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26. Jahrgang- Sonntag, den 19. November 1899. 20 Mark eventuell mit * Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu entsprechender Haftstrafe geahndet werden. Hohenstein-Ernstthal, am 14. November 1899. Der Stadt rath. Di. Polster, Bürgermei st e r. Kreuzeraviso „Hela" und den zur Verrichtung des Depeschendienstes dienenden beiden Divisionsbooten „v 2" und „v 7" in mittlerer Fahrt die Reise gen England fort. Von Dover aus, woselbst die letzten Depeschen an Boro genommen werden, wird die Fahrt der „Hohenzollern" unter Volldampf mit 21 Knoten Geschwindigkeit betrieben, sodaß die Ankunft auf der Rhede von Portsmouth bei günstiger Witterung vor aussichtlich am Montag vormittag 10 llhr erfolgen dürfte. Das Linienschiff .Kaiser Friedrich 111.", welches die „Hohenzollern" bekanntlich ebenfalls nach England be gleitet, wird vorausdampfen, um durch die Entwickel ung seiner Fahrgeschwindigkeit und bessere Erprobung seiner Manövrirfähigkeit die kaiserliche Pacht „Hohen zollern" nicht zu behindern resp. zu gefährden. In der Höhe von Dover wird das neue Linienschiff jedoch die „Hohenzollern" erwarten und mit dieser zugleich in Portsmouth einlaufen. — Die Kaiserin hat das herkömmliche Glückwunsch schreiben der Berliner Stadtverordnetenversammlung zu ihrem Geburtstag dies durch ihren Oberhofmeister Frei herrn von Mirbach in einem Schreiben beantworten lassen, welches der Vertretung der Berliner Bürgerschaft in betreff ihrer Haltung in der Frage der Kirchenbaulast und aus Anlaß von Bibelcitaten des Stadtv. Dr. Preuß in einer der letzten Stadtverordnetensitzungen Censuren ertheilt. Das erwähnte Schreiben lautet wörtlich wie folgt: Potsdam, den 6. November 1899. An den Sladtverordnetenvorsteher Herrn Dr. Langer- Hans, Hochwohlgeboren. Berlin. Ihre Majestät die Kaiserin und die Königin hat zu Allerhöchst Ihren, Geburtstage die Glückwünsche der Stadt verordneten erhallen nnd mich allergnädigst beauf tragt, Euer Hochwohlgeboren zu ersuchen, Allerhöchst Ihren Dank zu übermitteln. Wenn die Stadt verordneten in ihrem Schreiben der Freude und dem Tank Ausdruck geben, daß Ihre Majestät im Dienst der werkthätigen Liebe das Gute und Edle fördern kannte, so weiß doch Ihre Majestät, daß die Erfolge nicht erreicht worden wären ohne die vielseitige Unterstützung zahlreicher treuer Bürger, Frauen und Jungfrauen weiter Kreise Berlins, durch deren opferbereite Thätigkeit außer reicher Hilse für Arme, Kranke und Nothleidende, sich auch die kirchliche und seelsorgerische Versorgung der großen Masiengemeinden günstiger zu gestalten begonnen hat. Um so schmerzlicher sind aber Ihre Majestät davon berührt, daß der durch die ent gegenkommende und versöhnliche Haltung der kirch lichen Behörden und des Magistrats zum Segen der Einwohner endlich angebahnte Ausgleich zur Beseitigung der zwischen ihnen seit vielen Jahren bestehenden kirchlichen Schmierigkeiten von einem großen Theil der Stadtverordneten nicht gefördert, sondern verhindert worden ist. Auch hat Ihre Majestät mit tiefem Schmerze davon Kenntniß ge nommen, daß vor Kurzem in Euer Hochwohlgeboren Abwesenheit in der Stadtverordnetenversammlung ein Lehrer der königlichen Universität, ohne in ge bührender Weise zurückgewiesen zu werden, heilige evangelische und biblische Trostworte in einer Weise zum Spott benutzte, welche jede Sitte, vor Allem aber das christliche Gefühl auf das Tiefste ver- Nr. JllsirN.vIgtbüdr.n: dje dl-- K«u« für den «erbreüungsbeztrtsio Ps^- Whabe Rabatt. 2S Pfg. Ä-i mchr-o-llg« b s «smchE »er Inserate für di« vorher IS «hr. Größere letzen mußte. Ihre Majestät der Zeit den guten und treu Ekeren Blühen werde, neben der Förderung , inneren und Gedeihens anch an den ., , krankt, Schäden, an denen d.e Rei^ha^ die versöhnende und anzulegen. Auf Allerhöchsten^ Der Stadtverordnetenvorsteher Dr- Langerha^^ am Donnerstag bei Beginn der Sitzung heant- ordneten dieses Schreiben verlesen und l f c - wartet- „Auf d.e in dem zweiten TtzeU Herrn Oberhofmeisters enthaltenen Uusfuh siar- ich mich kraft meines Amtes fürverpflichtet, z stellung der Sachlage vor der Oesseutllchke! o if des zu bemerken: Ter Bau von Gotteshäusern lst Sache jeder einzelnen Religionspartei, nicht der g liehen Gemeinde. Eine be,ondere Bauverpflichtnng der Stadt zu Gunsten der evangelischen Kirchgemeinde wird allerdings neuerlich aus der märkischen Conslstona^ ordnung von 1573 zu folgern gesucht, kann aber nach der Rechtsauffasfung beioer städtischen Behörden, also auch des Magistrats, nicht anerkannt werden. Große Schenkungen "aller zu Gunsten einer einzelnen Rellglons partei zu machen, kann eine Versammlung, welche die Interessen der Bürger aller Confessionen gleichmäßig zu vertreten hat, sich nicht für berechtigt halten. Die