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1 ^ugau, Mlstmbrand, Ursprung, Mittelbach, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf u.^ Lrqei«er Hohenstei»er«ffthal. Nr. 212. 26. Jahrgang- Dienstag, den 12. September 1899. öirdactüm srrd E^pedittrn: »,h»str«K« r (nahe dem S. L»tSgnicht). AuskrttonS-rbühren: die ^mrSwärts 12 Pf»-. Raum für de« BerbreitungsbezirrlO P!S-< Rabatt Si-el-m. 28 Pfg. sei mehmnalis««^^^ bi? v-r«. «—«tz«« der Inserate für in« vorher erbeten. 1» Uhr. Größere Abends vo ÄÄ Festtage ezugSprns betrügt vierteljährlich i. Ml 28 Bia «nrl - dn rllustrirten «"-l. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. .... — In Anwesenheit zahlreicher deutscher Fürstlicki- telten und umgeben van einem glänzenden Gefolge heimlicher und fremdländischer Offiziere hat unser Kayer auf badische,n Grund und Boden Heerschau über °i° »'«ki-I-n L Lh°L Zobne des Landes gehalten. Bei dem zu Ehren des Kaiser nn Schlosse zu Karlsruhe gegebenen Festmable antwortete der Kaiser auf die Begrüßung des Grob Herzogs : „Euere König!. Hoheit wollen Mir gestatten 7" und tiefsten, Herzen Meinen L legen fm die freundlichen Worte, sowie Meinen inniasten Glückwunsch z» dem heutigen schöben, erst (gleichen Tage für das 14. Armmekorps, trotz aller elngetretenen Schwierigkeiten. Euere Köuigl. Hoheit baben die Gute gehabt, unseren Blick auf die Verqangen- hert zu richten, nnd damit ist wohl, gerade an dieser Stelle und m diesem Hause, für uns Alle eine Reihe von Bildern erschlossen, die uns Allen das Herz schwer macht und das Auge feucht, wenn man daran denkt wie vor 20 Jahren die Parade desselben Armeekorps von Heldengestalten geführt und begleitet wurde, die nicht mehr find, dem großen Kaiser an der Spitze seines Regiments, das Ich heute Vorführer, durfte, Meinen seligen Vater, vom Sonnenglanz der Zukunft bestrahlt, an der Spitze des seinigeig und dein Sieger von Nuits. Sie sind dahin gegangen, wir sind zurück geblieben, und uns liegt es" ob, was sie uns hinter ließen, auch zu erhalten. In dieser Hinsicht schließt sich der heutige Paradetag würdig an die anderen, ein Stolz für unser Volk und unser Land, und eine Mahn ung für das Ausland, denn ob gold-roth, ob schwarz- roth, ob grünweiß oder schwarz-weiß, so reiht sich Fähnlein an Fähnlein, und bildet in seiner Gesammt- heit einen Pauzer, der um das goldene Panier unseres Reiches gelagert ist, um dasselbe zu schützen und zu sichern, und nicht zum Geringsten erblickte Ich mit Genugthuung das zweite Treffen, das in Gestalt der alten Krieger dem Paradetag zusah, die noch die Ehre gehabt haben, unter unseren Vorfahren zu fechten und die großen Tage des alten Kaisers mit zu erleben. Daß dem aber so ist, verdanken wir dem Umstand, daß es dem großen Kaiser vergönnt war, nach langjähriger Prüfung und Vorbereitungsarbeit die deutschen Fürsten zu finden, die ein Herz voll Begeisterung für die große Sache mitbrachten und sofort an seine Seite traten. Der sicherste Kitt für den Zusammenhalt unseres Vaterlandes, das ist das Zusammenarbeiten unserer Fürsten und das Blut, das gemeinsam vergossen wurde aus dem Schlacht feld. Möge denn das scheidende Jahrhundert unser junges Reich und unser Heer in derselben Verfassung finden, wie es dereinst der große Kaiser uns hinterließ, und mögen wir uns stets bewußt sein, daß wir dafür zu sorgen haben, die Nelegion zu schützen, die dein Volke erhalten bleiben soll, und für Sitte und Ord nung eiuzustehen. Mögen uns immer deutsche Fürstinnen zur Seile stehen, wie die große Kaiserin und ihre er lauchte Tochter, die die Noth des Volkes mit liebender Hand überall lindern. Das wird auch im neuen Jahr hundert trotz aller neuen Geister und Ideen die alte Larchische Treue