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sm Wchiii.kriisHlil, LbkrlmWtz, 8Marf LugM, Wüstmbrand, Urspmng, Mittelbach, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf 25. Jahrgang Mittwoch, den 26. Oktober 1898. Nr. 249. Redattioo und Expeditton: »«hustraß« S (nahe dem « Amtsgericht). Telegramm--ldreff,: Anzeiger Hohensteinernstthsl. Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich Nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Austräger, sowie alle Postanstalten. Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich 1 Mk. 25 Pfg. incl. der illustrirten Sonntagsbeilage. JnsertionSgrbühren: die sünfgespal-.". .^^„zwärls p Raum für den Berbreitungsbezirk 10 P^S-- Rabatt. Rerlam« 25 Bfg. Bei mehrmaUger «nnahme der Inserate für die 1V «hr. Größere Anzeigen Zinsfußerhöhung. Bei der Fürstlich Schönburgischen Sparkasse zu Waldenburg wird vom 1. Januar ab der Zinsfuß für Einlagen von 3'Z auf 3'/z erhöht. Fürstl. Schöttbur«^. Sparkassenverwaltung. Oberreutmeister Muller. T a g e s g e s ch i ch t e. Deutsches Reich. — Prinz Heinrich hat Sonnabend anläßlich des Geburtstages der Kaiserin eine Parade über alle Truppen in Tsintaufort abgehalten. — Sparzwang hat in Köln die Stadtverwaltung für die noch nicht 25 Jahre alten unverheiratheten Arbeiter an den städtischen Gaswerken durch eineu Nachtrag zur Beitrags - Ordnung eingeführt. Ein bestimmter Betrag des Lohnes wird einbehalten und in der Städtischen Sparkasse angelegt. Gespart muß von einem Arbeiter im Alter von 14 Jahren halbmonatlich mindestens eine Mark, von 15 Jahren 1,50 Mark, von 16 Jahren 2 Mark, von 17 Jahren 2,50 Mark, von 19 Jahren 3,50 Mark, von 20 Jahren und darüber 4 Mark werden. Bor dem 25. Lebensjahre kann der Arbeiter nur daun ansgezahlt erhalten, wenn er sich einen eigenen Hansstand gründet, oder wenn er zum Militär eiugezvgen wird. In ähnlicher Weiise ist der Sparzwang von der Maschinenbau-Aktiengesellschaft Köln-Bayenthal eingeführt. Auch ist iu Köln eine Gesellschaft für Arbeiter-Vereinswesen mit einem Stamm kapital von 80,000 Mk., an welchem 56 Personen betheiligt sind, gegründet worden, zu dem Zwecke, das Arbeiter-Vereinswesen durch Gründung und Betrieb von Arbeiter-Vereins- und Arbeiter-Wohnhäusern zu fördern. Gleiwitz, 24. Okt. Aus Sosnovize wird gemeldet: Das im Bau befindliche Haus des Kaufmanns Königs feld, das seiner Vollendung entgegenging, ist zusammen gestürzt. Unter den Trümmern sind acht Maurer, von denen fünf verheirathet sind, begraben. Die Verunglückten lebend zu Tage zu fördern, ist ansgeschlossen. Außerdem sind vier Maurer lebensgefährlich verletzt. O e st e r r e i ch-U n g a r n. Wien, 24. Okt. Die „N. Fr. Pr." meldet ans Konstantinopel: Viel besprochen wird hier eine Aeußeruug Kaiser Wilhelms»über die Dreyfnsaffaire. Baurath v. Kapp erzählte dem Kaiser, als dieser die deutsche Schule besuchte, es -habe ihm ein hoher französischer Offizier in der vorigen Woche in Paris gesagt, Dreyfus sei unschuldig; neun Zehntel aller französischen Offiziere seien hiervon überzeugt. Nur die Generalstäbler versuchten nach jesuitischer Art, und als Jesuitenschüler, jede alte Lüge durch eine neue zu übertrumpfen. Der Kaiser habe hierauf zustimmeud genickt und gemeint, das Sonder bare an der ganzen Affaire sei, daß diese Kunden glaubten, er, der Kaiser, hätte wirklich Briefe an Dreyfus geschrieben, und daß der Minister Hanotaux diese Briefe für den Preis von 27 OM Fres, gekauft habe. Wien, 24. Okt. Die „Politische