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Lugau, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf d w- 25. Jahrgang Nr. 218 Dienstag, den 20. September 1898. Redaction «nd Expedition: V«h«str»R< » (nahe dem « «mttgericht). Lelegranrm-Adrefs»: Anzeiger Hohensteiuernftthal. Diele« Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich Nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Austräger, sowie alle Postanstalten. Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich I Mk. 25 Pfg. incl. der illustrirten Sonntagsbeilage. JnsertionSgebühren: die fünfgespaltene 12 Piö < Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pss-D. Rabatt. Reclam« 25 Pfg. Bei mehrmaliger «uss «««ahme der Inserate für die folge^ . L» Uhr. Größere Anzeigen 16. öffentliche Stadtgememderaths-Sitzung Dienstag, den 20. September 1898, Abends 8 Uhr. Hohenstein-Ernstthal, den 17. September 1898. Der Stadtrat h. »r. Polster. Tagesordnung: 1. Pflasterung des Pfarrhains betr. 2. Feststellung der Ballfluchtlinie für die verlängerte Lichtensteinerstraße. 3. Wahl von Mitgliedern für die Einkommensteuer-Einschätzungs-Kommission. 4. Kenntnißnahmen nnd Sonstiges. Hierauf: Geheime Sitzung. Bekanntmachung. Die Neuwahl der Beisitzer des Gewerbegerichts für die Stadt Hohen stein-Ernstthal findet Dienstag, den 4. Oktober 1898 von Vormittags 11 Uhr bis Nachmittags 2 Uhr im Rathssitzungszimmer — Zimmer No. 6 — statt. Wahlberechtigt sind diejenigen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, welche 1. seit mindestens einem Jahre in Hohenstein-Ernstthal Wohnung oder Beschäftigung haben, 2. 25 Jahre alt sind, 3. die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, 4. nicht infolge gerichtlicher Anordnung in der Verfügung über ihr Vermögen be schränkt, 5. im Besitze der bürgerlichen Ehrenrechte sind. Wählbar ist, wer 1. das 30. Lebensjahr vollendet, 2. in dem der Wahl vorangegangenen Jahre für sich oder seine Familie Armen- unterstützung aus öffentlichen Mitteln nicht empfangen oder die empfangene Armenunterstützung erstattet hat, 3. in Hohenstein-Ernstthal seit wenigstens zwei Jahren wohnt oder 4. den für die Wahlberechtigten unter 3—5 aufgestellten ^M"HU g chlj Die Wähler haben sich auf Erfordern über ihre Wahlberechttg nug ausznweisen. . . die nach Als Ausweis für die Arbeitgeber genügt die Bescheinigung u M-beit- 8 14 der Gewerbeordnung erfolgte Anmeldung des Gewerbebetriebe.', 1 des nehmer, sofern sie außerhalb Hohenstein-Ernstthals wohnen^ Gesche g Arbeitgebers, daß sie seit mindestens einem Jahre in Hohenstem-1- I t schäftigt sind, andernfalls eine Bescheinigung des Polizeimeldeamtes, p I mindestens einem Jahre in Hohenstein-Ernstthal wohnen. Die Arbeitgeber a. der Strumpfwaaren- und Tricotagenindustrie wählen 1 d. „ Weberei „ t e. „ Maschinen- und Nadelfabrikation ,, ü. alle übrigen Arbeitgeber ,, die Arbeitnehmer zu u, d und o je 1 Beisitzer, Beisitzer, Hausgewerbetreibende wählen mit den Arbeitgebern, dafern sie außer h Ehegatten und ihren weniger als 14 Jahre alten Kindern regelmäßig mehr c drei Lohnarbeiter beschäftigen, sonst wählen sie mit den Arbeitnehmern. Jede Abtheilung hat die Beisitzer aus den zu ihr gehörigen Perfoneu zu wählen. Als Wahlleiter wird Herr Bürgermeister vr. Polster beauftragt. Hohenstein-Ernstthal, am 17. September 1898. Der Vorsitzende des Gewerbegerichts. Constantin. Am 29. September Nachmittags 3 Uhr sollen im hiesigen Anktionslokale 202 Stück Bretter und 2 Taschenuhren gegen Baarzahlung versteigert werden. Der Gerichtsvollzieher des Kgl. Amtsgerichts .Hohenstein-Ernstthal. Sekr. Kurth. Q. 419/98. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. — Der Staatssekretär des Reichspostamts v. Pod- bielski hat eine Warnung an sümmtliche Unterbeamten seines Ressorts gerichtet. Der Erlaß ist durch die Vor steher der Verkehrsanstalten persönlich den Beamten gegen Anerkenntniß bekannt zu geben. Er lautet: „Die Wochenschrift „Deutscher Postbote", die von einem aus dem Dienst entlassenen PostassisteMen herausgegeben wird, hat mehr und mehr eine Haltung angenommen, die .ge eignet ist, bei den Unterbeamten das Vertrauen zu den Vorgesetzten zu erschüttern und Unzufriedenheit mit dem gewühlten Lebensberuf zu erregen. Unter der Angabe, die Interessen der Unterbeamteu zu vertreten, reizt sie diese zu einem agitatorischen Vorgehen gegen die Ver waltung auf. Eins der Hauptziele meiner Amtsthätig- keit ist es, für das Wohl meiner Untergebenen zu wirken. Dafür beanspruche ich aber auch volles Vertrauen zu mir und zu meiner Verwaltung und Fernhalten von dem „Deutschen