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26. Jahrgang Freitag, den 25. Augnst 1899. Ste^rctisA mid Gxprdttten: S (u«he d«» N L«-t»grrtch:). WtNMWrl-NdMst«: UazeiH« HoheusteureruMst. scheid. Er setzte, sagte der Zeuge im Tone der höchsten Entrüstung, eine gewisse Eigenliebe darin, besser unter richtet zu sein als wir anderen. Unter dein Vorwande, sich verspätet zu haben, kam Dreyfus manchmal um 11 Uhr ins Bureau und blieb bis 2 Uhr. Um riese Zeil gab es keinen Officier im Bureau. Er hatte, wenn er wollte, alle Muße, die Papiere des Bureaus zu durchstöbern. Der Präsident fragt, wo denn der Schlüsse! zu den Schränken lag. Dervien: Der Schlichet lag an einem Ort, den wir kannten, Dreyfus kannte ihn natürlich auch und konnte also die Schränke öffnen. Dervien erzählt weiter, daß Dreyfus auf einem Spazier ritt in der Gegend des Trocadero ihm selbst erzählt habe, daß er bisweilen erst um 11 Uhr in das Bureau komme. Dreyfus : Ich habe schon 1894 gesagt, daß ich auf einem Spazierritt dem Zeugen gesagt habe, ich käme Montags später als sonst in das Bureau. Es folgt nun der Capitän Duchatelet. Dieser erzählt, daß er am Ende der Mannöver im Juli 1894 beauf tragt war, gemeinsam mit Dreyfus die Pferde und deu Tram des Generalstabes nach Paris zurückzusühren. Dreyfus habe ihn unterwegs über die Postmappen oeS Generals de Boisdeffre, sowie über die fremden Militär attaches ausgefragt. Ein anderes Mal sei der Zeuge mit Dreyfus die Camps Elisees hinnntergeritien. Drey fus habe ein Haus bedeutet und gesagt, daß dort eine ihm bekannte Demimondame wohne und gefragt: „Wollen wir hinaufgehen und eine Tasse Chocolade trinken?" Dreyfus habe ihn auch aufgefordert, dort zu spielen. Dreyfus: Den Zeugen führt sein Gedüchtniß irre. Es war nicht im Juli, sondern im August 1894, als wir jenes Gespräch auf dem Spazierritt hatten. Ich war am Sonntag vorher zum ersten Mal beauftragt worden, den Inhalt des Briefskoffers zu de Boisdeffre zu bringen. Genera! Gonse, der mir den Auftrag ertheilt hatte, wird mich nicht dcmentiren. Ich erzählte davon dem Capitän Duchatelet. Duchatelet: Das ist richtig. Drey fus erklärte noch, er habe Duchatelet nie zum Spielen verleiten wollen. Der Zeuge du Breuil wird aufgerufen. Er ist der Typ des Sportsmen zweiter Klasse mit gebräuntem Teint, etwas gebogener Nase und blondem Schnurr- bültchen. Er beginnt sehr umständlich zu erzählen. „In den Jahren 1885/86 wohnte ich in Paris und hatte die Gewohnheit, täglich einen Spazierritt in das Bois zu machen. Eines Morgens sah ich, daß ein Pferd gestürzt und der Reiter zu Boden gefallen war. Ich eilte ihm zu Hilfe und fragte, ob er verletzt sei. Er war nicht verletzt, aber etwas aufgeregt, und er bat mich, in meiner Begleitung nach Hause reiten zu dürfen. Unterwegs tauschten wir die Karten aus. Er nannte sich Bodson. Vor einem Hause iu der Ruhe du Bois de Boulogne verabschiedete er sich und sagte: „Dort wohne ich." Bald darauf traf ich ihn wieder im Bois und merkte sehr bald, daß er mit mir in Ver bindung zu treten wünschte. Da man in Paris vor sichtig sein muß, bat ich einen Bekannten, Erkundigungen über Bodson einzuziehen. Die Auskunft fiel günstig aus. Bodson war der Besitzer des Geschäfts „La Re- dingote Grise" und bewohnte ein Haus im Bois de Boulogne. So trat ich zu ihm in nähere Beziehungen. Er lud mich zur Jagd ein. Eines Morgens stellte er mir Madame Bodson vor. Diese stellte mir den Capi tän