darin liegende Zurücksetzung aber anderen Confessionen würde, statt den Frieden zu fördern, Unfrieden und berechtigte Klagen Hervorrufen. Aus diesem Grunde hat meines Wissens der sogenannte Ausgleich, das heißt das An sinnen an die Stadt, die formelle Aufhebung jener Verpflichtung aus der absoluten Consistorialordnung, durch eine Dotation der evangelischen Gemeiuden mit mehreren M ll onen zu erkaufen, allerdings keine Förder ung erfahren. Allein unserer Ueberzeugung gemäß die Bürgerschaft zu vertreten, gebieten uns Pflicht und Ge wissen. Was sodann noch die biblischen Citate aus Bibel und Gesangbuch anbetrifft, welche jüngst ein Stadtverordneter angeführt hat, so ist sogleich in der selben Sitzung von zwei Seiten das Verletzende derselben gerügt worden. Auch hat der betreffende Stadtver ordnete alsbald nach jener Sitzung öffentlich in einer weit verbreiteten Zeitung unter Namensunterschaft sein Bedauern erklärt, in dieser Weise Anstoß hervorgerufen zu haben. Dies zur Klarstellung des wirklichen" Sach verhalts. Damit gehen wir nunmehr zur Tagesordnung über." Kiel, 17. November. Auf dem hiesigen städt ischen Jürgensfriedhof wurde ein Arbeiter in einer Gruft überrascht. Bei ihm Vorgefundene Werkreuoe lassen auf den Plan der Falschmünzerei schließen Hamburg, 17. November. Nach einer hier' ein getroffenen Meldung ist der Dampfer „Athesia" welcber versucht hatte, der „Patria" Hilfe zu leisten in K- Haven mit der Mannschaft der „Patria",'m. kommen. Nur der Kommandant der „Patria", Fröhlich ist auf einem Flußdampfer in der Nähe seines brennende» Schiffe- geblieben Die „Athesia" hatte die H el s unq aufgeben müssen, nachdem die Trossen mitt tt welchen sie den Schleppversuch angestellt hatte,'gebroch waren, und es sich als unmöglich erwies mit de», brennenden Schiffe, dessen Rumpf bereits rothglühend war, e,ne andere Verbindung herzustellen Als di Im J-r„. d.r der Conrad Clauß-Straße f"b^k Personenverkehrs in dem vom Markt nach Sperrung des Gäkcbp>>s c» ^genannten Kunze-Gäßchen wird hiermit die - Wchens für reden Fährverkehr verfügt. „ WkiAll-knW, LdMM, 8Mis T a g e H g e s H H j Deutsches Reich mäßig müßte'man d^e°heu,iae v ? ichsta g.) Börsen flau, Höchs!' flau ÜSlL"7^Lk'^ den Privatpostanstalte-i dei- gestern nehmer und Mer Angestellten, die mchl von der Rn^ potverwa'tung übernommen werden fortgesetzt Die bekannten Redner erscheinen wieder auf d n Plan Herr Smger, der diesmal Arm in Arm mit der N me- rung marschirt, die Centrumsleute Marcour nnd Dasbach schon ZeUungSmänner, die chon beim Postzeitungstarif ihr Licht haben leuchten I'" Allgemeinen ist man darüber einig, daß eine möglichst ausgiebige Entschädigung einzntreten habe- die Conservatwen und der Freisinn wünschen eine 10-fache des Reingewinnes, die Verwaltung und die Social- demokralle wollen nur eine 8 fache. Herr Haußmann, der suddeutsche Volksparteiler, bindet der Postverwaltung an die Seele, ja nicht zu schroff vorzugehen; wenn der Staat auch m gewissen Fällen das Recht hat, ohne Ent schädigung zu expropriiren, so soll er doch möglichst wenig Gebrauch davon machen. Herr Rickert wieder legt dem Staatssecrelär das Schicksal der zahlreichen Unterbeamten der Privatpostanstalten ans Herz; er möchte am liebsten, daß alle 2400 Angestellten in den Neichsdienst übernommen würden und ersucht den Staats- secretär um eine entsprechende bindende Zusage, der aber Herr v. Podbielski vorsichtig aus dem Wege geht. Nach längerer Debatte, in welcher Herr Stadthagen den Pastor von Helgoland mit seinen angeblich wohler worbenen Rechten ins Treffen führt, der demnach für das Einkommen von 20000 Mark, das ihm von jetzt ab entgeht, auch Anspruch auf Entschädigung haben müßte, kommt es zur Abstimmung, in der sämmtliche Anträge der Commission angenommen werden nebst einem Centrumsanirag, der die Entschädigung auf das Zehnfache des jährlichen Reingewinns normirt. Dann wird die Sitzung auf morgen vertagt. — Die wiederholte Betonung des rein privaten Charakters des Kaiserbesuchs hindert die englische Presse nicht, in der Ausbeutung der Reise zu politischen Zwecken fortzufahren, und die „St. James Gazette" hat nur Recht, wenn sie einen Leitartikel mit den Worten beginnt: „Es besteht in England keinerlei Meinungsverschiedenheit darüber, daß der bevorstehende Besuch des Deutschen Kaisers mehr, sogar erheblich mehr ist, als ein Akt formaler verwandtschaftlicher Höflichkeit". — Die Ausreise der kaiserlichen Yacht „Hohen zollern" wird sich nach folgendem Programm gestalten, crv ,„>vläüt mit dem Kaiserpaare und W«-Im und den beiden kar erlichen Prinzen i Oskar, sowie dem gesahnten M Sonnabend früh um 8 Uhr den Kre --- l '^Moria hohen Herrschaften zum Besuche s Ko^g Kaiser nach England zu fuhren. Nach N O Brunsbüttel Wilhelmskanals steuert ^e ,Hohenzollern BE e