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BcrrGdorf, Langenberg, Falkm, Meinsdorf u^s-^ ^?!«« 26. Jahrgang Mittwoch, den 23. August 1899. Die Abtheiluugsltstm für die^hl^ zur 2. Kammer * W II k?Z e r denken, daß Jeder sieht, „er sei auch wer er mag, em letztes Glück und einen letzten Tag." — Ueber die Bedeutung des Dortmunder Kaisertages urtheilt Pfarrer Naumann in der „Hilfe": „Das neue Kaiserlhum muß mit der Industrie gehen, und das ist an Wilhelm II. das Erfreuliche, daß er diese Noth wendigkeit in sich ausgenommen hat. Darin beruhen die Hoffnungen, die wir auf die weitere Zeit feiner Ne- gierung setzen. Er wird noch einmal sein Zeitalter finden. Sein Zeitalter bricht an, wenn der Schwerpunkt Deutschlands auch politisch von Osten nach Westen ver legt sein wird. Ein Versuch, den Kaiserfuß nach West deutschland zu setzen, war der Tag in Dortmund. Das ist die geschichtliche Bedeutung des II. August." Nau mann erinnert sodann daran, daß der Kaiser von Dort mund zu Krupp und nicht zu Stumm gefahren sei, und endigt seine Ausführungen mit den Sätzen: „Es ist eine neue politische Situation gegeben. Wird der Libe ralismus sie brauchen, wird er in ihr wachsen ? Wird er den Kaiserschlag aus den conservativen Nacken benutzen? Wird er jetzt wieder etwas sein wollen in Deutschland?" — Aus Berlin wird der „Neuen Freien Presse" nütgetheilt: In hiesigen diplomatischen Kreisen besteht die Auffassung, eine neuerliche Verurtheilung des Kapi täns Dreyfus durch das Kriegsgericht in Rennes sei nicht unwahrscheinlich. Etwaige neuerliche Aufklärungen Deutschlands in der Sache seien nicht zu erwarten. Deutschland habe nun einmal durch den Staatsminister Grafen Bülow im Reichstag erklärt, daß es nie mit Dreyfus zu thun gehabt habe. Das könne wohl Allen genügen, die ein Ohr für die Gerechtigkeit haben. In Deutschland wissen Alle, der Kaiser vor allem, daß Dreyfus unschuldig sei. Deutschland könne aber un möglich den Namen seines wirklichen Agenten nennen. Kein Staat gebe seine Agenten preis. — Ueber eine bemerkenswerthe Concurserklärung berichten die Berliner Blätter. Sie betrifft den hiesigen Geheimen Oberregierungsrath und vortragenden Rath im Staatsministerium Freiherrn v. Broich. Dieser Herr war der Begründer einer ganzen Reihe von ge schäftlichen Unternehmungen, die er mit allerlei unklaren Humanitären Bestrebungen zu verquicken wußte. Sein Titel und seine hervorragende amtliche Stellung ver anlaßten zahlreiche Personen, sich an diesen Unternehm- nngen zu betheiligen, von denen kein einziges reüssirte. Sie standen von vornherein auf so unsicheren Füßen, daß wiederholt öffentlich vor einer Betheiligung an denselben gewarnt wurde. Freiherr von Broich war in das Staatsministerium berufen worden, als Graf Wilhelm von Bismarck 1885 das Landrathsamt in Hanau übernehmen sollte, das Herr von Broich damals ver waltete. Herr Professor Lehmann-Hohenberg in Kiel hat erst kürzlich in einem Artikel schwere Anklagen gegen Herrn v. Broich erhoben die gleichfalls mit dessen geschäftlichen Unternehmungen in Zusammenhang standen. Auch warf ein Prozeß eines Wurstwaarenfabrikanten, dessen Geschäft Frhr. v. Broich auf den Namen seines noch nn Kmdesalter stehenden Sohnes gekauft hatte und demgegenüber er sich später den vernommenen Ver- Ne^scrion ««d ^p-elütis«: A (ushr dem K. MMgeriHt). Nr. 195 Ur. Polster. pflichtungen entziehen wollte, ein sehr Framn'Ü^ ^esAa zu erleichlerm Sie hat die Hinaussendung solcher Mädchen, welche bls zu ihrer Nerheirathung vorläufig ^ste U u-mirkt. deutschen Familien finden, aus ^ren Mitt die Zunächst traten im November 1898 12 Ma ch Ausreise an, um dort in bestimmte Stellungen zu treten. Dieser Versuch ist nach den Mitthestungen des Kai er lichen Gouvernements durchaus geglückt; Herrschaften und Mädchen sind mit einander zufrieden und der größte Theil der letzteren hat bereits Gelegenheit ge funden, sich zu verehelichen. Nunmehr ist seitens des Herrn Gouverneurs Lentwein der Deutschen Kolomal- gesellschaft die Mittheilung zugegangen, daß wiederum eine größere Anzahl im Schutzgebiet angestedelter Familien bereit seien, deutsche Mädchen in Dienst zu nehmen, sofern die Ueberfahrtskosten von der Gesellschaft getragen würden. Die in Betracht kommenden Dienst- Herrschaften werden durchweg von Gouvernement empfohlen und geben nach dessen Versicherung vollkommene Gewähr für gute Unterkunft und Verpflegung. Die Mädchen müssen von tadellosem Rufe, nicht über 30 alt, gesund und kräftig, in allen Hausarbeiten geschickt sein und dürfen sich auch vor derberer Arbeit nicht scheuen, Wegen der in Betracht kommenden Verhältnisse sollen Mädchen vom Lande oder aus einer kleinen Stadt den Vorzug erhalten. Die Beweberinnen