Dreyfus vor, der sich in ihrer Begleitung befand. Wir ritten, ich mit Bodson, Capitän Dreyfus mit Ma dame Bodson, ab. Wir machten so drei oder vier Promenaden, immer war Dreyfus da. Dann lud mich Bodson ein, in seinem Hause zu diniren. Es war, wenn ich mich recht erinnere, Anfang 1886. Ich fand dort den Leutnant Dreyfus und einen Fremden, den ich nie zuvor gesehen hatte und den Madame Bodson mir als Attache der deutschen Botschaft vorstellte. Ich weiß «Oli» »»d Nr. 197. « » « es « «! ch , ch tr Deutsches Reich. hrutigen Sstüm^^ - die Ergebnisse der Positives. Aeußere^vs^^ "och nichts Anlaß zu der ^en jedoch begründeten des Staats-Ministeriums Kaster die Demission vielmehr die Stellnna hat, daß insbesondere die des Munsters vö^ '"ie MWNMW d°mu- tue Folgerung ziehen, daß der Kaffer Lettern der Canalvorlage nicht ? s m Olsten,>ig zuschreibt, als den Parteien die diele Vorlage mit parteipolitischen 'Nebenabsichten verquickt und jene Complieationen herbeigeführt haben, au denen der Entwurf schließlich scheiterte. Es liegt jedoch nahe, daß auch bei dieser Sachlage der Friede zwischen der Krone uud den Canalgeqnern noch nicht best-gelt ist . — Sehr begreiflich ist der Standpunkt, den der preußische (conseroaüve) Abgeordnete Ring in einer un Teltower Kreisblatt veröffentlichten Erklärung einnimmt. Sie lautet: „Wie wir soeben mitgetheilt wird, haben mehrere Berliner Zeitungen unbegreiflicher Weise die Nachricht: ich hätte für die Canalvorlage gestimmt. Dies ist selbstverständlich unwahr. Principiell kein Gegner der Wasserstraßen, kann ich sür einen Canal, der 30t? Millionen kosten soll und sicherlich 400 Mill, kosten wird, nicht eintreten, so lange die märkischen Flußläufe alljährlich in Folge gänzlicher Verwahrlosung durch Ueberschwemmung verheerendster Art heimgesucht werden, die hunderttausende treuer Märker um Hab und Gut bringen, ohne das der Staat Mittel zur Äbhülse bereit stellt, trotz alljährlich vorgebrachter verzweifelter Nothschreie und zahlreicher Petitionen. So lange die Finanzpolitik Preußens auf den Erträgen der Eisen bahnen pastrt, ist es jedenfalls eine verkehrte Politik, mit dem Gelde der Steuerzahler kostbare, ertraglose Canäle zu bauen, um den Eisenbahnen eine künstliche Concurrenz zu schaffen und auf diese Weise neue Steuern nothwendig zu machen. Für die Flotte, um die Schmach von Samoa auszugleichen, würde jeder ronseroative Abgeordnete obige Summe gern zur Verfügung stellen." Dazu muß selbst die „Vossische Zig." bemerken: „Die beste Deckung ist der Hieb. Und den Hieb, die Wasser läufe der Mark verwahrlost zu haben, kann die Regier ung nicht pariren. Denn es ist so, ist wirklich so." Oesterreich-Ungarn. Wien, 23. August. Abgeordneter Wolf hatte für heute und die nächsten Tage Versammlungen in Ost böhmen in seinem Wahlbezirke einberufen, welche unter sagt wurden. Der Recurs an die Statthalterei wurde ebenfalls sofort abgewiesen. Ebenso wurde Wolfs öffentliches Auftreten bei dem Alldeutschen Verbandstage in Hamburg untersagt. Frankreich. RenneS, 23. August. Die heutige Sitzung des Kriegsgerichts wnrde um 6'/, Uhr eröffnet. Der erste Zeuge ist der Generalcontroleur der Armee, Le Roy. Er sagt aus, daß er Dreyfus im dritten Bureau des Generalstabs gesehen habe, baß Dreyfus mit fremden Militärattaches sprach, die dorthin kamen, und daß seine indiscrete Haltung sich sehr von der kekweiasamen seiner Kameraden unterschied. Der folgende Zeuge