Ich kann fast mit Bestimmtheit behaupten, daß er, ohne in irgend einer Weise in der Transvaalfrage zu interveniren, mehr als einmal den Wunsch au-drückte, den Krieg so bald als möglich beendet zu sehen — sogar mehr im Interesse Englands, dessen schließlicher Sieg ihm nicht zweifelhaft erscheint, als in dem der südafrikanischen Republik, in Bezug auf die er sich jeder Meinungs äußerung enthielt. Ich bin auch überzeugt — obwohl ich hier nicht ganz sicher bin —, daß Wilhelm II. wäh rend seines englischen Besuches eine Anzahl von Fragen, die die gegenwärtigen Beziehungen zwischen Japan, den Vereinigten Staaten und England betreffen, gestellt hat, und ich traf während meines Aufenthaltes in England viele Personen, die geneigt waren, in dieser Neugierde etwas mehr als eine bloße Gesprächigkeit zu sehen. . . . Es giebt in Deutschland eine gewisse Anzahl von Leuten, die überzeugt sind, daß Wilhelm II., der von der fixen Idee beherrscht ist, eine große Flotte haben zu wollen, durch seine Marinebestrebungen die Blüthe Deutschlands, die er so sehnlich wünscht und für die er so viel gethan hat, gefährdet. Diese Kritiker behaupten, daß keine Nation ohne schwere ökonomische Gefahr für das Land gleichzeitig eine große Armee und eine große Flotte unterstützen könne. . . Wilhelm II. ist nicht ein Souverän, der sich durch derlei Einwände einschüchtern läßt. Nie mand in der Welt ist mehr von der Empfindung für die Würde des Souveräns und die Rechte und Pflichten, die sie in sich schließt, durchdrungen, als er. Aber mit dieser Empfindung ist eine Art Ueberschätzung verbunden, die man im Auslande nicht anerkennt. Wilhelm II. bildet sich ein, daß er — wenn nicht zu jener Raffe, so doch mindestens zu jener Kategorie von Auserwählten gehört, deren Inspirationen aus einer tieferen Quelle kommen, als die gewöhnlicher Sterblicher und er hört nicht willig auf die Einwände oder Rathschläge anderer Leute. Nicht weil er diese Leute mißachtet oder eine zu hohe Meinung von sich selbst hat; aber während er ihnen aufmerksam zuhört, bleibt er überzeugt, daß ihre Gedanken und Meinungen einen weniger tiefen Ursprung haben, als die seinen und daß es in Folge dessen un möglich ist, ihn von seinen eigenen Geoanken abzubrinqen So verfolgt er eine Idee, die er sich in den Kopf gesetzt hat, mit eurer unbeugsamen Hartnäckigkeit. Und er wird Red«ctto» »xprdttt»»: »«hUstrst« » («atzt de» «. «»tr-ertchy. rrtegvurrm-Ldre^e: «rqrign ^<chenst-t»er«1tthal. 18' Stadtgememderaths-Sitzung Der Stadtrath. vi Polster. - Tagesordnung: Haushaltplan-Berathung. Der Bezugspreis^'^ »II, «kPrdtUon « ... Nr. Deutsches Reich. 2 058 333521 M. Non b.n m ? Ausgabe mit I7WMS4W M. dn 'lgsL" Ausgaben. ^e außerordentlichen um Reichstags, daß der Ladenschluß um 9 Uhr an Wochentagen statlfinde, begegnet in der Presst und im Publikum bereits dem lebhaftesten Wider- spruch. Wir können,.so schreibt die „B. B. Z " in der That nicht glauben, daß der Bundesrath einem Gesetze seine Zustimmung geben wird, das einen Eingriff in die Rechte des Einzelnen bedeutet. Der Ladenschluß ist um 9 Uhr obligatorisch - so heißt es in dem am Donnerstag angenommenen Gesetz — wer also mit Einsatz seiner Person in seinem eigenen Geschäft nach 9 Uhr noch etwas verdienen will, auch wenn er gar keine Angestellten hat und seinen Betrieb mit Frau und Kindern, die gern mitwirken, führt, darf seinen Laden nicht offen halten, die Behörde, die von ihm pünktlich Steuern fordert, schreibt ihm vor — ihm? Nein, nicht ihm allein, sie schreibt auch den Konsumenten vor, früher bei ihm zu kaufen, unbekümmert darum, ob dies immer möglich ist. Der Nonsens ist augenfällig. Der bis 9 Uhr Angestellte kann — im Augenblick, wo er frei wird — keinen seiner Wünsche befriedigen, denn die andern Geschäfte haben ja auch um 9 Uhr geschloffen. Man eifert gegen die Waarenhüuser und tobtet kleine Kaufleute durch solche Gesetze. Gewiß sind auch wir für Schutz der nur zu oft ausgebeuteten Arbeitskräfte. Kann dies aber wirklich auf keinem andern Wege ge schehen, als dem der Eingriffe iu ursprünglichste Rechte im Kampf