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rrn 6^ Mannigfaltiges. (Nachdruck verboten.) Mlder-ZtättM. herum, „es war ein gewisser — Lessing! ,C. TJ Auflösung folgt in Nr. 23. AÜo RoUsto r»ovUol)crltrnr Aus Wenschenhnut. — In Tacoma iin Staate Washington versuchte vor längerer Zeit ein berüchtigter Desperado, Namens Blanck, aus dem Gefängnis! zu entspringen, bei welcher Gelegenheit er nach verzweifelter Gegenwehr er schossen wurde. Seine Körperhaut wurde nunmehr gegerbt und zu Geldtaschen verarbeitet. Diese unheimliche Industrie scheint übrigens weiter verbreitet zu sein, als man bei oberflächlicher Beobachtung annimmt. Zn den Scheutzlich- keiten, welche seiner Zeit bei der vom General Ben Butler veranlaßten Unter suchung des Armenhauses von Tewkesbury in Massachusetts an den Tag kamen, gehörte auch das Abziehen der Leichen vieler in jener Musteranstalt gestorbener armer Schlucker und die Verarbeitung der Haut zu allerhand „Souvenirs", tür welche die Wärter oder ihre Kumpane guten Absatz fanden. Aehnliches sollte auch im Staatszuchthause von Ohio in ausgedehntem Maße vorgekommen sein, sogar in Verbindung mit absichtlicher Tödlung von Gefangenen bei der geringsten Veranlassung. Alle Beamten wurden damals entlassen, eine krimi nelle Verfolgung derselben fand aber nicht statt, da es an greifbaren Beweisen mangelte. In Mexiko, sowie im wilden Südwesten der Union war vor 40 und >0 Jahren die Benutzung von Menschenhaut zur Herstellung von allerlei kleinen, in der Tasche tragbaren Gegenständen etwas sehr Gewöhnliches, und manche Besitzer solcher Artikel machten sich groß damit, als ob es Trophäen ihrer eigenen Heldenthaten wären. Zum Theil dienten solche Sächelchen auch dem Aberglauben. Jedenfalls gab es genug Beispiele dieser Barbarei, und noch heutzutage muß das Publikum für die Abnahme von Waaren ans Menschenhaut ziemlich beträchtlich sein, denn wenn nicht hoher Verdienst in diesem abscheulichen um von den Vorübergehenden milde Gaben zum Besten der Armen zu erbitten. Der Student freilich, den das reizende junge Mädchen in der Mitte unseres Bildes darum angeht, bedeutet ihr durch ausdrucksvolle Mimik, daß völlige Ebbe in seiner Kasse herrscht. Der rechts unter dem Zeltdache sitzenden reiferen Schönen dagegen reicht ein Herr soeben seinen Beitrag, zu dessen Aufnahme das von ihr in der Nechten ge haltene Döschen bestimmt ist. Abschreckendes Beispiel. — Der be kannte Musikschriftsteller Rochlitz war in seiner Jugend Zögling der Leipziger Thomas- schule, welche damals unter Leitung des Rektors Fischer, des bekannten Herausgebers des „Anakreon", stand. Die poetische Ader des jungen Rochlitz that sich frühzeitig kund, aber freilich in einer verpönten Richtung. Statt sich in griechischen oder lateinischen Hexanietern zu ergießen, überströmte sie von deutschen Neimversen. Man wollte sogar von dramatischen Versuchen seiner jugend lichen Feder wissen. Der Rektor Fischer, welcher davon hörte, ließ Rochlitz, den er als fleißigen und talentvollen Schüler werth hielt, auf seine Stube kommen und redete ihn folgendermaßen an: „Mein lieber Rochlitz, Er ist auf dem besten Weg, die schönen Gaben, welche ihm unser Herrgott verliehen, unverzeihlich zu mißbrauchen. Er ahnt vielleicht noch gar nicht, wohin solches Treiben zuletzt führen kann. Da will ich Ihm ein abschreckendes Beispiel aus meiner Jugend erzählen. Ich machte auf der Universität die Bekanntschaft eines jungen Menschen von schönen Anlagen und Kenntnissen. Lateinisch und Griechisch hatte er auS dem Grunde studirt, er las den Thukndides, ja den Aristophanes, daß es eine Lust war. Run sehe Er einmal: der junge Mann gericth in Gesellschaft von Komödianten und Zeitungsschreibern und verwarf sich total. Seine Klassiker blieben liegen, er lief in's Theater, und am Ende wurde er selber nichts Besseres, als ein Komödiantenschreiber. Wenn Er seinen Namen wissen will," hier drehte sich der alte Fischer auf seinen Absätzen Verantwortlicher Redakteur: Th. Freund, Druck und Verlag der Union Deuische VerlagSgeselychasl in Stuttgart. Der Kestsaak der Martburg. <Mit Bild auf Seite 86.) — Unter allen deutschen Burgen gebührt der Wartburg bei Eisenach, die Ludwig der Springer 1067 erbaute, seit ihrer umfassenden und stilgerechten Wiederherstellung in den Jahren 1847 bis 1870 der Preis. Im Landgrafenhause, dem aus dem 12. Jahr hundert stammenden Hauptgebäude, wird das ganze dritte Stockwerk von dem großartigen und prächtig ausgestatteten Festsaal eingenommen, der dem Publi kum nicht zugänglich ist, und von dem wir auf S. 86 eine Ansicht bringen. Skulptur und