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26. Jahrgang- Nr. 19. Dienstag, den 24. Januar 1899. sm SchOkin-KMW, LbkllWch, 8tÄl>rs ^lgau, Wüstmbrand, Ursprung, Mittelbach, Hermsdorf, Nemsdorf, Langenberg, Falken, A NachmMa^^- ^°un- und Festtage deren ÄuSträg«, und Der B-gng-pE betrügt'v!ertelj»E d°^ der rllustrirten Sonntagsbeilage.' Siedaction und Expedition: »MhEftr«»« » (nahe dem « Amtsgericht). Telegramm- Adresse: Anzeiger Hohenstetnernstthal. Äeelam« 25 Pfg. Bei mehruur^er Kummer !>i- «„ahme der Inserate für die s° . vorter 1» «hr. Gröbere »>.-ergen W-- ' , Bekanntmachung. Ljur Feier des GAurlst«^» Sx. MaftM des Kaisers soll - >» ,.,.l d. ». A.-U.S MnI, « Patriotischer Commers zu welchem wir alle reichstreu gesinnten Einwohner unserer vereinigten Stadt, nicht minder alle Kaiserlichen, Köttiglicheu, 1 sonstigen Behörden, sowie alle Vereine und Corporarionen nur hierdurch zu recht zahlreicher Theilnahme freundlichst emlao i,;. c , Eintrittsgeld wird nicht erhoben. - s,oirntraaen Un die gesammte Einwohnerschaft richteri lvir noch die Bitte, durch Kefloggen der Hauser zu einer würdigen Feier des -ages z Hohenstein-Ernstthal, am 22. Januar 1899. Das volksthnmliche Comitee. Dev Hermann Ferdinand Säuberlich. Oe. Polster, Brgrmstr. hältnisse, aber sie wollen selbst daran nicht mitarbeiten. Aus die kleineren Handwerker übt die soziale Reform einen höchst nachtheiligen Einstuß aus; diese Leute sind heute schlechter daran als die Arbeiter. Alle Reformen sind nur aus dem Boden der bestehenden Ordnung aus zuführen, darum ist auch der Schutz der Arbeitswilligen nothwendig. Wir wollen nicht, daß der Arbeiter ein Sklave des Kapitals sein soll, aber wir wollen ihn noch weniger zum Sklaven des sozialdemokratischen Zukunfts staats machen. — Abg. Dr. Oertel (kons) wendet sich gegen die Bäckereiverordnuug. Er wolle gar nicht die Aufhebung derselben befürworten, hoffe aber, die Re gierung werde sich selbst überzeugen, daß die Durch führung derselben unmöglich ist, sie würde den mittleren Bäckereibetrieb ruiniren und ein Spionir- und Denun- zirsystem Hervorrufen, das unerträglich werden müßte. Uebrig-ns ist die Bäckereiarbeit nicht so übermäßig anstrengend. Bei Eisenbahnarbeitern und Müllern hat man eine längere Arbeitszeit zugestanden und sie damit begründe', daß die Arbeitszeit keine ununterbrochene Arbeitsthätigkeit bedinge. Uebrigens lassen wir in allen Arbeiterfragen mit uns reden, so namentlich über Arbeits ämter n. s. w., nur wünschen wir, daß zwei Grenzen innegehalten werden: Erhaltung unserer Stellung auf dem Weltmarkt und Erhaltung des Mittelstandes. — Abg. Prinz zu Schöneich-Carolath (wildlib.) fragt an, welche Stellung die Regierung gegenüber den Haus- Haltungs- und Kochschulen einnehme, die unter dem Protektorat der Großherzogin von Baden und unter Förderung des Fürstbischofs von Breslau eine segens reiche Wirksamkeit entfalten, indem sieden Heranwachsenden Mädchen Gelegenheit dazu geben, diejenigen Kenntnisse zu erwerben, die sie befähigen, das Haus dem Manne lieb und werth zu machen. — Staatssekretär Graf Posadowsky: In der Postverwaltung werden 4600 Frauen beschäftigt. Charakteristische Berufskrankheiten sind nicht beobachtet worden, nur 25 Prozent der Pvstbeamtinneu haben den Dienst aufgeben, 50 Prozent von ihnen, um zu heirathen. Die Regierung betrachtet es als ihre Aufgabe, den Erwerbszweig der Frauen zu erweitern. Was die Zulassung der Frauen zum Studium derMedizin anlangt, so ist die neue Studien ordnung in Vorbereitung, wodurch diese Frage geregelt werden wird. Die neue Seemannsordnung ist ebenfalls festgestellt, doch ist es zweifelhaft, ob sie dem Reichs tag, der bereits stark mit Arbeit belastet ist, noch in dieser Tagung zugehen wird. Was die Bäckereiverord- auf dem Boden der kaiserlichen Erlasse. Daß den Zweck verfolgt haben, die Socialdemokrat e zu einer Reformpartei oder zu einer All^"ngspa ä machen, leuchtet wohl ein. Die Relchsverdroff h dürfte zum nicht geringen Theil daher rßhren, daß heutzutage vom Staate niehr verlangt wird. Aucy empfindet es mancher als lästig, wenn gegen den zu weit ausgedehnten Individualismus eingeschntten werden muß. Das erzeuge eine Stimmung, die man a>^ ebensogut Staatsverdrossenheit nennen könnte. Solche Leute beweisen nämlich, daß sie für den Reichsgedanken noch nicht reif sind. — Abg. Frhr. v. Stumm (Reichsp.) bemerkt einer Aeußerung des Abg Roesicke gegenüber. Der Abgang des Ministers v. Berlepsch bedeutete gar keine Aenderuug in dem Gange unserer sozialpolitischen Entwickelung; für diese seien nach wie vor die kaiserlichen Erlaße maßgebend. — Abg. Roesicke (wildlib.) erwidert, die