Correspondcnz" berichtet eine Zuschrift aus Kairo, die Entdeckung des gegen Kaiser Wilhelm II. von Anarchisten geplanten Attentates sei dadurch erfolgt, daß einige Tage vor der Verhaftung der Anarchisten in den Kleidern eines von einem Franzosen ermordeten Italieners ein Portefeuille mit belastenden Briefen gefunden wurde. Bei der in der Wohnung des Ermordeten vorgenommenen Haus suchung seien dann Beweise dafür gefunden worden, daß von den Anarchisten eine Verschwörung gegen das Leben des Kaisers eingeleitet war. Auf Grund dieser Entdeckung sei es gelungen, sämmtlicher Verschwörer habhaft zu werden. — Ein düsteres Gespenst durchwandelt die Straßen Wiens. Die sonst so lebensfreudige Bevölkerung der Neichshauptstadt ist von einem jähen Schreck erfüllt. Man ängstigt sich vor einer Gefahr, die wohl noch vor wenigen Tagen als das Allerunwahrscheinlichste von Jedermann belächelt worden wäre. Es sind in Wien Fälle der'indischen Pest vorgekommen. Europäische Aerzte in großer Zahl, auch Wiener Aerzte, waren in Indien gewesen, nm die Pest zu studiren. Das Studienmaterial, das ste nach der Heimath mitgebracht, ist seit mehr als Jahresfrist zu weiteren Forschungen verwendet morden. Niemals bisher war daraus weitere Gefahr erwachsen, da fügte es ein unglückseliger Zufall, daß ein dort be schäftigter Diener in seinem gewohnten Gefühle der Sicherheit die gebotenen Vorsichtsmaßregeln außer acht ließ. Er erkrankte scheinbar an einer Lungenentzündung, die aber nur das Symptom der bereits in seinem Körper wütheudeu schwersten Form der Pesterkrankung gewesen ist. Die Zelle, in die man ii n brachte, war jedoch nicht ganz so gründlich auf die vollständige Jsolirung einge richtet, wie es in dem eigens für Infektionskrankheiten erbauten und wohleingerichteten Seuchenspitale der Fall ist. Der Mann starb und sofort wurden die Wärterinnen, die seiner gewartet hatten, noch bevor sich an ihnen Krankheitssymptome zeigten, in die vollständigste Jsolirung des Seuchenspitals gebracht. Wahrhaft tragisch ist das Schicksal oes behandelnden Arztes 1)r. Müller. Er ist aus Jndim, wo er täglich mit der Pest zu thun hatte, gesund zurückgekommen; er hat. ohne Schaden zu leiden, seit mehr als Jahresfrist mit den gefährlichen Erregern der Pestkrankheit sich wissenschaftlich abgegeben. Nun hat er seinen erkrankten Diener behandelt und ist ferne von dem Herd der Seuche in der österreichischen Heimath von ihr ergriffen worden. Wenn solche Vorfälle sich in einer indischen Stadt ereignet hätten, so wäre wohl die Gefahr der weiteren Verbreitung der Senche nicht nnr nicht ausgeschlossen, sondern ziemlich groß. Aber wir sind in Europa und nun wird sich gewiß der ungeheuere Fortschritt bewähren, jden die minutiösen Vorsichtsmaß regeln der modernen Wissenschaft der Hygiene und sani tären Bewahrung oder „Prophylaxis" darstellen. Die von der Krankheit ergriffenen Personen, so traurig ihr Schicksal ist, können ganz unmöglich die Weiterverbrei tung der Seuche verursachen, denn sie sind hermetisch abgeschlossen von der Außenwelt, ebenso die Personen, die sich in humanitärer Tapferkeit ihrer Pflege widmen. Jede andere Person, die vor ihrer Erkrankung mit ihnen auch nur in die oberflächlichste Berührung kam, wurde ausgeforscht und steht in genauester ärztlicher Beobachtung. Jeder weitere Verkehr vollzieht sich unter der schärfsten Kontrolle und unter den weitestgehenden Maßregeln der Abschließung und Desinfektion. Was der durch Studium und Erfahrung gewitzigte menschliche Geist