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Vermischtes. * Bei einer in Allüedt i. Th. ungehaltenen Hosjagd, an der auch der Großherzog von Sachsen Weimar tbeil- nahm, wurde ein Treiber von einem angcschossenen Hirsche aufgespießt und so schwer verletz», daß seine Uebersüh- rung in die Höllische Klinik erfolgen mußte. Die Jagd wurde sofort abgebrochen. * Heimlichkeiten vor dem Manne soll eine Frau nicht haben. Die Frau des Sägenfabrikanten I. in Kronen burg hatte hinter dem Nucken ihres Mannes bei einem Spezereihändler 40 Mk. Schulden gemacht und konnte sie nicht bezahlten. Als sie eines Tages die Rechnung ihres Arztes erhielt, kam sie aus den Gedanken, den aus 41 Mk. lautenden Betrag der Rechnung in 81 um zuändern; ihr Mann würde ibr dann, io hoffte sie, das Geld zur Bezahlung der Rechnung einhändigen, und sie wollte dann 40 Mk. dein Spezereihäudl r bringen. Aber es kam anders Ilir Mann ging mit der Rech nung zur Krankenkaffe, damit die ihm einen Theil des Geldes ersetze Dort wurde aber die Fälschung erkannt, man erstattete Anzeige davon und wurde die Frau wegen Urkundenfälschung von der Strafkammer in Elberfeld zu 3 Tagen Gefängnis; verurtheilt * Auch ein Ehedrama. Aus Frankfurt a. M, erzählt das „Franks. Journ " folgende Geschichte: Die junge Frau eines hiesigen Kaufmanns, der das laute Schnarchen ihres Ehemannes mit der Zeil unerträglich geworden war, beschloß, durch Anwendung eines energischen Mittels ihren Gatten von dieser Untugend zu heilen. Unter Beihilfe ihrer Mutter schlich sich in einer Nacht die junge Frau an das Lager ihres im tiefsten Schlafe liegenden Mannes und warf diesem plötzlich ein nasses Tuch über das Gesicht. Der aus solche Weise Ausge schreckte sprang, da er sich angegriffen glauble, laut um Hilfe rufend von seinem Lager auf und schlug um sich, wobei er den neben dem Bett stehenden Nachttisch zu Boden und die Marmorplatte der Schwiegermutter auf den Fuß fiel, so daß die Fußzehen zerqueischt wurden. Außerdem brach sie einen Finger. Die junge Ehefrau hatte infolge eines Faustschloges ins Gesicht den Verlust eines Zahnes zu beklagen. Die Scene spielte sich bei vollständiger Finsternis; ab. Mau kann sich den Schreck und die Bestürzung aller Betbei'igten ansmalen, als man die Lampe endlich augesteckt hatte. Der Seiltänzer Kolter auf dem Aachener Fürsten- kongreß. Da gegenwärtig verschiedene Msttheilungen über den vor 80 Jahren, am 29 September bis 21. November 1818, zu Aachen abgehaltenen Fürstenkon greß durch die Blätter gehen, so darf wohl auch die Erinnerung an ein kleines Zwischenspiel zwischen den großen Staatsverhaudlungen aufgefrischt werden, welches damals dem später so berühmt gewordenen Seiltänzer Wilhelm Kolter zufiel. Jener Kongreß in Aachen, zu welchem die Herrscher von Preußen, Oesterreich und Rußland persönlich erschienen waren, galt hauptsächlich der Befestigung der 1815 geschlossenen „heiligen Alli anz" und der Hereinziehung Frankreichs in diesen Bund, die durch einige wichtige Zugeständnisse an das letztge nannte Land auch glückte. Natürlich fehlte es in den Tagen der Zusammenkunft nicht an zahlreichen Veran staltungen, welche den Erschienenen zur Unterhaltung dienen sollten. So hatte, wid in der „Magd. Ztg." erzählt wird, ein Engländer, Jack Vadred, eine Bestei gung des „Thurmseils" angekündigt mit dem prahle rischen Zusätze, daß er der Erste und Einzige sei, welcher dies Wagestück ansführen könne. Solche Großsprecherei verdroß den König Friedrich Wilhem 111., der wußte, daß der Deutsch-Ungar W. Kolter mehrere Jahre früher das schon im Alterthum uno Mittelalter bekannte Thurm seil wieder zu Ehren gebracht hatte und durch seine Kühn heit und Gewandtheit auf demselben großer Meister war. Nachdem