um's Dasein? Man erkläre einfach, es sei obligatorisch, daß der Angestellte bei Vermeidung schwerer Strafen vom Prinzipal so und so viele Ruhestunden innerhalb eines Tages erhalten müsse und die Frage ist gelöst. Man wendet zwar ein, daß der angestrebte Schutz dadurch illusorisch wird, weil der Angestellte aus Furcht vor Entlassung nicht denunziren wird, wenn sein Prinzipal ihn schärfer heranzieht. Ein anständiger Brotherr fügt sich aber dem Gesetze. Und dahin müssen wir eben kommen, daß das Gesetz aus Selbstachtung jedem politischen Wähler, jedem Staatsbürger eine selbst- verständliche Pflicht wird. Mit welcher Berechtigung man ein Gesetz ausheckte, das sich gegen die Konsumenten richtet, ist nicht gut zu erkennen. Der Wunsch, als Träger socialpolitischer Fortschritte den Ruhm der Priorität zu ernten, darf nicht hypn°Ustre"d wirken sonst kommen wir eben zu Bestimmungen, die a s kras er Rückschritt zu bezeichnen sind wie im ^l ^ Wird das Gesetz Giltigkeit erlangen, Gastwirthe sich mit Kolomalwaaren, Clg^ -c vechhen und das Publikum wird - bis nach Mitternacht von Angestellten bedient, d^ man vor Ueberarbeit schützen wollte. > Gastwirthen eine ganz neue Erwer q » der Kolonialwaareuhändler, Geschäfte wirthschaft einrichten, dann kann c s A WiAi.SniW, LiMK, 8aÄ°rs MW«. »MN»«. »m«, - SN«. «°> bi« — --Ax anch nn-,I»M-rU« . 8 > mb°r S-nMts-b- P -, -, Sb « - «. Ai-mb theilung, die aus 5 Aerz , s^ie einem Feld- 8 barmherzigen Schwestern . st - m^ersburg in den lazarech von 25 Betten besteht, Port Said, nIMa! TM» um pch d-- Loureneo Marques nach Pretoria g yei ' i Lg-n R-gi-nms M V-rs-gung MS--! - »L "2. ».mich. P» d», R-d- Chamberlain schmeichle der Königin wohl nur, um den Adelstitel zu erhalten. Die „World" tadelt ^^erla , daß er die Geheimnisse Kaiser Wilhelms und des Präs - deuten Mc Kinley bloßstelle und dem Staatssekretär Hay Verlegenheiten bereite, der bei der Ohio Wayl- kampagne gezwungen war, die Existenz eines englisch amerikanischen Bündnisses in einem Brief an die republikanischen Wahlaqenten ausdrücklich abzuleugnen. Die „New-York Times" erklärt, es sei nicht wahr, daß ein geheimes Bündniß existire. Nachdem Chamberlain den Krieg in Südafrika unvermeidlich gemacht habe, wende er jetzt die Methode einer in Europa ganz neuen Diplomatie an. Staatssekretär Hay schließlich erklärte auf eine Frage des „Daily Telegraph-Correspondenten" : Er habe nichts weiter zu sagen, als auf seinen oben erwähnten Ohio-Brief hinzuweisen. Hier sagte Lord Rosebery bei einem Diner der Edinburger kaufmännischen Gesellschaft, er hoffe, die undiplomatische Persönlichkeit sagte: „Diesem Mann überließ man die für England vitalen Verhandlungen mit Transvaal und versucht nun vor England das nationale Unglück und vor der Welt den verwerflichen Krieg zu rechtfertigen, den seine diplomatische Stümperhaftigkeit herbeigeführ! hat!" London, 2. Dezember. Ein Beamter des Kriegs- amtes berichtet, daß zahlreiche Zuschriften von Seiten englischer Offiziere aus Südafrika einlaufen, worin die heftigsten Klagen über schlechte Organisation besonders in Bezug auf Ambulanzen laut werden. Die Verfasser der Briefe erwähnen, daß es in London nicht an Ge sellschaften zur Beschützung von Thieren aller Gatt ungen fehle während hier, in Südafrika Mangel an herrsche; bald fehle es an Trinkwasser, bald an Wasche, bald an Essen usw. 2- Dezember. Der hiesige französische "ach Paris ab. Man bringt diese Reise nnt Chamberlains Rede in Zusammenhang Nach einer Meldung des „Daily Teleg." ließ Cecil Rhodes in den Werkstätten der De Veers «on'PW^ Geschosse anfertigen, die die Inschrift trugen „Mit schönem Gruß von Cecil Rhodes" Am '23 November hat em Panzerzug diese eigenartigen V fitem karten des ungekrönten Königs von S da ri n bei d u Vorposten der Buren in Spytfontein abgegeben Dst neu werden sicher nicht verfehlen diese Höfliebkplr m angemessener Form zu erwidern' Ihre Geschosse Cectt'M^ Methuen kÄmte Herrn Rhodes davon Einiges erzählen Vorläusio sink -Lrdmgz noch durch Los Woff-r w . Türkei.. onstant - nopel, 2. December. Kaiser Wilhelm