Postboten" und hoffe, daß die Unter- beamten sicli fernerhin der Unterstützung jenes Blattes enthalten werden. Das Lesen eines Fachblattes, das den Unterbeamtenstand berührende Fragen in fachge mäßer und nicht verletzender Weise erörtert, soll selbst verständlich keinem Unterbcamten verwehrt sein." — Der konservative Bürgerverein in Bünde i. W. beschloß auf den Antrag eines juristischen Mitgliedes, folgende Petition an den Reichstag zu richten: „Ange sichts der grauenhaften Morde in Genf, Osnabrück und anderen Orten bitten wir den Reichstag, auf Wiederein führung schärfster Prügelstrafen, namentlich wo es sich um bestialische Zerbrechen gegen Frauen und Kinder handelt, hinzuwirken. Sie ist die einzige Strafart, welche die entarteten Menschen noch fürchten." Zugleich werden sümmtliche deutsche Vereine jeglicher politischer Richtung ersucht, sich dem Gesuche anzuschließen. O e st e r r e i ch-U n g a r n. Wien, 17. Sept. Kaiser Franz Josef in der Unifv"m seines preußischen Kaiser Franz-Grenadier- Regiments mit dem Bande des schwarzen Adlerordens traf 2l) Minuten vor der Ankunft des deutschen Kaisers in einer offenen Hofequipage vor dem Nordbaynhofe ein und begab sich in den schwarz drapirten Hofwarte salon, wo die Mitglieder der deutschen Botschaft, der Reichskanzler Fürst Hohenlohe, der heute früh hier eingetroffcn war, und der Staatsminister von Bülow die Ankunft des Kaisers Wilhelm erwarteten. Punkt 1 Uhr fuhr der Zug in die Halle ein. Kaiser Wilhelm, der die Uniform eines österreichischen Generals der Caval- lerie mit dem Bande des Stephansorden- trug, war bereits am Fenster sichtbar und. entstieg eiligst dem Zuge. Franz Josef schritt dem Kaiser Wilhelm ent gegen. Die Monarchen schüttelten sich zweimal die Hand, nahmen die Helme ab und küßten einander drei mal auf das Herzlichste. Beide Kaiser waren tiefbewegt. Die Umgebung bemerkte, wie Kaiser Wilhelm dem Kaiser von Oesterreich seine herzlichste Theilnahme aus- drückte, der sich wiederholt dankend verbengte. Die Monarchen fuhren hierauf in die Hofburg. Mit dem Zuge, mit dem der deutsche Kaiser ankam, trafen auch zwei Kränze ein, der eine von Kaiser Wilhelm, der andere von seiner hohen Gemahlin. Beide Kränze legte Kaiser Wilhelm sofort nach der Ankunft in der Hofburg auf den Sarg der Kaiserin Elisabeth nieder. Heute Abend 6 Uhr wird auf der deutschen Botschaft ein Diner eingenommen. Kaiser Wilhelm verweilt dort bis gegen 8 Uhr, worauf die Abreise erfolgt. Wien, 17. Sept. Seit dem frühen Morgen herrschte auf sämmtlichen Straßen und Plätzen ein un beschreibliches Leben. Gewaltige Menschenmassen strebten in ununterbrochenem Strome dem Centrnm der Stadt zu und suchten in jenen Straßen, die die geliebte Kaiserin auf ihrem letzten Wege Passiren sollte, Auf stellung zu nehmen. Die sämmtlichen in Wien ein laufenden Eisenbahnzüge waren schon am Tage vorher überfüllt gewesen und die Morgen- und Vormittags stunden brachten immer neue Massen nach der Metropole. Noch düsterer, wie die Tage vorher, erschien der Trauerschmuck Wiens. Von fast allen Gebäuden wehten lange Trauerfahnen, Fenster und Balkons waren mit schwarzem Tuch umhüllt; auch die Bevölkerung hat in der Mehrzahl Trauer angelegt. Hinter den spalier bildenden Truppen harrte lautlos die dichtgedrängte Menge. Glockengeläute verkündete den Harrenden mit dem Schlage der vierten Stunde, daß 'die Spitze des Trauerzuges sich in der Hofburg in Bewegung setzte. Hier war der Sarg durch Kammerdiener und Leiblakaien vom Schaubette gehoben und nach nochmaliger Einsegnung nach dem im Schweizerhofe harrenden Leichenwagen getragen worden. In der Kapuzinerkirche hatten sich der Allerhöchste Hofstaat und die sonst berufenen Personen schon, ehe sich der Trauerzug vom Schweizerhof aus in Bewegung setzte, versammelt. Auf die Meldung von dem Herannahen des Leichenzuges begaben sich die bereits inkognito vorher eingetroffenen Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften in die Kirche. Als die Spitze des Leichenzuges ans dem Michaelisplatze erschien, ent blößten die Harrenden die Häupter und eine tiefe Bewegung ging durch die Menge. Der Leichenzuq wurde von einer Abtheilung Cavallerie eröffnet Den Reitern schlossen sich eine Anzahl sechsspänniger Hof wagen an. Nun kam der von acht Rappen gezogene schwarz drappirte Leichenwagen heran; der Sarg ver schwand fast unter der Fülle der prachtvollen Blumen- spenden. Zu beiden Seiten des Wagens schritten Leiblakaien und Edlelknaben mit brennenden Wachsfackeln Als der Leichenwagen vor der Hauptpforte der Kapu- zinerkirche angelangt war, wurde der Sarg gehoben