zu ersinnen vermag, um jede Gefahr einer weiteren Uebertragung der Ansteckung hintanzuhalteu, tritt in Anwendung. Ab geschlossene Einzelfälle der ansteckenden Krankheit, mögen sie noch so bedauerlich und mitleiderweckend sein, sind mit der völkermordenden Seuche nicht zu verwechseln. Zum LFVjührigelt Jahrestag des west fälischen Friedens. Der 24. Oktobsr 1648 ist als ein Wendepunkt in der Geschichte Deutschlands zu betrachte». Au diesem Tage war es, wo iu Osnabrück und Münster nach dreißigjährigem Kriege der Friede zwischen den Strei tenden unterzeichnet wurde. Eiue lange Zeit der Schmach und Schande, welche die Entartung und Ver wilderung des deutschen Volkscharakters herbeigeführt hatte, lag hinter dem Reich. Innere Erschütterungen, Bürgerkriege, demüthigende Einmischungen des Aus lands hatte Deutschland während der Zeit von 1618 bis 1648 in reichem Maße erfahren und schwere Ver luste an territorialer und politischer Macht, wie an materieller Wohlfahrt erlitten. .Die Triebkraft zu die sem großen Kriege war, wie bei allen großen Ereig nissen jener Zeit, die Reformation, wenn auch dieselbe im Laufe der Jahre durch politische Interessen in den Hintergrund gedrängt wurde. Seit Mttte des 16. Jahrhunderts'standen sich zwei entgegengesetzte Metho den der Bildung, zwei verschiedene Quellen der Sitt lichkeit im Kampfe gegenüber, auf der eine» Seite De votion und unbedingte Unterordnung gegen Pflichtge fühl und prüfende Selbstbestimmung, ans der andern Seite schneller, rücksichtsloser Entschluß gegen gewisses Zweifeln, weit überlegte, planvoll nach weiten Zielen hinarbeitende Energie, mangelhafte Disziplin, Drang zur Einheit, gegen Streben nach Separation So erschienen die Gegensätze überall, namentlich in der Politik nnd an den Hosen der Fürsten, und selbst noch in unserer neuen Zeit, welche den deutschen Staaten die ersehnte Einheit gebracht hat, vermögen wir zu erkennen, daß der Gegensatz zwischen den beiden Methoden mcht ga^ entschwunden ist. Innerlich krank ging das deutsche Bo k m einen Krieg von dreißig Jahren nach dessen Beendigung wenig von der Nation übrig blieb. Er hatte die deutsche Volkskraft verstört die Deutschen zu Emzelleben isolirt und eiue traute freudenleere Zeit herbergeführt Deutschland war um das Jahr 1618 ein reiches Land, selbst der Bauer hatte iu dem langen Friede« I t r Nororte Santa Verona, 24. Oktober. >sn - der in Luccia stürzte gestern ein Theil d v und Reparatur befindlichen Kirche ein. u Verletzungen IM, d-m- --m»- » davongetragen haben, wurden "'"e < hervw-gezogen. Die Aufräumungsarbe.ten fortgesetzt. . , F r a n kr s. ' „ erhält von - Der „Petit Eourr.er de ^""0^ einem Manne-Jnsanterieloldaten, der 1 . auf der Teufelsinsel weilte, einige Mstthc g Dreyfus. Diesen zu Folge hat Dreyfus '7:.^ weißen Bart und weißes Haar; seine Sch gewölbt, sein Gang langsam. Er redet mit - Seine Wächter haben strenge Weisung, "lcht im lh zu sprechen. Es sind ihrer vier an der Zahl, ou einem Oberwächter unterstehen. Alle zwei Sinn c abgelöst. Die Posten stehen Tag imd Nach nm geladenen Revolvern und Gewehren. Käfig Drehs weilt immer ein Wächter, der ihn nie twrlaß - Außerdem ist das Innere seiner Hütte mit Spiegeln bedeckt, die es ermöglichen, jede seiner Bewegungen zu beoachten. Morgens kommt an die Landungsbrücke der vwsel eni Boot mit Lebensmitteln, die Dreyfus persönlich abhou, in die Küche geht und eigenhändig zubereitet. Bucher stehen ihm znr Verfügung, doch sind ihm Zeitungen strengstens untersagt.