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26. Jahrgang Nr. 28. Freitag, den 3. Februar 1899. bei Redactiov >md Expedition: t»«h« dem K. Amtsgericht). vr Polster, Bürgermeister. daß Graf Limburg auch bei dieser Gelegenheit »emen überreizten Nationalismus kund zu geben für gut befunden und der Linken Mangel an nationaler Gesin nung vorgeworfen habe. Einer großen Nation stehe es wohl an, fremde Nationen nicht zu beleidigen; er, Redner, glaube daher, heute einen guten Dienst gethan zu haben, indem er Herrn Lieber Gelegenheit gegeben habe, seinen neulichen Musterungen das Verletzende zu nehmen. — Abg. Lieber: Der Abg. Bebel hat mir die Worte in den Mund gelegt, die ich gar nicht gesagt habe. Ich habe mich nicht dahin geäußert, daß die Schweiz Mörder züchte, ich habe nur eine notorische Thatsache festgestellt; diese Thatsache hat Bebel in seiner Bertheidigung nur bestätigt. Die Gesetzentwürfe Lieber einerseits und Rickert, Limburg andererseits werden mit ähnlichen Majoritäten angenommen, wie in der zweiten Lesung. Ohne Debatte wird sodann in dritter Lesnug der Gesetzentwurf Bachem-Münch-Ferber angenommen. Es folgt in erster Lesung der von Rickert beantragte Gesetzentwurf znm Schutz des Wahlgeheimnisses, (Ein führung von bolirten Räumen und Abgabe der Stimm zettel in Couverts). — Abg. Auer verlangt unter Zustimmung zu dem Antrag darüber hinaus Herabsetzung des Zeitpunktes, mit dem das Wahlrecht beginne, und zwar auf den Zeitpunkt, bei dem die Wehrpflicht anfängt, bez. auf das l8. Lebensjahr und beklagt sich dann in längerer Rede über Wahlbeeinflussungen, besonders in Sachsen. — Nach längerer Debatte wird der Antrag Rickert und Genossen in erster und zweiter Lesung gegen die Stimmen der Rechten angenommen. — In der Budgetkommission des Reichstags kamen heute die Spicleruffären in Berlin und Hannover, worin Offiziere mit verwickelt sind, zur Sprache. Kriegs minister von Goßler sprach sein Bedauern darüber aus, und versicherte, daß der Kaiser rücksichtslos dnrchgreife, um diesen Schaden auszurotten. Das Spiel in Offiziers- kreisen habe tatsächlich abgenommen. Man erwägt, den Offizieren die Anzeige oft schamloser Geldanbietungen, wodurch die Offiziere zum Spiel verleitet werden sollen, Anerbietungen, die sogar aus dem Auslande kämen, zur Pflicht zu machen. Schon in Kadettenanstalten und Kriegsschulen sollen angehende Offiziere über die drohenden Gefahren ernste Belehrung erfahren. — Im Reichstage hat der Staatssekretär von Povbielski auf die Unzulässigkeit aufmerksam gemacht, daß die Post- und Telegraphenbeamten und auch die jenigen anderer Ressorts sich mit ihren Klagen und Wünschen stets an den Reichstag wenden, anstatt an die allein richtige und zuständige Stelle, „wo ihre In teressen am besten gewahrt sind," nämlich an die zu ständige, vorgesetzte Behörde. Flatow i. Westpr., 1. Febr. Auf eine entsetzliche Weise fand Frau Oberamtmann Petrich auf dem hiesigen Bahkihof ihren Tod. Frau P., eine schon bejahrte Dame, war in Begleitung ihres Mannes zum Bahnhof gekommen, um eine Besuchsreise zu unternehmen. Die auf- und abgehende Frau P. wurde von dem Trittbrett des langsam einfahrenden Zuges erfaßt, gerieth unter Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, den 2. Februar »s.-^HbUte ist Lichtmeß! Der Landmann sieht nach einbrechen, als die Sonne scheinen denn chemt die Sonne heute, soll ein langer Nachwinter die Ä Tröst so ist es gut, heißt ein °°ch »rußen, hauptsächlich gehören zu dieser SpecieS ch erster k -rillen Meinsdorf Langmberg, »1 Ah*. Größere T a g e s g L s ch i ch t e. Deutsches Reich. Berlin, 1. Febr. Reichstag. Auf der Taaks- °'d"M'g steht zunächst die dritte Lesung der Müeäae Hompesch und Genossen betr. Aufhebung des Jesuiten- be r^A.!^ d>e Anträge Rickert und Limburg Stimm nur des Paragraphen 2 des' Gesetzes. "Elart kurz, das Centrum hoffe, daß das Haus bereit sein werde, mit diesen Ueberresten aus bitterer Zeit auszuräumen. — Abg. Rickert bemerkt, Schweiz über eine Aeußerung, die der Abg. Lieber bei der ersten Lesung dieser Anträge gethan, aufgeregt habe. Er sei überzeugt, daß es dem Abg. Lieber nicht im Entferntesten eingefallen sei, die Schweiz beleidigen zu wollen; er habe aber Herrn Lieber doch Gelegenheit geben wollen, sich darüber zu äußern. " Abg. Lieber bestätigt, daß es ihm ferngclegen habe, das schweizerische Volk zu beleidigen. Ich hatte, so fährt der Redner fort, beabsichtigt, einen etwaigen Hin weis auf die Schweiz als Vorbild auf das Asylrecht in einem Augenblicke, wo wir noch alle unter dem Eindruck eines furchtbaren, in der Schweiz begangenen