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163, 16. Juli 1908. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s, d. Dtschn. Buchhandel. 7713 Nichtamtlicher Teil. Neue Zeitschriften in Frankreich und Belgien. Iahresübersicht 1907—1908. Von Jos. Thron. (Schluß zu Nr. 162 d. Bl.) Während, wie aus dem vorigen Artikel zu ersehen ist, in der Produktion guter neuer Zeitschriften in Frank reich ausgeprägte Stagnation eingetreten ist, — möchte doch der deutsche Verlagsbuchhandel den französischen in dieser Hinsicht einmal zum Muster nehmen und seine er schreckende Überproduktion an Zeitschriften auch erheblich eindämmen! — verlegt das »kleine Belgien«, wie es die Belgier selbst scherzhafterwcise gern und mit Stolz nennen, fröhlich weiter drauf los. Wir haben im Berichtsjahre eine ganze Reihe neuer Blätter — wie viele davon mögen berufen sein, auch nur das erste Jahr zu erleben? Da haben wir vorerst drei literarische Revüen, davon zwei in fran zösischer, eine in vlämischer Sprache. Das ist zuerst eine seit Juli 1907 in Lüttich erscheinende Monatsschrift »Vsrs l'borirou«, bescheidenen Umfangs, L Heft 50 Cts., Abonne ment 5 Frcs., Ausland 6 Frcs. 50 Cts. Sie wird von der bekannten Buchdruckerei Vaillant-Caimanne verlegt und dient speziell den literarischen Ergüssen der jüngeren Schriftsteller Lüttichs und der wallonischen Regionen, ohne aber irgend eine ausgeprägte Richtung oder Schule zu vertreten. — Be deutender ist »Ra vis iutsllsctuslls«, monatlich ein statt liches Kleinquartheft zum Preise von 1 Frc. (Abonnement 10 Frcs., Ausland 15 Frcs.), im Verlage von O. Lamberty, Brüssel. Der Verleger gewährt dem Sortimenter in richtiger Erkenntnis seiner Bedeutung für die Existenz einer der artigen Zeitschrift den hier ganz ungewöhnlichen Rabatt von 40 Prozent. Seine neue Schöpfung, die offenbar die Stelle der früher von ihm herausgegebenen Zeitschriften »Rs Sawsäi artistiqus st littsrairs« und »^.utss« ausfüllen will, zeichnet sich durch tadellose typographische Ausstattung aus. Korrekter, großer Druck auf imitiertem Büttenpapier, einige ganzseitige Illustrationen auf Kunstdruckpapier, Inhaltsverzeichnis jeder Nummer auf dem geschmackvollen Umschlag. Das Pro gramm, für das angesehene jüngere belgische Autoren, wie Ansiaux, Rency, Rouma, Hamesse, als Mitarbeiter gewonnen worden sind, ist, dem Titel entsprechend, ein sehr weites: Soziologie, Philosophie, Literatur, Kunst, Theater, Pädagogik usw. Neben der »Lslgiqus artistiqus st littsrairs«, mit der die Verlagsbuchhandlung Vve. Larcier vor 3 Jahren einen sehr glücklichen Griff getan hat und die in Belgien jetzt an erster Stelle steht, wird die neue Monatsrevue einen schweren Stand haben, obwohl ihr ein guter Erfolg aufrichtig gewünscht werden darf. — Ihre im gleichen Monat auf die Welt gekommene vlämische Zwillings schwester »Iris« wendet sich an dieselben Kreise; im Unter titel finden wir sogar die gleichen Gebiete ihres Programms: Literatur, Kunst, Soziologie, Wijsbegeerte (-- Philosophie). Sie erscheint bei Verbeke L Cie. in Brügge, ebenfalls monatlich und in gleichem Format, auf dickem Papier, mit besonderen Jllustrationsbeilagen und kostet 90 Cts. pro Nummer. Wie bei den meisten holländischen und belgischen Zeitschriften ist auch bei dieser besonderer Wert auf die typographische Ausstattung gelegt worden. Ihre bevorzugten Gebiete sind Kunst und Literatur; bei dem hervorragenden Kunstleben Belgiens finden sich namentlich für das erstere stets neue Stoffe, neue Anregungen, neue Autoren. Ein weiterer Beweis hierfür ist auch die Gründung der monatlich erscheinenden illustrierten Zeitschrift »Rs Uoms«, herausgegeben von I. Barry, Brüssel (ä, Heft Börsenblatt sür den Deutschen Buchhandel. 7b. Jahrgang. 