Malerei sind hier Hand in Hand gegangen, um uns einen Prunk saal aus der Blüthczeit des Mittelalters vor Augen zu stellen, wie er zum zweiten Male nirgends zu finden ist. Die Ornamenteumalerei und die historische der beiden Giebelwände sind Kunstwerke von Weller auS Köln. Unter dem Hauptträger des Daches steht die Statue des Baumeisters v. Ritgen mit dem Modell der Wartburg in der Hand, eine Arbeit Konrad Knoll's. Das „Maienbreuz" in Spanien zn Anfang nnferes Sayrhunderts. «Mit Bild auf Seite 87.) — Ein eigenartiges Frühlingsfest war das sogenannte „Maienkreuz", das zumal im Anfauge uuseres Jahrhunderts in allen spanischen Städten im Schwange war, und wozu sich gewöhnlich die Damen eines Stadt viertels vereinigten. Das „Maienkreuz" hing man vor der Thür einer Kirche auf und schmückte das ganze Portal in der aus unserem Bilde auf S. 87 ersichtlichen Weise. An einem unter dem Kreuze aufgestellten Tischchen oder unter einem daneben aufgeschlagenen Zeltdach standen und saßen dann ab wechselnd immer einige Damen des Kvmitös, Auflösungen von Nr. 21: de8 Näthfels: Homer, Hofer; des Logogriphs: Nacken, necken, nicken. Scherz-Näthser. ßiner schönen Taube nahm einst ein Zanb'rer acht, lind so im Handumdrehen 'ne Laube er draus macht. Auflösung folgt in Nr. 23. Geschäft steckte, so würden sich nicht immer wieder Leute finden, welche das selbe ohne jede Rücksicht, selbst auf ihre eigene Gefahr, betreiben. sO. v. B.j Die Lehre von den ^haraktergemüfen. — Daß gewisse Speisen und Getränke bei länger fortgesetztem Genuß einen besonderen Einfluß auf den menschlichen Organismus ausüben, ist unbestreitbar. Ebensowohl darf mau auch behaupten, daß gute und schlechte Mahlzeiten beruhigend und erheiternd beziehungsweise beunruhigend und verstimmend wirken, denn nur wenige Menschen vermögen es, die Regungen des Körpers mit dem Verstände völlig zu beherrschen. Zu weit ging dagegen seiner Zeit der vielgenannte Hungerkünstler Doktor Tanner, indem er die Lehre aufstellte, daß der Charakter des Menschen wesentlich durch die Art der Ernährung bestimmt werde; namentlich seien es Gemüse, welche die verschiedenen seelischen Stimmungen zu lebhaftestem Ausdrucke brächten. So erzeuge die Möhre Aengstlichkeit und Tücke, die Steckrübe Sanft- muth, die grüne Bohne Zorn und Rachsucht. Die Richtigkeit seiner Behauptung wollte Doktor Tanner an seiner Gattin selbst erprobt haben, wobei er indeß so unvorsichtig war, mit der grünen Bohne zuerst zu beginnen. Der Versuch nahm einen tragischen Ausgang; denn nachdem Frau Tanner acht Tage lang Bohnengemüse verspeist hatte, bekam sie sowohl dieses Gericht ivie ihres Ge mahles Zumuthungen satt nnd warf dem Letzteren einen ansehnlichen Steinkrug an den Kopf. Natürlich war der Herr Doktor und Hungerkünstler iveit davon entfernt, sich hierüber zu ärgern, er freute sich vielmehr über das glänzende, seine Theorie so nachdrücklich bestätigende Ergebniß des ersten praktischen Ver suches und wollte nun schleunigst die Gegenprobe machen. Leider hatte er aber bei seinem schlauen Plane den Umstand über sehen, daß der den grünen Bohnen ent sprossene Zorn die Dame hinderte, sich auf den Rübenkursus einzulassen. Das aufge brachte Versuchsobjekt verließ in schnöder Weise das Haus und — klagte auf Schei dung. So blieb die Lehre von den Charakter gemüsen bis heute unerwiesen. sE. KI Also doch! — Der bekannte Krimi nalist Julius Eduard Hitzig (1780—1840), der viele Jahre bei den Berliner Gerichten thätig war, theilte ein komisches Erlebnis; aus seiner richterlichen Praxis mit. Zwei Acker bürger ans einem Vorort Berlins waren miteinander in Streit gcraihen: der Eine hatte dem Anderen Geld geliehen und ver langte es endlich zurück, der Gemahnte be hauptete, es schon längst entrichtet zu haben. Schließlich kam die Sache vor Gericht „Ihr habt also nichts von dem An geklagten bekommen?" sragte Hitzig den Klüger, nachdem derselbe seine Beschwerde vorgebracht hatte. „Nichts," erwiederte dieser. „So schwört!" Der Kläger war bereit dazu. „Bevor Ihr schwört," ergriff Hitzig noch einmal das Wort, „überlegt Euch ja, nms Ihr UM. Hütet Euch vor einem Mein eid! Ich will Euch also noch einmal fragen: Habt Ihr wirklich nichts von dem Angeklag ten bekommen?" „Um Gottes willen," rief der Kläger außer sich vor Angst, „ja doch, ja! Da hätte ich bald einen Meineid geleistet — eine Ohrfeige habe ich von ihm bekommen!" Eine Heiterkeit, wie sie in den Ge ¬ richtssälen selten ist, folgte diesen Worten. Uebrigens wurde die Schuld des An geklagten bald festgestellt und dem Kläger zu seinem Recht verhalfen. sJ. DJ I a 8 in v, ft' E