Entlastung von Berlepsch habe jedem Unbefangenen den eingetretenen Kurswechsel bewiesen. — Abg. Schrader (freis. Vrg.) wünscht Zulassung der Frauen zu allen Vor lesungen. Die bisherigen Beobachtungen ließen hoffen, daß die Frauen tüchtige Aerzte stellen würden. — Staats sekretär Graf Posadowsky: Es sei beabsichtigt, Frauen, welche den gesetzlichen Anforderungen genügen, auch zum Physikum zuzulaffen. Mit Bezug auf die vom Herrn Roesicke erwähnte Entlassung des Herrn Dr. Bödicker sei ein Brief dem Hause verlesen worden, worin der Passus enthalten sei: „Sie wissen ja, in welch' un glaublicher Weise ich aus meinem Amte gedrängt worden bin." Aus den Akten gehe hervor, daß Staatssekretär Bötticher Herrn Bödicker, der sein Rücktrittsgesuch mit nervöser Abspannung begründete, dringend aufforderte, zunächst um einen längeren Urlaub zur Kräftigung seiner Gesundheit nachzusuchen, den er nachdrücklich zu unter stützen bereit sei; trotzdem hat Herr Bödicker sein Ent- laffungsgesuch aufrecht erhalten. - In parlamentarischen Kreisen cursiren lebhafte Gerüchte, die von einer erneuten Amtsmüdigkeit des Reichskanzlers Fürsten Hohenlohe wissen wollen, als deren Ursache hauptsächlich das hohe Alter des'Fürsten zu betrachten sei. Als Nachfolger wird in diesen Gerüchten der Statthalter der Reichslande, Fürst Hohen lohe-Langenburg, genannt, gegen den jedoch das Bedenken geltend gemacht wird, daß er im eigentlichen diplomatischen Dienst wenig oder gar keine Erfahrung besitze - Im preußischen Herrenhause ist vom CultuSminister ein Gesetzentwurf, betreffend den Charfreitag, eingebracht worden. Der Entwurf enthält nur folgenden eimia?» Paragraphen: Der Charfreitag hat im ganzen Umfanä des Staatsgebiets die Geltung eines allgemeinen Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Berlin, 21. Januar. Reichstag. Einqe- gangen ist das Bankgesetz. — Die Berathung des Etats des Reichsamts des Innern wird bei dem Titel „Staats sekretär" fortgesetzt. Abg. Czarlinski (Pole) beschwert sich über die Handhabung des sozialpolitischen Gesetzes in der Provinz Posen, namentlich über die Rentenbemessung der bei Unfällen Verunglückten. — Abg. v. Vielhaben (Reformp.) wünscht angesichts des anstrengenden Dienstes der Fernsprech.-, Post- und Telcgraphengehilfinnen eine dienstliche Unterstützung derselben bei Erkrankungen und wendet sich sodann gegen die Bückereiverordnung im Gegensätze zum Abgeordneten Hitze. — Abg. Dr. Wiemer (freis. Volksp.) entnimmt den Aeußerungen des Abge ordneten Heyl zu Herrnsheim, daß dieser mit seinen Freunden für die strikte Aufrechterhaltung des Koalitions rechts eintreten werde, sodaß die gesammte Linke in dieser Frage einig sein würde. Redner verbreitet sich sodann über die in der Oyenhausener Rede in Aussicht gestellten Stasbestimmungen zum Schutze der Arbeitswilligen, wo rauf ihm der Präsident bemerkt, daß Allerhöchste Aeuße rungen, die authentisch bekannt geworden seien, hier nicht zum Gegenstand der Kritik gemacht werden dürften. Redner führt ferner aus, daß das in Aussicht gestellte Gesetz ein Angriff auf die Koalitionsfreiheit der Arbeiter sein werde, empfiehlt die gesetzliche Anerkennung der Berufsvereine, sowie den Ausbau der Gewerbeordnung, eine weitere Ausdehnung des Gewerbe-Inspektorats und eine Besserung der Arbeiter-Ausschüsse. Er erklärte weiter eine Regelung der Verhältnisse der ländlichen Arbeiter für nothwendig; gewiß sollte die Sozialreform nicht über stürzt werden, aber hier handelt es sich um einen Still stand. Man spreche von nervösem Dilettantismus in der sozialpolitischen Gesetzgebung, aber hatte nicht dieser Dilettantismus vielmehr das Margarinegesetz, das Börsen gesetz, das Umsturzgesetz usw. geschaffen? Der feiheitliche Ausbau unseres Reiches läßt viel zu wünschen übrig. Die Rechtsgarantien, von denen der Staatssekretär ge sprochen habe, würden noch sehr vermißt, sie seien nicht einmal vorhanden für einen Bundesfürsten, dem nach Ueberzeugung weiterer Volkskreise Unrecht geschehen sei — Abgord. Schrempf (konservativ): Die Thatlgkeit der Sozialdemokratie ist Schuld daran, daßdiesozme Gesetzgebung ins Stocken gerathen ist. Alles, was ge- boten wurde, bezeichnete die Sozialdemokratie als mch' als unzureichend, und wenn das Gebotene dann zurua- genommen werden sollte, entstand großer Lärm g der Verkümmerung der Arbeiterrechte. Die Sozialdemo kraten verlangen von uns Besserung der Arbeiterver nung anbelangt, scheint eS allerdings, als ob das angestrebte Ziel besser durch eine Minimalruhezeit zu erreichen ist, doch hat die Sache den Bundesrath noch i nicht beschäftigt. Die Regierung steht nach wie vor tags.