40 Cts., Abonnement 3 Frcs.), die bei bescheidenem Auf treten ein recht großes, zeitgemäßes Programm zu verwirk lichen strebt und alles, was mit dem Äußeren und Inneren der Wohnung (Architektur, Dekoration, Mobiliar, Luxus, Komfort, Garten rc.) in Verbindung steht, in ihr Bereich zieht. Sie wendet sich nicht etwa nur an die vom Glück Begünstigten, die sich den Luxus eines Landhauses leisten können, sondern vielmehr gerade an die bürgerlichen und kleinbürgerlichen Kreise, denen sie Mittel und Wege zeigt, auch ohne Kapital ein bescheidenes Eigenhaus zu bauen. Auch ihre finanziellen, rechtlichen, landwirtschaftlichen und gärtnerischen Ratschläge wenden sich hauptsächlich an die letzteren Kreise. So hat das »Roms« offenbar das Programm der leider vor einigen Jahren eingegangenen Monatsschrift »Rs OottLAg« in erweiterter Form wieder ausgenommen. Dieser hatten nicht die Käufer, sondern die Mitarbeiter gefehlt (die in Belgien nur ganz ausnahmsweise für Zeitschriften- Beiträge honoriert werden und im allgemeinen mit einer Anzahl Sonderabzüge ihrer Arbeiten ganz zufrieden sind). Möge ihre Nachfolgerin hierin mehr Glück haben; der bisherige Erfolg scheint dazu zu ermutigen. — Das unermüdliche Institut International äs RiblioZrapbis in Brüssel hat sich neben einem im Entstehen begriffenen »Institut iutsruatioual äs kbotograpbis« seit diesem Jahr auch ein »Llusäs international äs la Rrssss« angegliedert, unter Mithilfe der belgischen Journalisten-Vereinigungen »Association äs 1a Rrssss« und »Association äs la Rrssss xsrioäiqus«. Dieses neue »Museum« hat ein in erster Linie als Vereinsorgan bestimmtes eigenes Vereinsorgan »Ra Rrssss, Rsvus äocuinsutairs äs jour- nalisws« geschaffen, das seit 1. März halbmonatlich in Oktav heften erscheint und einen recht interessanten Inhalt verspricht, den auch Buchhändler mit Genuß lesen dürften (Abonnements preis 7 Frcs. 50 Cts.). Das vorliegende erste Heft enthält Artikel über »Rs Dsmps«, die führende Pariser Zeitung, über den modernen Reporter, die systematische Organisation der Aus kunftsmittel, Henri Rochefort, den unermüdlichen, ewig-jungen Chefredakteur der »Rautsrus«, eine kleine Chronik u. a. Die Blätter sind am inneren Rande perforiert, um leicht ab gerissen und zum Gebrauch für Journalisten fürs Nach schlagen geordnet werden zu können; es wäre aber wünschens wert, neben dieser Ausgabe auch eine solche ohne Perforation zu geben für gewöhnliche Sterbliche, die die Absicht haben, die Hefte aufzubewahren und später einzubinden. Ebenfalls als Propaganda-Organ des auf dem »Welt kongreß« in Mons im belgischen Jubiläumsjahr 1905 ge gründeten »Institut international äs I'art public« (wir find sehr international hierzulande!) erschien 1907 das erste Heft einer groß angelegten »Rsvus äs I'art public«, ein starkes Heft in 4°. mit vielen prächtigen Kunstbeilagen. Die Weiterführung der mit großartigem Programm unter nommenen Zeitschrift scheint jedoch auf Schwierigkeiten gestoßen zu sein, denn das 2. Heft der Vierteljahrs- Publikation ist nach beinahe Jahresfrist erst in diesen Tagen erschienen. Die Zeitschrift ist übrigens nicht im Handel; behufs Abonnement ist man genötigt, dem Institut als Mitglied mit einem Jahresbeitrag von 20 Frcs. bei zutreten. — Unter dem suggestiven Titel »Rs Rrogrds, Rsvus LcisutiLqus st littsrairs« (k Heft groß-80. 50 Cts., Abonnement 5 Frcs., Ausland 6 Frcs.) erscheint seit Februar dieses Jahres im Selbstverläge russischer Stu denten in Brüssel eine neue Monatsschrift, die schon mit dem 3. Hefte eine bedeutende Bereicherung sowohl inhaltlich als äußerlich erfahren hat und sehr gute Mit arbeiter aufweisen kann, in der Hauptsache aus belgischen und ausländischen Dozenten der sozialistischen »UuivsrsitS 1005