bewähren, sturmfesh °l« Beispiel allen anderen Ländern. Ich neige Mich in Ehr^A vor dem erhabenen Fürstenpaar, das ^ese Ideen m langer Lebensarbeit zur Verwirklichung gebracht hah und das so seinem Lande und uns ,ew Vorbild ge worden ist Ich erhebe Mein Glas mit dm mn Om Wünschen für das Haus, das Land und das Armee corps Euer Königlichen Hoheit! Se. Komgl. Hohe t der Grobherzog Hurrah! Hurrah! Hurrah. Frankreich. Rennes, 9. September. Die für den letzten Sitzungstag angekündigten Maßregeln zur Aufrecht erhaltung der Ordnung in der Stadt und im Sitzungs saals sind getroffen. Die Hauptstraßen, besonders die Umgebung des LyceumS, die Brücke und der Bahnhof, der Platz vor dem Militärclub und die Handelsbörse sind militärisch besetzt. Gendarmerie- und Militär patrouillen durchziehen die Stadt. Auch der Sitzungs saal ist militärisch besetzt. Gendarmerie in großer Zahl überwachen die geringste Handbewegung. Damen ist der Eintritt verboten; nur die weiblichen Berichterstatter werden zugelasse». Unter tiefem Schweigen der Zuhörer nimmt Maitre Demange um '/»8 Uhr sein Plaidoyer wieder auf. Er führt aus, man könne die Anklage nicht beweisen, weil man kein Schriftstück besitze, welches durch das Bordereau ausgeliefert worden sei. Man sei deshalb mit Ver muthungen vorgegangen. Demange weist ferner die Darlegungen Merciers, Rogets, sowie der übrigen Zeugen zurück. Die im Bordereau vorgekommenen Ausdrücke ließen viel eher auf einen Truppenofficier schließen, als auf Dreyfus. Die Slylfehler, welche Mercier aus dem Bordereau hervorgehoben habe, kämen bei Dreyfus nicht vor. Der Angeklagte habe niemals Nachrichten in Bourges hinsichlich der Bremse verlangt. Es sei fest gestellt, daß diese Nachrichten von dem Spion Grenier ausgeliefert wurden. Demange: Ich habe jetzt vor, Schritt für Schritt der Anklage zu folgen, die behauptet, daß sie in jeder der Noten des Bordereaus einen Beweis gefunden habe, daß die Noten nur von Dreyfus geliefert werden konnten. Wir werden sehen müssen, ob das, was man Beweise nennt, wirklich Beweise sind. Denn in diesem Saale der Justiz muß man anderes vorbringen als Indizien, Vermuthungsn und Möglichkeiten. Demange bemerkt, daß das Bordereau offenbar zuerst nicht erkennen ließ, daß der Autor ein ^lagiär des Generalstabes sein müßte, da man zuerst anderswo suchte. Das in noch eine jener Hypothesen, die man hinterher gefunden hat, und die, wenn man sie sorgfältig prüft, nicht die Achtung einflößt, die man ernsthaften Ideen schuldet. Demange prüft den Werth der im Bordereau genannten Noten. Was klar ist, ist, daß diese Dokumente von dem Empfänger des Bordereaus nicht verlangt worden waren. Der Autor oes Bordereaus sendet sie spontan. Wenn Drey fus der Autor war, so kann man jagen, daß diese Dukomente wichtig sind. Wenn ein anderer der Autor war, so beweist nichts, das sie nicht werthlos sind. Sie sind irgendwo, wie es das Garnisonleben zerade mit sich brachte, aufgetrieben und für Geld geliefert worden. In der Domäne der Hypothesen ist diese solider als die Hypothese des Generals Boisdeffre, welche die Anklage dann von ihm übernommen hat. Demange beginnt nun eine detaillirte Diskussion der Noten, wobei er die Auslegung, die General Mercier ihnen gegeben hat, zurückzuweisen sucht. Es ist, sagt er, sicher unmöglich, zu erklären, wie ein Artillerieofficier, der eine Note über eine hydropneumatische Bremse des Geschützes „120 kurz" senden will, von einer hydrau lischen Bremse spricht und so den Werth seiner Waare herabdrückt. Man könnte daraufhin erklären, daß der Autor des Bordereaus kein Artillerist war. Man tappt in dieser Beziehung in Dunkelheit. Aber nicht mit dem Schatten schafft man Wahrheit, nur mit dem Licht. Um zehn Uhr tritt