der Engländer seine Künste gezeigt hatte, veran laßte der König daher in aller Heimlichkeit den Minister Hardenberg, Kolter durch einen eigenen Courier von Neiße, wo er gerade in Thätigkeit war, herbeiholen zu lassen. Der Genannte kam in wenigen Tagen an, ruhte sich etwas aus, beobachtete den Engländer auf dein Thurmselle und verabredete mit seinen hohen Gönnern einen eigenartigen Plan, seine eigene, weit überlegene Geschicklichkeit in glänzendem Lichte zu zeigen. Als Badred nämlich beim nächsten Aufstiege vor einer- dichtgedrängten Zuschauermenge mit seiner Balancir- stange ungefähr die Hälfte des von einem Keller fenster nach einer hohen Thurmluke gespannten Seiles i von unten emporgehend erreicht hatte, erschien plötzlich s und unerwartet in der Thurmluke eine in einen weiten Mantel gehüllte Gestalt. Der Fremde wirft den Mantel c ab, steht einen Augenblick in der damaligen Studenten tracht, der kleidsamen Pikesche, da und beginnt dann, mit c leichtem,sicherem Schritte, ohne Balancirstange nurmitden i ausgebreiteten Armen das Gleichgewicht haltend, auf dem l Seile herabzuschreiten. Unter athemloser Spannung der Zuschauer kommen sich die Beiden immer näher; die I Lage ist im höchsten Grade gefährlich, denn Badreds s Kunst reicht nicht zum Umwenden und Abwärtsgehen 1 aus, während der Andere die Absicht zu haben scheint, k ihn in raschem Siegesläufe aus der todtbringenden r Höhe herabzustürzen. Während der letzten Augenblicke r vor dem Zusammentreffen kniet jedoch der Engländer, e den kurzen Zurufen und Zeichen des von oben Kommenden gehorchend, auf das Seil nieder, klammert n sich fest, duckt sich nach Möglichkeit zusammen, und Jener steigt über ihn weg. Ein unglaublicher Beifall begleitet den tollkühnen Sieger nach dieser Leistung auf '' der zweiten Hälfte seines Abstieges, der Engländer aber erhebt sich vorsichtig, schreitet nach aufwärts und verschwin- det in der Thurmluke. Der Mann in der Pekesche, ist kein Anderer als Kolter, der den am oberen Ende des Thurm- d feiles Wache Haltenden durch ein gutes Trinkgeld vermocht batte, ihm den Austritt aus der Luke freizugeben. Der 4 Ruhm des erst Dreiundzwanzigjährigen (er war 1795 in Großwardein geboren) wurde durch das Aachener v Stückchen weit über die Grenzen Deutschlands verbreitet, k ja, die Erzählung wurde mit vielen Ausschmückungen, st Znthaten und Uebertreibungen versehen. Kolter selbst " hat, um seine weiteren Schicksale ganz kurz zu verfolgen, seine Kunst noch lange geübt, nicht nur als Seiltänzer, ö sondern auch als Cirkusdirektor usw, und viele ältere e Leser werden sich des seiner Zeit sehr bekannten Namens >- noch erinnern. Nach reichen Erfolgen gerieth er als bejahrter Mann durch geschäftliches Unglück in eine sehr s bedrängte Lage und wäre der Noth verfallen gewesen, wenn sich nicht Ernst Keil, der Herausgeber der„Garten- " laube", seiner angenommen hätte. Dieser vermittelte >» ihm mit Hilfe anderer Freunde und Gönner um 1875 eine Stelle im Johannisspitale zu Leipzig, wo der Greis t einen sorgenfreien Lebensabend genoß, bis ihn am t9. e März 1884 der Tod abrief. Handels-Nachrichten. Norlin, 9. November. (Wechsel-Cours). Mork I69,0ö G. 168,- G. 80,5» G. 80,— G. 74,10 G. 80,45 G. 20,45 G. 20,24 G. 80,05 G. 80,10 G. 169,55 G. 168,— G. Reichsbauk 5'/-"/», Lomb.-Z.-F. 6'/,"/n. liorli», 9. November. Spiritus 70er loco 88,50, Umsatz: 90,000 Liter; do. 50er loco 58,00, Umsatz; 34,000 Liter. Ui esluii, 9. November. (Spiritus) per 100 Liter lOOproz. excl. 50 Mk. Verbrauchsabgaben per Novbr. 55,30 Gd., do. 70 Mk. Verbrauchsabgaben per Novbr. 35,80 Gd. Wetter: Schön. Aaxävbur^, 9. November. (Zucker.) Kornzucker excl. 88°/° Rendement 10,55—10,67'/,. Nachprodukte excl. 75°/o Rende- menl 8,50—8,85. Tendenz: Ruhig. Brodraffinade 1. 