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Mannigfaltiges. (Nachdruck verboten.) l—dn— Mkdcr-Mthses. Auflösung folgt in Nr. 31. wie in weltlichen Angelegenheiten in Anspruch. sO. v. B.s AUo ReU)to vovvelslrlten. scheint Rußland z» sein. Zn den wunderbarsten Erscheinungen in dieser Hin- erhielt, wieder nach Paris zurückzukehren, sicht dürfte ohne Zweifel ein Mann im Zarenreiche gehören, dem man dort! Kerörecheröräute. — I» Frankreich werden weibliche Gefangene und Verurtheilte im Ganzen milder behandelt als anderSwo. Ihre Aufseherinnen sind Augustinernonncn, deren Regiment trotz strenger Vorschriften doch wohl- wollender und zuvorkommender ist, als das von Frauen aus dem Laienstande sein würde. Die weiblichen Gefangenen dürfen sich — ebenso wie die männ lichen — durch Arbeit etwas verdienen und dafür in der Kantine der be treffenden Anstalt kleine Nebenbedürfnisse decken, was übrigens in den deutschen Gefangenenanstalten auch der Fall ist. Die jüngeren derselben genießen aber noch ein in anderen Staaten unbekanntes Privilegium, nämlich, daß der Staat ihnen Ehegatten besorgt, nur sind das wieder nur verurtheilte Verbrecher. Alle Jahre zweimal werden die weiblichen Gefangenen aufgerufen, sich zu melden, wenn sie sich entschließen können, nach Neukaledonien zu gehen und dort in die Ehe zu treten. Die Kandidatinnen müssen noch jung und frei von körperlichen Elebrechen sein, auch mindestens zwei Jahre in der Straf anstalt zugebracht haben. Mädchen, die zu längerer Strafzeit verurtheilt sind, ergreifen oft diese Gelegenheit, um dem bedrückenden Gefängnißlcben zu ent- weichen, und die hübscheren unter ihnen können auch sicher sein, in die auf- zustelleude Liste ausgenommen zu werden, wie schwer auch die von ihnen be gangenen Verbrechen gewesen sein mochten. Die erwählten Ehekandidatinnen Die Wursiküche in Regensburg. (Mit Bild ans Seite 1I8.> — Jeder Fremde, der nach Regensburg kommt, besucht auch die berühmte Wurstküche, ist aber meist sehr enttäuscht, weun er ein kleines Häuschen erblickt, das nach der Straße zu nicht einmal Fenster, sondern nur die nackte Wand zeigt. Fenster und Eingang befinden sich auf der nach der Donau zu gerichteten Front, vor der einige Holztische und Stühle stehen. Dort lassen sich die Fremden bei gutem Wetter nieder, bei schlechtem drängen sie sich in den beiden niedrigen Zimmern zusammen, den einzigen Räumen, die das Häuschen außer der Küche besitzt. Die Regensburger Wurstküche lsiehe unser Bild auf S. 118) ist ein Frühstiickslokal und mir Vormittags geöffnet. Die darin hergestellte und ver abreichte Delikatesse sind auf dem Rost gebratene, nur fingergroße, schweinerne Würstchen mit etwas Sauerkraut als Zukost. Getränke werden nicht verabreicht, doch holt die Kellnerin auf Wunsch gern aus einer nahen Wirthschaft „eine Halbe" herüber. Reim Wort genommeil. — Der Herausgeber einer englischen Prvvinzial- zeitung hatte den Sheriff der Grafschaft, Bagley, wiederholt, aber vergeblich um Bezahlung des seit einigen Quartalen rückständigen Abonnements gebeten. Endlich gab der Sheriff das Versprechen, er werde das Geld am folgenden Verantwortlicher Redakteur: Th. Freund, Druck und Verlag der Union Deutsche Vcrlagsgejelychajt in Stuttgart. Auflösung der Charade in Nr. 29: Feuerland. Mthsel. Was nlederdonnernd Unheil schasst, Verliert durch Lautlausch seine Kraft: Denn wird zum Kops der zweite Laut, Bian einen Mädchennamen schau«. Auflösung folgt in Ar. öl. den Namen „Anton der Wanderer" bcigelegt hat. Derselbe befindet sich schon j seit vierzig Jahren auf ununterbrochener Wanderschaft und Hal in dieser Zeit! Sibirien, Eentralasien und das europäische Rußland durchpilgert, lieber seine, Schultern und seinen Körper sind eiserne Ketten zusammengeschweißt, welche! inogesammt fünfzig Pfund wiegen. Ein eiserner Gürtel von dreißig Pfund Schwere umgibt die Lenden und ist mit einem Schlosse geschlossen, dessen Schlüssel der Träger seiner Zeit in das nördliche Eismeer geworfen hat. Enorme Summen hat der Wanderer auf seinen Pilgerfahrten gesammelt, von denen er keine Kopeke für sich verbrauchte, denn sie sind ausschließlich zum Bau von Kirchen und Schulen bestimmt. Der ganz eigenartige Mann steht nicht allein beim unwissenden Landvolke, sondern auch bei den gebildeten und begüterten Klassen in hoher Achtung. Männer und Frauen aller Stände nehmen den Nath Anton's in geistlichen wollen. Unter diesen Bedingungen über nimmt die Negierung ihre Ueberführung, gibt ihnen eine mäßige Aussteuer und bei Landung in Noumca einen Freilassungs schein. Die Eheschließungen