haben sich auf 2 Jahre zu verpflichten, doch kann der Vertrag bei einer Verhcirathung vorher gelöst werden. Die Deutsche Kolonialgesellschaft trägt die Kosten der Ueberfahrt bis zum Hafen des Schutzgebietes (Swakopmund), von wo aus das Gouvernement für Fahrgelegenheit und Be gleitung nach sdem Innern Sorge trägt. Die Kosten der Rückbeförderung werden gleichfalls von der Deutschen Kolonialgesellschaft getragen. Eine Bestimmung der Mädchen für die betreffende Herrschaft findet bereits in Berlin statt. Die Ausreise der Mädchen erfolgt im Oetober oder November 1899. Geeignete Bewerberinnen müssen sich bei der Deutschen Kolonialgesellschaft, Berlin Potsdamerstrabe 22 a, möglichst bald unter Einsendung einer amtlich beglaubigten Einwilligungserklärunq ihrer Eltern bezw. Vormünder, eines Leumundszeugnisses einer ärztlichen Bescheinigung über den Gesundhe ts' zustand und einer Photographie melden. O e st e r r e i ch - U n g a r n. Prag, 21. August. Am 19.' d. M. sanden in Graslitz Demonstrationen vor dem Amtsgebäude der Bezirkshauptmannschaft statt, wobei sämmt ^ scheiben im ersten Stock, insgesammt 2M würfe zertrümmert wurden Infolge dieses Vorfalles wurde am ""Asten Tage die Gendarmerie um 15 Mann verstärkt. Gestern abend kamen in Graslitz neuerliche Ansammlungen vor. Die Gendarmerie versuchte die Menge zu zerstreuen. Plötzlich wurde ein Steinwurs auf die Gendarmerie von dem gegenüberliegenden Gast- Hause aus abgegeben. 6 Personen wurden verhafte s- T age 6 ge s ch i ch § x. Deutsches Reich. e, welchem er etwa eine Stunde verweilte Für heute Fürstend "E" sämmtliche Minister ^vom zu einer vertraulichen Sitzung in seiner Amtswohnung eingeladeu 7" Dm „Berl.'N. N." zufolge ist die Melduna eines hiesigen Blattes, daß das Staatsministerium seine Demission gegeben und der Kaiser dieselbe angenommen habe, erfunden. Es wäre ;a die Möglichkeit vorhanden daß das Staatsnnmsterium seine Entlassung anböte^ aber zur Zeit wären kaum ausreichende Gründe für eine solche Verschärfung der Situation vorhanden. — Während die liberale Presse fortsährt, die Ent lassung des preußischen Staatsmiuisteriums zu fordern und namentlich scharfe Angriffe gegen Minister v. Miquel richtet, vertheidigt die offiziöse „Nordd. Bllg. Ztg." die Regierung gegen diese Angriffe. Als sich unverkennbar gezeigt habe, daß sich die Opposition gegen den Kanal nicht mehr auf sachliche Grunde stütze, sondern, durch übel beratheue den Zusammenhang der Dinge verkennende oder verleugnende Führer geleitet, die Angelegenheit zu einer politischen, persönlichen Machtfrage stempelte, habe die Negierung nicht gezögert, energisch auf die Konsequenzen eines solchen Verfahrens hinzuweisen. Es könne keinem Zweifel unterliegen, daß der Ausgang der Kanalfrage eine Verschärfung der politischen und wirthschafllichen Gegensätze zu Wege gebracht habe, die nicht ohne Rückwirkung auf die allgemeine Politik bleiben könne. Die „Nordd. Allg. Ztg." schließt: Wir sind der festen Ueberzeugung, daß, wenn sich tue Wogen der Erregung gelegt haben, und die bereits begonnene Auseinandersetzung innerhalb der einzelnen Parteien und der Parteien unter einander sich vollzogen hat, eine Klärung der Ansichten Platz greifen wird, die einen gewaltigen Rückschlag gegen die gegenwärtige Herrschaft der Partei- Interessen und der Parteitaktik bedeutet. Rascher viel leicht als Viele heute anuehmen, wird sich die Bevölker ung bewußt werden, welcher Schlag gegen seine vitalen, kulturellen, wirthschaftlichen und militärischen Interessen a-sührt wurde, als man vermeinte, die Negierung zu treffen die sich tu den Dienst eines Kulturwerkes ge stellt hat, dessen Größe und Bedeutung Niemand zu leugnen wagt. „ schreibt Niederlage, wie sie seit einem Menschenalter und mehr keiner preußischen LLng °id-rs°h^ den Dortmunder Reden Ministers selbst richtet, da« 'st die Fruch^ ^n Mann, v. Miquel, den der Kaiser „s „ s§ hat der es schon machen wird, h - verpönte auch der vielgerühmte Sl°°tW Laß daran zu Günstling und Gönner der Agrarier, 2inwp Uegen vom 23. bis e' t-t ' - 5, Mr Einsicht der August ,89» im Rathhaus, Zimmer listen find, bei Verlust derfilben^'sö^ und Vollständigkeit der Abtheilungs- del uns anzubringen ' Mm 28. August 1899 schriftlich oder mündlich Der Stadtrath. »r Polster. Bekanntmachung. . ^„laaen Der am 1. August d. I. fällig gewesene 3. Termin Gememdea . ist nunmehr ungesäumt und bis längstens veu 29. August d. I. . abzuführen. bei Vermeidung der Zwangsvollstreckung an unsere Stadtsteuer-Einna Hohenstein-Ernstthal, am 19. August 1899. JusertianSgtdühxen: die A^siva^ Raum für den Berbreüunasbepri Aufgabe Rabatt. W Pfg. sei m-hrm-rl.g« ««NshML Inserate für die vorher erbeten. LS Grögers Anzeigen