24,00. Brodraffinade II. 23,75. Gein. Raffinade mit Faß 23,87'/, bis 24,25. Gem. Melis I. mit Faß 23,25. Tendenz: Ruhig. Robzucker I. Produkl Transito s. a. B. Hamburg per Nov. 9,72'/., Gd., 9,77'/, Br., per Dez. 9,80 Gd., 9,85 Br., per Jan.-März 10,00 Gd., 10,05 Br., per April ^10,12'/, Gd., 10,15 Br., per Juni-Juli 10,27'/, Gd., 10,30 Br. Tendenz: Stetig. ttomburj;, 8. Nov. (Getreidemarkt.) Weizen loco stetig, Holstein, loco 103—108. — Roggen stetig, meckl. loco neuer 147—154, russischer loco fest, 118. — Mais 111. — Hafer ruhig. — Gerste ruhig. — Rüböl ruhig, loco 49. — Wetter: Bedeckt. ttromo», 8. Nov. (Baumwolle.) Tendenz: Ruhig. Up- land middl. loco 28 Pfg. ttlvorpool, 9. Nov. (Baumwolle.) Muthmaßlicher Umsatz: 8000 Ballen. Stimmung: Ruhig. Import: 41,000 Ballen. Umsatz: 10,000 Ballen, davon für Speculalwn und Export 500 Ballen verkauft. Tendenz: Amerikaner fest, ostind. träge. Middling amerikanische Lieferungen. Nov.-Dez. 2°'/»« Verkäufer, Jan.-Febr. 2°'/»» do., März-April 2°"/,» Werth, Mai-Juni 2°o/,., Käufer. Zahlungseinstellungen. Kaufmann Emil Wendel, Treptow-Berlin. Bauunternehmer Johann Sutor, Beuthen. Cigarrenfabrikant Christian Caspar Schröder, Bremen. Kauf mann Carl Voorgang, Dortmund. Kaufmann Richard Heid feld i. Fa. Rich. Heidfeld vorn;. G. A. Pack Nachf., Elber feld. .Kaufmann C. Niemann, Heinrichswalde. Faßfabrikant Christoph Günther, Kitzingcn a. 'M. Kaufmann Ernst Hassen stein, Königsberg i. Pr. Kaufmann Arnold Reuter, Minden. Kaufmann Salo Kamm, Tworog-Tarnowitz. Eine Herrschernatnr. Novelle von Gisbert von Wrede. (Original.) (Nachdruck verboten.) „Wer ist die Dame dort?" fragte Feodor Iwano witsch die Hausfrau, und ohne daß ihr Blick dem seinen folgte, sagte sie: „Vera Paulowna Paratin, die Schönheit des heuti gen Abends." Dann schritten Beide auf den Eckdivan zu, auf dem eine junge Dame halb lag, halb saß und sich mit meh reren Herren unterhielt oder besser gesagt, von ihnen unterhalten ließ. Sie hatte eine rothc Seidenrobe an, welche die herrlichen Körperformen plastisch hervorhob und einen spanischen Spitzenshawl leicht übergeworfen, der wunder bar mit dem elfendeinfarbigen Teint harmonirte. Ihre großen dunklen Augen waren halb verschleiert, nur hin und wieder sprühte es darin auf wie ein kurzer Blitz; man glaubte sich geirrt zu haben, so rasch verschwand er wieder. „Liebe Vera Paulowna dies ist Herr Feodor Jwano- witsch Sartatoff," sagte die Hausfrau. Vera Paulowna hob den Blick, neigte leicht das ! Haupt und sah wieder gleichgültig auf ihren Verehrer ' dem sie gelangweilt zuhörte. Feodor Iwanowitsch biß sich auf die Lippen. Das war ihm denn doch noch nicht passiert, daß es eine Danie gab, die ihn, Feodor Iwanowitsch Sartatoff, be grüßte, als ob er überhaupt nicht mttzählte. Er trat einen Schritt näher, seine dunklen Augen glühten und richteten sich voll auf das junge Mädchen. „Bin ich Ihnen ganz unbekannt?" fragte er scharf. Sie sah ihn erstaunt an. „Nein, Sie sind der bekannte Bildhauer, denke ich," antwortete sie gelassen. „Dann begrüßen Sie mich auch wie einen Be kannten." Es klang wie ein Befehl. Vera Panlowna hob nochmals verwundert den Blick senkte aber sogleich ihn wieder. Trotzdem fühlte sie seine pulsirenden Augen auf ihrem Gesicht. Langsam löste sich ihre rechte Hand vom Schooße uud streckte sie ihm entgegen. Er erfaßte sie, preßte sie einen Augen blick heftig nach unten, wobei ein Läch'eln um seinen schmalen Mund zuckte, dann lies er sie los und verbeugte sich im Fortgehen. Einen Augenblick starrte ihm Vera Paulowna fassungslos nach, eine seltsame Unruhe kam über sie. Warum hatte sie eigentlich Feodor Iwanowitsch die Hand gereicht? Sie ärgerte sich