werden dann von dem Gouverneur der Kolonie in die Hand genommen, und dieser hat stets eine Auswahl geeigneter Vcrurtheilter „im Vor rath", aus denen die Mädchen wählen dürfen, und dabei können sie sogar etwas wühlerisch sei», denn die Zahl der männlichen De- portirten verhält sich zu der der ankommen den Mädchen immer wenigstens wie drei zu eins. Der Erfolg dieses Verfahrens soll oft ein überraschend guter sein. s—dn—j Seltene Schlagfertigkeit. — Die Mar quise v. Coislin bat eiust den gewaltigen Polizeiminister Fouchü um eine Audienz. Fouchv, welcher sich vorgenommen hatte, ihre Bitte, welcher Art sie auch sei, abzu- schlagen, empfing sie stehend, mit dem Arm an den Kamin gelehnt, und bot ihr keinen Sitz an. „Bürger-Minister," sagte die Marquise, „ich komme, um zu fragen, welche Verbrechen meine Schwester, Madame d'Avary, begangen hat, daß sie verbannt werden soll?" „Sie ist eine Feindin der Negierung und hat die Kühnheit, derselben Trotz zu bieten!" entgegnete Fouchö. „Meine Schwester kühn?" hob die Mar quise wieder an, „meine Schwester dem erste» Kcmsul Trotz bieten? O, da kenne» Sie sie viel zu wenig! Sie ist so schüchtern, daß sie nicht einmal den Muth haben würde zu sagen: „Bürger-Minister, haben Sie die Güte, mir einen Stuhl zu geben." Diese Worte brachten den Minister so außer Fassung, daß die Marquise einen Stuhl, und ihre Schwester die Erlaubnis! storben bin." Der folgende Tag verging, ohne daß das Geld kam. Als am dritten Tage der Sheriff beim Frühstück seine Zeitung zu lesen begann, überraschte ihn obenan die 'Notiz: „Mit tiefem Bedauern melde» wir das Ableben des Herrn Philipp Bagley, Esq., Sheriff der Grafschaft Essex." Dan» folgte ein förmlicher Nekrolog, in welchem der vielen guten Eigenschaften des Verstorbene» rühmend gedacht, zum Schlüsse aber er wähnt war, er habe einen bcklagenswcrthen Fehler gehabt: er sei nicht pünktlich im Bezahlen gewesen. Bagley ließ sein Frühstück stehen und eilte nach dem Nedaktionslokale. Auf dem Wege dahin begegnete er vielen Bekannten und war nicht wenig überrascht, daß keiner derselben sich wunderte, ihn noch lebendig zn sehen. Sie hatten doch gewiß schon die Zeitung gelesen, hatten sie denn so wenig Interesse für ihn, daß sie seinen angebliche» Tod gar nicht beachtet hatten? Der Redakteur empfing den Sheriff mit dem AuSruf: „Wie, Sir, ich meinte, Sie seien gestorben?" „Gestorben? Wie kommen Sie dazu?" „Ei, haben Sie den» nicht selbst ge sagt —" „Ach ja, ich erinnere mich. Nun, da ist Ihr Geld ; aber nun sorgen Sie auch dafür, daß die Nachricht gleich in der heu tigen Nummer widerrufen wird." „Das wird nicht nöthig sein, Sir," erwiederte der Redakteur, „sie hat nur in Ihrem Exemplar gestanden." s—dn—s Hin wunderlicher Heiliger. — Son derbare Menschen erzeugt wohl jedes Land, ganz besonders gesegnet mit solchen aber Künlkterehrgeiz. — Als der Violinist Michel Richard de Lalande den Komponisten Lully um eine Stelle im Orchester der Großen Oper gebeten hatte und abschlägig beschicken worden war, zerbrach er in Heller Wuttz seine Geige und schwur, nie wieder eine anzurühren. Von da an spielte er nur noch Orgel und Klavier, obgleich er erst 20 Jahre zählte. Pierre Lagrave hatte mit l8 Jahren den ersten Kompositionspreis am Konservatorium zu Paris davongetragcn, er bewarb sich darauf mit einer von ihm kompouirten Kantate uni den sogenann ten „Nömerpreis". Als ihn, jedoch am 12. Juli 1882 der Preis nicht zu erkannt wurde, fiel er ohnmächtig zu Bode» und verschied drei Stu»de» darauf. Als der Maler Annibale Caracci für ein Gemälde, an dem er sieben Jahre lang gearbeitet hatte, nur 500 Goldthaler erhielt, berührte er den Pinsel nicht mehr und starb aus Gram. Cantarini vergiftete sich, weil ein von ihm ge maltes Bild des Herzogs von Mantua nicht getroffen sein sollte. Joost van Cleef wurde wahnsinnig, weil Philipp von Spanien die Gemälde des Tizian den! seinen vorzog. sD j I Immer höflich! Im Walde tritt ein Strolch auf einen Neisenden zn und brüllt ihn an: „Geld und Uhr her oder ich schieß'!" „Nee, nee, nee!" ruft der Fremde ängstlich, überreicht ilun das verlangte und fügt bei: „Wenn Sie erlauben, gnädigster Herr Räuber, ».ächte ich mir nur gestatten, Sie darauf aufmerksam zu machen, daß die Uhr al'e zwee Tage drei 'Minnien nachgeht!" , „ ... , vuu vuc.v UN. ,-n^nnen haben daun schriftlich zu bezeugen, daß sie einen deportirten Verbrecher hei- Morgen schicken, mit dem Bemerken: „Wenn Sie morgen das Geld nicht er-! rathen und daß sie sich für den Nest ihres Lebens in Neukaledonien aufhalteu halten, können Sie sicher sei», daß ich ge-