Verbrechens standen, zurückzuzweisen. Aber ich'finde es doch — ich will sagen: belästigend — wenn solche Empfindlichkeiten in der Schweiz Einfluß haben sollten. Hätte in meinen Aeußerungen eine Beleidigung gelegen, so hätte sich diese nur gegen die Schweizer Regierung richten können, aber dann wäre auch unser Herr Präsident sicher ein geschritten. Da er das nicht gethan hat, so haben auch die Schweizer Blätter kein Recht, in unsere Verhandlungs freiheit hier einzugreifen. Das schweizerische Volk steht mir viel zu hoch, um es hier beleidigen zu wollen. — Abg. Graf Limburg-Stirum: Die heutigen Aeußerungen des Herrn Rickert stimmen wieder ganz überein mit dem Eindruck, den wir von seiner ganzen politischen Auf fassung haben. Vergleichen Sie doch damit das rück sichtslose Vorgehen anderer Länder; fällt es etwa Jemanden in anderen Parlamenten ein, wenn Deutschland angegriffen wird, für Deutschland einzutreten? Aehn- liches wie heute haben wir erst neulich erlebt gegenüber Dänemark. Das halten die Herren links für national! So etwas, wie bei uns von jener Seite vorgegangen wird, kommt in der ganzen Welt nicht weiter vor. — Abg. Bebel: Herr Lieber hat in einer sehr erregten Weise, die von seinem Standpunkte aus ja auch be rechtigt sein mag, von der Schweiz gesprochen als von einem Lande, in welchem Frauen- und Kömgsmöroer gezüchtigt würden. Nun gut, also von einem Lande, in dem sich soche Mörder frei herumtrelben können. Das sei aber nicht wahr. Ein Frauen- ^r Königs mörder, der heute nach der Schwerz käme, wurde sofor ausgewiesen werden. Gegenüber dieser Thatsache haben Liebers Aeußerungen natürlicher Weye - vorgerufen. Den Grafen L-mburg-St rum mmht^der Redner darauf aufmerksam, w^das AMech Schw Z dem Herzog von Braunschweig, d-m Graf n Anderen zu Gute gekommen sei. Abg. Ria di- R-d-, -°d ch-E« mehrmaliges Rangiren konnte man erst di ,cy Körpertheile von den Geleisen bringen. Sofia. 1. F?b!uar." Ueber' d'.s Ableben der Fürstin Marie Luise wird weiter berichtet: Für m lag feit Montag Abend in Agonie.Der,Bevölkerung war ihr Zustand nicht bekannt. Gestern früh empw g die Fürstin bei Bewußtsein die Sterbesakramente. Dann nahm sie von ihren Kindern Abschied. Der Furst wich nicht vom Sterbebette. Die neugeborene Prinzessin hat in der katholischen Nothtause den Namen Clementine erhalten. Ueber die Beisetzung der jugendlichen Fürstin ist noch nichts Näheres bekannt. Voraussichtlich durften sich gewisse Schwierigkeiten ergeben, da die Fürstin Marie Louise wie ihre ganze Familie sehr streng am katholischen Glauben festhielt, während der Fürst durch die Taufe des Prinzen Boris seine Neigung für die griechisch-katholische Kirche, welche in Bulgarien die herr schende ist, bekundete Chin a. — Dem armen Kaiser von China geht es noch immer recht schlecht. Chinesischen Meldungen zufolge, so berichtet „Reuters Bureau" aus Peking, hat die Kaiserin Wiltwe einen Thronfolger bestimmt. Verschiedene Berichte stimmen darin überein, daß eine Palastrevolution bevoistehe. Der Kaiser ist noch immer streng von jedem Verkehr mit der Außenwelt abgeschlossen. Kangyi's Einfluß ist der beherrschende; er hat auf die Kaiserin- Witlwe seine fremdenfeindlichen Vorurtheile übetragen. Der Staatsrath und das Auswärtige Amt werden von der Kaiserin-Wittwe jetzt thatsächlich ignorirt. Amerika. Washin ton, 31. Janunr. Das Repräsentanten haus hat gestern die Bill über die Erhöhung der Präsenzstärke der Armee mit der Maßgabe angenommen, daß die Präsenzstärke mindestens 57,000 und höchstens 95,000 Mann betragen soll. — Es ist Befehl gegeben worden, die Absendung von Verstärkungstruppen nach den Philippinen zu beschleunigen. Das Kriegsschiff „Philadelphia" hat Eau Diago verlassen, um nach Samoa zu gehe». Robert Porter ist in besonderem Auf- gegangen, um festzustellen, ob die kuba nischen Truppen bereit sind, sich aufzulösen, wen-,- sie einen Sold im Betrage von 3 Mill Dollars empfangen D,e Kubaner verlangen 30 Millionen Dollars ' sm Acht«MW. Ml-Mil au, Wüstenbrand, Ursprung. Mittelbach, Hermsdorf, Bernsdorf, : ... a,q dk vcs «llWgeides. ständige Schulgeld, Fortbttdn!^;^ Dezember vorigen Jahres noch rück- Unterricht ist nunmehr ""dungsschulgeld ^d das für fremdsprachlichen bei Vermeiduno d»,- 6- Februar zuführen. 3 vangsvollstreckung an die Stadtsteuer-Einnahme ab- Hohenstein-Ernstthal, den 31. Januar 1899. Der Stadtrath. 0- Polster, Bürgermeister. Bezugspreis beträat »^Poftanstalttn. — 2° d..,. r« «E-, D-- 1. T-rmi« »-r d-s Ich- bis zum K. Februar M-m-idm« d-- zwoua.-E--'-"« '»7^ Hohenstein-Ernstthal, den 31. Januar 189 Der Stadtrath.