über sich selbst. Da sagte einer der Herren neben ihr: „Das war ja der berühmte Bildhauer Sartatoff. Haben Sie schon seinen Schlangenbändiger gesehen? Er ist jetzt hier ausgestellt und geht nächsten Monat nach Wien." „Ja, ja," antwortete Vera zerstreut, „seit wann ist Herr Sartatoff denn hier?" „Er ist erst aus Paris zurückgekommen und bis jetzt hat er sich wenig gezeigt. Er scheint kein großer Freund von Geselligkeit." „Um solche Werke zu schaffen braucht man auch gute Nerven," fügte ein älterer Herr hinzu. „Sartatoff ist klug genug, mit den Seinen hauszuhalten. Er ver ausgabt nicht mehr, als er ersetzen kann." , „Dabei wird er hier in Petersburg wohl nicht lange bleiben." Dimitri Alexandrowitsch zwinkerte mit den Augen. „Er hat sich übrigens eine Pariserin mitgebracht, die aber noch Niemand gesehen hat," lachte Fürst Kuratiew, „die wird ihn wohl zu Hause halten." Die Herren lachten. Es entstand ein plötzliches Gewirr, die Menge der Geladenen schwirrte durcheinander; Herren drängen sich vorbei, nm zu ihrer Dame zu gelangen. Man ging zu Tisch. „Wenn mich nur Sartatoff nicht führt," dachte Vera Paulowna, da stand er schon vor ihr. Sie machte ein gelangweiltes Gesicht und nahm seinen Arm. Die setzten sich auf ihre Plätze an der reich mit Silber und Krystali besetzten Tafel. Ihr Gegenüber war Graf Koliewsky, ein bekannter Knnstmäcen., der mit Sartatoff sofort ein Gespräch über Skulpturen anfing. Vera Paulowna warf einige peradoxe Bemerkungen dazwischen, die Feodor Iwanowitsch jedesmal logisch und scharf wiedsrlegte, mit einem ganz unausstehlichen Spottlächeln um den scharfgeschnittenen Mund. Vera ärgerte sich über ihn, trotzdem ihr rechter Nachbar sich bemühte, Sartatoff's Sünden wieder gut zu machen und ihr seinen Verehrung doppelt zeigte. Sie hatte heute nur zerstreute Antworten auf dessen Liebens würdigkeiten Die Sahusha, das russische Vorgericht, war vor über und das Diner nahm seinen gewohnten glanz vollen Verlauf. Auf Fisch und Gemüse folgte Braten, Pastete, Geflügel. Sie wollen kein Ende nehmen, die zahlreichen Genüsse. Vera hatte sich vergebens bemüht, einem Sieg über Sartatoff davonzutragen; er schien gefeit. Was war das nur für ein Mensch, daß er sich ihrer Schönheit nicht beugte, wie alle andern, daß er ihr nicht seine Bewunderung zu Füßen legte? Selbst ihre Unliebens- würdigkeit schien ihm sehr gleichgültig, er hatte sich einfach zu seiner andern Nachbarin, einer kleinen, Hellen Blondine, gewandt, mit der er lebhaft plauderte. Jetzt wurde ihm die Dessertschüssel gereicht, die Unterhaltung schwieg. „Künstler sind mir im Allgemeinen unsympathisch, sie haben meist etwas Arrogantes," sagte Vera da plötzlich unvermittelt. Ein belustigter Blick traf sie. Um Sartatoff's Mund zuckte ein Spottlächeln: „Weil ein Mann einer jungen Dame nicht den Hof macht, ist sie noch lange nicht berechtigt, ihm Grobheiten zu sagen," bemerkte er vergnügt. „Es mag ja Herren geben, die sich das gefallen lassen, ich gehöre nicht Hu ihnen." Der Schlußsatz klang ziemlich scharf. Vera Palowna wurde glühend roth und fand keine Antwort. Da hob die Hausfrau die Tafel auf, und Feodor Iwanowitsch führte Vera in das Nebenzimmer, wo er ich stumm vor ihr verbeugte und sich zurückzog. Vera Paulowna hatte Thränen in den Augen, deren sie kaum Herr werden konnte. (Fortsetzung folgt.) Nuuk ; Dlsevnt § Amsterdam 8 T. pr. 100 Cl. fl. 2M Brüssel und Antwerpen ,, 8 T ! pr. 100 Francs ' 3M! Italienische Plätze . 10 T! pr. 100 Lire ' 2M Schweiz. Pl. 100 Frc. 5 10 T London . 8 T! pr. I Lstrl. gzaj Madrid nnd Barcelona , 14 T! pr. 100 Pesetas ' 2M Paris § 8 T pr. 100 Francs ' 3M Petersburg 8 T pr. 100 Silber-Rubel 3M Warschau 100 Silb.-R. 8 T Wien .i, 8T pr. 100 fl. Oe. W. § 3M