die übliche Paule ein, nach der Demange zum Schluffe seiner Vertheidigung das Wort nimmt. Nach dem Inhalt des Begleitschreibens die Form! Demange hält die Gutachten Bertillons und Valerios mit den Widerlegungen Parafjaval«, Bernards und Poincarrös zusammen und zeigt an der Hand dieser berufensten Kritiker, daß Bertillons rechmingen falsch, sein Ausgangs deshalb hinfällig seine Maße ungenau, feine Md, y greifen sind. Wenn man zu emcm Vertillomchen der muß, um Dreyfus' Schuld ä" ? nicht zweifelhaft Ausgang dieser Verhandlungen sind dagegen sein. Alle Umstände, die Dreyfus ^"ast' n H^st- Verdruß" genannte Papier b'MlY z ) findet das Begleitschreiben geschrieben ist, s. h^ß ge- gleichzeitig Briefe von Begleitschreibens schrieben sind. Seine Schrift ist - jst so ähnlich, daß Bertillon selbst ausnfft. ,,E^ ein Strohmann". Wie wäre " 'S h - - , 1897 bei der Anklage Mathias Drehst-» wie t die deutsche Botschaft lief und um leine - . flehte, und auch beim Zolaproceß, bei se Processen vor dem Kriegsgericht immer Hang mit dem Begleitschreiben und der Dreysussach hartnäckig leugnete? Ein Strohmann mußte, um eme Rolle zu spielen, bei der ersten Anklage außer Landes flüchten und dort Geständnisse ablegen, statt sich ändert- halb Jahre lang wüthend zu vertheldigen, unterstützt von du Paty de Elam, der doch auch keinen Grund hatte, einem Strohmann beizuspringen und ihn durch seine Hilfe geradezu verhindern, die StrohmannroUe zu spielen. . Redner zeigt die Hinfälligkeit der Unterstellung, daß Dreyfus die Robingranate verrathen haben könne, und fährt fort: „Das letzte Wort der Anklagerede war: „Was die Beweggründe des Verraths betrifft, so be- schäftige ich mich damit nicht. Das ist Psychologie." Allerdings, meine Herren, es ist Psychologie, aber man hat kein Recht, sie zu vernachlässigen, wenn es sich um ein so furchtbares Verbrechen handelt. Nun denn, hier ist ein ehrgeiziger Officier, ein reicher, ein zärtlicher Gatte und Vater, ein glühender Vaterlandsfreund. Fünf Jahre lang trotz Leiden, trotz Martern — ich meine nicht Lebons Eisenstangen, sondern die furchtbaren Seelenmartern — hat er keinen Augenblick lang auf gehört, in den erschütterndsten Ausdrücken seine heiße Liebe zu Frankreich aus seiner Seele herauszuschreien. Und dieser Mann soll das heißgeliebte Vaterland ver rathen haben! Wofür? Wozu? Sie können es nicht glauben! Sehen Sie dagegen den andern mit seiner dunkeln Vergangenheit, seiner Geldnoth, seinen Schwindeleien, seiner zügellosen Lebensweise, seinen Ulanenbriefen, die den wüthendsten Haß gegen Frankreich athmen und Sie könnten zweifeln, wer Beweggründe zum Verbrechen hatte? Ich sehe vertrauensvoll Ihrem Urtheil entgegen und wiederhole die Schlußworte Mornands vor dem höchsten Gericht: „Wir nehmen gemeinsam das heilige Liebesmahl des Vaterlandes, der Gerechtigkeit und der Wahrheit ein!" Das Publikum bricht trotz der drohenden Geberden der Gendarmen in donnerndes Händeklatschen aus Negierungscommissar Carriäre will das Wort nehmen Vorsitzender Jouaust.- „Nein! Ich hebe die Sitzung auf. Um 3 Uhr Nachmittags neue Sitzung " Dreyfus ruft im Abgehen: „Ich bin nicht schuldig'" Aus dem Saal erhebt sich ein angeblich von Jaurös ausgestoßener Schrei: Muth! I» "großer Aufre un zerstreut sich die Menge. " Während der Sitzungspause besucht Frau Dreyfus ihren Gatten und verweilt unter vier Augen über eine Stunde bei ihm. Ihr Wagen wurde durch vier G n° darmen zu Pferde geleitet. Um 2 Uhr 20 Min. wurde Dreyfus wieder nach dem Lyceum geführt- um Z Ubr wurde die Sitzung wieder aufgenommen.' Unter ae- spannter Aufmerksamkeit ergreift Negierungscommissar Carriäre das Wort und erklärt, er wolle dem Krieas- gericht nur noch eine Bemerkung machen: Erwägen Sie