ist der Commaudam Derv.em Er Kat Drevfus im zweiten Bureau gekannt. Dreysus Mm Von da kam das Gespräch aus auf die Grenze. Dreyfus wußte dort äußerst gut ^e » -kalken Meinsdorf «. s. w. Lanaenbecg, Fairen, i «—KE mch! mehr dm mir alle Namen von Mach -s weiß, M die ich ihn nicht bezeichnen Kameradie zwischen dem Intimität und sehr verdacht Kamerad _^br. Das deutschen Attache und d m M und ich machte auf mich ehr Mech zurückzukehren." beschloß me mehr u die,es jch mcht w.eder- Bodson fragte mich ^d Antwort und käme. Ich gab zuers hie Deutschen nicht, sagte dann schließlich - „-äch zusammenzutreffen, es ist mir "na"genehm, 'M h ä Beamter und Ich bin unabhängig und frei, ch . « Bodson L verpflichten ihnen dieH^ za^. war nicht im mindesten ! , Glauben 'i"d. d-r kM»ch-n Mm« m verjagen." Ich gestehe (sährt der Zeuge fort), daß ich diese Aeußerung so auffaßtc, als sei sie von den Ge fühlen des betrogenen Gatten emgegeben, und muß sagen, daß, wenn alle Offiriere aus der Armee verjagt werden sollten, welche die Gunst der Madame Bodson genossen, das wäre schade. (Große Heiterkeit). Aber Bodson gab mir die Versicherung, daß er nicht eifer süchtig sei. Er lebe nicht mehr mit seiner Fran zu sammen, und interessire sich nicht mehr für sie. >zch gebe ihr, sagte er, sehr viel Geld,Laber sie ist unersätt lich. Die Worte Bodsons beschäftigten mich. Ich drang in Bodson, mir zu sagen, warum Dreyfus aus der Armee verjagt werden müßte, aber er gab mir keine weitere Auskunft und sagte nur: „Nein, es ist wegen meiner Frau, daß ich das gesagt habe. Dreyfus ist unwürdig, die französische Uniform zu tragen." Ich hätte, schließt der Zeuge, vielleicht Anzeige machen sollen, aber das ist nicht so leicht, Ich habe geschäftliche Unter nehmungen, ich wollte mir nichts an den Hals ziehen." Vertheidiger Demange: Hat der Zeuge nicht an Ques nay de Beaurepaire geschrieben? du Breuil: Ja, ich hatte verlangt, von dem Cassationshof gehört zu werden. Ich wurde nicht gehört. Da las ich von der Enquete Beaurepaires und wandte mich an ihn. Ich mnß hin zufügen, daß ich früher Richter und Beaurepaires mein Vorgesetzter war. Demange: Betreibt der Zeuge nicht einen Pferdehandel? du Creuil: Nein, keinen Pferde handel. Ich bin Gutsbesitzer und verkaufe als solcher Pferde und andere Thiere. Demange: Ist der Zeuge nicht in einem Proceß mit Herrn Morny verurtheilt worden? du Breuil: Ich weiß nicht, warum das hier her gehört. Es war ein Proeeß wegen eines Pferde verkaufs. In erster Instanz hahe ich gewonnen, in zweiter bin ich dann verurtheilt worden. Ich sehe, daß man mein Zeugniß verdächtigen will. Demange: Ich bitte, den Wortlaut des Urtheils verlesen zu lassen, das m dem Proceß erlassen worden ist. Labori: Ich bitte doch auch bei dem Staatsanwalt in Mans Erkundiq- ungen über den Zeugen einziehen zu lassen. Regierunqs- commissar Commandant Carriüre: Der Antraa ist selt- dieser Affaire, und die Aussage dieses Zeugen ist die am wenigsten selt same. Labori: Warum hat der Zeuge seine Aussaae nicht schon 1894 vorgebracht ? du Breuil: Als ich von der Verhaftung eines israelitischen Officiers las, hatte Drevs»«" Zwe,fel ich wnßte sofort, das konnte nur m-Ä sich"' daß er verurtheilt werden wurde, mein Zeugniß war unnöthig. Labori: Zeuge nicht nach dem Namen des Militärattache gefragt? du Breuil: Ich sage nicht, daß es em Militärs war. Ich sage nur Attachö labori: Ich will sagen, warum der Zeuge nicht weiß